a-6134-3 (ACC-UZB-6136)

Nach einer Recherche in unserer Länderdokumentation und im Internet können wir Ihnen zu oben genannter Fragestellung Materialien zur Verfügung stellen, die unter anderem folgende Informationen enthalten:
Organisation Hisb-ut-Tahrir
Eine Beschreibung dieser Organisation auf Deutsch finden Sie auf der Website des Innenministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen, siehe:
Die Jamestown Foundation beschreibt die Hisb-ut-Tahrir im Dezember 2006 als vorgeblich gewaltlose islamische politische Bewegung, die ein globales Kalifat anstrebe. 1953 in Jerusalem gegründet, sei sie traditionell in Europa und Zentralasien besonders stark gewesen und werde nun in der Arabischen Welt immer beliebter. Die Hisb-ut-Tahrir versuche im Geheimen, Moslems zur friedlichen Stürzung ihrer Regierungen zu bewegen, ein weltweites Kalifat zu errichten und die gesamte Welt zu islamisieren. Sie sei in hohem Maße organisiert, habe nationale Führungen und einen allgemeinen Anführer, Abu Rashta, der verborgen im Libanon lebe, und sei in allen arabischen Staaten außer dem Libanon, dem Jemen und den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo sie an Popularität gewinne, verboten.  Es gebe keinerlei Beweise, dass diese Bewegung für Anschläge verantwortlich sei:
“Hizb-ut-Tahrir (or Hizb al-Tahrir) is an ostensibly non-violent Islamic political movement dedicated to the recreation of a global caliphate. Although founded in Jordanian-ruled Jerusalem in 1953, it has traditionally been strongest in Europe and Central Asia. Today, however, it is becoming increasingly popular in the Arab world [1]. Hizb-ut-Tahrir (HT) works covertly to convince Muslims to overthrow their present governments peacefully and establish a worldwide caliphate, which will then impose conservative Islam over all Muslim majority countries. Once this is accomplished, HT hopes that the caliphate will make the whole world Islamic through conversion in the first instance and, as a last resort, offensive jihads against all non-Muslim states. HT is highly organized and has national leaderships as well as an overall leader, Abu Rashta, who lives in secret in Lebanon. The group says that it will take power peacefully by persuading influential members of the elite to overthrow the government. The organization is illegal in all Arab countries except for Lebanon, Yemen and the UAE where it is tolerated. The group does not believe in using either elections or violence to take power and there is no evidence that HT members have carried out any attacks in the Arab world. There is mounting evidence, however, that HT is growing in popularity in the Arab world.” (Jamestown Foundation, 14. Dezember 2006)
Broschüren in usbekischer Sprache und Strafbarkeit des Besitzes von Broschüren
Central Asia - Caucasus Analyst berichtet in einem zweiwöchentlichen Briefing im Mai 2005 unter Berufung auf Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL), der kirgisische Sicherheitsdienst habe in Dschalalabad eine Untergrund-Druckerei aufgelöst, die Material für die verbotene Hisb-ut-Tahrir produziert habe. Hunderte Flugblätter und Magazine und über 1000 Broschüren, die meisten in usbekischer Sprache gedruckt, seien konfisziert worden: 
“Kyrgyzstan's National Security Service (SNB) has shut down an underground printing press in Jalalabad that produced materials for the banned extremist group Hizb ut-Tahrir, Bishkek Public Educational TV reported on 11 May. The two-month operation reportedly resulted in the confiscation of 300 leaflets, 400 magazines, and more than 1,000 brochures, most of them printed in Uzbek. Jalalabad SNB head Marat Imankulov told Bishkek Public Educational TV that an investigation is under way to determine who financed the press, which was located in a private apartment. Members of the family who occupied the residence are in custody and a criminal case has been opened.(RFE/RL)” (Central Asia - Caucasus Analyst, 18. Mai 2005)
Forum 18 gibt in einem Überblick über Religionsfreiheit in Usbekistan vom Juli 2003 an, die Importbeschränkung religiöser Literatur werde durch die Zensurierung des Internets vervollständigt. Der Zugang zur Website der Hisb-ut-Tahrir, sowie zu einer Website von Muslimen im Exil, sei gesperrt:
„The restriction on the import of religious literature is complemented by censorship of the Internet. Access is blocked to the website hizb-ut-tahrir.org (a British-based site of the radical Islamist party Hizb-ut-Tahrir, which is banned in Uzbekistan), and also a site maintained by Uzbek Muslims in exile muslimuzbekistan.com (a site hosted in the United States).” (Forum 18, 16. Juli 2003)
Amnesty International (AI) erwähnt im September 2005 Mitglieder der Hisb-ut-Tahrir, die wegen Verteilung von Flugblättern und Aufrufs zum politischen Umsturz angeklagt seien:   
“In July 2000, the presiding judge at Tashkent Regional Court reportedly dismissed allegations of torture by 15 members of Hizb-ut-Tahrir charged with distributing leaflets and calling for the overthrow of the constitutional order, even after one of the accused took off his shirt to show the court the injuries and bruises he had suffered.” (AI, 20. September 2005)
In einem Bericht im Oktober 2003 schreibt AI folgendes zu oben genannter Fragestellung:
„Am 5. Juni wurde Malika Raimovavom Bezirksgericht Chilanzar in Taschkent unter Vorwürfen wie „versuchter Umsturz der verfassungsmäßigen Ordnung Usbekistans“ und „Mitgliedschaft in einer religiösen, extremistischen, separatistischen, fundamentalistischen oder anderen verbotenen Organisation“ zu einer Gefängnisstrafe von acht Jahren verurteilt. […] Die Anklage gegen die Frauen bezog sich auf Flugblätter von Hisb-ut-Tahrir, die angeblich von Malika Raimova für den Ehemann von Mukaddam Nigmanova bei einem Besuch ins Gefängnis geschmuggelt wurden. Malika Raimova hatte im März ihren Mann, Husnuddin Inagamov, im Gefängnis von Karshi besucht, wo er wegen angeblicher Mitgliedschaft bei Hisb-ut-Tahrir in Haft war. Berichten zufolge hatte sie versprochen, einen Brief für den Mann von Mukaddam Nigmanova zu übergeben, der in der selben Strafkolonie eine Strafe wegen Mitgliedschaft bei Hisb-ut-Tahrir verbüßt. Gefängnisbeamte behaupteten, dass Malika Raimova im Brief Flugblätter von Hisb-ut-Tahrir versteckt hätte, was sie stets bestritten hat. […]
So wurde der Leichnam von Orif Ershanov, einem 37-jährigen Vater von vier Kindern aus Taschkent, am 16. Mai seiner Familie in Karshi übergeben. Dort war er laut Berichten zuvor von Beamten des Geheimdienstes SNB unter dem Verdacht der Mitgliedschaft bei Hisb-ut-Tahrir festgenommen worden. […] Die SNB-Beamten behaupteten, sie hätten bei Orif Ershanov 1500 Flugblätter von Hisb-ut-Tahrir gefunden.“ (AI, Oktober 2003)
Umgang mit Mitgliedern in Usbekistan, Festnahmen am 23. Juli 2003
In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche keine Informationen dazu gefunden werden, ob genau am 23. Juli 2003 Festnahmen von Mitgliedern der Hisb-ut-Tahrir in Usbekistan vorgenommen worden seien.
 
Human Rights Watch (HRW) veröffentlicht im März 2004 einen ausführlichen Bericht über die Hisb-ut-Tahrir in Usbekistan. Am 4. Juli 2003 seien 15 Menschen wegen Verbindungen zu dieser Bewegung verurteilt worden. Die Anklage habe unter anderem die Vorbereitung und Verteilung von die Sicherheit der Gesellschaft gefährdender Literatur beinhaltet. 13 der Angeklagten seien zu und Haftstrafen von sieben bis 15 Jahren verurteilt worden.
“Fifteen Members: Tashkent, May-July 2003
On July 4, 2003, the Akmal Ikramov District Court convicted fifteen people on charges of involvement with Hizb ut-Tahrir. Charges included anti-constitutional activity, membership in an illegal religious organization, preparing and distributing literature threatening the security of society, and involving minors in anti-social behavior. With the exception of two defendants who were given suspended sentences, the defendants were sentenced to prison terms ranging from seven to fifteen years.” (HRW, März 2004)
In einem Artikel, der im Februar 2008 auf EurasiaNet erschienen ist, wird erwähnt, dass die Hisb-ut-Tahrir von den kirgisischen Behörden bei weitem nicht so aggressiv verfolgt würde wie von der usbekischen Regierung:
“Yet Kyrgyz authorities have never pursued the group with quite the same energy as their counterparts in neighboring Tajikistan, let alone as aggressively as the Uzbek government.” (EurasiaNet, 15. Februar 2008)
Im World Report 2003 von Human Rights Watch (HRW) ist Folgendes zu Mitgliedern der Hisb-ut-Tahrir in Usbekistan zu lesen: Die Polizei habe, wie auch in den Jahren zuvor, zahlreiche Moslems verhaftet, und die Gerichte hätten Anschuldigungen von Folter ignoriert und die Angeklagten zu langen Haftstrafen verurteilt. Die Witwe eines angeblichen Hisb-ut-Tahrir-Mitglieds, das wegen angeblichen Besitzes von Flugblättern verhaftet worden und aufgrund von Folter in Polizeigewahrsam gestorben sei, sei 2002 verhaftet und zwei Wochen in Isolationshaft gehalten worden. Dann sei sie wegen angeblicher Führung einer Frauengruppe der Hisb-ut-Tahrir zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Kurz darauf sei ihre Schwägerin verhaftet worden und verschwunden, nach einer Woche habe sich herausgestellt, dass sie im Gewahrsam des Nationalen Sicherheitsdienstes sei, wo sie weitere zwei Wochen in Isolationshaft gehalten worden sei. Auch ihr sei vorgeworfen worden, eine Frauengruppe der Hisb-ut-Tahrir anzuführen. Ende Juli sei eine weitere Frau in Taschkent, deren Mann sich wegen Mitgliedschaft bei Hisb-ut-Tahrir in Haft befand, mehrmals festgenommen und verhört worden:
“As in previous years, police arrested and tortured independent Muslims, and courts dismissed torture allegations and sentenced defendants--including minors--to long prison terms. By November 1, Human Rights Watch had documented 167 cases of people convicted or arrested awaiting trial in 2002, but the true number was believed to be far higher. Among those convicted was Hamidulla Abdullaev, tried in March in Tashkent, the capital, along with four others for alleged membership in Hizb ut-Tahrir. Ignoring Abdullaev's court testimony that police had beaten him for two days, the judge sentenced him to seven years of imprisonment.
Another Hizb ut-Tahrir conviction was that of Musharraf Usmanova, the widow of Farhad Usmanov, who died from torture in custody in 1999 after police arrested him on charges of possession of a Hizb ut-Tahrir leaflet. On April 14, police officers raided Usmanova's home and detained her. For seven days, police failed to inform Usmanova's relatives of her whereabouts in custody, and then held her incommunicado for about two more weeks. At trial Usmanova was accused of heading a Hizb ut-Tahrir women's group. On July 16, the Tashkent Municipal Court convicted her on the basis of testimony consisting of rumor and statements that witnesses retracted in court, citing pressure by law enforcement agents. It handed her a two-year suspended sentence.
Just days after Usmanova's conviction, her sister-in-law, Dildora Akzamova, was detained and "disappeared" for seven days before being confirmed in the custody of the National Security Service (NSS), and she was then held incommunicado for about two more weeks. At the time of writing, Akzamova was awaiting trial, also for allegedly heading a Hizb ut-Tahrir women's group.
At the end of July, police detained another Tashkent woman--whose husband was in jail for Hizb ut-Tahrir membership--four times within four days, questioning her about her meetings with human rights and media organizations.” (HRW, 14. Jänner 2003)
Berichte über Folter von Verdächtigen bei Verhören
Der oben schon zitierte Bericht von HRW 2004 erwähnt, dass Angeklagte behaupten würden, durch Folter zu Aussagen gezwungen worden zu sein:
“Other important pieces of evidence, according to the judge, included testimony given by defendants to police during the pre-trial investigation, although several defendants stated in court that they gave such testimony under duress of torture.” (HRW, März 2004)
Im neuesten Jahresbericht zur Menschenrechtslage des US Department of State (USDOS), erschienen im März 2008, heißt es, dass angebliche Mitglieder islamistischer Organisationen wie der verbotenen Hisb-ut-Tahrir härter behandelt würden als andere Straftäter. Laut lokalen Menschenrechtsaktivisten würden die Behörden „gewöhnliche“ Straftäter dafür bezahlen, wegen Extremismus angeklagte und andere Oppositionelle zu verprügeln. Wie auch in den Jahren davor habe es glaubhafte Berichte gegeben, dass Vollzugsbeamte Mitglieder der Hisb-ut-Tahrir misshandelt hätten, um Reuebekundungen zu erzwingen:
„Authorities reportedly treated individuals suspected of extreme Islamist political sympathies, notably pretrial detainees who were alleged members of Hizb ut-Tahrir (HT), a banned extremist political organization, more harshly than ordinary criminals, subjecting them to particularly severe interrogation. Local human rights workers reported that authorities often paid or otherwise induced common criminals to beat suspected extremists and others who opposed the government. As in previous years, there were credible reports that prison officials abused HT members to obtain letters of repentance, which are required for a prisoner to be eligible for amnesty. According to prisoners' relatives, amnestied prisoners, and human rights activists, the government beat or sent into solitary confinement inmates who refused to write letters disavowing their connection to HT.” (USDOS, 11. März 2008)
Im Bericht zur Religionsfreiheit des USDOS vom September 2004 heißt es, im Juli und August 2003 hätten internationale Beobachter mindestens zwei Verhandlungen von angeblichen Mitgliedern der Hisb-ut-Tahrir verfolgt, in denen Zeugen und Angeklagte behauptet hätten, ihre Aussagen seien durch Folter erzwungen worden. Diesen Anschuldigungen sei nicht nachgegangen worden.
Es habe zahlreiche glaubhafte Berichte gegeben, dass Beamte in Zusammenhang mit Demonstrationen während des Ramadan in mehreren Gefängnissen Häftlinge misshandelt hätten – durch Prügel und Strafzellen ohne Heizung. Einer der Häftlinge sei dabei gestorben:
“In July and August 2003, international observers monitored at least two trials of alleged Hizb ut-Tahrir members in which witnesses and defendants stated that their testimonies had been elicited through torture. In neither case were these allegations of torture investigated by the presiding judge. All were convicted.
There were numerous credible reports that authorities in several prisons mistreated prisoners in connection with a series of demonstrations that took place during the month of Ramadan. According to relatives of prisoners and local human rights activists, well over 100 inmates jailed on charges of extremism staged hunger strikes and other protests in October 2003 to demand that prison authorities adjust labor and eating schedules to accommodate the Ramadan fast. The protests began in the Jaslyk prison in Karakalpakstan, but spread to penal facilities in Karshi, Zarafshan, and Navoi. In response to these demonstrations, several prisoners were reportedly beaten in Jaslyk, while in Karshi more than 100 Hizb ut-Tahrir prisoners were placed in punishment cells, where the heat was turned off and the prisoners made to sleep on the floor; many of these prisoners reportedly were beaten. Relatives of prisoners in Navoi report that inmates who participated in the protest actions were subject to additional reprisals in early March and April. Among those participating in these prison demonstrations was Abdurrahman Narzaullayev, whose death is mentioned above.” (USDOS, 15. September 2004)
Diese Informationen beruhen auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen. Diese Antwort stellt keine Meinung zum Inhalt eines bestimmten Ansuchens um Asyl oder anderen internationalen Schutz dar. Wir empfehlen, die verwendeten Materialien zur Gänze durchzusehen.
Quellen:
Organisation Hisb-ut-Tahrir
Broschüren in usbekischer Sprache und Strafbarkeit des Besitzes von Broschüren
Umgang mit/Bestrafung von Mitgliedern in Usbekistan, Festnahmen am 23. Juli 2003
Berichte über Folter von Verdächtigen bei Verhören