Document #1340995
Amnesty International (Author)
Japan Gefangene saßen über längere Zeiträume in Einzelhaft und hatten nur unzureichenden Zugang zu medizinischer Versorgung. Im Juli empfahl die UN-Sonderberichterstatterin über den Menschenhandel härtere Gesetze und Inspektionen am Arbeitsplatz, um die Rechte von Arbeitsmigranten zu schützen. Sie zeigte sich sehr besorgt über den Menschenhandel, der die Ausbeutung von Arbeitskräften zum Ziel hat.
Nach der Niederlage der Liberaldemokratischen Partei (LDP) bei den Kommunalwahlen in Tokio kündigte Ministerpräsident Aso Taro für August Neuwahlen an. Diese brachten die oppositionelle Demokratische Partei Japans (DPJ) an die Macht und beendeten die über 50 Jahre andauernde Regierungszeit der LDP. Hatoyama Yukio wurde zum Ministerpräsidenten einer Koalitionsregierung mit der Sozialdemokratischen Partei und der Neuen Volkspartei gewählt.
Im Oktober richtete Justizministerin Chiba Keiko einen Ausschuss ein, der die Transparenz im Untersuchungshaftsystem (daiyo kangoku) beleuchten soll. Sie setzte jedoch keine Frist für Vorschläge. Das daiyo-kangoku-System erlaubt die Inhaftierung Verdächtiger über einen Zeitraum von 23 Tagen. Es wird in Verbindung gebracht mit Einschüchterungsmaßnahmen und missbräuchlichen Verhörmethoden, die dazu dienen sollen, Geständnisse zu erhalten.
Im Rahmen eines neuen Laienrichter-Systems (saiban-in) traten Bürger bei der Entscheidung über Urteile und Strafen an die Seite professioneller Richter. Alle schweren Verbrechen, darunter auch solche, auf die die Todesstrafe steht, können nun nach diesem System verhandelt werden.
2009 wurden sieben Männer hingerichtet. Etwa 106 Häftlingen drohte die Vollstreckung der Todesstrafe. Sie lebten unter besonders harten Haftbedingungen. Unter ihnen befanden sich auch einige psychisch kranke Häftlinge.
Die Regierung schob Asylsuchende in Länder ab, in denen ihnen Folter und andere Misshandlungen drohten. Bis September 2009 hatten 1123 Personen Asylanträge gestellt. Das Anerkennungsverfahren für Asylsuchende war sehr zeitraubend, und nur 15 der Antragsteller erhielten einen Flüchtlingsstatus, darunter drei nach der Einlegung von Rechtsmitteln. Mehr als 90% der Asylsuchenden durften nicht arbeiten, waren nicht krankenversichert und hatten keinen Anspruch auf Sozialleistungen.
Im Juli traten Reformen des Gesetzes zur Kontrolle der Zuwanderung und zur Anerkennung von Flüchtlingen sowie des Einwohnermeldegesetzes in Kraft. Die Reformen sehen vor, in den kommenden drei Jahren ein neues System zur Regelung und Kontrolle des Aufenthalts von ausländischen Staatsbürgern einzurichten. Zivilgesellschaftliche Organisationen äußerten Bedenken, dass Ausländer ohne Papiere, wie z. B. Asylsuchende, dadurch von grundlegenden staatlichen Leistungen ausgeschlossen würden, darunter Bildung und Gesundheitsfürsorge.
Japan legte dem UN-Ausschuss für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau seinen sechsten Staatenbericht vor. Der Ausschuss äußerte im Juli Bedenken angesichts der Hindernisse, mit denen sich Opfer von familiärer und sexueller Gewalt konfrontiert sehen, wenn sie Anzeige erstatten und Schutz suchen. Er zeigte sich vor allem besorgt über die unsichere Situation von Migrantinnen, von Frauen, die Minderheiten angehören, sowie von Frauen aus besonders gefährdeten Gruppen.
Der UN-Ausschuss forderte das Land erneut auf, eine dauerhafte Lösung zu finden für die sogenannten Trostfrauen, die Überlebenden der sexuellen Versklavung durch das japanische Militär. Dazu sollten neben einer Entschädigung für die Opfer auch die strafrechtliche Verfolgung der Täter sowie die Aufklärung des japanischen Volks über diese Verbrechen zählen. Zwölf kommunale Ratsversammlungen verabschiedeten Resolutionen, in denen sie eine Entschuldigung und eine Entschädigung für Überlebende des "Trostfrauen"-Systems forderten.
Delegierte von Amnesty International besuchten Japan im Februar und im April.
Hanging by a thread: mental health and the death penalty in Japan (ASA 22/005/2009)
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Amnesty International Report 2010 - The State of the World's Human Rights (Periodical Report, English)