Anfragebeantwortung zum Irak: Sicherheitslage in Basra [a-10532-2 (10533)]

8. März 2018

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Das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW), das sich selbst als überparteiliche Forschungsorganisation im Bereich Militärangelegenheiten bezeichnet, erwähnt in einem im Dezember 2017 veröffentlichten Bericht zu den irakischen Streitkräften und den mit der Regierung verbündeten Milizen „Popular Mobilisation Forces“ (PMF), dass die PMF Basra als strategisch wichtige Region ansehen würden, da dort Wohlstand herrsche und man junge Schiiten für die Milizen rekrutieren könne. Die mächtigsten PMF-Milizen in Basra seien die Badr-Organisation, Asa’ib Ahl al-Haq, Saraya al-Salam, Kata’ib Hezbollah, Saraya Talia al-Khorasani und Kata’ib Dschund al-Imam. Diese Milizen würden ihre Handlungsfreiheit in Basra aufs Schärfste verteidigen und sich gegen Bemühungen der irakischen Sicherheitskräfte wehren, die Kontrolle über die Provinz zu erlangen. Am deutlichsten habe sich der Widerstand gegenüber den irakischen Sicherheitskräften im Jänner 2016 abgezeichnet, als die PMF Truppen der irakischen Armee, die von Premierminister Abadi geschickt worden seien, um Kriminalität und Stammeskonflikten Einhalt zu gebieten, aus Basra ausgewiesen hätten:

The PMF [Popular Mobilisation Forces] views Basra as a key hub due to its wealth and position as a recruitment pool for Shi’a youth. The most dominant PMF units operating in Basra and its ports reportedly include the Badr Organization, Asa’ib Ahl al-Haq, Saraya al-Salam, Kata’ib Hezbollah, Saraya Talia al-Khorasani, and Kata’ib Jund al-Imam. They fiercely defend their freedom of action in Basra and resist any effort by the ISF [Iraqi Security Forces] to establish control over the province. The most prominent sign of resistance to the ISF came in January 2016 when they ejected units from the 9th IA Armored Division deployed to Basra by Prime Minister Abadi to suppress criminality and tribal violence.“ (ISW, Dezember 2017, S. 16)

Lifos, das Zentrum für Länderinformationen der schwedischen Einwanderungsbehörde (Migrationsverket), bemerkt in einem Bericht zur Sicherheitslage im Irak (Berichtszeitraum Juli 2016 bis November 2017) unter Berufung auf den Blog Musings on Iraq und Niqash, dass die südlichen Provinzen zwar nicht direkt vom Konflikt betroffen gewesen seien, jedoch in geringerem Umfang (3-10 Mal monatlich) zum Ziel von Angriffen der Gruppe IS würden. Von den südlichen Provinzen seien insbesondere die Provinzen Babil und Basra von solchen Vorfällen, bei denen es vornehmlich um improvisierte Spreng- Brandvorrichtungen, Autobombenanschläge und Schießereien gehe, betroffen. Das Sicherheitsvakuum, das durch den Abzug der Sicherheitskräfte in den Norden verursacht worden sei, habe im Süden Raum für Stammesauseinandersetzungen, kriminelle Handlungen und politische Gewalt geschaffen. Die ölreiche Provinz Basra sei besonders anfällig. Hier komme es zu Kämpfen rivalisierender Stämme um landwirtschaftliche Flächen, staatliche Bauaufträge und Landbesitz, die immer wieder eskalieren würden. In den südlichen Provinzen erwarte man wegen der bevorstehenden Wahlen (gemeint sind die für den Mai 2018 angesetzten Parlamentswahlen, Anm. ACCORD) ein hohes Ausmaß an Spannungen innerhalb der schiitischen Gemeinschaft, die sich aus verschiedenen einflussreichen Milizen zusammensetze, die wiederum unterschiedliche politische Strömungen unterstützen würden. Der IS, der sein Herrschaftsgebiet im Irak und in Syrien verloren habe, werde wahrscheinlich seinen Schwerpunkt auf leichte Ziele innerhalb der schiitischen Gemeinschaft, wie zum Beispiel religiöse Kultstätten, verlagern, und somit konfessionelle Konflikte schüren:

The governorates of the south, although not directly affected by the conflicts in the northern and central provinces , are subject to IS attacks, but on a relatively small scale (3–10 on average per month). The governorates of Basra and Babil are those primarily affected, and the incidents are usually IED s [Improvised Explosive Device] and car bomb attacks or shootings. […]

The security void following the deployment of security forces to the fighting in the north has left the southern region open to reoccurring tribal clashes, criminal activity, and political violence. The oil-rich Basra governorate is particularly susceptible, where fighting between rival tribes over farmland, state construction contracts, and land ownership continues to escalate in intensity. […]

The southern governorates are likely to experience high levels of intra-Shia tensions in the upcoming elections, compounded by various influential militia groups backing different political agendas. Following IS territorial defeat in Iraq and Syria, the group is mostly likely to shift focus towards high-propaganda soft targets within segments of the Shia community, as well as religious sites, consequently inciting further sectarian tensions.” (Migrationsverket, 18. Dezember 2017, S. 32-33)

Die schwedische Einwanderungsbehörde Migrationsverket geht in einer im Jänner 2018 veröffentlichten rechtlichen Stellungnahme zum Irak auch auf die Rückkehr eines Irakers nach Basra ein. Die Möglichkeit der Rückkehr einer Person, die zuvor in einem Gebiet gelebt habe, das von Aktivitäten des IS betroffen gewesen sei, und die sich nun in Basra niederlassen wolle, hänge davon ab, wie sicher die ursprüngliche Herkunftsregion sei. Personen aus einem von IS-Aktivitäten betroffenen Gebiet, das als sicher eingestuft werde, dürften sich nicht in Basra niederlassen. Personen, die nicht aus einer Gegend kommen würden, die als sicher gelte, hätten die Möglichkeit, sich in Basra niederzulassen. Dafür würden sie einen Bürgen benötigen. Wenn die betreffende Person keinen Bürgen finde, dann könne mit einigen Ausnahmen das Ministerium für Migration und Vertreibung (Ministry of Migration and Displacement, MoMD) als Sponsor fungieren. Wenn die Person keinen Bürgen, beispielsweise ein Familienmitglied, finde, sei das Risiko groß, in einem Flüchtlingslager zu enden. Eine Person, die aus einer Provinz komme, die nicht vom IS betroffen gewesen sei, könne sich ohne einen Bürgen in Basra niederlassen. Eine interne Fluchtalternative bestehe also unabhängig vom religiösen oder ethnischen Hintergrund der Person. Es bestehe jedoch ein Risiko für Sunniten, in Flüchtlingslagern zu enden und Schikanen ausgesetzt zu sein. Für Sunniten, Christen und Mandäer sollte ein vorhandenes Netzwerk (beispielsweise durch Verwandte, andere Bekannte oder die Tatsache, schon einmal dort gelebt zu haben) eine Voraussetzung sein, um Basra als interne Fluchtalternative in Betracht zu ziehen:

I Basra görs skillnad på om den som söker sig till staden kommer från ett område i någon av de IS-drabbade provinserna som betraktas som säkert eller inte. Personer som kommer från ett område som betraktas som säkert kan inte hänvisas till Basra då de inte får tillstånd att bosätta sig där. För personer som inte kommer från ett s.k. säkert område finns i och för sig möjlighet att bosätta sig i Basra. Det krävs dock en sponsor. Har personen inte en sponsor kan med vissa undantag Ministry of Migration and Displacement (moMD) utgöra sponsor. Risken för att placeras i läger är dock stor om personen inte har en sponsor i form av exempelvis familjemedlemmar. […]

Det finns inget sponsorkrav för en person som inte kommer från någon av de IS-drabbade provinserna. Internflykt är därmed möjligt oavsett etnicitet eller religion. För sunniter tycks det dock finnas risk för att hamna i läger och utsättas för trakasserier. När det gäller kristna och mandéer har dessa en utsatt situation, även om en del förbättringar skett vad gäller säkerheten i de södra provinserna. För att Basra ska kunna utgöra ett internt flyktalternativ för en sunniarab, kristen eller mandé bör en förutsättning vara att det finns ett nätverk; exempelvis med anledning av tidigare bosättning/vistelse eller anknytning genom släkt eller andra kontakter. En individuell bedömning får sedan göras i det enskilda ärendet av om Basra utgör ett relevant internt flyktalternativ.” (Migrationsverket, 19. Jänner 2018, S. 11-12)

Das in der Autonomen Region Kurdistan (Irak) ansässige kurdische Mediennetzwerk Rudaw berichtet im Jänner 2018, dass die Sicherheitskräfte eingeschritten seien, um Schießereien zwischen zwei rivalisierenden Stämmen in der Provinz Basra zu beenden. Einer Quelle aus den Sicherheitskräften zufolge hätten diese den Befehl, die Verantwortlichen für die Auseinandersetzungen festzunehmen und die bei den Auseinandersetzungen zum Einsatz gekommenen Waffen zu konfiszieren. Die Provinz Basra, so Rudaw, sei immer wieder Schauplatz von Kämpfen zwischen Stämmen, bei denen es auch Todesopfer gebe. Stammesgesetze würden, insbesondere bei ausbrechenden Konflikten, dem staatlichem Recht vorgezogen. (Rudaw, 24. Jänner 2018)

 

The New Arab (Al Araby Al Jadeed), ein 2014 in London gegründetes Medienunternehmen, berichtet in einem Artikel auf seiner Nachrichtenwebseite vom Jänner 2018, dass die Sicherheitskräfte in mehreren Regionen der Provinz Basra Operationen durchgeführt hätten, um die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Stämmen zu beenden, in denen mittelschwere Waffen, schultergestützte Raketen und Kleinwaffen zum Einsatz gekommen seien. Bei den Auseinandersetzungen habe es ein Todesopfer und mehr als 30 Verletzte gegeben. Laut lokalen Quellen handle es sich bei den meisten Waffen, die bei den Stammesauseinandersetzungen benutzt würden, um Kriegsbeute der Personen aus Basra, die innerhalb der PMF-Milizen gegen den IS gekämpft hätten. Der Polizei in Basra zufolge hätten sich Einheiten des irakischen Militärs zusammen mit der örtlichen Polizei im Ort Al-Haritha nördlich der Stadt Basra sowie in den umliegenden Gebieten zwischen den Stellungen der beiden Stämme positioniert. Trotz des gemeinsamen Einsatzes habe man es nicht geschafft, bewaffnete Kämpfer festzunehmen, da man befürchtet habe, in den Konflikt hineingezogen zu werden. Daher habe man sich darauf beschränkt, die Gewalt einzudämmen. Ein Mitglied des Ältestenrates von Basra, Ali Fadil, habe gesagt, dass die bewaffneten Auseinandersetzungen unter Stämmen zu einem Problem geworden seien, durch das die Arbeit der Sicherheitskräfte behindert werde. Die Einwohner Basras seien von den Fronten zurückgekehrt und hätten leichte bis schwere Waffen mitgebracht. Laut Fadil Ali stamme ein großer Teil der PMF-Milizen ursprünglich aus Basra. Nach dem Ende der Kämpfe im Norden hätten sich diese Milizkämpfer wieder in ihre Stämme integriert und sich geweigert, ihre Waffen abzugeben, die sie als legitime „Kriegsbeute“ aus dem Kampf gegen den IS betrachtet hätten. Die örtlichen Behörden könnten aufgrund der Angst, mit den Stämmen in Konflikt zu geraten, dieses Problem nicht lösen. (Al Araby Al Jadeed, 25. Jänner 2018)

 

Die irakische Zeitung The Baghdad Post meldet im Jänner 2018, dass bei einem gemeinsamen Einsatz der irakischen Armee und der Polizei in al-Karma, einem nördlichen Stadtteil von Basra, Hausdurchsuchungen nach Waffen und nach Personen, die zur Fahndun ausgeschrieben seien, durchgeführt worden seien. Dafür seien zwei Wohngebiete, al-Karma und Abu Sukhair, komplett abgeriegelt worden. Es wird auch eine Razzia in der Gegend al-Haritha erwähnt. Die Provinz Basra sei in der letzten Zeit stark von bewaffneten Stammesauseinandersetzungen betroffen. (The Baghdad Post, 26. Jänner 2018)

 

Al-Araby Al-Jadeed schreibt in einem weiteren Artikel vom Februar 2018 auf seiner englischsprachigen Website, dass die südliche Stadt Basra seit langem Probleme mit bewaffneten Milizen habe, die sich auch als Drogenschmuggler und im Bereich Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung betätigen würden. Aufgrund ihrer Lage am Persischen Golf und der Nähe zur iranischen Grenze sei Basra eine Hochburg krimineller Aktivitäten geworden, wo geschmuggelte Ware leicht über die Grenze in den Irak gelange. Die Verantwortlichen für die kriminellen Machenschaften sowie diejenigen, die diese unterstützen würden, seien häufig einflussreiche Milizen, von denen manche Verbindungen zu den Popular Mobilisation Forces (PMF) unterhalten würden., sowie politische Parteien, die eine aktive Rolle in den alltäglichen Staatsgeschäften übernehmen würden:

Another of Iraq’s major cities, the southern port city of Basra, has also come under close scrutiny resulting from its long-term problems with armed militias moonlighting as drug smugglers and sex traffickers. Due to its location on the Gulf coast and its proximity to the Iranian border, Basra has become a hub of criminal activity, with contraband passing easily through Iraq’s porous borders. Adding to Iraq’s woes are the fact that the facilitators and perpetrators of much of this criminal activity are powerful militias, some of whom are affiliated with the PMF [Popular Mobilisation Forces]as well as political parties who play an active role in the country’s day-to-day politics. The New Arab reported Iraqi anti-drug police teams were seizing illegal drugs and other contraband shipments on an almost daily basis, with the Basra provincial council blaming the epidemic on politicians and officials with the kind of clout to provide formal cover to organised criminal gangs.“ (Al-Araby Al-Jadeed, 8. Februar 2018)

Middle East Monitor (MEMO), eine nichtprofitorientierte Organisation zur Analyse und Übersetzung von Medienprodukten sowie zur Medienüberwachung in Bezug auf Berichterstattung zum Nahen Osten, schreibt im Februar 2018, dass die irakische Regierung hunderte Soldaten mit Panzern in die Provinz Basra entsandt habe, um angesichts eines Anstiegs von Stammeskämpfen in der Region Recht und Ordnung wiederherzustellen. Basra sei schon lange Schauplatz von Kämpfen zwischen Stämmen, die wegen geschäftlicher Streitigkeiten, Fragen der Ehre oder sogar Fußballspielen ausbrechen würden. Da die Sicherheitskräfte in den Norden verlegt worden seien, um den IS zu bekämpfen, würden sich Einwohner von Basra im Stich gelassen fühlen. Die noch vorhandenen Sicherheitskräfte seien nicht in der Lage, den Kämpfen Einhalt zu gebieten:

„The Iraqi government yesterday sent hundreds of its troops, backed by armoured vehicles and tank, to the country’s southern province of Basra to restore security and law following an increase in tribal conflicts in the region. The Basra Operations Command, Lieutenant Colonel Mohammed Khalaf, said that the troops included personnel from the federal police units. Basra, near Iraq’s southern border with Kuwait, has long been the scene of inter-tribal battles over business disputes, questions of honour or even football matches. With security forces deployed to the country’s north to battle Daesh, Basra residents caught in the crossfire say they feel abandoned. Residents of the province say security forces are powerless to halt the clashes.“ (MEMO, 9. Februar 2018)

Raseef 22, eine in Beirut ansässige Onlinemedienplattform, die sich selbst als eine Seite beschreibt, die vom Arabischen Frühling inspiriert worden sei, und die versuche, durch für arabische Länder relevante Nachrichten eine kulturelle Lücke in der arabischen Medienlandschaft zu füllen, schreibt in einem Artikel vom Februar 2018 über die Macht der Stämme im Südirak. Die irakischen Streitkräfte würden Gefahr laufen, die Kontrolle in manchen Gebieten des Südirak zu verlieren. Dann würden mächtige Clans, wie bereits in der Vergangenheit geschehen, die Kontrolle übernehmen. Die Clans dort würden jedoch auch schon seit langem untereinander wegen gesellschaftlicher oder finanzieller Angelegenheiten im Streit liegen. Kürzlich habe Trinkwassermangel die Spannungen noch zusätzlich verschärft. Üblicherweise würden Clans automatische Schusswaffen und Artilleriegeschütze bei ihren Kämpfen einsetzen. Laut Hisham Al-Hashimi, einem irakischen Sicherheitsanalysten, besäßen manche Clans sogar Kanonen und Raketenwerfer. In Basra habe im Jahr 2017 einmal der Clan der Banu Tamim einen Park geschlossen, da er sich eigenen Angaben zufolge in einer Auseinandersetzung mit den Parkverwaltern befunden habe. Im Südirak würden Clanmitglieder oft unabhängig von Behördenanweisungen agieren und die Behörden seien nicht in der Lage, die Macht von Stämmen einzuschränken. Die Provinz Basra sei von Waffen „überschwemmt“. Kämpfe zwischen Stämmen würden mitunter den Verkehr lahmlegen oder Kinder eines bestimmten Clans daran hindern, die Schule zu besuchen. Einem lokalen Polizisten zufolge könne die Polizei die Auseinandersetzungen zwischen Stämmen oft nicht kontrollieren. Trotz einer hohen Anzahl von Todesopfern würden Mitglieder der Polizei und der Sicherheitskräfte nicht eingreifen. Stattdessen würden Stammesälteste sich um Deeskalation bemühen. Die brutalen Zusammenstöße, die sich seit Wochen in Basra fortsetzen würden, hätten nun jedoch die irakische Regierung dazu gedrängt, zusätzliche Polizeikräfte zu schicken. Diese Maßnahme habe jedoch noch keinen Erfolg gezeigt. Die derzeitige instabile Lage im Südirak habe Erwartungen aufkommen lassen, dass eine Militärkampagne der Art bevorstehe, wie sie der ehemalige Präsident al-Maliki im Jahr 2007 in Basra durchgeführt habe:

The Iraqi forces at any moment could lose their grip on some areas in south Iraq that are not as safe as some might think, ceding control to powerful clans as happened in the past. The clans of the south have been locking horns with one another over various disputes that could originate from social or financial disagreements. More recently, potable water shortages have also aggravated the tensions between them. Such quarrels could develop into fist fights that involve bladed weapons, and that would be anything but the worst-case scenario. Usually, clans use automatic firearms and artillery guns while clashing with each other. ‘Several clans possess canons, rocket launchers and Katyusha rockets,’ Iraqi security analyst Hisham Al-Hashimi told Raseef22. In Basra governorate, far south of Iraq, members of the Tamim clan last year closed Al-Khorah Park, hanging on its gate a banner that read: ‘To all brotherly investors, we apologize for denying you entry due to a disagreement between Banu Tamim tribe and the management of the park.’ […]

Clan members frequently act on their own accord in south Iraq; what happened at the park is just one of tens of cases that all took place before the eyes of the authorities, who seem unable to deal with tribal dominance. Basra governorate is flooded with weapons amid recurring severe clashes between clans. Such confrontations could see traffic grind to a halt, or prevent children of a certain clan from going to school. A police first lieutenant told Raseef22 that tribal disputes ‘always exhaust security forces. In most cases, disagreements between clans reach a point where local [police] forces cannot control’. ‘Kalashnikovs and pistols are occasionally used, yet BKC, RPG7 and other medium weapons are the most seen‘ in such clashes, added the policeman, who spoke on condition of anonymity. Tribal disputes usually break out due to minor personal disagreements, such as a car accident or marital problems. This kind of violence usually results in high death tolls, yet the police and other security forces do not interfere when clans face off. It is the tribal elders who usually contain such situations. […]

But the brutal clashes that have been ongoing in Basra for weeks urged the Iraqi government to send police forces to restore order, a move that has barely borne fruit thus far. An intelligence officer who was on a reconnaissance mission in Basra days ago says the situation is pretty difficult to control. He is convinced that security forces could either initiate talks with the clans or confront them, favoring the former option to avoid a loss in human lives, though it might not be applicable. ‘The situation in the governorate is unstable and the clans don't leave room for talks over any disagreement; they always use weapons to solve problems,‘ he said, pointing out that the recent mobilization of heavy artillery reinforcements suggests the Iraqi government has the intention to engage with the clans. The status-quo in the south has sparked expectations that a military campaign similar to Operation Charge of the Knights (Saulat Al-Fursan) - which former Prime Minister Nouri Al-Maliki's government unleashed in Basra in 2007 - might be imminent.“ (Raseef22, 22. Februar 2018)

The Baghdad Post erwähnt in einer Nachricht vom Februar 2018, dass eine Parlamentsabgeordnete aus Basra den Premierminister al-Abadi vorgeworfen habe, nichts zu tun, um die massiven Probleme in der Provinz Basra zu lösen. Es gehe um Wasserknappheit, Stammeskämpfe und die weitverbreitete Kriminalität sowie Drogen in der gesamten Provinz:

MP of Basra Rehab al-Abouda slammed the Iraqi Prime Minister Haider al-Abadi on Thursday for ignoring to solve the massive problems that Basra governorate suffers. […]

She further stated that Abadi did not come up with any solutions to Basra's water crisis, or to the tribal conflicts nor the widespread of crime and drugs throughout the governorate.” (The Baghdad Post, 22. Februar 2018)

Der irakische Fernsehsender Al Sumaria News berichtet im Februar 2018, dass laut Informationen der Sicherheitskräfte in Basra ein Zivilist bei der Explosion eines Sprengsatzes vor seinem Haus im Zentrum von Basra verletzt worden sei. Unbekannte hätten den Sprengsatz vor die Tür des Wohnhauses im Viertel Hayy al-Ahrar gelegt. Die Sicherheitskräfte hätten Ermittlungen eingeleitet. Laut Al-Sumaria würden Sicherheitskräfte in mehreren Gegenden der Provinz Basra seit mehreren Tagen Durchsuchungen und Kontrollen durchführen, um Sicherheit und Ordnung in der Provinz zu herzustellen. (Al Sumaria, 24. Februar 2018)

 

Unter folgendem Link findet sich ein Anfang März veröffentlichter Videobeitrag der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) über die von den irakischen Sicherheitskräften begonnene Sicherheitsoperation in Basra. Bitte beachten Sie auch die englischen Übersetzungen in der Beschreibung unter dem Video:

·      AP – Associated Press: Iraqi security forces start large scale security operation in Basra, 4. März 2018
https://www.youtube.com/watch?v=D6fWrqPlBA8

 

Ältere Informationen zur Sicherheitslage in Basra finden sich in folgender Anfragebeantwortung vom Dezember 2016:

·      ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zum Irak: Sicherheitslage in Basra [a-9951-2 (9952)], 29. Dezember 2016
https://www.ecoi.net/de/dokument/1324501.html

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 8. März 2018)

·      ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zum Irak: Sicherheitslage in Basra [a-9951-2 (9952)], 29. Dezember 2016
https://www.ecoi.net/de/dokument/1324501.html

·      Al Araby Al Jadeed: ghana’im al-harb cala dacish turbik ‘amn al-basra [Beute aus dem Krieg gegen den IS bringt Sicherheitskräfte in Basra in Verlegenheit], 25. Jänner 2018
https://www.alaraby.co.uk/politics/2018/1/25/%D8%A7%D9%84%D8%B9%D8%B1%D8%A7%D9%82-%D8%BA%D9%86%D8%A7%D8%A6%D9%85-%D8%A7%D9%84%D8%AD%D8%B1%D8%A8-%D8%B9%D9%84%D9%89-%D8%AF%D8%A7%D8%B9%D8%B4-%D8%AA%D8%B1%D8%A8%D9%83-%D8%A3%D9%85%D9%86-%D8%A7%D9%84%D8%A8%D8%B5%D8%B1%D8%A9

·      Al Araby Al Jadeed: The Iraq Report: Baghdad’s 'most-wanted' list gives Islamic State leader a pass, 8. Februar 2018
https://www.alaraby.co.uk/english/indepth/2018/2/8/The-Iraq-Report-IS-caliph-excluded-from-most-wanted-list

·      Al Sumaria: isabat madani bi-juruh bi-tafjir cubuwa nasifa ‘amam darihi wasat al-basra [Ein Zivilist bei der Explosion eines Sprengsatzes vor seinem Haus im Zentrum von Basra verwundet], 24. Februar 2018
https://www.alsumaria.tv/news/230326/%D8%A5%D8%B5%D8%A7%D8%A8%D8%A9-%D9%85%D8%AF%D9%86%D9%8A-%D8%A8%D8%AC%D8%B1%D9%88%D8%AD-%D8%A8%D8%AA%D9%81%D8%AC%D9%8A%D8%B1-%D8%B9%D8%A8%D9%88%D8%A9-%D9%86%D8%A7%D8%B3%D9%81%D8%A9-%D8%A3%D9%85%D8%A7%D9%85-%D8%AF%D8%A7%D8%B1%D9%87-%D9%88%D8%B3%D8%B7-%D8%A7

·      AP – Associated Press: Iraqi security forces start large scale security operation in Basra, 4. März 2018
https://www.youtube.com/watch?v=D6fWrqPlBA8

·      ISW – Institute for the Study of War: Iraqi security forces and popular mobilisation forces; orders of battle, Dezember 2017
http://www.understandingwar.org/sites/default/files/Iraq%20-%20ISF%20PMF%20Orders%20of%20Battle_0_0.pdf

·      MEMO – Middle East Monitor: Iraq sends troops to Basra to restore security, 9. Februar 2018
https://www.middleeastmonitor.com/20180209-iraq-sends-military-troops-to-basra-to-restore-security/#

·      Migrationsverket – Schwedische Einwanderungsbehörde: The Security Situation in Iraq: July 2016–November 2017, 18. Dezember 2017
https://www.ecoi.net/en/file/local/1420556/1226_1514470370_17121801.pdf

·      Migrationsverket – Schwedische Einwanderungsbehörde: Rättsligt ställningstagande angående situationen i Irak, 19. Jänner 2018
https://www.ecoi.net/en/file/local/1423246/1788_1517405041_1901.pdf

·      Raseef22: South Iraq's Armed Clans Outmuscling the State, 22. Februar 2018
https://raseef22.com/en/politics/2018/02/22/south-iraqs-armed-clans-outmuscling-state/

·      Rudaw: qital hay bi-l-‘asliha ath-thaqila bayn casha’ir al-basra [Kampf mit schweren Waffen zwischen Stämmen in Basra], 24. Jänner 2018
http://www.rudaw.net/arabic/middleeast/iraq/24012018

·      The Baghdad Post: al-quwwat al-amniya tashunn hamlat ictiqalat li-nazc fatil qital al-casha’ir fi-l-basra [Sicherheitskräfte führen Reihe von Verhaftungen durch, um den Stammeskämpfen in Basra Einhalt zu gebieten], 26. Jänner 2018
http://www.thebaghdadpost.com/ar/story/81099/%D8%A7%D9%84%D9%82%D9%88%D8%A7%D8%AA-%D8%A7%D9%84%D8%A3%D9%85%D9%86%D9%8A%D8%A9-%D8%AA%D8%B4%D9%86-%D8%AD%D9%85%D9%84%D8%A9-%D8%A7%D8%B9%D8%AA%D9%82%D8%A7%D9%84%D8%A7%D8%AA-%D9%84%D9%86%D8%B2%D8%B9-%D9%81%D8%AA%D9%8A%D9%84-%D9%82%D8%AA%D8%A7%D9%84-%D8%A7%D9%84%D8%B9%D8%B4%D8%A7%D8%A6%D8%B1-%D9%81%D9%8A-%D8%A7%D9%84%D8%A8%D8%B5%D8%B1%D8%A9

·      The Baghdad Post: MP slams Abadi for ignoring Basra's problems, 22. Februar 2018
http://www.thebaghdadpost.com/en/story/24039/MP-slams-Abadi-for-ignoring-Basra-s-problems