Anfragebeantwortung zur Russischen Föderation: Tschetschenien: Folterungen mit Strom [a-8436-3 (8463)]

8. Juli 2013
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Die deutsche Wochenzeitung Die Zeit veröffentlicht in ihrer Online-Ausgabe vom 14. Juni 2013 einen Artikel mit folgenden Informationen:
„Für das, was damals passierte, hat Magomadow keine Beweise, nur die Narben an seinen Füßen und seine Erinnerung. Aber das, was er beschreibt, ist nicht ungewöhnlich. Andere Bewohner der kleinen Stadt, Menschenrechtler in der Hauptstadt Grosny, sie alle erzählen ähnliche Geschichten. Und sie bestätigen, dass die Kadyrowzy noch immer ein-, zweimal die Woche das Haus der Familie Magomadow aufsuchen. Das ist auch der Grund, warum die Personen in diesem Artikel nicht ihre wirklichen Namen tragen.
Es ist heiß an jenem Tag, die Temperatur steigt nachmittags auf fast 40 Grad, Ruslan Magomadow sitzt müde in seinem Taxi. Er schwitzt und wartet auf Kunden, als zwei Männer einsteigen und ihn bitten, sie zu einem Badeort in der Nähe zu fahren. Unter einer Brücke soll Magomadow halten. Dort steht ein anderer Wagen. Bewaffnete Uniformierte steigen aus und kommen auf das Taxi zu. Sie bringen ihn zu einem abgelegenen Ort, fesseln ihn in einem Keller auf eine Pritsche, bohren Draht in seine Zehen, jagen Strom durch seinen Körper. Männer, die sagen, sie seien vom russischen Inlandsgeheimdienst, stellen Fragen. Sie wollen wissen, wo sich Sulim versteckt. In der Nacht schaffen sie Magomadow weg, werfen ihn aus dem Wagen auf ein Feld. Magomadows Beine zittern von den Stromschlägen, er kann nicht laufen. Er kriecht nach Hause.“ (Zeit online, 14. Juni 2013)
Das US-amerikanische Außenministerium (US Department of State, USDOS) erwähnt in seinem im April 2013 veröffentlichten Jahresbericht zur Menschenrechtslage (Berichtszeitraum 2012), dass die physische Misshandlung von verdächtigen Personen durch die Polizei systematisch und üblicherweise in den ersten Tagen nach einer Festnahme erfolge. Im Kaukasus würde Folter Berichten zufolge von lokalen, aber auch von föderalen Strafverfolgungsbehörden angewandt. Menschenrechtsorganisationen würden berichten, dass unter anderem Elektroschocks sehr häufig angewendet würden, da sie am ehesten keine Spuren hinterlassen würden:
„Physical abuse of suspects by police officers was systemic and usually occurred within the first few days after arrest. Some of the methods reportedly used included beatings with fists, batons, or other objects. In the Caucasus torture was reportedly committed by local law enforcement agencies as well as in some cases by federal security services. Reports from human rights groups claimed that electric shocks and suffocation were used most often, as those techniques are less prone to leave evidence.“ (USDOS, 19. April 2013, Section 1c)
Im Bericht des Europäischen Komitees zur Verhütung von Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe des Europarats (Council of Europe - European Committee for the Prevention of Torture and Inhuman or Degrading Treatment or Punishment, CoE-CPT) vom Jänner 2013 zur Behandlung Gefangener und den Haftbedingungen im Nordkaukasus wird erwähnt, dass unter anderem in Tschetschenien Personen mit Strom gefoltert worden seien. Eine Person, die im März 2011 festgenommen worden sei, habe behauptet, dass ihr mittels Drähten, die an ihren kleinen Fingern und Zehen befestigt worden seien, Elektroschocks versetzt worden seien. Ein gerichtsmedizinischer Experte der Delegation des CoE-CPT habe bei einer Untersuchung der Person bestätigt, dass die Wunden der Person zur Anwendung von Elektroschocks zu der behaupteten Zeit passen würden. Eine weitere Person, die am 19. September 2010 festgenommen worden sei, habe über drei Formen der Anwendung von Elektroschocks gesprochen: Verwendung eine Elektroschock-Geräts, die Verwendung eines Apparats, der einem Feldtelefon geähnelt habe, und Verwendung von Draht, der an das Stromnetz angeschlossen gewesen sei. Strom sei nach Angaben der Person an ihren Fingern, Zehen, Ohren und in der Leistengegend zur Anwendung gekommen. Die bei einer medizinischen Untersuchung im Untersuchungsgefängnis Nr. 1 in Grosny festgehaltenen Verletzungen würden mit den Behauptungen der Person übereinstimmen. Bei einer Untersuchung durch einen gerichtsmedizinischen Experten der Delegation vier bis sechs Monate nach der behaupteten Misshandlung seien ebenfalls Wunden festgestellt worden, die zu einigen der Behauptungen der Person passen würden, etwa Verbrennungsspuren, wo offenbar Strom angewandt worden sei:
„Cases from the Chechen Republic […]
Mr F said that he was apprehended in March 2011 and taken to a location which he could not identify, where he alleged he was subjected to the following ill-treatment: as he was lying on the floor, face down and handcuffed, electric shocks were applied to him (by means of wires attached to his little fingers and little toes) and he was struck several times on the back and legs with what he thought was a wooden stick.
The register of medical examinations on admission to SIZO No. 1 in Grozny contained the following data concerning Mr F: ‘complaints about kidney pain; upon examination, both legs with vast haematomas, some in the vicinity of upper middle third of upper leg and on lower third of thigh, yellow brown in colour, painful on palpation’. The act drawn up by the doctor on the same occasion stated as follows: ‘injuries sustained during apprehension […]; both lower extremities show vast haematomas’.
Upon examination by one of the delegation’s forensic medical experts, visible burns in the form of red ligatures, 2 mm in width, were observed on the parts of his body where electric shocks had allegedly been applied. The above-described lesions were fully consistent with the infliction of electric shocks at the alleged time.
VII. Mr G said that he was detained on 19 September 2010, not on 25 September 2010 as indicated in his administrative file. He and his cousin were apparently apprehended, placed into a car with their faces covered, and driven to a private house in the Staropromyslovskiy District of Grozny, in the Katayama settlement, where they were kept until 24 September 2010. […]
The types of ill-treatment Mr G was prepared to talk about included:
1) electric shocks through three means: use of an electric shock device; use of a device resembling a military field phone; wire connected to the electricity network (220 V). Electricity was said to have been applied to his fingers, toes, ears and groin. Apparently, the lesions from the electric shocks to the little toe of his right foot became infected and, as a result of the necrosis, the toe had to be amputated at a nearby military hospital; […]
The above-mentioned injuries recorded in the medical documentation at SIZO No. 1 in Grozny were fully consistent with Mr G’s allegations. Further, the examination performed on 1 May 2011, some four to six months after the alleged ill-treatment, by one of the forensic medical experts of the delegation, also revealed the presence of lesions fully consistent with certain of his allegations; in particular: traces of burns on parts of the body (large toe of the right foot and groin region) where electric current had apparently been applied to him; traces of burns to both feet consistent with exposure to boiling water; circular marks around the wrists consistent with excessively tight handcuffing. “ (CoE-CPT, 24. Jänner 2013, S. 16-18)
Die russische Menschenrechtsorganisation Memorial berichtet in einem Artikel vom Juli 2012 über die Verhaftung von drei Tschetschenen im April 2012 an der belarussischen-polnischen Grenze. Nach zwei der Tschetschenen sei wegen Mordes an einem Polizisten in Grosny gefahndet worden. Bis zur Festnahme der drei Personen seien Familienmitglieder von einem der Verdächtigen von Behördenvertretern gefoltert, geschlagen und gedemütigt worden. Die Mutter des Verdächtigen, Semilat Akajewa, habe erzählt, dass am 13.  März 2012 Bewaffnete in das Haus der Familie eingedrungen seien. Die Frau des Verdächtigen sei mitgenommen und mehrere Stunden lang geschlagen, mit Strom gefoltert, gedemütigt und mit Gewalt bedroht worden. Am 15. März 2012 sei eine der Schwestern des Verdächtigen bei einem Verhör mit Strom gefoltert worden, um den Aufenthaltsort des Verdächtigen in Erfahrung zu bringen:
„12 апреля 2012 года в ходе спецоперации на белорусско-польской границе были задержаны трое жителей Чеченской Республики. Двое из них находились в международном розыске за расстрел полицейского патруля в г. Грозный ЧР в марте этого года. […]
Желая получить информацию о местонахождении Магомеда Акаева, чеченские силовики в течение нескольких дней пытали, избивали и оскорбляли его родственников. Насилие над семьей прекратилось, когда стало известно о задержании Магомеда в Беларуси. Родственники опасаются, что Магомед подвергнется еще большему насилию, чем они сами. В своем письменном заявлении мать Магомеда Семилат Акаева сообщила подробности происшедшего спустя четыре месяца. […]
13 марта в 17:00 в дом к Акаевым, который они арендовали в Грозном, ворвались около 30-ти вооруженных людей в камуфляжной форме, выломав входную дверь. […] Спустя несколько часов Айну отвезли из ОВД [орган внутренних дел] в здание оперативно-розыскной части МВД РФ по ЧР (ОРЧ МВД РФ по ЧР [оперативно-розыскная часть министерства внутренних дел Российской Федерации по Чеченской Республике]). Там в течение нескольких часов ее избивали, пытали электрическим током, оскорбляли, угрожали насилием. Семилат в это время находилась в ОВД, куда сотрудники силовых структур пригласили и других членов семьи Акаевых: отца Магомеда Маулана Усмановича Акаева, 1948 г.р., сестер Магомеда Зулай Акаеву, 1977 г.р., Зуру Акаеву, 1978 г.р., и Эльмиру Акаеву, 1984 г.р. […]
15 марта после 21:00 домой к Акаевым вновь приехали сотрудники ОРЧ МВД РФ по ЧР и увезли в отдел Зуру, Эльмиру и Семилат. Там их развели по разным кабинетам, вновь требовали сообщить местонахождение Магомеда. Эльмиру пытали электрическим током, затолкав ей в рот платок.“ (Memorial, 9. Juli 2012)
Im Juni 2012 berichtet Memorial, dass es im Dorf Assinowskaja in Tschetschenien am 17. April 2012 eine Explosion gegeben habe. Danach sei laut Angaben einer vorübergehend im Dorf wohnhaften Person Machmud Madajew, ein Einwohner des Dorfes, verhaftet worden. Ein Mitarbeiter von Memorial habe die Familie des Mannes besucht. Diese habe erzählt, dass Machmud und sein jüngerer Bruder auf die Polizeistation gebracht worden seien, wo man sie geschlagen und gefoltert habe. Machmud sei von mehreren Polizisten mit Elektroschocks gefoltert worden:
„On June 4, 2012 Aset Umakhovna Borchashvili, born in 1969, who temporarily lives in Assinovskaya village of Sunzhenskiy district of Chechnya, applied to the office of Human Rights Center ‘Memorial’ in Grozny, Chechnya. According to her, on April 17, 2012, at about 6:50 a.m., she heard the sound of the explosion, which she first took to be thunder. Her son, Yusup Vakhaevich Ektumaev, born in 1993, was awakened by the noise and asked his mother what it was. Aset Umahovna told him that it was thunder, and he went to sleep again. Two hours later Borchashvili learned that after the explosion a police check took place in the village. Employees of Sunzhenskiy police department took the village resident Mahmud Madaev away. […]
An employee of the HRC ‘Memorial’ has met with the family of Madaev. According to them, on the day of the explosion, Mahmud went to work, he worked at private construction sites. But in the morning there was heavy rainy, and the man returned home. After some time armed men in camouflage uniforms raided into his house. Some of them spread out in the yard, other men came into the room. Without explaining anything they took Mahmud and his younger brother to the police station in Sunzhenskiy district. There, according to Mahmud, they were beaten and tortured. One of the security forces employees put a gun to his younger brother's head and threatened to shoot him, if Mahmud brothers did not surrender and confess their involvement in the explosion. Mahmud was also ordered to confess his involvement in other terroristic attacks. Several officers tortured him using electric shocks, put a bag on his head and strangled him. Several times Mahmud lost consciousness. Unable to withstand the torture, he said he would sign the necessary documents, but the beatings continued.“ (Memorial, 22. Juni 2012)
Das Danish Immigration Service (DIS) schreibt in einem im Oktober 2011 veröffentlichten Bericht zu einer Fact-Finding-Mission nach Moskau und Sankt Petersburg im Juni 2011, dass Human Rights Watch (HRW) erklärt habe, dass die Polizei, wenn sie erfahren würde, dass jemand illegale bewaffnete Gruppierungen unterstützt habe, diese Person festnehmen würde. Diese Person würde wahrscheinlich in eine offizielle oder inoffizielle Hafteinrichtung gebracht, wo sie die ersten Tage geschlagen und vielleicht mit Elektroschocks gefoltert würde.
Ein Vertreter einer NGO, die Fälle am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte bearbeite, habe in Bezug auf die Behandlung in Haft mitgeteilt, dass in den letzten Jahren die Anwendung von Folter in Tschetschenien zugenommen habe. Zu den Foltermethoden würden Schläge gehören, die bei längeren Haftaufenthalten oft durch Elektroschocks ersetzt würden, damit das Opfer keine offensichtlichen Spuren von Schlägen bei der Entlassung aufweise. Jekaterina Sokirjanskaja von Memorial in Sankt Petersburg habe angegeben, dass die meisten Personen, die von den tschetschenischen Behörden in Haftanstalten untergebracht und befragt würden, routinemäßig physisch misshandelt würden, beispielsweise mit Elektroschocks:
„5.2 Groups at risk […] 5.2.1 Supporters […]
HRW [Human Rights Watch] explained that when the police receive information that someone has supported the illegal armed groups they will apprehend that person, most often at night but it could also happen during daytime. The person is likely to be brought to a law enforcement official or unofficial detention facility, where for the first several days he would be beaten and maybe tortured with electric shocks. The person will usually be held there for a period of time ranging from one night to several months, although the latter is not common.“ (DIS, 11. Oktober 2011, S. 58)
„5.3 Treatment in detention
A representative of a NGO working on cases at the European Court of Human Rights stated that the use of torture in Chechnya has increased in the last years. Usually the torture comprises severe beatings that in cases of lengthy detention are often substituted with electric shock so that the victim would have no obvious physical marks of beatings when released.
Ekaterina Sokiryanskaya, Memorial in St. Petersburg, stated that the majority of persons held in detention or interrogated by the Chechen authorities are routinely subjected to physical abuse such as severe beatings and electric shocks. Ekaterina Sokiryanskaya had only heard of a handful of cases where detained persons were released without having been subjected to torture and severe beatings. Besides electric shocks, torture includes beatings on the head with bottles filled with water, tearing out nails, cutting fingers, burnings with torches and weed burners. “ (DIS, 11. Oktober 2011, S. 63)
In einem gemeinsamen Bericht der russischen Menschenrechtsorganisationen Memorial und Komitee Bürgerbeteiligung aus dem Jahr 2010 zur Lage von TschetschenInnen in der Russischen Föderation finden sich folgende Informationen:
„Tschetschenien, die aus dem Ausland zurückgekehrt sind, werden nicht nur verfolgt, weil die Umgebung von Kadyrow Geld, das sich abnehmen läßt, vermutet. Es gibt noch einen weiteren Grund für deren Verfolgung: die tschetschenischen Machthaber fordern die Rückkehr aller, die Tschetschenien verlassen haben, nach Tschetschenien. Ein Instrument in dieser Bemühung ist die Verfolgung von Angehörigen von nicht Rückkehrwilligen. So war kürzlich ein junger Mann in dem Glauben, eine Rückkehr nach Tschetschenien sei ungefährlich, nach Tschetschenien zurückgekehrt, wo er heiraten wollte. Nur wenige Tage nach seiner Rückkehr hatte man ihn festgenommen, mißhandelt und mit Strom gefoltert. Diese Mißhandlungen fanden auch auf dem Gebiet des Bataillons ‚Jug‘ (Süden) statt, das Kadyrow unterstellt ist. […]
Am 19. Juli 2010 wurden im tschetschenischen Fernsehen die Leichen von zwei ‚Aufständischen‘ gezeigt, die angeblich am 13. Juli 2010 im Wald des Rayon Wedeno der Tschetschenischen Republik getötet worden sein sollen. Einige Medien berichteten an diesem Tag über die Liquidierung von zwei Aufständischen in den Bergen Tschetscheniens. Die Verwandten konnten die Getöteten identifizieren. Und es stellte sich heraus, dass beide bereits ein Jahr zuvor entführt worden waren. Einer von ihnen, Chusejn Isajewitsch Eskiew, geb. 1981, stammt aus dem Dorf Gechi, Rayon Urus-Martan und lebte in Tschetschenien. Er war am 2. November 2009 entführt worden. Im September 2009 hatten Mitarbeiter der Miliz des Rayons Zawodskij (Grosnij) Chusein aus seinem Haus in die Ortschaft Zentoroj entführt, die Heimatortschaft von Ramsan Kadyrow, wo sich mehreren Zeugenaussagen zufolge eines der illegalen Gefängnisse befindet. Am zweiten Tag hatte man Chusej freigelassen. Er berichtet, dass er beim Verhör mit Strom gefoltert worden sei.“ (Memorial / Komitee Bürgerbeteiligung, 2010, S. 42)
Der Spiegel erwähnt in seiner Onlineausgabe in einem Artikel vom Oktober 2006 Folgendes:
„Die Moskauer Zeitung ‚Nowaja Gaseta‘ veröffentlichte die Rechercheergebnisse Politkowskajas heute unter dem Titel ‚Wir nennen Dich einen Terroristen‘. In dem Artikel werden den vom Kreml unterstützten tschetschenischen Behörden Folterungen von politischen Gegnern vorgeworfen, die als Terroristen inhaftiert wurden.
‚Kämpfen wir mit legalen Mitteln gegen die Gesetzlosigkeit?‘ fragt Politkowskaja in ihrem Text. ‚Oder zerschlagen wir sie mit unserer eigenen Gesetzlosigkeit?‘ Die Journalistin hatte bei ihren Recherchen Kontakt mit einem Tschetschenen, der aus der Ukraine an die Behörden in Grosny ausgeliefert wurde. Politkowskaja zitiert aus einem Brief des Mannes. Er sei an Händen und Füßen hängend an eine Querstange gebunden, geschlagen, mit Elektroschocks gequält und mit einer Tüte über dem Kopf an den Rand des Erstickens gebracht worden. Er sollte so geständig gemacht werden. […]
In Journalistenkreisen wird vermutet, dass der Mord an Politkowskaja in Zusammenhang mit ihrer Arbeit an dem Artikel steht. Kurz bevor sie ermordet wurde, hatte Politkowskaja in einem Gespräch mit Radio Liberty erklärt, sie werde als Zeugin bei Ermittlungen zu Foltervorwürfen in Tschetschenien aussagen. Das Motiv für den Mord könnte aber auch in der regierungskritischen Berichterstattung über andere Themen liegen.“ (Spiegel Online, 12. Oktober 2006)
Auch folgende ältere Berichte und Artikel erwähnen Folterungen mit Strom:
 
 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 8. Juli 2013)