Anfragebeantwortung zum Irak: Aktivitäten der Jaish-al-Mahdi-Miliz [a-10267-2 (10268)]

28. Juli 2017

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Die in Berlin ansässige Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), die sowohl den deutschen Bundestag als auch die Bundesregierung in Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik berät, schreibt in einem Bericht vom August 2016 zu Milizen im Irak, dass die Mahdi-Armee zu zwei dem schiitischen Religionsführer und Politiker Moqtada Al-Sadr unterstehenden Milizengruppen Saraya Al-Salam und Liwa al-Youm al-Mau’ud umgewandelt worden sei:

„Noch 2003 begann er [Moqtada al-Sadr] mit dem Aufbau einer eigenen Miliz, der Mahdi-Armee, die sich im Frühjahr und August 2004 in Najaf gegen die US-Besatzung erhob. Der Aufstand endete mit einer Niederlage der Islamisten. In den Jahren darauf wuchs der iranische Einfluss auf Sadr, der sich zwar bemühte, unabhängig zu bleiben, aber iranische Unterstützung für seine Milizen akzeptierte. Dies blieb auch so, nachdem Sadr die Mahdi-Armee im Jahr 2008 offiziell aufgelöst hatte. Denn er ersetzte sie durch eine neue, besser kontrollierte Miliz namens Brigade des Tags der Auferstehung (Liwa al-Yaum al-Mau‘ud). Diese wiederum gründete im Juni 2014 die Saraya as-Salam als zusätzliche Miliz für die Volksmobilisierungseinheiten [arab.: Al-Haschd Al-Scha’abi, vom irakischen Staat gefördeter Dachverband mehrheitlich schiitscher Milizen, Anm. ACCORD].“ (SWP, August 2016, S. 2-3)

„Stärkste Teilgruppierungen der Volksmobilisierungskräfte sind die Badr-Organisation, Kata’ib Hizbullah, Asa’ib Ahl al-Haqq und Saraya as-Salam.“ (SWP, August 2016, S. 4)

Der Bericht enthält im Weiteren auch Angaben zur Truppenstärke und zu den vornehmlichen Einsatzgebieten beider Sadr-Milizen im südlichen Zentrum des Irak:

„Die Miliz mit der Bezeichnung Friedensschwadronen (Saraya as-Salam) wurde im Juni 2014 auf Anweisung von Muqtada as-Sadr gegründet und sollte möglichst viele der neuen Freiwilligen aufnehmen. Mutmaßungen über die Stärke der Saraya as-Salam und der bereits 2008 ins Leben gerufenen Liwa al-Yaum al-Mau‘ud gehen weit auseinander und reichen bis zu 50.000 Mann. Dies ist durchaus möglich, denn schon die Mahdi-Armee zählte 2004 mehrere zehntausend Mann. Hier dürfte aber das gesamte Personal beider Milizen gemeint sein, von dem nur ein Teil gegen den IS kämpft. Im Unterschied zu Badr, Kata’ib Hizbullah und Asa’ib Ahl al-Haqq, die vor allem westlich und nördlich von Bagdad operieren, haben die Sadr-Milizen ihre Haupteinsatzgebiete im südlichen Zentrum des Irak, wo sie die schiitischen Heiligen Stätten schützen. Mehrmals waren sie aber auch an Kämpfen nördlich von Bagdad beteiligt. Zwar beziehen auch diese Milizen Unterstützung aus Iran, doch achtet Sadr trotz aller Abhängigkeiten auf politische Distanz zu Teheran.“ (SWP, August 2016, S. 6)

Landinfo schreibt in einer im Juni 2016 veröffentlichten Übersicht zu bewaffneten Gruppen im Irak, dass Moqtada al-Sadr 2014 die Mahdi-Armee wiederbelebt habe, um sie im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) einzusetzen. Die Miliz sei in Saraya al-Salam (Friedensbrigaden) umbenannt worden. Die Mahdi-Armee sei seit der Niederlegung ihrer Waffen 2008 bis zu diesem Zeitpunkt nicht in ihrer ursprünglichen Form aktiv gewesen. Bis 2008 sei sie eine der größten und einflussreichsten schiitischen Milizen im Irak gewesen. 2008 habe sich aus ihr eine Elitegruppe namens Promised Day Brigades (Brigade des Tags der Auferstehung) gebildet, während andere Splittergruppen der Mahdi-Armee, darunter zum Beispiel Asa’ib Ahl al-Haqq, den bewaffneten Widerstand fortgesetzt hätten. Moqtada al-Sadr habe bis März 2016 seine Unterstützung der irakischen Regierung bekundet und seine Friedensbrigaden hätten im Kampf gegen den IS eng mit den Irakischen Sicherheitskräften kooperiert. Zusammen hätten diese Großteile der Dschurf al-Sachar-Region zwischen den Provinzen Bagdad und Babil zurückerobert und die Stadt Samarra gegen die Winteroffensive des IS 2014-2015 verteidigt. Nach mehreren Vorfällen von durch schiitische Milizen durchgeführten Massakern an sunnitischen Zivilisten im Februar 2015 hätten sich die Friedensbrigaden von der Front zurückgezogen. Jedoch seien sie bereits im März wieder eingesetzt worden, um an der Offensive zur Rückeroberung der Stadt Tikrit vom IS teilzunehmen. Laut einer diplomatischen Quelle seien die Friedensbrigaden die stärkste Miliz, die unabhängig vom Iran agiere. Ein Stammesführer aus der Provinz Anbar habe angegeben, dass der Begriff „Mahdi-Armee“ in der alltäglichen Sprache immer noch zur Bezeichnung der Friedensbrigaden verwendet werde. Laut Landinfo sei dieser Begriff anscheinend unter der Bevölkerung noch weit verbreitet:

„I 2014 gjenopplivet Moqtada al-Sadr Mahdi-hæren for å bekjempe ISIL. Med dette ble gruppen omdøpt til Saraya al-Salam, som betyr Fredsbrigadene. Mahdi-hæren hadde da ikke vært aktiv i sin opprinnelige form siden den la ned sine våpen i 2008. Frem til da hadde den vært den største og mest innflytelsesrike sjiamilitsen i Irak. Elitegruppen Promised Day Brigades, som ble opprettet i 2008, samt Asa’ib Ahl al-Haq og andre utbrytergrupper under nye navn, hadde i mellomtiden fortsatt den væpnete aktivismen (se mer om dette i Landinfo 2011a). Moqtada al-Sadr har frem til mars 2016 uttrykt sin støtte til regjeringen, og Fredsbrigadene har samarbeidet nært med de irakiske sikkerhetsstyrkene i kampen mot ISIL. Sammen skal de ha gjenerobret mye av Jurf al-Sakhar-regionen mellom Bagdad og Babil og sikret Samarra mot en ISIL-offensiv vinteren 2014-2015. Etter flere tilfeller av sjiamilitante massakre mot sivile sunnimuslimer i februar 2015, trakk Sadr Fredsbrigadene vekk fra frontlinjene. Allerede i mars ble imidlertid militsen utplassert igjen, denne gangen for å bistå i offensiven for å gjenerobre Tikrit fra ISIL (Stanford University 2016b). Fredsbrigadene skal være den sterkeste av militsene som er uavhengig av Iran (Diplomatkilde 2016). Det er Landinfos erfaring at folk fortsatt kan bruke «Mahdi-hæren» i dagligtalen som benevnelse på Fredsbrigadene (Klanleder fra Anbar provins, møte i Amman mars 2016). Mahdi-hæren (Jaysh al-Mahdi) synes etter dens tidligere bravader å være et godt innarbeidet begrep i befolkningen.“ (Landinfo, 3. Juni 2016, S. 17)

Ein Bericht der finnischen Einwanderungsbehörde (Finnish Immigration Service, FIS) vom April 2015 enthält unter Berufung auf verschiedene Quellen ähnliche Informationen zur Geschichte der Mahdi-Armee und ihrer Wiederbelebung 2014 als Saraya al-Salam:

„An armed group led by imam Muqtada al-Sadr, which used to be called the Mahdi Army (MA), is currently known as the Peace Brigades (Saraya al-Salam). The group adopted its new name in 2014, which is why people still tend to refer to it as the Mahdi Army. Similarly, news reports still commonly refer to the group as the Mahdi Army. The army has been active since 2003. During the civil war, the Sadrists had an office in each residential area of Sadr City, tasked with caring for the poor people in the area, among other things. In 2004, the MA comprised 500–1,000 trained combatants and 5,000–6,000 active soldiers. In 2006, the MA launched an ethnic cleansing in Baghdad's Sunni and mixed population areas. They set up checkpoints and harassed residents. The MA sent threatening letters to the Sunni population, asking for protection money. In an interview conducted in 2013, Muqtada al-Sadr said that the Mahdi Army was being infiltrated by people who were killing Sunnis and that he, personally, would not have accepted such people under his command. Al-Sadr also accused the troops led by Khazali (currently AAH-Asa’ib Ahl al-Haqq) of sectarian killings during the civil war. It is very difficult to link these killings to al-Sadr, because he is said to have used middlemen for conveying his orders and has repeatedly condemned sectarian killings.

Muqtada al-Sadr had trouble directing MA operations against the movement's original enemy, US troops – his soldiers found it easier to terrorise the Sunni population. Towards the end of 2006, al-Sadr gradually lost control of his troops. In August 2007, he suspended MA operations for six months. By this time, at least 10 previously mixed population districts/neighbourhoods had been turned into Shia areas. Local and federal administration was in the hands of Shiites. Muqtada al-Sadr disbanded the Mahdi Army in 2008. This happened at a time when the US was bringing more forces into Baghdad. Evidently, the Mahdi Army was afraid of getting caught in a crossfire between the US forces and the fighters of the rivalling Shia Badr organisation who had been recruited into the police force. At this point, the Mahdi Army was largely operating outside the administration. According to the residents of Sadr City, the Mahdi Army began to reorganise in 2010. They no longer wore their distinctive black clothes, particularly when fighting against US troops, but the locals maintained that they were still able to recognise them.“ (FIS, 29. April 2015, S. 8-9)

Der Bericht erwähnt in Bezug auf Saraya al-Salam, dass die Miliz 2014 Paraden im schiitischen Viertel Sadr City der Hauptstadt Bagdad zur Machtdemonstration abgehalten habe. Es werde geschätzt, dass 30.000 bis 50.000 Mitglieder an diesen Paraden teilgenommen hätten, die meisten davon seien in Uniform aufgetreten und hätten Waffen getragen. Die Gruppe sei folglich aktiv, jedoch sei es offiziell ihre Pflicht, schiitische Moscheen und Wohngebiete gegen den IS zu schützen. Nach Angaben von Truppenanführern würden die Friedensbrigaden unter der Kontrolle der Regierung stehen und Anweisungen der irakischen Armee folgen. Moqtada al-Sadr habe ursprünglich die Friedensbrigade zum Zweck der Verteidigung gegründet. Jedoch sei die Gruppe immer mehr auch an Offensiven beteiligt gewesen. Die Gruppe sei stark in Sadr City vertreten. Hier würde sie illegale Checkpoints aufstellen und könne selbst Regierungstruppen den Zugang verweigern. Im Jänner habe Al-Sadr zusammen mit dem damaligen Verteidigungsminister eine Pressekonferenz angehalten, in der er erklärt habe, seine Truppen der irakischen Armee zur Verfügung zu stellen. Die Friedensbrigaden würden derzeit über 60.000 Kämpfer verfügen. Angaben von Radio Free Europe/Radio Liberty von 2014 zufolge zähle die Mahdi-Armee 6.000 bis 10.000 Kämpfer:

„In 2014, the Peace Brigades (Saraya al-Salam) organised parades in the Shia district of Sadr City as a show of power. It is estimated that as many as 30,000–50,000 Mahdi Army members took part in these parades, most of them in uniform and bearing weapons. These troops are again active, but their official duty is to protect Shia mosques and residential areas from ISIS. According to troop leaders, they worked under government control and in line with Iraqi Army orders. When Sadr established the Peace Brigades, his intention was to engage in defence. However, the group has increasingly been involved in offensive battles. The Mahdi Army/Peace Brigades are powerful in the Sadr City region. The MA is setting up its own illegal checkpoints in Sadr City and can refuse entry even from governmental troops. Muqtada al-Sadr has recently begun to advocate the prevention of violence. He feels that the Shia militias are jeopardising the unity and authority of the Iraqi Army. In January 2015, Sadr held a press conference together with the Iraqi Minister of Defence Khaled Al-Obeidi, announcing that he was placing his own troops at the disposal of the Iraqi Army. However, like other Shia militias, the group is cooperating with Iran. The Mahdi Army has stronger and more nationalistic connections with Iraq than other religious militant groups. The Mahdi Army, or currently the Peace Brigades, consists of 60,000 combatants. In February 2015, Muqtada al-Sadr suspended the operations of his armed groups, Peace Brigades and Promised Day Brigades, when Qassim al-Janabi, a well-known Sunni tribal leader, was found dead. An unknown Shia militant group was accused of the killing, which caused a stir among Sunni politicians. According to al-Sadr, the resulting suspension of operations was a show of good will. Al-Sadr also said that violence against Shiites does not justify attacks on others, and that people should work together to prevent violence. In June 2014, Radio Free Europe/Radio Liberty reported that the Mahdi Army had 6,000–10,000 combatants. (FIS, 29. April 2015, S. 9)

Weiters enthält der Bericht Informationen zum politischen Einfluss von Moqtada al-Sadr. Seine politische Partei, die Sadr-Strömung [al-Tayyar al-Sadri] habe bei den Parlamentswahlen 2010 vierzig Sitze gewonnen. Bei den Provinzwahlen 2013 habe die Partei Sitze in Bagdad und in den südlichen Provinzen gewonnen. 2014 habe Moqtada al-Sadr erklärt, dass er sich aus der Politik zurückziehe, trotzdem sei er immer noch in die politischen Aktivitäten der Gruppe involviert. Die Mitglieder der Sadr-Strömung seien sehr aktiv damit befasst, ihre Unterstützer zur Beteiligung an Wahlen anzuhalten. In den letzen Jahren sei die Bewegung zu einem bedeutenden Akteur in der irakischen Politik geworden. Al-Sadr habe sich gegenüber dem vorigen Premierminister Al-Maliki sehr kritisch geäußert, habe aber Berichten zufolge ein gutes Arbeitsverhältnis mit derzeitigem Premierminister Al-Abadi:

„Muqtada al-Sadr's political party, Sadrist Trend, won 40 seats in the 2010 elections. Similarly, in the 2013 provincial elections the party won seats in both Baghdad and southern Iraq. In 2014, Muqtada al-Sadr announced he was going to retire from politics, but has nevertheless been involved in the group's political activities. Sadrists have been highly active in encouraging their supporters to vote in the elections. In recent years, the movement has become a significant player in the Iraqi politics. Al-Sadr has been very critical of the former Prime Minister al-Maliki, but is said to have a good working relationship with the new Prime Minister, al-Abadi. The Sadrist Movement is part of a political block that opposes the State of Law coalition.“ (FIS, 29. April 2015, S. 10)

Die US-amerikanische Nachrichtenwebsite Long War Journal, ein Projekt der in den USA ansässigen Denkfabrik Foundation for Defense of Democracies mit Beiträgen zum Thema „globaler Krieg gegen den Terrorismus“, berichtet in einem Artikel ihres Herausgebers Bill Roggio vom Juli 2016, dass der radikale schiitische Geistliche Muqtada Al-Sadr laut Angaben von Reuters gegenüber einem seiner Gefolgsleute angegeben habe, dass die US-Streitkräfte, die die irakischen Truppen bei der Rückeroberung von Mossul unterstützen würden, ein Ziel seiner Bewegung seien. Al-Sadr habe vorher angegeben, dass sich seine Friedensbrigaden für einen Einsatz in Mossul gegen den Islamischen Staat (IS) vorbereiten würden. Er habe bereits in der Vergangenheit damit gedroht, US-Streitkräfte anzugreifen, die im Irak stationiert seien, um den IS zu bekämpfen. Im Mai 2015 habe Al-Sadr erklärt, dass er dazu bereit sei, seine Miliz auf US-Personal im Irak loszulassen, falls das US-Repräsentantenhaus einen Gesetzesentwurf verabschiede, der Kurdistan und die Sunniten im Westirak als jeweils unabhängige Länder anerkenne. Al-Sadr kontrolliere zwei Milizen, die Friedensbrigaden (Saraya al-Salam) und die Brigade des Tags der Auferstehung (Liwa al-Yaum al-Mau‘ud), die beide aus der Mahdi-Armee hervorgegangen seien. Saraya al-Salam sei etabliert worden, um gegen den IS zu kämpfen, da die irakischen Streitkräfte im Norden, im Zentrum und im Westen des Landes in sich zusammengefallen seien. Im Februar 2015 habe Al-Sadr angeblich die Aktivitäten beider Milizen ausgesetzt, beide Gruppen seien jedoch seither bei Kämpfen im Irak gesichtet worden. Al-Sadr habe auch während der US-Besatzung immer wieder behauptet, die Aktivitäten der Mahdi-Armee gestoppt zu haben, diese Waffenstillstände hätten jedoch nur selten gehalten:

„Radical Shia cleric Muqtada al Sadr said that US troops supporting the Iraqi military’s offensive to retake Mosul from the Islamic State should be targeted by his militias. Sadr, who openly fought US troops several times during the US occupation, made the statement in response to a question from a follower on how they should respond to the US military’s deployment of additional troops to aid Iraqi forces in retaking Mosul. ‘They are a target for us,‘ Sadr said on his website, according to Reuters. […]

Sadr has previously said his Peace Brigades was preparing to deploy to Mosul to fight the Islamic State. In the past, Sadr has threatened to attack US forces operating in Iraq against the Islamic State. In May 2015, Sadr said he was prepared to unleash his militia and target US personnel inside Iraq and beyond if the US House of Representatives passed a bill that would have recognized Kurdistan and Sunnis in western Iraq as their own independent countries. […]

Sadr controls two militias inside Iraq: the Saraya al Salam, or Peace Brigades, and the Liwa al Yaom al Mawood, or Promised Day Brigade. Both groups are offshoots of the Mahdi Army, Sadr’s militia that fought US forces in pitched battles in Baghdad and central and southern Iraq between 2004 and 2008. Sadr purportedly disbanded the Mahdi Army in the spring of 2008 after US forces battled the group in Baghdad’s sprawling neighborhood of Sadr City, and created the Promised Day Brigade. Saraya al Salam was formed in 2014 to combat the Islamic State as Iraqi forces in northern, central, and western Iraq disintegrated in its wake.

In February 2015, he purportedly suspended the activities of the two militias, however the groups have been spotted fighting in Iraq since then. Sadr also frequently claimed to have halted the activities of the Mahdi Army during the US occupation, but these ceasefires rarely held.“ (The Long War Journal, 18. Juli 2016)

Carnegie Endowment for International Peace (CEIP), ein globales Netzwerk von Think Tanks zum Thema Politikforschung und Förderung des Friedens mit Hauptsitz in den USA, berichtet im November 2014, dass Al-Sadr seine vormals Mahdi-Armee genannte Miliz wiederbelebt habe. Während der damalige Name auf die schiitische Theologie angespielt habe, habe der jetzige Name „Friedensbrigaden“ keinen religiösen Bezug und stehe stellvertretend für den Wandel, den die Sadr-Strömung durchlaufe. Die Friedensbrigaden seien zwar eine schiitische Miliz, die ihre eigene Konfession verteidigen würde, wie sie zum Beispiel bei der Unterstützung der Beendigung der IS-Belagerung der von schiitischen Turkmenen bewohnten Stadt Amerli im August 2014 gezeigt habe. Aber anders als noch während der Gewalt von 2006-2008 würden sie nun an der Seite von sunnitischen Stämmen und Christen kämpfen. Im November 2014 seien 3.000 Kämpfer der Friedensbrigaden Berichten zufolge dem Albu Nimr-Stamm [ein sunnitischer Stamm, Anm. ACCORD] in den Städten Hit und Haditha beim Kampf gegen den IS zuhilfe gekommen. Die Brigaden hätten auch versucht, in Symbolen ihre nationalistische Ausrichtung zum Ausdruck zu bringen, indem sie Bilder von Kämpfern verbreitet hätten, die konfessionelle Flaggen gegen irakische Flaggen ausgetauscht hätten:

„With the rising influence of the Sunni-extremist group known as the Islamic State in Sunni Arab areas of Iraq, Sadr has reinstituted an active militia force, six years after disbanding the Mahdi Army. While the old name referenced Shia millennialism, he now chose to call the armed wing of the Sadrist movement Saraya al-Salam, the Peace Companies. The change from an allusion to Shia theology to a nonsectarian sobriquet is representative of the shift that the Sadrist movement is undergoing.

The Peace Companies is obviously a Shia force and it does work to defend its own religious sect, for example by helping to break the Islamic State’s siege of the Turcoman Shia town of Amerli this August. But unlike during the 2006–2008 violence, it now also fights alongside Sunni tribes and Christians. In November 2014, 3,000 Peace Companies fighters reportedly came to the aid of the Albu Nimr tribe in Hit and Haditha to repel the Islamic State onslaught. The Peace Companies has also sought to symbolically demonstrate its nationalist credentials by broadcasting images of fighters removing sectarian flags in favor of the Iraqi flag.“ (CEIP, 20. November 2014)

Al-Sumaria News, ein unabhängiger irakischer Fernsehsender, berichtet im Juli 2016, dass die Gruppe Saraya al-Salam eine Erklärung veröffentlicht habe, dass sie die amerikanischen Truppen ins Visier nehme, die Washington beabsichtige, in den Irak zu schicken. Die Mitglieder der Gruppe „dürsten nach dem Blut der Amerikaner“. Saraya al-Salam habe außerdem angegeben, dass die irakische Armee und die Volksmobilisierungseinheiten (Al-Haschd Al-Scha‘abi) ohne die Hilfe von US-Truppen in der Lage seien, die Stadt Mossul von der Kontrolle des IS zu befreien. Der Sprecher der Friedensbrigaden, Alaa Aboud, habe in einer Sendung auf Al-Sumaria gesagt, dass die Brigaden bereit seien, Mossul vom IS „zu reinigen“ und daher 10.000 Kämpfer bereitstellen wollten, solange keine US-Truppen in das Geschehen eingreifen würden. (Al-Sumaria, 20. Juli 2016)

 

Die Jamestown Foundation, eine unabhängige, unparteiische und gemeinnützige Organisation, die Informationen zu Terrorismus zur Verfügung stellt, schreibt in einem Bericht zu irakischen schiitischen Milizen vom April 2016, dass die schiitischen Milizen desorganisiert und undiszipliniert seien, und dazu neigen würden, unter sich oder oder bisweilen mit der irakischen Regierung in Konflikt zu geraten. Laut Berichten von Baghdad Center Human Rights habe es beispielsweise 2015 in Bagdad und 2016 in al-Muqtadiya Zusammenstöße zwischen den Milizen Saraya al-Salam und Asa’ib Ahl al-Haqq gegeben:

„The Shia militias are disorganized and undisciplined, however, as well as prone to confrontation with each other and occasionally the Iraqi government. There were clashes between Saraya al-Salam and AAH [Asa’ib Ahl al-Haqq] in Baghdad in 2015 and in al-Muqdadia in 2016 (Sqqur al-Arab, February 6; Baghdad Center Human Rights, 2015), while Saraya al-Khorasani has clashed with police in Balad in Diyala (Baghdad Center Human Rights, April 3, 2015).“ (Jamestown Foundation, 29. April 2016)

Im April 2011 berichtet BBC Arabic, dass die Minister des Al-Ahrar Blocks, der die Sadr-Strömung im Irak vertrete, dem Premierminister Haidar Al-Abadi ihren Rücktritt erklärt hätten. Dieser Schritt sei aus Protest gegen den fehlenden Prozess einer Regierungsbildung von Technokraten und gegen das Bestehen der anderen politischen Blöcke darauf, Personen aus ihren eigenen Reihen für eine Beteiligung an der Regierung vorzuschlagen, erfolgt. Die Minister hätten erklärt, dass der Verbleib in einer auf [konfessionellen] Quoten beruhenden Regierung ein weiteres Mal zu einem Versagen und zu Korruption führen werde. Der Ahrar-Block habe drei Ministerämter gestellt, und zwar für die Ressorts Industrie, Bau-und Wohnungswesen sowie Wasserressourcen. (BBC Arabic, 11. April 2016)

 

Im Namen von Saraya al-Salam wird eine Webseite betrieben, die über die Aktivitäten der Miliz berichtet. Es finden sich Beiträge sowohl über den Kampf an der Front gegen den IS als auch um „zivile“ Einsätze in den südlichen Provinzen. Ein Eintrag vom Juli 2016 berichtet, dass Saraya al-Salam einen Terroranschlag in der Hauptstadt Bagdad vereitelt hätten, indem sie 14 Raketen sichergestellt hätten, die auf die Stadt abgefeuert hätten werden sollen (Sarayasalam, Juli 2016). Im August 2016 wird berichtet, dass sich Saraya al-Salam mit Unterstützung der Sicherheitskräfte einem terroristischen Angriff des IS in der Gegend Ain al-Tamr in Kerbela entgegengestellt hätten, der 13 Tote und 20 Verletzte gefordert habe. Die Lage sei wieder unter Kontrolle und Saraya al-Salam würden die restlichen Angreifer verfolgen (Sarayasalam, August 2016). Ein Eintrag vom Oktober erwähnt, dass Saraya al-Salam in Nasiriya eine Kampagne zur Instandsetzung von Schulen fortgesetzt hätten. In Koordination mit der Direktion für Bildung hätten Mitglieder der Gruppe Schäden an Schulgebäuden ausgebessert (Sarayasalam, Oktober 2016). Im November berichtet die Webseite, dass die Miliz den Weg der Pilger nach Samarra zum Arba’in-Fest gesichert habe (Sarayasalam, November 2016).

 

Auf Youtube findet sich ein Video des irakischen Fernsehsenders Al-Fayhaa TV, das im Juni 2014 veröffentlicht wurde und in dem über eine Parade der Saraya al-Salam-Miliz in der Stadt Nasiriya in der Provinz Dhi Qar berichtet wird. Die Parade habe aus Freiwilligen bestanden, die Waffen getragen hätten und dem Ruf von Moqtada al-Sadr gefolgt seien, mit dem Ziel, die Heiligtümer und das irakische Territorium zu verteidigen. Einige Teilnehmer der Parade tragen gemeinsam eine große irakische Flagge und interviewte Mitglieder sprechen vom gemeinsamen Kampf gegen den IS, der nicht zwischen Konfessionen unterscheide und eine gemeinsame Bemühung aller Iraker darstelle. (Al-Fayhaa TV, 22. Juni 2014)

 

Karbala News, ein irakisches Nachrichtenportal, berichtet im November 2014, dass die Provinzregierung und einige Parlamentsabgeordnete aus Kerbala am feierlichen Empfang der Miliz Saraya al-Salam beteiligt gewesen seien, nachdem die Miliz die Region al-Buhayrat in Dschurf al-Nasr [Provinz Babil, Anm. ACCORD] befreit habe. (Karbala News, 16. November 2014)

 

Nafidhat Dhi Qar, ein irakisches Nachrichtenportal mit Bezug zur Provinz Dhi Qar, berichtet im Mai 2015 ebenfalls über eine Parade der Saraya al-Salam in der Stadt Nasiriya, die der Aufforderung Moqtada al-Sadrs gefolgt sei, den amerikanischen Plan zur Teilung des Irak abzulehnen. Es wird erwähnt, dass lokale Verantwortliche und Stammesälteste sowie Religionsvertreter ebenfalls an der Parade teilgenommen hätten. Der Vorstand des Provinzrates von Dhi Qar, der an der Parade teilgenommen habe, habe gesagt, dass die Mitglieder der Sadr-Strömung in der Provinz Dhi Qar auf die Straße gegangen seien, um das „zionistische Projekt“ abzulehnen sowie den Beschluss des US-Kongresses, den Irak auf konfessioneller Basis in drei Teile aufzuteilen sowie die Sunniten und die Kurden zu bewaffnen. (Nafidhat Dhi Qar, 6. Mai 2015)

 

Allgemeine Informationen zu schiitischen Milizen im Irak finden Sie unter anderem in folgenden Berichten:

·      SWP - Stiftung Wissenschaft und Politik: Die »Volksmobilisierung« im Irak , August 2016
http://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/aktuell/2016A52_sbg.pdf

·      UK Home Office: Country Policy and Information Note Iraq: Sunni (Arab) Muslims, Juni 2017 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1499246656_iraq-sunni-arabs-cpin-v2-0-june-2017.pdf

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 28. Juli 2017)

·      Al-Fayhaa TV: saraya al-salam tastacrid fi muhafatha al-nasiriya bi-hadaf himaya al-muqaddasat wa dour al-cibada [Saraya al-Salam marschieren in Al-Nasiriya zum Schutz der Heiligtümer und Kultstätten], 22. Juni 2014 (veröffentlicht auf Youtube)
https://www.youtube.com/watch?v=K8tKAxqu9fY

·      Al-Sumaria: Saraya Al-Salam: mutacatteshoun li-dima’ al-amrikan [Saraya al-Salam: Wir dürsten nach dem Blut der Amerikaner], 20. Juli 2016
http://www.alsumaria.tv/news/174524/%D8%B3%D8%B1%D8%A7%D9%8A%D8%A7-%D8%A7%D9%84%D8%B3%D9%84%D8%A7%D9%85-%D9%85%D8%AA%D8%B9%D8%B7%D8%B4%D9%88%D9%86-%D9%84%D8%AF%D9%85%D8%A7%D8%A1-%D8%A7%D9%84%D8%A3%D9%85%D9%8A%D8%B1%D9%83%D8%A7%D9%86/ar#

·      BBC Arabic: wuzara’ al-tayyar al-sadri yataqaddamouna bi-istiqalatihim min al-hukuma al-ciraqiya [die Minister der Sadr-Strömung erklären ihren Rücktritt von der irakischen Regierung], 11. April 2016
http://www.bbc.com/arabic/middleeast/2016/04/160411_iraq_sadr_ministers

·      CEIP - Carnegie Endowment for International Peace: Rethinking Sadr: From Firebrand to Iraqi Statesman?, 20. November 2014
http://carnegie-mec.org/diwan/57279?lang=en

·      Finnish Immigration Service: Security Situation in Baghdad - The Shia Militias, 29. April 2015
http://www.migri.fi/download/61225_Security_Situation_in_Baghdad_-_The_Shia_Militias_29.4.2015.pdf?01abe06266acd288

·      Jamestown Foundation: Iraq’s Shia Militias: Helping or Hindering the Fight Against Islamic State? Terrorism Monitor Volume: 14 Issue: 9, 29. April 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/324972/464685_de.html

·      Karbala News: hukumat karbala tastaqbil saraya al-salam bacd tahrir mintaqat al-buhayrat [die Provinzregierung von Kerbala empfängt Saraya al-Salam nach der Befreiung der Region al-Buhayrat], 16. November 2014
http://fk-news.com/23226-%D8%AD%D9%83%D9%88%D9%85%D8%A9%20%D9%83%D8%B1%D8%A8%D9%84%D8%A7%D8%A1:%20%D8%AA%D8%B3%D8%AA%D9%82%D8%A8%D9%84%20%D8%B3%D8%B1%D8%A7%D9%8A%D8%A7%20%D8%A7%D9%84%D8%B3%D9%84%D8%A7%D9%85%20%D8%A8%D8%B9%D8%AF%20%D8%AA%D8%AD%D8%B1%D9%8A%D8%B1%20%D9%85%D9%86%D8%B7%D9%82%D8%A9%20%D8%A7%D9%84%D8%A8%D8%AD%D9%8A%D8%B1%D8%A7%D8%AA.html

·      Landinfo - Norwegian Country of Origin Information Centre: Irak: Væpnede grupper og militser – Irak: Væpnede grupper og militser – , 3. Juni 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1788_1474376640_3387-1.pdf

·      Nafidhat Dhi Qar: isticrad saraya al-salam fi nasiriya [Parade von Saraya al-Salam in Nasiriya], 6. Mai 2015
http://thiqarwindow.com/News/15372

·      Sarayasalam: saraya al-salam yuhbit camaliya irhabiya kanat tastahdif al-casima baghdad [Saraya al-Salam vereitelt einen Terroranschlag auf die Hauptstadt Bagdad], Juli 2016
http://www.sarayasalam.net/2016/07/blog-post_18.html

·      Sarayasalam: saraya al-salam wa-l-quwwat al-amniya tatasadda li-hujum irhabi fi mintaqat cain al-tamr [Saraya al-Salam und Sicherheitskräfte stellen sich terroristischem Angriff in der Gegend Ain Al-Tamr entgegen], August 2016
http://www.sarayasalam.net/2016/08/blog-post_95.html

·      Sarayasalam: saraya al-salam fi-Nasiriya tuwasil ta’hil al-madaris wa-l-tarmimha [Saraya al-Salam setzt Instandsetzung und Renovierung von Schulen fort], Oktober 2016
http://www.sarayasalam.net/2016/10/blog-post_99.html

·      Sarayasalam: saraya al-salam tuwasil ta’min tariq za’iri samara‘ [Saraya al-salam setzt die Sicherung des Pilgerwegs in Samarra fort], November 2016
http://www.sarayasalam.net/2016/11/blog-post_38.html

·      SWP - Stiftung Wissenschaft und Politik: Die »Volksmobilisierung« im Irak , August 2016
http://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/aktuell/2016A52_sbg.pdf

·      The Long War Journal: US troops ‘are a target for us,’ Iraq’s Muqtada al Sadr says, 18. Juli 2016 (Autor: Bill Roggio)
http://www.longwarjournal.org/archives/2016/07/us-troops-are-a-target-for-us-iraqs-muqtada-al-sadr-says.php

·      UK Home Office: Country Policy and Information Note Iraq: Sunni (Arab) Muslims, Juni 2017 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1499246656_iraq-sunni-arabs-cpin-v2-0-june-2017.pdf