Anfragebeantwortung zu Afghanistan: Sicherheitslage in Masar-i Scharif, insbesondere auch am Flughafen; Sicherheitslage in Aybak und der engeren Umgebung [a-9122-2 (9123)]

9. April 2015

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Sicherheitslage in Masar-i Scharif (Provinz Balch), insbesondere auch am Flughafen

In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche keine Informationen zur Sicherheitslage am Flughafen in Masar-i Scharif gefunden werden. Im Folgenden finden Sie allgemeine Informationen zur Sicherheitslage in Masar-i Scharif sowie darauf folgend eine Auswahl konkreter sicherheitsrelevanter Ereignisse.

 

Das Norwegische Herkunftsländerinformationszentrum Landinfo schreibt in einem Bericht vom Jänner 2014 zu sicherheitsrelevanten Entwicklungen und deren Auswirkungen auf ZivilistInnen zwischen August 2012 und Ende des Jahres 2013, dass eine nicht näher beschriebene lokale Quelle bei einem Treffen in Kabul im Oktober 2013 die Annahme geäußert habe, dass Masar-i Scharif eine der sichersten Städte in Afghanistan sei, viel sicherer als Kabul:

„En lokal kilde mener at Mazar-e Sharif er en av de tryggeste byene i landet, ‘langt tryggere enn Kabul’ (møte Kabul, oktober 2013).“ (Landinfo, 9. Jänner 2014, S. 21)

Der deutsche Auslandsrundfunksender Deutsche Welle (DW) berichtet im September 2014 Folgendes:

„Masar-i Scharif gehört zu den vergleichsweise sicheren Städten des Landes, hier ist der Hauptteil der Bundeswehrsoldaten im Rahmen der ISAF-Mission seit 2002 stationiert. Derzeit sind es noch 1450 Soldaten von insgesamt 1800. […]

Die Taliban-Kämpfer sind seit diesem Sommer verstärkt zu offenen militärischen Operationen übergangenen, um Regierungseinrichtungen anzugreifen und Bezirke unter ihre Kontrolle zu bekommen. Das ist ihnen nach NATO-Angaben zwar bisher noch in keinem Fall gelungen. Dennoch werde in fast allen 34 Provinzen des Landes derzeit gekämpft, sagte das afghanische Innenministerium gegenüber der Nachrichtenagentur dpa Anfang September. Gleichzeitig setzen die Taliban weiter Selbstmordattentäter und versteckte Bomben ein: Vor kurzem wurden in Masar-i Scharif drei afghanische Sicherheitskräfte beim Versuch getötet, an einem Fahrrad angebrachte Sprengsätze zu entschärfen. Noch vor zwei Jahren waren solche Anschläge eine Seltenheit im Stadtgebiet.“ (DW, 5. September 2014)

Die deutsche Tageszeitung Frankfurter Allgemeine Zeitung erläutert in einem Artikel vom September 2014 Folgendes:

„Gerade erst war sie aus Thailand zurückgekehrt, wo sie Jura studiert und einen Masterabschluss erworben hatte. Zwei Monate nach ihrer Heimkehr nach Afghanistan ist die Journalistin Palwasha Tokhi tot. Am Dienstagabend wurde sie am Eingang ihres Hauses in Mazar-i-Sharif im Norden des Landes erstochen, am helllichten Tag und in Sichtweite der berühmten Blauen Moschee im belebten Stadtzentrum.

Der Täter lockte das Opfer unter dem Vorwand an die Tür, eine Hochzeitseinladung übergeben zu wollen. Vor ihrem Tod hatte sich Tokhi nach Angaben ihres früheren Arbeitgebers Radio Bayan an die Bundeswehr gewandt und eine Ausreisegenehmigung nach Deutschland beantragt mit der Begründung, dass sie bedroht werde. Denn die Journalistin hat bis 2012 vier Jahre lang im Bundeswehrlager Camp Mamal gearbeitet. […]

Mazar-i-Sharif gilt als eine der sichersten Städte Afghanistans. Für Journalisten ist die Provinzhauptstadt allerdings seit Jahren ein schwieriges Pflaster. Kritische Berichterstattung über den Provinzgouverneur Atta Mohammad Noor, der innerhalb kurzer Zeit zum Multimillionär aufgestiegen ist, gibt es kaum; Medienvertreter werden eingeschüchtert oder mit Geld korrumpiert.“ (FAZ, 18. September 2014)

In einem Entscheidungstext des österreichischen Bundesverwaltungsgerichts (BVwG) vom 19. März 2015 (Geschäftszahl: W188 1416532-1) finden sich folgende Informationen aus dem Gutachten eines nicht näher genannten Sachverständigen für Afghanistan vom September 2014:

„Die Taliban greifen immer mehr die staatlichen Institutionen an und töten hunderte Menschen, dabei kommen auch hunderte Zivilisten ums Leben. Auch die ausländischen Einrichtungen und Truppen werden verstärkt von den Taliban angegriffen. Auch hier kommen hunderte Zivilisten ums Leben. Das ist derzeit an der Tagesordnung, wobei sich das auf ganz Afghanistan bezieht und kein Teil ausgenommen werden kann. Die Leidtragenden sind dabei die Zivilisten. Die Taliban machen dem Staat das Territorium streitig, es ist davon auszugehen, dass sie in den nächsten Monaten auch verschiedene Regionen angreifen werden, um diese unter ihre Kontrolle zu bringen. Auch in relativ sicheren Gegenden wie Mazar-e Sharif, Provinz Panjsher und Samangan hat sich die Sicherheitslage weiter verschlechtert. Die Taliban verunsichern diese Gebiete, in dem sie verstärkt Selbstmord- und Bombenanschläge verüben. Dabei kommen auch dutzende Zivilisten ums Leben kommen. Diese schlechte Sicherheitslage hat in Afghanistan dazu geführt, dass sich auch die ohnehin schlechte Wirtschaftslage verschlechtert hat, die Arbeitslosigkeitsrate beträgt fast 70% (die UN schätzt dies auf 50 %). Das führte verstärkt zu Abwanderung von jungen Menschen. Auch die Eltern der Kinder und Jugendlichen versuchen ihre Kinder aus den genannten Gründen in sichere Länder zu bringen.(Sachverständiger für Afghanistan, Dr. XXXX, vom 19.09.2014)“ (BVwG, 19. März 2015)

Das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, UN OCHA) gibt den relativen Risikoindikator in Bezug auf konfliktbezogene Risiken in der Provinz Balch mit knapp der Hälfte des Durchschnitts von außerhalb der Provinz an (UN OCHA, November 2014, S. 42). Dabei ist laut UN OCHA das relative Risiko das geschätzte Risiko in der Provinz dividiert durch das geschätzte Risiko außerhalb der Provinz. Das geschätzte Risiko wird von OCHA errechnet, indem die in der Provinz beobachteten Vorfälle mit den gemäß Bevölkerungszahl erwarteten Fällen in der Provinz in Beziehung gesetzt werden.

 

Edinburgh International (EI), ein Unternehmen für globales Risikomanagement mit Sitz in Dubai und London, das laut eigenen Angaben weltweit mehr als 1.500 MitarbeiterInnen beschäftigt, schreibt in einem wöchentlichen Kurzbericht zur Sicherheitslage in Afghanistan vom 4. Dezember 2014, dass rund um das regionale Zentrum Masar-i Scharif und in den angrenzenden Distrikten der Provinz Balch die bewaffneten Angriffe zunehmen würden, was auf ein kurzes Aufleben aufständischer Aktivitäten im Einklang mit den saisonalen Trends hindeute. Derartige Angriffe zielten fast ausschließlich auf nationale Sicherheitskräfte ab, aber vereinzelte Bombenanschläge in den größeren Städten der Provinz würden auch zivile Ziele treffen, was eine indirekte Bedrohung für die vielen internationalen und nichtstaatlichen Organisationen sein könne, die in Masar-i Scharif angesiedelt seien. Am 28. November 2014 seien vier örtliche EinwohnerInnen in der Stadt bei einem Sprengstoffanschlag schwer verletzt worden. Bei diesem Anschlag habe es sich um den dritten derartigen versuchten Bombenanschlag innerhalb der letzten zwei Monate gehandelt. Außerdem seien in Masar-i Scharif und im Gebiet der Provinz vier örtliche nationale Bedienstete entführt worden:

„An increase in armed attacks is currently occurring in the regional hub Mazar-e Sharif and neighbouring districts of Balkh, raising the prospect of a brief revival in insurgent activity in line with seasonal trends. While such attacks remain almost exclusively directed against the national security forces, sporadic bombings in Balkh’s major cities have been known to extend to civilian targets and could pose an indirect threat to the multitude of international and non-governmental agencies which operate from the city. On 28 November, four local nationals were severely injured in the city’s second district when a package of explosives concealed in a cart detonated along a busy street. The incident is the third such attempted bombing within the last two months, and comes amid an underlying challenge of kidnapping for local national staff, both in Mazar-e Sharif itself and in the wider countryside of Balkh province.“ (EI, 4. Dezember 2014)

Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UN High Commissioner for Refugees, UNHCR) zählt die Provinz Balch in einem monatlichen Update zu freiwilliger Rückkehr vom Dezember 2014 zu den relativ sicheren Provinzen in Afghanistan:

„Of those who cited the improvement of security situation in some parts of Afghanistan as primary pull factor of their return, some 81% returned to relatively secure provinces such as Kabul, Takhar, Balkh, Nangarhar, Herat, Samangan, Sari Pul, Parwan, Kapisa, Panjshir, Jawzjan, Baghlan and Kunduz (mainly Kunduz city)“ (UNHCR, 31. Dezember 2014, S. 3)

Im Bericht des Europäischen Unterstützungsbüros für Asylfragen (European Asylum Support Office, EASO) zur Sicherheitslage in Afghanistan vom Jänner 2015 wird ein westlicher Sicherheitsbeauftragter („western security official“) anonym zitiert, dem zufolge im Zeitraum von Jänner bis 31. Oktober 2014 in der Provinz Balch 212 sicherheitsrelevante Vorfälle berichtet worden seien. Die volatilsten Distrikte seien Tschimtal, Masar-i Scharif und Tschahar Bolak gewesen:

„According to information obtained from a Western security official, between January and 31 October 2014, the province of Balkh counted 212 reported security incidents. The most volatile districts were Chimtal; Mazare Sharif; and Chahar Bolak (see table).” (EASO, Jänner 2015, S. 137)

Der private afghanische Fernsehsender Arzu TV berichtet im März 2015, dass Hunderte ausländische Familien an terroristischen Taten im Namen des Islamischen Staates (IS) in Nordafghanistan beteiligt seien. Laut Atta Mohammad Nur, dem amtierenden Gouverneur der Provinz Balch, seien diese Leute in den Provinzen Badachschan, Faryab und Sar-i Pul stationiert und würden versuchen, sich an terroristischen Anschlägen zu beteiligen. Für das Neujahrsfest in Masar-i Scharif würden scharfe Sicherheitsvorkehrungen getroffen:

„[Presenter] Hundreds of families of foreign nationality are engaged in terrorist acts in northern Afghanistan under the name of Islamic State [IS]. Atta Mohammad Nur, the acting governor of Balkh Province, says they are stationed in Badakhshan, Fariab and Sar-e Pol Province and are trying to engage in terrorist attacks. Mr Nur also reported adopting tight security measures in Mazar-e Sharif for the new year.” (Arzu TV, 18. März 2015)

 

Im Folgenden findet sich eine Auswahl konkreter sicherheitsrelevanter Ereignisse in Masar-i Scharif seit Juni 2014 (chronologisch absteigend)

 

Auf BBC Monitoring findet sich die Zusammenfassung einer Nachrichtensendung des afghanischen Senders Paiwastoon Radio vom 30. März 2015. Darin wird erwähnt, dass nach Angaben lokaler Sicherheitskräfte unbekannte Bewaffnete einen Angestellten des Außenministeriums in Masar-i Scharif erschossen hätten:

„Local security officials say unidentified gunmen have shot dead an employee of the Foreign Ministry in Mazar-e Sharif city, the capital of northern Balkh Province. No group has yet claimed responsibility for the murder.” (BBC Monitoring, 30 März 2015)

Die afghanische Online-Zeitung Khaama Press (KP) berichtet im November 2014, dass bei einer Explosion in Masar-i Scharif mindestens vier ZivilistInnen verletzt worden seien:

„At least four civilians were injured following an explosion in Mazar-e-Sharif city of northern Balkh province on Friday. According to local security officials, the incident took place in a market place in the 2nd police district of Mazar-e-Sharif city. Provincial police chief Abdul Razaq Qaderi said the explosives were planted in a fruit car and was detonated near the 2nd police district compound.“ (Khaama Press, 28. November 2014)

Arab News, eine saudi-arabische englischsprachige Tageszeitung, berichtet im Oktober 2014, dass zwei bewaffnete Kämpfer der Taliban in Polizeiuniformen das Hauptquartier der Polizei in Masar-i Scharif angegriffen hätten, wobei nach Angaben lokaler Beamter zwei Personen getötet und mindestens 18 verletzt worden seien:

„Two Taleban gunmen in police uniforms attacked the headquarters of police in Afghanistan’s major northern city Mazar-i-Sharif on Sunday, killing two and injuring at least 18 others according to local officials.“ (Arab News, 13. Oktober 2014)

Die unabhängige afghanische Nachrichtenagentur Pajhwok Afghan News (PAN) führt in einem Artikel vom September 2014 aus, dass vier ZivilistInnen in Masar-i Scharif bei einer Bombenexplosion verletzt worden seien:

„Four civilians were wounded in a pre-noon explosion in the capital of northern Balkh province on Wednesday, an official said. The bomb exploded in the Ibn-i-Sena Square northeast of the Hazrat Ali (RA) mausoleum at 11am, deputy police chief Col. Abdur Raziq told Pajhwok Afghan News. The injured include a woman, a man and a child.“ (PAN, 24. September 2014)

Der afghanische Nachrichtensender Tolo News erwähnt im September 2014, dass mindestens zwei Mitarbeiter des afghanischen Geheimdienstes in Masar-i Scharif getötet worden seien

„At least two National Directorate of Security (NDS) personnel were killed and one other wounded near the Balkh Gate in Mazar-e-Sharif City, capital of Balkh province on Monday, an eyewitness said.“ (Tolo News, 1. September 2014)

KP berichtet im Juli 2014, dass bei einer schweren Explosion in Masar-i Scharif mindestens ein Kind getötet und zwei ZivilistInnen verwundet worden seien:

„A heavy explosion rocked northern Mazar-e-Sharif city of Afghanistan on Saturday. The incident reportedly took place in Chawk-e-Salim Shahid area of Mazar-e-Sharif city around 1:30 pm local time. A local security official said at least one child was killed and two civilians were injured following the explosion. The official further added that the militants had rented the cart of the child to transport the explosives and detonated it near the vehicle of the Afghan security forces.“ (Khaama Press, 19. Juli 2014)

PAN erwähnt im Juli 2014, dass bei einer Explosion vor einem Markt in Masar-i Scharif mindestens zwei ZivilistInnen getötet und neun weitere verletzt worden seien:

„Two civilians were killed and at least 9 others were injured on Thursday evening when a bomb went off in front of a marketplace in the northern city of Mazar-i-Sharif.“ (PAN, 3. Juli 2014)

Der vom US-amerikanischen Kongress finanzierte Rundfunkveranstalter Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) berichtet im Juni 2014, dass drei Personen getötet und drei verletzt worden seien, als Bewaffnete, die Polizeiuniformen getragen hätten, den Konvoi des Gouverneurs der Provinz Paktia angegriffen hätten, der von Masar-i Scharif nach Kabul unterwegs gewesen sei. Der Vorfall habe sich am Stadtrand von Masar-i Scharif ereignet:

„Three people were killed and three injured when a group of gunmen wearing police uniforms attacked a convoy carrying Paktia Governor Joma Khan Hamdard. The attack in northern Balkh Province came as Hamdard's convoy was traveling from Mazar-e Sharif to Kabul. It happened on the outskirts of Mazar-e Sharif. Three of Hamdard's bodyguards were killed in the hourlong shoot-out that ensued, though the governor was not harmed. A policeman and two bodyguards were also injured in the fighting.“ (RFE/RL, 20. Juni 2014)

Im Juni 2014 berichtet PAN, dass 16 Personen bei einer Explosion vor dem Ali-Mausoleum in Masar-i Scharif verletzt worden seien:

„Sixteen people were wounded in a bomb explosion near the Hazrat Ali (RA) mausoleum in the capital of northern Balkh province on Monday, an official said. The blast occurred in front of Tahiri Business Centre east of the mausoleum in Mazar-i-Sharif at 11am, Balkh police chief Brig. Gen. Abdur Rahman told Pajhwok Afghan News.“ (PAN, 16. Juni 2014)

Edinburgh International (EI) erwähnt im Juni 2014, dass eine unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung 600 Meter von der deutschen Botschaft entfernt im Zentrum von Masar-i Scharif explodiert sei und eine Person verletzt habe:

„Balkh, 10 June: An IED [improvised explosive device] magnetically attached to a Toyota Corrolla detonated in central Mazar-e Sharif city, 600 metres from the German Consulate and wounding one local” (EI, 11. Juni 2014, S. 4)

Sicherheitslage in Aybak (Provinz Samangan) und der engeren Umgebung

Landinfo schreibt in dem bereits angeführten Bericht vom Jänner 2014 zu sicherheitsrelevanten Entwicklungen und deren Auswirkungen auf ZivilistInnen zwischen August 2012 und Ende des Jahres 2013, dass es in Aybak im Vergleich zu anderen urbanen Zentren in Afghanistan nur wenig Aktivitäten Aufständischer gebe:

„Opprørsaktiviteten i Aybak er imidlertid lav, sammenlignet med øvrige bysentra i Afghanistan; det har kun vært mindre enn en håndfull IED-angrep i byen i løpet av 2013.“ (Landinfo, 9. Jänner 2014, S. 20-21)

Das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, UN OCHA) gibt den relativen Risikoindikator in Bezug auf konfliktbezogene Risiken in der Provinz Samangan mit einem Zehntel oder weniger des Durchschnitts von außerhalb der Provinz an (UN OCHA, November 2014, S. 42).

 

In einem Entscheidungstext des österreichischen Bundesverwaltungsgerichts (BVwG) vom 11. November 2014 (Geschäftszahl: W107 1433101-1) finden sich folgende Informationen aus dem Gutachten eines nicht näher genannten länderkundige Sachverständigen für:

„Vom SV nach den örtlichen Gegebenheiten in seiner Heimatregion befragt, führte der BF aus, dass man von seinem Heimatdorf in Richtung Mazar-e sharif und nach Samangan fahren könne. Die Provinzhauptstadt von Samangan heiße Aibak. Auf dem Weg vom Distrikt Kholm, der auch Tashgorghan genannt werde, nach Samangan passiere man eine Schreinstätte namens Hazrat Sultan. […]

Auf Ersuchen der vorsitzenden Richterin erstattete der länderkundige SV im Rahmen der mündlichen Verhandlung vor dem Bundesverwaltungsgericht im Lichte des Vorbringens des BF folgendes Gutachten zur Sicherheitslage in Afghanistan:

‚Die Angaben des BF betreffend seine Herkunft aus dem Distrikt Kholm stimmen mit den Gegebenheiten von Nordafghanistan überein. Der Distrikt Kholm liegt zwischen den Provinzen Samangan und Balkh. Der Bazar dieses Distriktes liegt in Tashgorghan. Der BF hat die Gegebenheiten in diesem Distrikt und die Umgebung dieses Distriktes entsprechend den dortigen Tatsachen wiedergegeben. Der BF stammt aus Kholm und er spricht einen Dari Dialekt, der in dieser Region gesprochen wird. Ich habe mich im Jahre 2012 und 2013 zweimal im Disktrikt Kholm aufgehalten und meine Feststellung über die Authentizität des BF betreffend seine Herkunftsidentität berufen auf meine persönliche Erfahrung in dieser Region.

Die Sicherheitslage in der Region aus der der BF stammt ist sehr prekär. Der Distrikt Kholm liegt auf dem Weg nach Mazar-e sharif, aber in der Nähe von Samangan. Über diesen Distrikt rollen viele Millitärkonvois der Isaf und der Regierung. Daher gibt es immer wieder Selbstmorde und Bombenanschläge in dieser Region, bei der dutzende Zivilisten auch ums Leben kommen. Außerdem ist die Region insofern unsicher, dass die ehemaligen Mujaheddin Kommandanten immer wieder untereinander streiten und dabei die Zivilisten auch in Mitleidenschaft ziehen. Das hat dazu geführt, dass viele junge Menschen diese Region verlassen und sich in die Nachbarländer begeben haben. Bedingt durch die vergangenen Präsidentschaftswahlen wurde eine alte Feindschaft zwischen den tajikischen und usbekischen Kommandanten wieder provoziert, sodass es heute immer wieder zwischen den Kommandanten der Jamiat-e Islami unter Atta Mohammad Noor und Junbesh-e Milli unter General Dostum zu Auseinandersetzungen kommt. Die Aktivitäten der Taliban und der Konflikt zwischen den letztgenannten Kommandanten hat die Lage in der Herkunftsregion soweit verunsichert, dass man von der Herrschaft der staatlichen Macht in der Region nicht ausgehen kann, die effektiv die gefährdeten Zivilpersonen im Falle einer Bedrohung schützen könnte.‘“ (BVwG, 11. November 2014)

UNHCR zählt die Provinz Samangan in einem monatlichen Update zu freiwilliger Rückkehr vom Dezember 2014 zu den relativ sicheren Provinzen in Afghanistan:

„Of those who cited the improvement of security situation in some parts of Afghanistan as primary pull factor of their return, some 81% returned to relatively secure provinces such as Kabul, Takhar, Balkh, Nangarhar, Herat, Samangan, Sari Pul, Parwan, Kapisa, Panjshir, Jawzjan, Baghlan and Kunduz (mainly Kunduz city)“ (UNHCR, 31. Dezember 2014, S. 3)

Im Bericht von EASO zur Sicherheitslage in Afghanistan vom Jänner 2015 wird wiederum der westliche Sicherheitsbeauftragter („western security official“) anonym zitiert, dem zufolge im Zeitraum von Jänner bis 31. Oktober 2014 in der Provinz Samangan 31 sicherheitsrelevante Vorfälle berichtet worden seien. Die meisten dieser seltenen Vorfälle hätten sich in der Provinzhauptstadt Aybak ereignet:

„According to information obtained from a Western security official, between January and 31 October 2014, the province of Samangan counted 31 reported security incidents. Violent incidents happened sporadically throughout the province. Most of these rare incidents happened in the provincial capital Aybak (see table).“ (EASO, Jänner 2015, S. 140)

 

Im Folgenden findet sich eine Auswahl konkreter sicherheitsrelevanter Ereignisse in Aybak seit Juni 2014 (chronologisch absteigend)

 

PAN berichtet im April 2015, dass ein Polizist von unbekannten Bewaffneten in Aybak geköpft worden sei:

„Meanwhile, Col. Najibullah, 1st police district chief in Aibak city, told that unidentified gunmen beheaded a policeman when he was patrolling in the locality. His body, he added, was found today morning in Mir Kalal locality.“ (PAN, 5. April 2015)

Die in Pakistan ansässige private Nachrichtenagentur Afghan Islamic Press (AIP) erläutert im März 2015, dass 15 bewaffnete Aufständische, darunter ihre Anführer, sich dem Friedensprozess in der Provinz Samangan angeschlossen hätten. Nach Angaben des amtierenden Gouverneurs von Samangan seien die Aufständischen in Gebieten zwischen den Provinzen Baghlan und Samangan aktiv gewesen:

„A group of 15 armed opponents, including their commander, has joined the peace process in Samangan Province by handing over weapons to the government.

The acting governor of Samangan, Khairollah Anosh, told a gathering in Aibak city, the centre of the province, on the occasion of International Women's Day on Sunday 8 March that the 15 opponents led by Commander Mullah Obaidollah joined the peace process yesterday. He added that these opponents were active against the government in areas between Baghlan and Samangan provinces, but they joined peace as a result of efforts by officials at the provincial peace committee and handed over their 14 different weapons to the government.” (Afghan Islamic Press news agency, 8. März 2015)

Auf BBC Monitoring findet sich die Zusammenfassung einer Nachrichtensendung des afghanischen Fernsehsenders Noor TV vom 15. Februar 2015, in der erwähnt wird, dass in einem Haus in Aybak Rüstungsgegenstände gefunden worden seien. Zudem sei eine Person in diesem Zusammenhang verhaftet worden:

„Samangan Police Commander, Mohammad Sadiq, says police has seized some armaments from a house in Aybak City and arrested one individual in linkage of the case. He also said that the investigations are ongoing.” (BBC Monitoring, 15. Februar 2015)

Die US-amerikanische Online-Zeitung International Business Times (IBT) erwähnt in einem Artikel vom Juni 2014, dass bei der Explosion eines Busses in Aybak elf Personen getötet worden seien, darunter vier WahlhelferInnen:

image001.gif„A bus exploded in the northern Samangan province in an attack in the capital of the province, Aybak, the governor of the province told the media. Eleven people died in the explosion, including four election workers.“ (IBT, 15. Juni 2014)

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 9. April 2015)

·      AIP - Afghan Islamic Press: Fifteen armed opponents join peace process in Afghan north – official, 8. März 2015 (zitiert nach BBC Monitoring)

·      Arab News: Multiple attacks leave 14 dead in Afghanistan, 13. Oktober 2014
http://www.arabnews.com/news/643156

·      Arzu TV: Afghan Balkh governor says north seeing influx of foreign terrorists, 18. März 2015 (zitiert nach BBC Monitoring)

·      BBC Monitoring: Programme summary of Afghan Noor TV news in Dari 1300 gmt 15 Feb 15, 15. Februar 2015

·      BBC Monitoring: Programme summary of Afghan Paiwastoon Radio news in Pashto 1500 gmt 30 Mar 15, 30. März 2015

·      BVwG - Bundesverwaltungsgericht (Österreich): Entscheidungstext W107 1433101-1, 11. November 2014
https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Bvwg/BVWGT_20141111_W107_1433101_1_00/BVWGT_20141111_W107_1433101_1_00.html

·      BVwG - Bundesverwaltungsgericht (Österreich): Entscheidungstext W188 1416532-1, 19. März 2015
https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Bvwg/BVWGT_20150319_W188_1416532_1_00/BVWGT_20150319_W188_1416532_1_00.html

·      DW – Deutsche Welle: Warten auf schlechtere Zeiten in Masar-i Scharif, 5. September 2014
http://www.dw.de/warten-auf-schlechtere-zeiten-in-masar-i-scharif/a-17904247

·      EASO - European Asylum Support Office: Afghanistan: Security Situation, Jänner 2015
http://easo.europa.eu/wp-content/uploads/Afghanistan-security-situation-EN.pdf

·      EI - Edinburgh International: Afghanistan: Weekly Security Report, 11. Juni 2014
http://www.edinburghint.com/uploads/tx_news/140612_EI_Afghanistan_Weekly_Security_Report.pdf

·      EI - Edinburgh International: Afghanistan: Weekly Security Report, 4. Dezember 2014
http://insidetrack.edinburghint.com/afghanistan-weekly-security-report-04-december-2014-2-2-2-2/

·      FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung: Der Mörder kam am helllichten Tag, 18. September 2014
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/palawsha-tokhi-der-moerder-kam-am-helllichten-tag-13160985.html

·      IBT - International Business Times: Afghanistan Elections: 31 Dead in Roadside Bomb and Taliban Attacks, 15. Juni 2014
http://www.ibtimes.co.uk/afghanistan-elections-31-dead-roadside-bomb-taliban-attacks-1452713

·      KP - Khaama Press: Heavy explosion rocks Mazar-e-Sharif city, casualties feared, 19. Juli 2014
http://www.khaama.com/heavy-explosion-rocks-mazar-e-sharic-city-casualties-feared-6434

·      KP - Khaama Press: Explosion in Mazar-e-Sharif city injures 4 civilians, 28. November 2014
http://www.khaama.com/explosion-in-mazar-e-sharif-city-injures-4-civilians-8810

·      Landinfo - Norwegian Country of Origin Information Centre: Afghanistan: Sikkerhetsoppdatering, 9. Jänner 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1788_1390215884_2759-1.pdf

·      PAN – Pajhwok Afghan News: 16 wounded in Mazar-i-Sharif blast, 16. Juni 2014
http://www.pajhwok.com/en/2014/06/16/16-wounded-mazar-i-sharif-blast

·      PAN – Pajhwok Afghan News: 2 killed, 9 injured in Mazar blast, 3. Juli 2014
http://www.pajhwok.com/en/2014/07/03/2-killed-9-injured-mazar-blast

·      PAN – Pajhwok Afghan News: 4 civilians injured in Mazar-i-Sharif blast, 24. September 2014
http://www.pajhwok.com/en/2015/03/10/4-civilians-injured-mazar-i-sharif-blast

·      PAN – Pajhwok Afghan News: Policeman beheaded; child dead in a blast, 5. April 2015
http://www.pajhwok.com/en/2015/04/05/policeman-beheaded-child-dead-blast

·      RFE/RL – Radio Free Europe/Radio Liberty: Afghan Governor Attacked; Taliban Rocket Kills, Injures Children, 20. Juni 2014
http://www.rferl.org/content/afghan-governor-attacked-taliban-rocket-kills-injures-children-/25429362.html

·      Tolo News: Blast in Mazar Kills 2 NDS Personnel, 1. September 2014
http://www.tolonews.com/en/afghanistan/16196-blast-in-mazar-kills-2-nds-personnel

·      UNHCR - UN High Commissioner for Refugees: Afghanistan; Volrep and Border Monitoring Monthly Update; 1 January - 31 December 2014, 31. Dezember 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1930_1421833227_54b62e964.pdf

·      UN OCHA - UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs: 2015; Humanitarian Needs Overview; Afghanistan, November 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1930_1424337766_afghanistan-hrp-2015-hno-final-23nov2014-1.pdf