a-5553 (ACC-MRT-5553)

Nach einer Recherche in unserer Länderdokumentation und im Internet können wir Ihnen zu oben genannter Fragestellung Materialien zur Verfügung stellen, die unter anderem folgende Informationen enthalten:
 
In einem Artikel der BBC NEWS vom 9. Juli 2007 wird ein neues mauretanisches Gesetz erwähnt, welches Sklaverei mit bis zu zehn Jahren Haft strafbar mache. Anti-Slavery International habe die Initiative der mauretanischen Regierung begrüßt, jedoch festgestellt, dass der Gesetzesvorschlag zu schwach sei. Sklaverei gebe es in Mauretanien seit Jahrhunderten. Durch einen Erlass des Präsidenten sei sie 1981 verboten worden, jedoch seien keine Strafgesetze erlassen worden, um das Verbot umzusetzen. Dementsprechend würde Sklaverei weiterhin betrieben und um die Praxis endgültig auszurotten seien laut Anti-Slavery International riesige Anstrengungen notwendig. Romana Kacchioli, die Sprecherin von Anti-Slavery International habe in einem Interview mit BBC Network Africa kritisiert, dass der Gesetzesentwurf nur einen Aspekt von Sklaverei in Mauretanien definiere. Zeitgenössische Formen der Sklaverei wie Zwangsheirat, Leiharbeit oder Schuldsklaverei würden nicht abgedeckt. Jede neue Gesetzgebung solle Sklaverei mit bis zu dreißig Jahren Haft strafbar machen und Ent­schädigungs­zahlung für die Opfer garantieren. Der neu gewählte mauretanische Präsident Sidi Ould Cheikh Abdallahi habe im Rahmen seiner Wahlkampagne versprochen, Sklaverei dauerhaft auszurotten:
„A new bill in Mauritania making slavery punishable by up to 10 years in prison is inadequate, says a lobbying group.
Anti-Slavery International welcomed the Mauritanian government's initiative but said the proposed law was too weak. 
Slavery has existed for centuries in Mauritania. A presidential decree abolished it in 1981, but no criminal laws were passed to enforce the ban. 
This meant slavery continues as before and a huge effort is still needed to eradicate the practice, the group says.
‘Unfortunately the proposed bill only defines an element of the practice in Mauritania,’spokeswoman Romana Kacchioli told the BBC Network Africa programme.
It does not cover contemporary aspects of slavery, such as forced marriage, indentured labour or debt bondage, she said.  
‘The bill so far is rather weak.’
She said they and Mauritanian campaign group SOS Slavery were lobbying the government to strengthen the definition.
Any new legislation should punish slavery by up to 30 years in prison and provide for reparation payments to the victims, she said.
Mauritania's newly elected President Sidi Ould Cheikh Abdallahi promised to "permanently" eradicate slavery during his campaign.“ (BBC News, 9. Juli 2007)
Das deutsche Institut für Global and Area Studies GIGA berichtet 2007 über die Aufgaben des im März 2007 neu gewählten Präsidenten Sidi Ould Cheikh Abdallahi. Hierbei wird erwähnt, dass der Präsident in seinem Wahlprogramm angekündigt habe, gesetzgeberische Initiativen zur Zurückdrängung der Sklaverei zu setzen:
 „5. Die Aufgabenpalette des neuen Präsidenten Abdallahi
[…]
Herstellung und Sicherung der nationalen Einheit. Hierzu gehört die Gleichbehandlung aller Bürger unabhängig von Rasse und sozialer Herkunft. In seinem Wahlprogramm hat Präsident Abdallahi dies als seine Aufgabe benannt und binnen Jahresfris erhebliche gesetzgeberische Anstrengungen zur Sicherung der Menschenrechte und zur realen Zurückdrängung der Sklavereipraxis angekündigt. Durch die vorgesehene Besetzung des Postens des Parlamentspräsidenten mit dem unterlegenen Präsidentschaftskandidaten und Vertreter schwarzafrikanischer Interessen, Messoud Ould Bulkheir, bestehen hier realistische Aussichten für Fortschritte.“ (GIGA, 2007, S.6)
Der Standard berichtet in seinem Artikel vom 26. März 2007 über das Schicksal eines Mannes, der als Sklave gehalten worden sei und beschreibt das seit Jahrhunderten bestehende System der Sklaverei in Mauretanien sowie dessen soziale Auswirkungen:
„Nouakchott - Vor zwei Jahren ist Matalla die Flucht gelungen. Er floh vor seinen Herren, arabischen Nomaden in den Wüsten im Nordosten Mauretaniens. ‚Ich wurde als Sklave geboren’, sagt der schüchterne Mann mit gesenktem Blick. In dem islamischen Staat gibt es ein jahrhundertealtes System der Leibeigenschaft, das trotz demokratischem Bestreben der ehemaligen französischen Kolonie bis heute fortbesteht. Auch nach der Stichwahl um das Präsidentenamt dürfte Sklaverei in Mauretanien bitterer Alltag von Tausenden Menschen bleiben.
[…]
Familienbesitz
Sklaven in Mauretanien werden von Generation zu Generation weitergegeben - wie ein Familienbesitz. Sie hüten Tiere in der sengenden Hitze der Sahara oder servieren heißen Minztee in den Villen von Nouakchott. Menschenrechtsaktivisten vermuten, dass es tausende von ihnen gibt. Der Zustand wird in der hierarchisch geprägten, aus verschiedenen ethnischen Gruppen zusammengesetzten Gesellschaft akzeptiert. Die Macht hat traditionellerweise die hellhäutige maurische Elite, die sogar bestreitet, dass es überhaupt Sklaverei gibt.
Aber Menschenrechtsaktivisten sagen, dass sich das Herr-Sklaven-Verhältnis und seine sozialen Auswirkungen in den Köpfen von allen Mauretaniern eingebrannt habe. ‚Es ist, als ob man Schafe oder Ziegen hat. Wenn eine Frau Sklavin ist, sind ihre Kinder auch Sklaven’, sagt Boubacar Messaoud, der als Sklave geboren wurde und jetzt der führende Aktivist gegen Sklaverei in Mauretanien ist. Ein Erlass von 1981, der Sklaverei gesetzlich verbietet, habe keinerlei Auswirkung.
Angst und Geheimnistuerei
Die Militärjunta, die gerade von einem demokratisch gewählten Parlament abgelöst wird, scheut sich vor der Diskussion und spricht lediglich von ‚Überresten der Sklaverei’. Angst und Geheimnistuerei machten es schwierig, Fälle von Sklaverei aufzudecken, sagen Anti-Sklaverei-Gruppen wie Messaouds SOS-Slaves.
Dennoch tauchen immer wieder geflohene Sklaven auf.
[…] (Reuters)“ (derStandard.at, 26. März 2007)
Die Süddeutsche Zeitung schreibt in einem Artikel vom 24. März 2007, dass es in Mauretanien - gemessen an der Einwohnerzahl - die meisten Sklaven der Welt gebe. Mehrere hunderttausend Menschen würden in totaler Knechtschaft leben:
„Was es offiziell nicht gibt, kann man auch nicht abschaffen. So einfach sieht man die Sache in Mauretanien, dem Land, in dem es - gemessen an der Einwohnerzahl - die meisten Sklaven der Welt gibt. Der westafrikanische Wüstenstaat hat die Sklaverei 1980 offiziell verboten, dennoch leben heute noch mehrere hunderttausend der knapp drei Millionen Mauretanier in totaler Knechtschaft.
Sie betreuen Kinder, putzen und kochen, sie bauen Häuser und hüten Schafe, sie schleppen Wasser und Ziegel, und sie bekommen nichts dafür - nichts, außer einem Platz zum Schlafen und etwas zu essen. Wer versucht zu fliehen, dem drohen Prügel.“ (SZ, 24. März 2007)
In seinem Länderbericht vom Jahr 2006 zu Menschenrechtspraktiken in Mauretanien vom 6. März 2007 geht auch das US Department of State (USDOS) auf das Thema Zwangsarbeit ein. In abgelegenen Gegenden des Landes habe es weiterhin sklavereiähnliche Praktiken und möglicherweise tatsächliche Sklaverei gegeben. Mehrere Berichte hätten nahe gelegt, dass junge Mädchen aus entlegenen Regionen und möglicherweise auch aus dem Westen Malis in einigen wohlhabenden, städtischen Haushalten als unbezahlte Hausmädchen gearbeitet hätten. Eine unbekannte Anzahl junger Knaben (talibes) – nahezu alle Angehörige von Pulaar-Stämmen – hätten auf den Straßen im Rahmen so genannter „arbeite und studiere“-Abkommen mit einigen „marabouts“ oder religiösen Lehrern gebettelt, um religiöse Unterweisungen zu erhalten. Es habe glaubwürdige Berichte gegeben, denen zufolge eine kleine Anzahl Marabouts ihre Talibes gezwungen habe, über 12 Stunden am Tag zu betteln. Hierfür hätten sie nur unzureichende Nahrung und Unterkünfte erhalten.
„The country was a source and destination for men, women, and children trafficked for the purpose of forced labor. Multiple NGO reports suggested that forced labor took several forms. Slavery-related practices, and possibly slavery itself, persisted in isolated areas of the country where a barter economy still prevailed. Several reports suggested that young girls from remote regions, and possibly from western Mali, worked as unpaid housemaids in some wealthy urban homes. An unknown number of young boys (talibes), nearly all from Pulaar tribes, begged in the streets as part of a "work-study" arrangement with some "marabouts," or religious teachers, for receiving religious instruction. There were reliable reports that a small number of marabouts forced their talibes to beg for over 12 hours a day and provided them with insufficient food and shelter.” (USDOS, 6. März 2007, Abschnitt 5)
Weiters geht der Länderbericht des USDOS (6. März 2007) auch auf das Gesetz zum Verbot von Zwangsarbeit und Sklaverei ein. Das Gesetz verbiete zwar Zwangsarbeit sowie Zwangsarbeit von Kindern, es beziehe sich jedoch nur auf die Beziehung zwischen ArbeiterInnen und ArbeitgeberInnen. Obwohl Sklaverei illegal sei, habe es immer noch Regionen gegeben, wo Praktiken im Zusammenhang mit Sklaverei weitergeführt worden seien und sich eine „Herr–Sklave-Einstellung“ erhalten habe. Das Arbeitsgesetz sehe Strafen für Menschenhandel und verschärfte Strafen für das Ausnützen von Zwangsarbeit im Rahmen eines organisierten kriminellen Netzwerkes vor:
“Prohibition of Forced or Compulsory Labor
The law prohibits forced or compulsory labor, including by children, but the law only applies to relations between employers and workers; there were credible reports that such practices occurred (see sections 5 and 6.d.). Slavery is illegal although there were still areas where slavery-related practices continued and the attitude of master and slave prevailed. The labor code includes criminal penalties for human trafficking in all of its recognized forms and includes increased criminal penalties for contracting to benefit from forced labor and for exploiting forced labor as part of an organized criminal network.” (USDOS, 6. März 2007, Abschnitt 6c)
Zum Vorkommen und der Verwendung von sklavereiähnlichen Praktiken in Mauretanien hält das USDOS in seinem Länderbericht (6. März 2007) fest, dass diese in abgeschiedenen Gegenden des Landes fortbestehen würden, wo immer noch Tauschwirtschaft betrieben werde, der Bildungsgrad generell niedrig sei und ein Bedarf an manueller Arbeit bestehe:
“Slavery-related practices, typically flowing from ancestral master-slave relationships, continued in isolated parts of the country where a barter economy existed, education levels were generally low, and a need existed for herding livestock, tending fields, and other manual labor. Some individuals considered themselves either slaves or masters and were unaware that slavery had been abolished.” (USDOS, 6. März 2007, Abschnitt 6c)
Zur Auseinandersetzung mit der Sklaverei-Problematik in Mauretanien berichtet das USDOS (6. März 2007), dass das Kommissariat für Menschenrechte, Armutslinderung und Integration sich (Commissariat for Human Rights, Poverty Alleviation, and Integration) sich mit den Konsequenzen der Sklaverei beschäftige. Die Übergangsregierung habe sich auf Bildungsmaßnahmen, Alphabetisierung sowie die Agrarreform konzentriert um die wirtschaftlichen Konsequenzen von Sklaverei zu beheben. Generell habe die Übergangsregierung im Berichtjahr bei der Untersuchung angeblicher Fälle von Menschenhandel mehr Initiative gezeigt als in vergangenen Jahren. Trotzdem hätten Staatsanwälte sich gesträubt, diese Fälle vor Gericht zu bringen:
“The Commissariat for Human Rights, Poverty Alleviation, and Integration focused on addressing the consequences of slavery. The transitional government focused on education, literacy, and agrarian reform to remedy the economic consequences of slavery-related practices. The transitional government took a more proactive approach than in previous years to investigating alleged trafficking cases; however, prosecutors remained reluctant to bring these cases to trial.“ (USDOS, 6. März 2007, Abschnitt 6c)
Auch Amnesty International (AI) erwähnt in seinem Jahresbericht 2007 vom 23. Mai 2007, dass Sklaverei und Zwangsarbeit in Mauretanien weiterhin praktiziert würden, obwohl sich Präsident Vall verpflichtet habe, alle Formen der Sklaverei in Mauretanien abzuschaffen. Schätzungen der Zahl der Betroffenen würden – so AI – zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen. Im Juni seien mindesten acht Personen in der Region Adrar, 450 km nördlich von Nouakchott aus der Sklaverei entlassen worden, während Berichten zufolge andere in der Region Tagant, 400 km nordöstlich von Nouakchott weiterhin in Gefangenschaft verblieben seien:
„Slavery and forced labour continued to be practised.
[…]
Slavery
Although President Vall committed to abolishing all forms of slavery in Mauritania, forced labour and slavery reportedly continued to be practised. Estimates of the number of people held in slavery varied widely. In June, at least eight people were released from slavery in the Adrar region 450km north of Nouakchott, while others reportedly remained in captivity in the region of Tagant, 400km north-east of Nouakchott.“ (AI, 23. Mai 2007, Abschnitt: Slavery)
In seinem Jahresbericht 2006 vom 23. Mai 2006 berichtet Amnesty International (AI), dass Personen, die Fälle der Sklaverei zur Anzeige gebracht hätten, Gefahr gelaufen seien, drangsaliert zu werden und beschreibt diesbezügliche Fälle:
„Sklaverei
Obwohl die Sklaverei offiziell 1981 abgeschafft wurde, trafen erneut Hinweise auf das Fortbestehen dieser Praxis ein. Personen, die Sklaverei zur Anzeige brachten, liefen Gefahr, drangsaliert zu werden.
Im März wurde der freie Journalist Mohamed Lemine Ould Mahmoudi festgenommen, nachdem er einem Fall von Sklaverei nahe Mederdra im Südwesten Mauretaniens nachgegangen war. Seine Festnahme erfolgte zusammen mit der zweier weiterer Personen, darunter der Frau eines Senators der Opposition. Mohamed Lemine Ould Mahmoudi arbeitete an einer Geschichte über Jabhallah Mint Mohamed, die kurz zuvor von einem Anwesen in Abokak, 20 Kilometer von Mederdra entfernt, geflohen war, wo sie ihr gesamtes Leben verbracht hatte. Die Behörden legten Mohamed Lemine Ould Mahmoudi zur Last, durch die Verbreitung von »Falschinformationen« die nationale Sicherheit sowie die wirtschaftlichen und diplomatischen Interessen Mauretaniens zu gefährden. Einen Monat später kamen alle drei vorläufig wieder frei.“ (AI, 2006, 23. Mai 2006)
Bezug nehmend auf verschiedenen Quellen spricht auch das Immigration and Refugee Board of Canada (IRB) in einer Anfragebeantwortung vom 16. August 2006 davon, dass Sklaverei in Mauretanien immer noch existiere. Es würden keinerlei angemessene Maßnahmen zur Bekämpfung von Sklaverei vorgenommen:  
„Several sources indicated that slavery still exists in Mauritania (AI 23 May 2006; FIDH Apr. 2006, 30; SOS Slavery 5 Feb. 2006) and that "those denouncing slavery remained at risk of harassment" (AI 23 May 2006). In a report published in April 2006, the International Federation for Human Rights (Fédération internationale des ligues des droits de l'homme, FIDH) stated that the CMJD is not taking the appropriate measures to put an end to [translation] "slavery and all forms of human debasement and exploitation" (9 May 2006).” (IRB, 16. August 2006)
In einer Anfragebeantwortung vom 1. Juni 2006 schreibt das Immigration and Refugee Board of Canada (IRB), dass die mauretanische Regierung am 17. Juni 2003 ein Gesetz erlassen habe, welches Sklaverei verbiete und die Rahmenbedingungen für die Bestrafung der TäterInnen zur Verfügung stelle:
„On 17 July 2003, Mauritania adopted Bill No. 2003-025, which prohibits slavery and provides for the punishment of offenders (La lettre du mois (IRB, 1. Juni 2006)Feb. 2004; Freedom in the World 2005).“
Freedom House (FH) erwähnt in seinem Bericht „Freedom in der World“ vom Juni 2006, dass es im Mauretanien seit Jahrhunderten Sklaverei gebe. Trotz eines Abschnittes eines im Jahr 2003 erlassenen Gesetzes, welches Sklaverei verbiete, nehme man an, dass immer noch mehrere tausend schwarze MauretanierInnen in Knechtschaft leben würden:
“Slavery has existed in Mauritania for centuries, and despite passage in 2003 of a law prohibiting the practice, several thousand black Mauritanians are believed to still live in conditions of servitude.” (FH, Juni 2006, Abschnitt: Political Rights and Civil Liberties)
Die Wochenzeitung (WOZ) berichtet in einem Artikel vom 27. Jänner 2005 von der stillschweigenden Duldung von Sklaverei in Mauretanien:
„Über Sklaverei reden? Nein, das wolle sie nicht, sagt die europäische Mitarbeiterin eines Hilfswerks. Sie könnte sonst ernsthafte Probleme bekommen, lässt sie durchblicken. Denn seit Amnesty International vor zwei Jahren eine Kampagne gegen Sklaverei führte und dabei Mauretanien scharf kritisierte, sehen die Behörden rot, wenn es um Sklaverei geht. In den Medien wird darüber bestenfalls nach offizieller Lesart berichtet. Und die lautet zusammengefasst etwa so: Sklaverei existiert nicht mehr, es gibt bloss so genannte Haratin, «freigelassene» Sklaven, die aber zum Teil noch bei ihren ehemaligen Herren leben - aus Gewohnheit oder weil gegenseitig starke, fast familiäre Bindungen existieren.
Vollkommen anders sehen dies die Menschen, die sich in Mauretanien für die Abschaffung der Sklaverei im Land engagieren. Sie weisen darauf hin, dass in der Praxis der Unterschied zwischen einem «Haratin» und einem «richtigen» Sklaven klein bis inexistent ist. Gleichzeitig halten sie unmissverständlich fest, dass Sklaverei im engeren Sinn bis heute existiert. 
Tatsächlich weist alles darauf hin, dass es in Mauretanien auch im Jahr 2005 weiter Sklaverei gibt, wenn auch zum Teil in adaptierter und etwas «getarnter» Form. Die Untersuchungen, die SOS Esclave, die landesweit wichtigste Antisklavereigruppierung, angestellt hat, erscheinen auf jeden Fall wesentlich glaubwürdiger als die Verlautbarungen der mauretanischen Regierung. 
Das Thema Sklaverei ist allerdings sehr komplex. Mauretanien ist ein Patchwork vier verschiedener Ethnien, und die hellhäutigen MaurInnen sind ihrerseits ein arabisch-berberisches Mischvolk, das sich aber stark der arabischen Kultur zugehörig fühlt. Die MaurInnen halten die politische und wirtschaftliche Macht weitgehend in ihren Händen und diskriminieren die negro-mauretanischen Ethnien. 
Doch auch die drei schwarzen Ethnien haben sich früher am Sklavenhandel beteiligt und halten bis heute Sklaven. Noch vor wenigen Jahren sei ihr in ihrem Geburtsort ein Mädchen als Haussklavin angeboten worden, berichtete die dunkelhäutige Hebamme Si Lalla Aischa, die auch als Dozentin an der Universität Nuakschott unterrichtet. Als sie den DorfbewohnerInnen erklärte, dass dies für sie keinesfalls in Frage komme, sei sie anfänglich auf viel Unverständnis gestossen. Sklaverei sei eben tief verwurzelt in ganz Mauretanien, sagt Si Lalla Aischa, und dies sowohl bei den (ehemaligen) Sklavenhaltern wie bei den (ehemaligen) Sklaven selber. 
Gründer und Präsident von SOS Esclave ist Bubakar Uld Messaud. Der Architekt, der vor dreizehn Jahren wegen seines Engagements für die Abschaffung der Sklaverei seine staatliche Stelle verlor, muss mit einer minimalen Pension auskommen. Messaud, selber Sohn einer Sklavin, hat sein Leben dem Kampf für die Abschaffung der Sklaverei verschrieben. Seine Organisation ist die einzige Anlauf- und Informationsstelle im Land, an die sich versklavte Menschen wenden können. Für die meisten ist dies ein fast unüberwindbar schwieriger Schritt; denn Sklaverei bedeute, so erklärt Messaud, die Menschen in Unwissenheit zu halten. Wie aber soll ein junger Mann, der von seinem Herrn irgendwo auf dem Land als Arbeitssklave gehalten wird, wissen, dass es in der fernen Hauptstadt eine Auskunftsstelle gibt, und wie soll er dorthin gelangen? Denn SOS Esclave ist es verboten, in Radio oder Fernsehen - die einzigen Medien, mit denen diese Menschen allenfalls erreicht werden könnten - auf sich aufmerksam zu machen. Es klingt fast wie ein Wunder, dass dennoch regelmässig SklavInnen und Haratin an das Tor von Messauds Wohnhaus in Nuakschott klopfen, um Hilfe und Beratung zu erhalten. 
Bubakar Uld Messaud erzählt atemlos. Von den Geschichten der Menschen, die ihn um Hilfe angehen. Von seinem Kampf mit den Behörden, die ihn jahrelang schikaniert und mehrmals ins Gefängnis gesteckt haben. Von seinen Versuchen, Prozesse gegen Sklavenhalter zu führen, um damit beweisen zu können, dass Sklaverei auch heute noch gängige Praxis ist. In einem Punkt bleibt Messaud kategorisch: Sklaverei existiert in Mauretanien immer noch in grossem Massstab. Die Behörden, sagt Messaud, duldeten sie stillschweigend.“ (WOZ, 27. Jänner 2005)
Weiters stellt der Artikel der Wochenzeitung (WOZ, 27. Jänner 2005) Hintergrund­informationen zu den drei verschiedenen, in Mauretanien existierenden Formen der Sklaverei zur Verfügung:
„Was heisst Sklaverei?
In Mauretanien existieren im Wesentlichen drei Formen der Sklaverei. Sie werden als «Esclavage domestique», «Esclavage administratif» und «Esclavage moderne» bezeichnet. Bei der ersten Form, die vor allem auf dem Land geläufig ist, handelt es sich um traditionelle Formen der Sklaverei. Der «Haussklave» muss für seinen Herrn alle anstrengenden und mühsamen Arbeiten verrichten und erhält dafür eine bescheidene Unterkunft und Verpflegung. Die meisten dieser «Haussklaven» sind Analphabeten und verfügen weder über Papiere noch über eigenen Besitz.
Die zweite Form («Esclavage administratif») scheint vor allem in den Städten und in der maurischen Oberschicht üblich zu sein. Der Herr organisiert seinem Sklaven eine einfache Stelle bei der staatlichen Verwaltung, lässt aber einen grossen Teil des Lohns auf sein eigenes Konto überweisen.
Auch bei der dritten Form der Sklaverei («Esclavage moderne») ist das Abhängigkeitsverhältnis von aussen kaum zu erkennen: Der Sklave arbeitet als Chauffeur, Mechaniker oder Fabrikarbeiter, bezieht aber nur einen geringen Lohn und ist de facto von seinem Herrn abhängig. Diese Sklaven verfügen über eigene Papiere und meist auch über eine bescheidene Schulbildung. Sie scheinen aber mental so konditioniert, dass sie sich kaum gegen ihre Versklavung auflehnen. Über die Anzahl von Sklaven und Haratin existieren aus verständlichen Gründen keine zuverlässigen Statistiken. SOS Esclave schätzt aber, dass in den von Mauren bewohnten Regionen des Landes knapp die Hälfte der Bevölkerung in sklavereiähnlichen Verhältnissen lebt.
Bei allen Formen der Sklaverei ist nach allen glaubwürdigen Informationen die maurische Oberschicht direkt involviert. Da sie auch die politische Macht in den Händen hält, erklärt dies das geringe Interesse des mauretanischen Staates, die Sklaverei wirkungsvoll zu bekämpfen. (WOZ, 27. Jänner 2005)
BBC News bezeichnet in seinem Artikel vom 13. Dezember 2004 Sklaverei als das best gehütete offene Geheimnis Mauretaniens:
„It seems the government has little interest in really wiping out slavery. Meanwhile slavery remains Mauritania's best kept open secret.
‘Everyone knew we were slaves,’ said Mohamed. ‘It's a normal thing, to have slaves in Mauritania.’“ (BBC News, 13. Dezember 2004)
Das US Department of State (USDOS) erwähnt in seinem Bericht zu Menschenhandel vom 12. Juni 2007 dass Mauretanien „mäßige Bemühungen“ („modes efforts“)  zeige, Opfer von Menschenhandel und Sklaverei zu schützen. Mit finanzieller Unterstützung durch die Afrikanische Entwicklungsbank (African Development Bank) habe die Regierung ein sechs­monatiges Alphabetisierungsprogramm für Frauen ins Leben gerufen. Ein Großteil der KursteilnehmerInnen seien Hausbedienstete gewesen – eine Gruppe, die in der Geschichte immer wieder zum Opfer von Sklaverei geworden sei. Die Regierung würde auch Personal und Räumlichkeiten für ein gemeinschaftliches Projekt mit UNICEF und einer privaten Bank zur Verfügung stellen, um Mikro-Kredit Programme für Hausangestellte und ehemaligen Sklaven bereitzustellen:
„Protection
Mauritania demonstrated modest efforts to protect trafficking and slavery victims during the reporting period. With financing from the African Development Bank, the government provided six months of literacy training for 5,000 women, most of them domestic servants of an ethnic group historically victimized by slavery. The government continued to contribute personnel and a building to a collaborative project with UNICEF and a private bank to provide micro-credit programs for domestic workers and former slaves. Mauritania continued to fund six centers in Nouakchott providing care for indigents, many of whom were talibe boys.” (USDOS, 12. Juni 2007, Abschnitt: Protection)
In seinem Bericht zu Menschenhandel (Trafficking in Persons Report) vom 12. Juni 2007 spricht das US Department of State (USDOS) weiters von “eingeschränkten Anstrengungen” („limited efforts“) der mauretanischen Regierung, das Bewusstsein für Menschenhandel und Sklaverei zu steigern. Von einer ministerien­übergreifenden Arbeitsgruppe sei ein nationaler Aktionsplan gegen Menschenhandel erstellt worden. Im März 2006 hätte die Regierung einen „Tag der Reflektion“ für Entwicklungspartner, Medien, Zivilgesellschaft und politische Parteien abge­halten, an dem Strategien zur Abschaffung von Überresten der Sklaverei diskutiert worden seien:
„Prevention
The Government of Mauritania made limited efforts to raise awareness about trafficking and slavery during the reporting period. The inter-ministerial working group on trafficking adopted a national action plan against trafficking during the reporting period. In March 2006, the government held a "Day of Reflection" for development partners, the media, civil society and political parties to discuss strategies for eradicating the vestiges of slavery.“ (USDOS, 12. Juni 2007, Abschnitt: Prevention)
Diese Informationen beruhen auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen. Diese Antwort stellt keine Meinung zum Inhalt eines bestimmten Ansuchens um Asyl oder anderen internationalen Schutz dar. Wir empfehlen, die verwendeten Materialien zur Gänze durchzusehen.
Quellen:

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