Anfragebeantwortung zum Tschad: Informationen zur wirtschaftlichen Lage bzw. zum Arbeitsmarkt, zu aus dem Ausland zurückkehrenden TschaderInnen sowie zur ethnischen Gruppe der Gorane [a-9044]

4. Februar 2015

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Informationen zur ethnischen Gruppe der Gorane

Das US-Außenministerium (US Department of State, USDOS) schreibt in seinem Länderbericht zur Menschenrechtslage vom Februar 2014 (Berichtszeitraum 2013), dass es im Tschad etwa 200 ethnische Gruppen gebe, die großteils regional konzentriert seien und über 120 Sprachen und Dialekte sprechen würden. Der Großteil der ethnischen Gruppen gehöre einer der zwei regionalen und kulturellen Traditionen an: AraberInnen und MuslimInnen im Norden, Landesinneren und Osten sowie christliche oder animistische Gruppen im Süden. Interne Migrationsbewegungen aufgrund von Urbanisierung und Desertifikation hätten in einigen Gebieten zur Integration dieser Gruppen geführt. Es habe Fälle von interethnischer Gewalt gegeben und diese seien oftmals mit Streitigkeiten um kaum vorhandenes Ackerland in Verbindung gestanden. Im Berichtsjahr habe es allerdings weniger solche Zwischenfälle gegeben als in den Jahren zuvor. Nahezu alle ethnischen Gruppen hätten gesellschaftliche Diskriminierung praktiziert, die sich in Verhaltensmustern am Arbeitsmarkt gezeigt habe:

„There are approximately 200 ethnic groups, many of which were concentrated regionally, speaking more than 120 languages and dialects. Most ethnic groups were affiliated with one of two regional and cultural traditions: Arabs and Muslims in the north, center, and east; and Christian or animist groups in the south. Internal migration in response to urbanization and desertification resulted in the integration of these groups in some areas. Interethnic violence occurred and often was connected to competition over scarce arable land, although there were fewer such incidents than in the previous year. Virtually all ethnic groups practiced societal discrimination, which was evident in patterns of employment.“ (USDOS, 27. Februar 2014, Section 6)

Die Minority Rights Group International (MRGI), die sich für die Rechte von ethnischen, religiösen und sprachlichen Minderheiten und indigenen Völkern weltweit einsetzt, erwähnt in einem undatierten Eintrag auf ihrer Website, dass die nördliche Region Borkou-Ennedi-Tibesti über ein Drittel der Fläche des Tschads ausmache, jedoch nur sechs Prozent der Bevölkerung. Zwei nomadische Völker, die gemeinsam als Toubou bekannt seien, würden nahezu die gesamte Bevölkerung dieser Region bilden. Die Teda seien im gebirgigen Norden angesiedelt und die Daza (auf Arabisch: Gorane) seien weiter im Süden und im Osten angesiedelt. Der ehemalige Präsident Hissène Habré habe seine Wurzeln in einer kleinen östlichen Untergruppe der Gorane:

Chad is divisible into three agro-climatic zones. First, the northern ‘BET’ (Borkou, Ennedi, Tibesti) area of the Sahara, accounting for over a third of Chad’s territory, is home to only about 6 per cent of its population. Two nomadic peoples, collectively known as Toubou, make up virtually all its population; Teda people, concentrated near Tibesti in mountainous reaches of the far north; and Daza (in Arabic: Gorane) peoples, concentrated further south and east. The ethnic roots of Hissène Habré, Chad’s ruthless strongman from 1979 to 1990, are in a small eastern Gorane sub-group.” (MRGI, ohne Datum)

Das kanadische Immigration and Refugee Board (IRB) weist in einer Anfragebeantwortung vom März 2014 darauf hin, dass nur wenige Informationen hinsichtlich der Behandlung von Angehörigen der ethnischen Gruppe der Gorani durch die Behörden gefunden werden hätten können. Das IRB zitiert einen Bericht vom Jänner 2013 von IHS Global Insight, einem Unternehmen das Informationen zu den Bedingungen in mehreren Ländern zur Verfügung stelle, laut dem der Präsident des Tschad, Idriss Déby, versucht habe, Angehörige der ethnischen Gruppe der Gorani als Teil seiner Leibwächter zu integrieren. Der Präsident habe befürchtet, seine Position zu verlieren, da Angehörige der ethnischen Gruppe der Gorani mit seiner Regierung unzufrieden seien:

Information on the treatment of members of the Gorani ethnicity by the authorities was scarce among the sources consulted by the Research Directorate within the time constraints of this Response. IHS Global Insight, a company that provides information on conditions in various countries, including geo-political risks (IHS Global Insight n.d.), stated in January 2013 that Chadian President Idriss Déby was attempting to integrate members of the Gorani ethnicity into his body guard service (IHS Global Insight 18 Jan. 2013). That source went on to report that the president feared losing his position because the members of the Gorani ethnicity are dissatisfied with his government (ibid).” (IRB, 3. März 2014)

Die regierungsunabhängige Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) erwähnt in einer Länderauskunft vom Juli 2013 Folgendes zu den Gorane:

„Gemäss den Aussagen von Professor Norbert Cyffer ist der Begriff (Goran, Gorani) eher ethnisch zu sehen und bezieht sich auf die Daza-Sprecher. Es sei eine aus dem Arabisch en stammende Fremdbezeichnung für die Sprecher des Teda - Daza (oder Tubu) und werde in der Region von Mao gesprochen. Auch ein anderer kontaktierter Linguistik Professor, Paul Newman, weist darauf hin, dass Goran(i) ein anderer Ausdruck für Daza ist. Gemäss dem Ethnologen Peter Fuchs lebt eine der drei grossen nomadischen Gruppen des Tschad im Norden des Landes, dazu gehören die Tubu (Teda), Daza und Goran. Die Tubu-Daza- Goran - Gruppe prägte im Bürgerkrieg mit ihren Sozialstrukturen und Werten die Front de Libération National du Tschad (FROLINAT). Die Tubu (Kanuri: People of the Rocks) sind Bewohner der Tibest Berge und bilden den nördlichen Zweig der Daza. Sie nennen sich selbst Teda oder Toda. Goran ist ein arabischer Name für die Daza aus Borku.” (SFH, 3. Juli 2013)

In einem Bericht vom März 2008 fordert die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) die Regierung des Tschad auf, gegen Personen, die in Zusammenhang mit einem Putschversuch im Februar 2008 verhaftet worden seien, Anklage zu erheben oder sie freizulassen. Elf der 15 Personen, die mutmaßlich willkürlich inhaftiert worden seien, würden der ethnischen Gruppe der Gorane angehören, was zu Befürchtungen führe, die Regierung würde zumindest teilweise Personen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit verhaften. Angehörige der Gorane würden die Rebellengruppe Union der Kräfte für Demokratie und Entwicklung (Union des Forces pour la Démocratie et le Développement, UFDD), eine Rebellengruppe, die den Putschversuch angeführt habe, dominieren. Einer der ohne Anklage Festgehaltenen, Mahamoud Adoum Aguid, gehöre demselben Unterclan der Anakaza Goran an wie der Anführer der UFDD-Rebellen, Mahamat Nouri. Aguid sei der ehemals höchste Zollbeamte des Tschad gewesen und sei am 19. Februar 2008 von den staatlichen Sicherheitskräften festgenommen worden:

„The Chadian government should charge or release persons arrested following a February coup attempt, Human Rights Watch said today. […] Eleven of the 15 cases of apparent arbitrary detention documented by Human Rights Watch since the coup attempt are members of the Goran ethnic group, raising concerns that the government is targeting people for arrest at least in part on account of their ethnicity. The Goran predominate in the Chadian rebel group that led the coup attempt, the Union des Forces pour la Démocratie et le Développement (Union of Forces for Democracy and Development, UFDD). […] One of the 11 ethnic Goran held without charge is Mahamoud Adoum Aguid, who is from the same Anakaza Goran sub-clan as the leader of the UFDD rebels, Mahamat Nouri. Aguid, a 59-year-old retiree who was formerly Chad’s top customs official, was taken by state security forces on February 19 and has not been seen since.“ (HRW, 21. März 2008)

Freedom House, eine in den USA ansässige NGO, die zu den Themen Demokratie, politische Freiheit und Menschenrechte forscht und sich für diese einsetzt, erwähnt in ihrem Jahresbericht „Freedom in the World“ vom Jänner 2013, dass im Februar 2008 etwa 2.000 Rebellenkämpfer die Hauptstadt des Tschad angegriffen hätten. Menschenrechtsgruppen hätten das Regime beschuldigt, mutmaßliche Rebellen, deren Unterstützer und Mitglieder der ethnischen Gruppe der Gorane außergerichtlich inhaftiert und getötet zu haben:

In February 2008, some 2,000 rebel fighters attacked the capital. Although the two sides soon agreed on a ceasefire and the rebels withdrew, Déby declared another state of emergency, suspending due process rights and tightening already harsh media restrictions. Human rights groups accused the regime of extrajudicial detention and killing of suspected rebels, their supporters, and members of the Goran ethnic group, some of whom had been involved in the rebel assault. The state of emergency was lifted on March 15, but fighting continued in the east during the year.” (Freedom House, Jänner 2013)

Detaillierte Informationen zur Geschichte der ethnischen Gruppe der Daza (Gorane) finden sich in einem wissenschaftlichen Aufsatz des Ethnologen an der Universität Göttingen, Dr. Peter Fuchs, von 1996:

·      Fuchs, Peter: Nomadic society, civil war, and the state in Chad; in Nomadic Peoples 38, 1996 (verfügbar auf Website der Commission on Nomadic Peoples)

http://cnp.nonuniv.ox.ac.uk/pdf/NP_journal_back_issues/Nomadic_society_civil_war_state_in_Chad_P_Fuchs.pdf

Wirtschaftliche Lage, RückkehrerInnen

Das deutsche Auswärtige Amt (AA) schreibt in seinem Länderüberblick zum Tschad vom Mai 2014 unter anderem Folgendes zur wirtschaftlichen Lage im Land:

„Circa die Hälfte der Bevölkerung in den Städten und 80 Prozent der Bevölkerung auf dem Land leben in Armut. Die soziale Absicherung ist unzulänglich: Es existiert zwar eine Verpflichtung der Arbeitgeber, Rentenbeiträge und Beiträge zu einer Berufsunfallversicherung für beschäftigte Arbeitnehmer abzuführen. Allerdings arbeiten nur sehr wenige Menschen in formellen Arbeitnehmerverhältnissen: Über 80 Prozent aller Personen sind selbstbeschäftigt oder im informellen Sektor tätig. Ein wirksamer Krankenversicherungsschutz fehlt; viele Menschen meiden deshalb das Gesundheitssystem und behelfen sich mit traditionellen Heilern. […]

Die tschadische Wirtschaft wird gesamtwirtschaftlich seit 2003 vom Erdölsektor dominiert. Während Landwirtschaft und Viehzucht für die nationale Beschäftigung und Ernährungssicherheit sorgen, trägt die Erdölproduktion den Großteil der Staatseinnahmen bei. Die Erträge daraus fließen vor allem in die Verwaltung, den militärischen Bereich und in Infrastrukturmaßnahmen. Durchgreifende Auswirkungen sind bisher jedoch allenfalls im städtischen Bereich und beim Straßenbau feststellbar. Ein nennenswerter industrieller Sektor existiert nicht; allerdings gibt es Anfänge in der lebensmittelverarbeitenden Industrie.“ (AA, Mai 2014)

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), eine staatliche Entwicklungszusammenarbeitsorganisation der Bundesrepublik Deutschland, schreibt in einem Überblick zum Tschad vom Juli 2014 Folgendes zum Arbeitsmarkt im Land:

„Die Arbeitslosigkeit im Tschad ist sehr hoch, wobei keine aussagekräftigen statistischen Daten existieren. Die meisten Menschen behelfen sich mit Gelegenheitsjobs und Kleinhandel und versuchen zudem durch Subsistenzwirtschaft ihren Lebensunterhalt zu sichern. Informeller und formeller Sektor: Der informelle Sektor ist im Tschad von großer Bedeutung, da die staatlichen- wie auch die privatwirtschaftlichen Strukturen nur marginal ausgeprägt sind. Frauen erwirtschaften sogar zu 97% ihren Lebensunterhalt mit informeller Arbeit. Besonders erwähnenswert ist hierbei die Bili-Bili-Produktion (lokales Hirsebier), das ausschließlich von Frauen hergestellt wird. Jedoch sind die aus dem informellen Bereich erwirtschafteten Einkommen meist nur gering und der Zugang zu Produktionsmitteln und Krediten schwierig.“ (GIZ, Juli 2014)

In einem Überblick zum Wirtschaftssystem im Tschad schreibt die GIZ im Juni 2014 Folgendes:

„Der Tschad zählt trotz eines Pro-Kopf -Einkommens von statistisch etwa 1.500 US $ (zum Vergleich vor der Erdölförderung 2003: ca. 300 US $) zu den ärmsten Staaten der Erde und belegt nach dem Human Development Index von 2014 weiterhin wie 2012 den Rang 184 der 187 untersuchten Länder. Ein Großteil der Bevölkerung (ca. 80 %) lebt in absoluter Armut, wobei ein großer Unterschied zwischen Stadt und Land festzustellen ist. Allerdings haben sich die statistischen Daten durch die seit 2003 stattfindende Erdölförderung bereits erheblich verändert. Die sozio-ökonomische Entwicklung des Landes wurde durch die isolierte Binnenlage und die Gliederung des Landes in ‚le tchad utile‘ (Süden) und ‚le tchad unutile‘ (Norden) während der französischen Kolonialzeit (Karte) entscheidend geprägt. Durch die Favorisierung des Südens und die klimatischen Faktoren besteht ein deutliches Nord-Süd-Gefälle der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Zudem beeinflussen bis heute der Jahrzehnte währende Bürgerkrieg, viele Dürreperioden, Korruption und die unzureichend ausgebaute Infrastruktur die Wirtschaftslage des Tschad. […]

Trotz einiger positiver Prognosen hat sich die wirtschaftliche Situation der meisten Menschen im Tschad nicht oder nur kaum verbessert und wird durch hohe Preissteigerungen nicht erst seit den ersten Monaten des Jahres 2008 weiter belastet. Dazu trägt auch die Nahrungsmittelkrise, durch die sich die Hirsepreise seit 2007 (von 125 FCFA [franc des Communautés Financières d'Afrique] auf 240 FCFA pro kg) nahezu verdoppelt haben, nicht unwesentlich bei. Der Index 2014 der Heritage Foundation über die ökonomische Freiheit im Land bescheinigt dem Tschad eine weiterbestehend negative Entwicklung gegenüber dem Vorjahr und einen der hinteren Plätze auch im subsaharischen Vergleich. Allerdings werden dem Land Fortschritte in der Entwicklung eines dynamischen Klimas für Investments und Unternehmen bescheinigt. […]

Die Armut, die am stärksten die ländliche Bevölkerung trifft, konnte in der letzten Dekade nur unzureichend bekämpft werden. Dafür verantwortlich sind sowohl die nur marginal ausgebaute Infrastruktur und das Gesundheitswesen, das keine Versorgung der Landbevölkerung gewährleisten kann, als auch naturräumliche Gegebenheiten, wie Desertifikation, Bodenerrosion, Dürren und Überschwemmungen, die sich 2012 zu einer Sahel-Krise ausweiten. Auch der Zugang zu landwirtschaftlichem Know-how, Technologien und günstigen Krediten, die eine höhere Produktivität und damit eine bessere Versorgung begünstigen könnten, bleibt der ländlichen Bevölkerung zumeist verwehrt. Dazu kommt v.a. im Osten des Tschad der Kampf um Ressourcen zwischen der Dorfbevölkerung und den Flüchtlingen aus dem Darfur. […]

Die einheimischen NRO beschränken sich daher zumeist auf die urbanen Zentren, die ländlichen Gebiete bleiben unterversorgt. Da der tschadische Staat seinen zentralen sozialen Aufgaben in vielen Bereichen nicht nachkommt und nur über eingeschränkte Kapazitäten verfügt, sind in den letzten Jahren viele Selbsthilfeinitiativen entstanden. Ihnen mangelt es allerdings an finanziellen und personellen Ressourcen und sie können ohne Unterstützung und Beratung häufig wenig Wirkkraft entfalten. Um diese zu stärken werden oftmals Partnerschaften mit ausländischen NRO's [Nichtregierungsorganisationen], wie im Beispiel der APLFT (Vereinigung zur Förderung von Grundfreiheiten im Tschad), die als Partnerorganisation mit Swissaid zusammengearbeitet hat, geschlossen. Vor allem Menschenrechtsorganisationen wie die Association Tchadienne pour la Protection et la Défense des Droits de l'Homme (ATPDH) und Ligue tchadienne des droits de l'Homme (LTDH) und tschadische Nichtregierungsorganisationen, die im sensiblen Bereich der Erdölförderung und deren Auswirkungen arbeiten, sind vielfachen Einschüchterungsversuchen und Bedrohungen ausgesetzt. Einen großen Anteil an Unterstützungsarbeit leisten die regionalen kirchlichen Organisationen wie z.B. Belacd in Lai und Secadev. Das überregional in großen Teilen Afrikas aktive Bildungsinstitut Inades führt v.a. Fortbildungen im Bereich ländlicher Entwicklung durch. Inter-réseaux versteht sich als Organisation zur Förderung der ländlichen Entwicklung v.a. in der Subsahara-Region. Die Université Populaire ist eine Bildungseinrichtung, die schon 1994 gegründet wurde und auf vielen Ebenen Fortbildungen für die Zivilgesellschaft anbietet und den Demokratisierungsprozess voranbringen will.“ (GIZ, Juni 2014)

Die Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP) berichtet im November 2014, dass die Tatsache, dass die nigerianische Gruppe Boko Haram so nahe und gefährlich sei, Auswirkungen auf die Wirtschaft des Tschad habe. Die geschlossenen Grenzen und Patrouillen der Sicherheitskräfte hätten zu einem Preisanstieg geführt. Die Islamisten würden laut Angaben einer Quelle aus dem französischen Militär für den Tschad ein „destabilisierendes Element“ bilden, da ihre Angriffe das Land von Handelspartnern isolieren würden:

„Though Chad has so far been spared from an attack by Boko Haram, the fact the Islamist militants are so close and so dangerous has been bad for business in this landlocked country. […] Closed borders, security force patrols and the constant fear of violence spilling over its frontier has sent prices soaring and left business owners with one more worry. ‘Prices for commodities have spiked,’ Moussa Oumar, the owner of several auto parts stores in Chad's capital city N'Djamena told AFP. ‘Customers complain, but I have no choice.‘ […] River and shoreline patrols enforce the ban, leaving the waterways that were once thronged with commercial traffic nearly deserted. Not surprisingly, the drop in movement is bad for business. […] The Islamists are ‘a destabilising element’ for Chad because their attacks isolate the country from trading partners, a French military source in N'Djamena told AFP.“ (AFP, 7. November 2014)

Der UNO-Nachrichtendienst Integrated Regional Information Network (IRIN) schreibt in einem Artikel vom Juli 2013, dass der Vorsitzende der Mission der International Organization for Migration (IOM) im Tschad, Qasim Sufi, angegeben habe, dass der Tschad aufgrund von Instabilität in benachbarten Ländern vom Zustrom von RückkehrerInnen aus dem Sudan, Libyen, Nigeria und der Zentralafrikanischen Republik betroffen sei. Den RückkehrerInnen mangle es an Schutz und der Befriedigung grundlegender Bedürfnisse, darunter Nahrungsmittel, Unterkunft, medizinische Hilfe und Bildung. Die größten Herausforderungen hinsichtlich der Notfallhilfe seien laut Sufi der Mangel an finanziellen Mitteln und die schwache Infrastruktur und Sicherheitslage in den abgelegenen Gebieten des Tschad, wo sich die RückkehrerInnen befinden würden:

„’Due to instabilities in the neighbouring countries, Chad is currently experiencing [returnee] influxes from Sudan (Tissi), Libya (Faya), Nigeria (N’Gouboua) and the Central African Republic (Maro),’ Qasim Sufi, the IOM [International Organization for Migration] chief of mission in Chad, told IRIN in an e-mail. ‘They lack all protection and basic needs, including food, shelter, medical [care] and education.’ ‘Moreover, some children are without their parents due to either death or separation from their parents,’ added Sufi, noting that a lack of funds, as well as poor infrastructure and insecurity in the remote parts of Chad, where the returnees are, are the main challenges in providing emergency assistance.“ (IRIN, 17. Juli 2013)

Die International Organization for Migration (IOM) berichtet im September 2014, dass die Organisation und ihre Partner über 113.000 TschaderInnen registriert hätten, die aufgrund der unsicheren Lage aus der Zentralafrikanischen Republik geflüchtet seien. Etwa 30.000 der RückkehrerInnen seien bei Freunden oder Familien in verschiedenen Landesteilen untergekommen. Mindestens 73.000 Personen würden aber weiterhin in Zelten und an vorübergehenden Plätzen leben. IOM und andere humanitäre Organisationen würden diesen Personen grundlegende Einrichtungen wie vorübergehende Unterkünfte, Wasser- und Sanitäranlagen, Gesundheitseinrichtungen, Schulen, kinderfreundliche Bereiche sowie Lebensmittelgutscheine zur Verfügung stellen. Jedoch seien mit Beginn der Regensaison einige Einrichtungen, darunter Unterkünfte, zerstört worden:

As of 17 of September, IOM and partners registered more than 113,000 Chadians who fled the insecurity in CAR and who have entered Chad with air and road evacuations organized by the government of Chad, with IOM assistance or by their own means since the fighting broke up in CAR in December 2013. While 30,000 of the returnees are hosted by friends and families in different parts of the country, at least 73,000 are still living in tents in transit and temporary sites. They are provided basic facilities by IOM and other humanitarian actors, such as temporary shelters, water and sanitation facilities, health centres, schools, children-friendly spaces, as well as vouchers for their food subsistence. But, as the rainy season has set in, the rains have damaged and even destroyed some of the sites’ facilities, including the shelters.” (IOM, 26. September 2014)

Informationen zur Lage von Binnenvertriebenen im Tschad entnehmen Sie bitte folgendem Bericht:

·      OXFAM: Durable Solutions For Internally Displaced Persons Challenges In Eastern Chad, März 2012

http://www.oxfam.org/sites/default/files/file_attachments/bp-durable-solutions-idp-eastern-chad-010312-en_0_0.pdf

 

Weitere Informationen zur wirtschaftlichen Lage im Tschad entnehmen Sie bitte auch folgenden Dokumenten:

·      AEO - African Economic Outlook: Chad, Author: Claude N’Kodia, 2014

http://www.africaneconomicoutlook.org/fileadmin/uploads/aeo/2014/PDF/CN_Long_EN/Tchad_ENG.pdf

·      Brot für die Welt: Der Fluch des schwarzen Goldes, letzte Aktualisierung: 10. Dezember 2014

http://www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/projektliste/tschad-asnga.html

·      CIA: The World Factbook; Chad; Economy, 23. Juni 2014

https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/cd.html

·      Worldbank: The Republic of Chad; Joint IDA-IMF Staff Advisory Note on the National Development Plan 2013 – 15, 20. Juni 2013

http://www-wds.worldbank.org/external/default/WDSContentServer/WDSP/IB/2013/07/26/000333037_20130726154048/Rendered/PDF/786920PRSP0IDA000PUBLIC00Box379788B.pdf

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 4. Februar 2015)

·      AA - Auswärtiges Amt (Deutschland): Tschad, Wirtschaftspolitik, Mai 2014

http://www.auswaertiges-amt.de/sid_05F7CF5EDFC3BD04AAE1C3585DEB4969/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Tschad/Wirtschaft_node.html

·      AEO - African Economic Outlook: Chad, Author: Claude N’Kodia, 2014

http://www.africaneconomicoutlook.org/fileadmin/uploads/aeo/2014/PDF/CN_Long_EN/Tchad_ENG.pdf

·      AFP - Agence France-Presse: Boko Haram casts shadow over Chad's economy, 7. November 2014 (verfügbar auf Yahoo News)

http://news.yahoo.com/boko-haram-casts-shadow-over-chads-economy-085107225.html

·      Brot für die Welt: Der Fluch des schwarzen Goldes, letzte Aktualisierung: 10. Dezember 2014

http://www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/projektliste/tschad-asnga.html

·      CIA: The World Factbook; Chad; Economy, 23. Juni 2014

https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/cd.html

·      Freedom House: Freedom in the World 2013 - Chad, Jänner 2013 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/local_link/243036/366401_de.html

·      Fuchs, Peter: Nomadic society, civil war, and the state in Chad; in Nomadic Peoples 38, 1996 (verfügbar auf Website der Commission on Nomadic Peoples)

http://cnp.nonuniv.ox.ac.uk/pdf/NP_journal_back_issues/Nomadic_society_civil_war_state_in_Chad_P_Fuchs.pdf

·      GIZ - Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit: Tschad; Wirtschaftssystem und seine Sektoren, letzte Aktualisierung: Juni 2014

http://liportal.giz.de/tschad/wirtschaft-entwicklung/

·      GIZ - Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit: Tschad; Gesellschaft, letzte Aktualisierung: Juli 2014

http://liportal.giz.de/tschad/gesellschaft/

·      HRW - Human Rights Watch: Chad: Charge or Release Political Detainees, 21. März 2008

http://www.hrw.org/news/2008/03/20/chad-charge-or-release-political-detainees

·      IOM - International Organization for Migration: Living Conditions of Chadian Returnees from CAR Deteriorating, 26. September 2014

http://reliefweb.int/report/chad/living-conditions-chadian-returnees-car-deteriorating

·      IRB - Immigration and Refugee Board of Canada: Chad: Treatment of members of the Gorani ethnicity by the authorities; treatment of former members of Hissène Habré’s government and their families by society and authorities (2013- February 2014) [TCD104790.FE], 3. März 2014 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/local_link/273215/402214_de.html

·      IRIN – Integrated Regional Information Network: Chad returnees strain aid resources, 17. Juli 2013

http://www.irinnews.org/report/98430/chad-returnees-strain-aid-resources

·      MRGI - Minority Rights Group International: Chad Overview, ohne Datum

http://www.minorityrights.org/4901/chad/chad-overview.html

·      OXFAM: Durable Solutions For Internally Displaced Persons Challenges In Eastern Chad, März 2012

http://www.oxfam.org/sites/default/files/file_attachments/bp-durable-solutions-idp-eastern-chad-010312-en_0_0.pdf

·      SFH - Schweizerische Flüchtlingshilfe: Tschad: Teda und Dazaga, 3. Juli 2013

http://www.fluechtlingshilfe.ch/assets/herkunftslaender/afrika/tschad/tschad-teda-und-dazaga.pdf

·      USDOS - US Department of State: Country Report on Human Rights Practices 2013 - Chad, 27. Februar 2014 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/local_link/270680/400767_de.html

·      Worldbank: The Republic of Chad; Joint IDA-IMF Staff Advisory Note on the National Development Plan 2013 – 15, 20. Juni 2013

http://www-wds.worldbank.org/external/default/WDSContentServer/WDSP/IB/2013/07/26/000333037_20130726154048/Rendered/PDF/786920PRSP0IDA000PUBLIC00Box379788B.pdf