Anfragebeantwortung zu Kamerun: Illegale Ausreise; Asylantragstellung im Ausland; Möglichkeit der Behandlung einer HIV-Erkrankung; Finanzierung des Gesundheitswesens; Nichtregierungsorganisationen, die in Kamerun im Gesundheitsbereich kostenlos tätig sind [a-5012]

22. August 2006

 

nach einer Recherche in unserer Länderdokumentation und im Internet können wir Ihnen zu oben genannter Fragestellung Materialien zur Verfügung stellen, die unter anderem folgende Informationen enthalten:

1. Ist die illegale Ausreise aus Kamerun strafbar?

 

In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Materialien konnten keine Informationen darüber gefunden werden, ob die illegale Ausreise aus Kamerun strafbar ist.

 

Nach Angaben des US Department of State (USDOS) vom 8. März 2006 sehe das Kameruner Recht das Recht auf die Reise ins Ausland und das Recht auf Auswanderung vor:

 

“d. Freedom of Movement within the Country, Foreign Travel, Emigration, and Repatriation

The law provides for these rights; however, security forces routinely impeded domestic travel during the year.” (USDOS, 8. März 2006, Sektion 2.d.)

Laut der Schweizerischen Flüchtlingshilfe müsse eine Person, die ausreisen möchte, in der Lage sein, ihre finanziellen Mittel für die Reise sowie den Aufenthalt im Ausland belegen zu können. (SFH, 3. März 2005, S. 29)

 

2. Ist die Asylantragsstellung für Staatsangehörige Kameruns strafbar?

 

In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Materialien konnten keine aktuellen Informationen darüber gefunden werden, ob die Asylantragstellung für Staatsangehörige Kameruns strafbar ist.

 

In einem bereits im März 2001 veröffentlichten Bericht des Danish Immigration Service (DIS), der auf einer Erkundungsreise nach Kamerun beruht, wird festgestellt, dass eine westliche diplomatische Quelle berichtet habe, dass es ihrem lokalen Rechtsberater zufolge in Kamerun kein Gesetz gebe, dass die Strafverfolgung wegen einer Asylantragstellung im Ausland vorsehe:

“One western diplomatic source reported that their local legal adviser had stated that there was no legislation in Cameroon providing for prosecution for seeking asylum abroad.” (DIS, 1. März 2001, Kap. 8.1.2)

Das Auswärtige Amt hält in seinem Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Republik Kamerun (Stand: Juli 2005) vom 9. September 2005 fest, dass ihm keine Fälle bekannt seien, in denen kamerunsche Staatsangehörige nach Rückkehr festgenommen oder misshandelt worden seien. Behauptungen von Festnahmen nach Rückkehr hätten sich in Einzelfällen als unzutreffend herausgestellt. Eine Verfolgung erfolge nach Kenntnis des Auswärtigen Amtes nicht allein wegen der Stellung eines Asylantrags. (AA, 9. September 2005, S. 11)

 

Zur Rückkehr abgewiesener Asylwerber bemerkt die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) in einem Bericht vom 3. März 2005 fest:

„Die Einreise eines kamerunischen Rückkehrende kann jedoch ein Risiko bedeuten. 2001 und 2002 wurde mehreren MenschenrechtsaktivistInnen bei der Rückkehr der Reisepass, die Identitätskarte und der Führerschein abgenommen.187 Wird den Behörden bekannt, dass Rückkehrende im Ausland Asyl beantragt haben, werden sie systematisch verdächtigt, dem Ruf Kameruns geschadet zu haben. Ein abgewiesener Asylsuchender der an den Händen gebunden und von einem ausländischen Polizeibeamten begleitet am Flughafen den kamerunischen Behörden übergeben wird, riskiert eine Festnahme durch die Polizei. Erkennen die Behörden, dass der Deportierte nur aus wirtschaftlichen Gründen um Asyl ersuchte, wird er frei gelassen. Andernfalls oder wenn der Deportierte auf einer Fahndungsliste steht, drohen ihm Misshandlung und Folter.“ (SFH, 3. März 2005, S. 29)

Das UK Home Office hält in einem Bericht über eine Erkundungsreise nach Kamerun im Jänner 2004, veröffentlicht am 25. Jänner 2004, fest, dass Jacques Franquin, ein Vertreter von UNHCR in Kamerun, die Delegation darüber informiert habe, dass, obwohl viele Kameruner Asylwerber nach Kamerun abgeschoben worden seien, er von keiner Verhaftung oder Schikanierung eines Asylwerbers bei dessen Rückkehr wisse. Es gebe im Land keine internationale Organisation, die sich mit der Rückkehr abgewiesener Asylwerber beschäftige. Es habe Vorwürfe gegeben, dass einige abgewiesene Asylwerber, die zur Rückkehr nach Kamerun gezwungen worden wären, seither verschwunden seien, aber diesbezüglich gebe es keine Bestätigung. Es sei möglich, dass sie versucht hätten, in einem anderen Land um Asyl anzusuchen:

“17.1 Jacques Franquin, a representative of United Nations High Commission for Refugees (UNHCR) based in Cameroon informed the delegation that although many Cameroonian asylum seekers have been returned to Cameroon, he is not aware that any have been arrested or harassed on return. There is no international organisation in the country that deal with the return of failed asylum seekers. Allegations have been made that some failed asylum seekers that have been forced to return to Cameroon have since disappeared, but there is no confirmation of this. It is possible that they may have been trying to seek asylum in another country. (UK Home Office, 25. Jänner 2004, Abs. 17.1; weitere Einschätzungen zur Behandlung von abgewiesenen Asylwerbern bei ihrer Rückkehr nach Kamerun finden Sie ebenfalls im Bericht des Danish Immigration Service vom 1. März 2001)“

3. In welchen Kliniken/Krankenhäusern ist es möglich sich gegen HIV Erkrankung behandeln zu lassen? In welchen derartigen Einrichtungen werden Standardtherapien angeboten? In welchen Einrichtungen wird eine Antiviraltherapie angeboten? In welchen Einrichtungen werden HIV Erkrankte kostenlos medizinische behandelt?

 

Wie die Weltgesundheitsorganisation WHO in ihrer im Dezember 2005 veröffentlichten „Summary Country Profile for HIV/AIDS Treatment Scale-Up“ festhält, leben nach Schätzungen von WHO/UNAIDS 4,8-9,8% der Bevölkerung der erwachsenen Bevölkerung im Alter von 15-49 Jahren mit HIV/AIDS (Stand: 2003). Im Jahr 2005 hätten 17.940 Personen eine antiretrovirale Therapie erhalten, während schätzungsweise 108.000 Personen eine antiretrovirale Therapie benötigt hätten. (WHO, Dezember 2005, Kap. 2 HIV indicators)

 

Nach Angaben der WHO habe es im September 2005 89 Einrichtungen gegeben, die eine Behandlung anbieten. 68 dieser Stellen seien Einrichtungen des öffentlichen Sektors, 6 würden privat betrieben und 16 Einrichtungen würden von religiösen Organisationen geführt. Die antiretrovirale Behandlung sei geographisch begrenzt; im September 2005 hätte es nur in 62 von 160 Bezirken des Landes einen Zugang zu antiretroviraler Therapie gegeben:

 

„The Ministry of Health established the first treatment centre for providing antiretroviral therapy in March 2001. By December 2004, there were 23 certified treatment centres, mostly based in central and provincial hospitals. The national plan for decentralizing antiretroviral therapy for 2004–2005 made provision to increase the number of sites providing treatment from 23 to 83 by the end of 2005. By September 2005, there were 89 sites providing treatment in the country, of which 68 were in the public sector and 5 in the private sector and 16 were run by faith-based organizations. Geographical coverage of antiretroviral services remains restricted; in September 2005 only 62 of 160 districts in the country had access to antiretroviral therapy services.” (WHO, Dezember 2005, Kap. 5 Treatment and prevention coverage)

Die WHO macht in ihrem Bericht leider keine Angaben darüber, wo die Behandlungszentren liegen, wie die Trägerorganisationen heißen beziehungsweise in welchen Gebieten keine Behandlung möglich ist.

Die Kosten für antiretrovirale Medikamente hätten laut WHO im Oktober 2004 10 US$/Person/Monat betragen:

 

“Antiretroviral therapy: first-line drug regimen, cost per person per year In August 2003, Cameroon defined and included first- and second-line drug regimens in the national treatment guidelines, based on WHO recommendations. The guidelines recommend the following first-line treatment protocols: zidovudine + lamivudine + efavirenz; zidovudine + lamivudine + nevirapine; lamivudine + stavudine + nevirapine (Triomune®); and lamivudine + stavudine + efavirenz. In 2002, the Government of Cameroon reduced the cost of antiretroviral therapy by 53% through a subsidy totalling US$ 1 230 770, reducing the average treatment cost from US$ 73 to US$ 34 per person per month. Since then, the cost of drugs has been substantially reduced with financial support from the Global Fund to Fight AIDS, Tuberculosis and Malaria. The cost of antiretroviral drugs declined from US$ 42 per person per month at the beginning of 2004 to US$ 10 per person per month in October 2004.” (WHO, Dezember 2005, Kap. 3. Situation analysis)

 

Laut einer/einem von UK Home Office im Rahmen einer Fact-Finding-Mission konsultierten Vertreter/in der WHO (Bericht: Jänner 2004) gebe es im Land fast 21 Zentren zur Behandlung mit antitretroviralen Medikamenten (ARVs). Diese würden Beratung vor und nach den Tests, Laborkontrollen für CD4-Zellen und andere Test vor einer Behandlung, ARV-Medikamente zu einem niedrigen Preis (um monatlich 31 bis 60 US Dollar) sowie Folgetests anbieten. Nur Labortests seien weiterhin für Patienten ziemlich teuer, aber nicht unbezahlbar:

„WHO added that nearly 21 AVR treatment [Anti Retroviral Treatment, Anm. v. ACCORD] centres are spread throughout the country, ensuring HIV/AIDS case management to patients, including counselling before and after screening tests; labratory controls for CD4 cells and other exams prior to treatment; procurement of ARV drugs at low cost ($31 to $60 US per month) as well as follow up tests. Only lab tests remain quite expensive to patients but not unaffordable.“ (UK Home Office, 25. Jänner 2004, Absatz 15.32)

In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Materialien konnte keine Liste bzw. Beschreibung jener öffentlichen oder privaten Behandlungszentren gefunden werden, die eine (kostenlose) Therapie mit antiretroviralen Medikamenten anbieten.

 

In seinem Bericht anlässlich des Welt-AIDS-Tages 2005 beschreibt Médecins Sans Frontières (MSF) seine Projekte in Kamerun sowie Konzepte zu deren Weiterentwicklung:

„In Kamerun schreibt MSF im Bereich der Behandlung der Menschen mit HIV/Aids Geschichte. Denn im Jahr 2001 hat MSF erstmals auf afrikanischem Boden ARV-Behandlungen durchgeführt. Mit dem ersten Pilotprojekt wollte MSF beweisen, dass solche Behandlungen auch in den ärmsten afrikanischen Ländern möglich sind. Ende 2005 wurden im Rahmen des Projektes 1752 Patienten betreut, von denen 943 antiretrovirale Medikamente erhielten. Die Regierung möchte die HIV/Aids-Behandlung dezentralisieren und die Programme in jedem Landesdistrikt koordinieren. Um auch nach dem für 2006 vorgesehenen Rückzug Kontinuität gewährleisten zu können, arbeitet MSF in Yaoundé mit zwei Behandlungszentren zusammen. In Douala setzt sich die Organisation im Distriktspital Nylon und dem Centre Médical de Congo II dafür ein, dass die Projektübergabe unter bestmöglichen Bedingungen stattfindet. Ende 2005 wurden im Rahmen dieses Projekts 900 Patienten mit antiretroviralen Medikamenten behandelt. Im Jahr 2004 wurde das Spital Nylon offiziell als erstes Distriktspital zur Behandlung von Menschen mit HIV/Aids anerkannt. Zudem sind Bemühungen im Gang, die Behandlung der mit Tuberkulose co-infizierten Aidspatienten zu integrieren.“ (MSF, 2005)

Auch der bereits erwähnte Fact-Finding Bericht des UK Home Office vom Jänner 2004 erwähnt das Engagement von Ärzte ohne Grenzen im Bereich HIV/AIDS in Kamerun. MSF sei dort vom Militärspital in Yaoundé tätig, wo die Organisation Tests und Behandlung für ungefähr 400 HIV/AIDS-Patienten anbiete. MSF habe ein ähnliches Projekt in Douala im Distriktspital Nylon und im Gesundheitszentrum Akonolinga. Die Patienten müssten 5.000 CFA/Jahr für die Behandlung bezahlen. Sei ein Patient zu arm um die Behandlung zu bezahlen, übernehme MSF die Kosten. Bluttests würden kostenlos angeboten:

„Alice Djitik Tchomte of Medicines sans Frontiers (MSF) informed the delegation that MSF has been present in Cameroon for three years. She added that MSF operate from the military hospital in Yaoundé where they offer screening and treatment to about 400 HIV/AIDS patients. MSF also have a similar project in Douala at Nylon district hospital and Akonolinga medical centre. MSF encourage patients to be responsible for themselves and to pay 5,000 CFA per year for treatment. However if the patient is too poor to pay for the treatment, MSF will take over take over the costs. Blood screening is provided free of charge.“ (UK Home Office, 25. Jänner 2004, Absatz 15.34)

Die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) beschreibt in einem Gutachten vom September 2004 die Möglichkeiten der Behandlung von HIV/AIDS in Kamerun und nennt mehrere Organisationen, die in diesem Bereich tätig sind:

„Die von der SFH in Kamerun angefragten Organisationen geben an, dass der Zugang zu einer angemessenen Behandlung primär von den finanziellen Mitteln abhängt. Es gibt auch Programme (zum Beispiel über MSF, Up Health Foundation), die eine kostenlose Behandlung anbieten, jedoch ist eine Registrierung oder Mitgliedschaft (zum Beispiel über Association des frères et soeurs unis AFSU) notwendig. Für notwendig erachtet wird, dass die betroffene Person bei ihrer Rückkehr ausreichend Medikamente mitführt, um die Zeit bis zur Einschreibung in ein Programm zu überbrücken. Nach einer Rückkehr seien anfangs höheren Geldbeträge (etwa 100,000 CFA ~233 CHF) für medizinische Tests notwendig. Die dann folgenden monatlichen Behandlungskosten (zwischen 22'000 CFA ~ 51 CHF und 75'000 CFA ~ 175 CHF) würden geringer ausfallen. Es wird erwartet, dass die Kosten der notwendigen Medikamenten in nächster Zeit weiterhin sinken werden.

Alle angefragten Organisationen bieten ihre Kooperation bei der Beratung und Unterstützung der betroffenen Person an:

Sun AIDS – Cameroon Network,

Kontaktperson: Marie Mendene, B.P. 12490, Douala, Tel: +237 993 4302,

Fax: +237 343 2917

 

AFASO – (Association des Femmes Actives et Solidaires),

Kontaktperson: Pauline Mounton, B.P. 30645, Yaounde, Tel: +237 986 7256 / 764

3263

 

Unique Sisters, Kontakt Person: Elizebert Nkety / Deborah Elangwe

P.O. Box 823 Limbe, S.W Province, Tel: +237 952 2829

 

Association of Positive Women – APOWA Cameroon,

Kontaktperson: Linda Akere Njinda, P.O. Box 619, Douala Littoral Province,

Cameroon, Tel: +237 987 3405, Fax: +237 434 176

 

Cameroon Link – Human Assistance Programme,

Kontaktperson: James Achanyi-Fontem, P.O. Box 1460, Douala Littoral Province,

Tel: +237 339 1356 / 775 8840, Fax: +237 339 1356

 

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Behandlung von HIV-Patienten im Stadium

A2 in Kamerun möglich ist. Der Zugang zu einer Behandlung ist abhängig von der Einschreibung und Zulassung in einem der wenigen Programm (die zumeist nur wenige Personen aufnehmen können) oder den finanziellen Mitteln: Wer über ausreichend Geld verfügt, sollte Zugang zu einer Behandlung erhalten. Bei Einschreibung in einem der im Vergleich zur Zahl der Betroffenen begrenzt vorhandenen Programme, könnten die Kosten übernommen werden, ansonsten müssen die Betroffenen die Kosten selber tragen. Das Vorhandensein freier Kapazitäten in Programmen ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Eine Wartezeit bis zur Teilnahme an einem Programm ist unumgänglich, weshalb darauf verwiesen wird, dass ausreichend Medikamenten zur Überbrückung der Wartezeit mitgeführt werden müssten. Verfügt die betroffene Person bei Rückkehr nicht über ausreichend Medikamente und finanzielle Mittel, ist die notwendige Behandlung mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht gewährleistet.“ (SFH, 10. September 2004)

 

4. Wie finanziert sich das Gesundheitswesen in Kamerun?

Die Schweizerische Flüchtlingshilfe gibt in einem aktuellen Gutachten vom 3. August 2006 folgenden Überblick zur Finanzierung des Gesundheitswesens in Kamerun:

 

„Krankenversicherung. Nur wenige privilegierte Menschen verfügen über eine Krankenversicherung. Da medizinische Leistungen meist vor Beginn bar bezahlt werden müssen und im Verlauf der Behandlung oft weitere in bar zu begleichende Kosten für Medikamente, Labortests und Hospitalisierung anfallen, sind etwa 85 bis 90 Prozent der Bevölkerung auch mit Unterstützungsbeiträgen von internationalen NGOs nicht imstande, selbst für die medizinische Grundversorgung aufzukommen. Bei fehlender oder unzureichender Bezahlung werden PatientInnen schlechter und mitunter gar nicht behandelt. […] Aufgrund konstant ansteigender Behandlungskosten hat gemäss verschiedenen durch die kamerunische Regierung in Auftrag gegebenen Studien die Frequentierung medizinischer Einrichtungen im letzten Jahrzehnt abgenommen. Schätzungen eines WHO-Vertreters in Kamerun besagen, dass etwa 60 bis 70 Prozent der Leute eine Behandlung durch die traditionelle Medizin aus Kostengründen vorziehen.7“ (SFH, 3. August 2006, S. 3)

 

Wie das UK Home Office in einem Bericht über eine Erkundungsreise nach Kamerun im Jänner 2004 festhält, würden nach Angaben eines Vertreters der Weltgesundheitsorganisation WHO alle nationalen Krankenhäuser und einige provisorische Krankenhäuser („provisional hospitals“) spezialisierte medizinische Betreuung in den meisten medizinischen Bereichen, einschließlich Krebs, HIV/AIDS, Tuberkulose, kardiovaskulären Erkrankungen, Augen- und Hals-, Nasen-, Ohrerkrankungen und vielen anderen Krankheiten anbieten. Weiters wird erwähnt, dass es im Jahr 1999 8 nationale Krankenhäuser, die in den zwei Hauptstädten Yaoundé und Douala gelegen seien, und 9 provisorische Krankenhäuser, die hauptsächlich in städtischen Gebieten, besonders in den Provinzhauptstädten zu finden sind, gegeben hätte. Weiters gebe es in Kamerun mehrere private Spitäler und Militärkrankenhäuser. In Kamerun gibt es laut dem Bericht weiters 1952 Gesundheitszentren (Stand: 1999), die eine Basisversorgung für kleinere, unkomplizierte Erkrankungen anbieten und von Krankenpflegern geführt werden und 322 Distriktspitäler (Stand: 1999), die von Ärzten geleitet werden. Sie verfügen über eine minimale Ausstattung, mit der einige Notfälle (einschließlich Operationen) und einige Komplikationen, die auf der Ebene der Gesundheitszentren nicht behandelbar sind, behandelt werden können.

 

Weiters berichtet das UK Home Office, dass ein Vertreter der WHO die Delegation darüber informiert habe, dass lebenswichtige („essential“) Medikamente im allgemeinen in den meisten öffentlichen Gesundheitseinrichtungen und den nicht-profitorientierten Gesundheitsorganisationen, die von der Kirche betrieben würden, erhältlich seien. Die tatsächliche Menge verfügbarer Medikamente betrage 75%. Diese Medikamente seien jedoch nur für ungefähr 50 Prozent der Bevölkerung verfügbar, da viele Personen es sich nicht leisten könnten, die Medikamente zu bezahlen oder es vorziehen würden, zu traditionellen Heilern zu gehen. Dies zeige die Tatsache, dass von allen verschriebenen Medikamenten nur 50% ausgegeben würden.

 

Roger Bracke, der Vorsitzende des regionalen Büros der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften, habe die Delegation darüber informiert, dass sich viele Menschen eine medizinische Basisversorgung nicht leisten könnten, und dass Ärzte über die Behandlungsgebühr hinaus Geld verlangen würden, um ihr Einkommen aufzubessern. Er habe erklärt, dass sich nur 10-15 Prozent der Bevölkerung leisten könnten, die Behandlung zu bezahlen. In Bezug auf medizinische Versorgung sei der Unterschied zwischen Reichen und Armen besonders offensichtlich. Moderne Medizin sei für die Behandlung aller Krankheiten verfügbar, aber zu einem erheblichen Preis.

 

Ein Vertreter der WHO habe die Delegation darüber informiert, dass sie in Zusammenarbeit mit der Regierung versuchten, reduzierte Preise für grundlegende Medikamente zu organisieren. Im Allgemeinen müsse ein Arztbesuch im Vorhinein bar bezahlt werden. Bei einer Fortführung der Behandlung würden jedoch weitere Kosten für Medikamente, Labortests und Krankenhausgebühren anfallen. Gelegentlich würde der Gesundheitsminister Einzelfälle zur Behandlung an ein anderes Land verweisen. Dies werde manchmal finanziell unterstützt („sponsored“).

 

Ärzte ohne Grenzen (MSF) habe bestätigt, dass Patienten ihre Behandlung in Krankenhäusern und Gesundheitszentren im Vorhinein bar bezahlen müssten. Es gebe ein Militärkrankenhaus in Yaoundé, in dem die Behandlung billiger, jedoch nicht kostenlos sei. Jedoch würden Menschen oft auf traditionelle Medizin zurückgreifen, um Krankheiten zu behandeln, da sie sich eine konventionelle Behandlung nicht leisten könnten. Es gebe in Kamerun viele NGOs im Gesundheitsbereich, die Patienten Unterstützung und Behandlung bieten würden.

 

ACAT habe die Delegation darüber informiert, dass Spitäler oft jenen Patienten, die eine Gebühr bezahlen könnten, einen besseren Behandlungsstandard bieten würden. Trotz der Beiträge internationaler Organisation würden im Zentralspital in Douala („Douala Central hospital“) viele Menschen wegen keiner oder unzureichender Behandlung sterben. (UK Home Office, 25. Jänner 2004, Abs. 15.6, 15.7, 15.9-15.16)oHOme

 

 

Zu den Kosten der medizinischen Versorgung in Kamerun liefert das Auswärtige Amt (AA) folgende Informationen:

 

„Kostenlose Heilfürsorge besteht in Kamerun nicht. Für bestimmte Berufsgruppen gibt es staatliche oder halbstaatliche Versorgungseinrichtungen mit geringem Kostenbeitrag, auch der Abschluss einer privaten Krankenversicherung ist möglich. Generell übernimmt der Familienverband die medizinischen Behandlungskosten.“ (AA, 9. September 2005, S. 11)

 

Dr. med. Nina Ruemmelein, die 2003 für Ärzte ohne Grenzen in Kamerun in zwei HIV-Projekten mitarbeitete, beschreibt die medizinische Versorgung in Kamerun in einem Artikel vom Oktober 2004 wie folgt:

 

„Die meisten Menschen in Kamerun haben keine Krankenversicherung und keinerlei sonstige soziale Absicherung. Wer Leistungen des Gesundheitssystems beansprucht, muss die Kosten direkt begleichen. Eine qualifizierte Behandlung ist kaum garantiert. Patienten im Krankenhaus sind auf die pflegerische Betreuung durch Familienangehörige angewiesen. Die finanzielle und die praktische Unterstützung seiner Familie ist für einen kranken Menschen in der Regel lebensnotwendig. Fällt diese weg, gibt es nicht nur niemanden mehr, der für die notwendige Diagnostik und Therapie bezahlt, sondern auch die Befriedigung der elementarsten Bedürfnisse wie zum Beispiel die Versorgung mit Nahrung, die Hilfe beim Toilettengang und bei der persönlichen Hygiene ist nicht mehr gewährleistet. Wer von seiner Familie alleingelassen wurde, kann bestenfalls noch auf den guten Willen und die Großzügigkeit der Familien seiner Mitpatienten hoffen. Es kommt deshalb vor, dass ein Patient auch während eines stationären Aufenthalts nicht genug zu essen hat und hungern muss. [...] In Kamerun, wie in vielen afrikanischen Ländern, ist es üblich, eine medizinische Leistung "à l'acte", also zeitgleich mit deren Erhalt zu bezahlen. [...].“ (Ruemmelein Nina, Oktober 2004)

 

Die U.S. Social Security Administration (SSA) beschreibt in einem Bericht vom September 2005 das Sozialversicherungssystem in Kamerun. Zur Absicherung im Fall von Krankheit und Mutterschaft heißt es, dass nur im Fall der Mutterschaft, nicht jedoch bei einer Erkrankung des Arbeitnehmers, Leistungen vorgesehen seien. Das Arbeitsrecht verpflichte den Arbeitgeber zu einer gewissen Lohnfortzahlung, auch müsse der Arbeitgeber bestimmte medizinische Dienste zur Verfügung stellen (hier macht die SSA keine genauen Angaben):

 

“Sickness and Maternity

Regulatory Framework

First law: 1956.

Current law: 1967, with 1995 amendment.

Type of program: Social insurance system. Maternity benefits only.

 

Coverage

Employed women.

Exclusions: Self-employed women. […]

 

Qualifying Conditions

Cash sickness benefits: No statutory benefits are provided.

(The labor code requires employers to provide some paid sick leave.) […]

 

Sickness and Maternity Benefits

Sickness benefit: No statutory benefits are provided. (The labor code requires employers to provide some paid sick leave.) […]

 

Workers’ Medical Benefits

Insured women and the spouses of insured men receive 1,400 CFA francs toward expenses in connection with childbirth and 200 CFA francs for each prenatal examination and for pediatric care examinations for up to 6 months.

Some free medical care is provided by government health facilities.

The labor code requires employers to provide certain medical services.” (SSA, September 2005, S. 48 Sickness and Maternity)

 

5. Welche „Nichtregierungsorganisationen“ sind in Kamerun im Gesundheitsbereich kostenlos tätig? Gibt es eine Armenversorgung durch „Nichtregierungsorganisationen?

 

In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Materialien konnten keine Informationen darüber gefunden werden, welche Nichtregierungsorganisationen in Kamerun im Gesundheitsbereich kostenlos tätig sind.

 

Laut der Webseite der „International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies“ betreibt die Kameruner Rotkreuzgesellschaft ein Gesundheitszentrum in der Hauptstadt Yaoundé, wo sie Gesundheitsversorgung für Straßenkinder anbietet. Weitere Gesundheitseinrichtungen gebe es in Kribi, Limbé, Mébang und Grand-Batanga. (International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies, kein Datum angegeben)

 

Catholic Relief Services (CRS) berichtet, dass CRS Gesundheits- und HIV/AIDS-Projekte in den Provinzen Ost und Nordwest unterstütze. Ein Programm mit dem Schwerpunkt medizinische Grundversorgung „Revitalization of Healthcare in the East“ werde in Ostkamerun in den Diözesen Batouri, Bertoua, Doume und Yokadouma unterstützt:

 

“In 2005, CRS continued to support health and HIV/AIDS projects in the East and North West provinces of Cameroon. CRS-supported health programming focuses on improving the quality and access to healthcare in the East province, one of the most underserved regions of Cameroon. […]

CRS supported primary healthcare programming in all four dioceses of Eastern Cameroon through its REDSSEC (Revitalization of Healthcare in East Cameroon) project in 2005. The project, jointly funded by CRS and CORDAID, increases access to quality primary healthcare services in 30 Catholic health facilities by rural populations, who often face barriers to care because of poor communication, lack of transportation, and general isolation. The Voluntary Counseling and Testing component aims to increase awareness of HIV/AIDS, increase the number of people who know their status, and establish post-test support groups for People Living with HIV/AIDS.” (CRS, 2005, S. 10, siehe auch S. 7)

 

Es konnten keine Informationen darüber gefunden werden, ob das Kameruner Rote Kreuz und Catholic Relief Services medizinische Dienste kostenlos anbieten.

 

Wie Alice Djitik von Ärzte ohne Grenzen im Jänner 2004 gegenüber einer Delegation des UK Home Office feststellte, gebe es in Kamerun viele medizinische NGOs, die Unterstützung und Behandlung anbieten würden. Sie nennt jedoch keine konkreten NGOs. (UK Home Office, 25. Jänner 2004, Abs. 15.16)

 

In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Materialien konnte keine Informationen darüber gefunden werden, ob es in Kamerun eine Armenversorgung durch Nichtregierungsorganisationen gibt beziehungsweise welche Organisationen in diesem Fall tätig werden.

 

Listen mit in Kamerun aktiven NGOs entnehmen Sie bitte Wagne.net (kein Datum angegeben) und Association au Service de l’Action Humanitaire (kein Datum angegeben, siehe Quellenverzeichnis).

 

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Diese Informationen beruhen auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen. Diese Antwort stellt keine Meinung zum Inhalt eines bestimmten Ansuchens um Asyl oder anderen internationalen Schutz dar. Wir empfehlen, die verwendeten Materialien zur Gänze durchzusehen.

 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 22. August 2006)

Illegale Ausreise

 

USDOS - US Department of State: Country Reports on Human Rights Practices 2005 - Cameroon, 8. März 2006
http://www.state.gov/g/drl/rls/hrrpt/2005/61558.htm

SFH - Schweizerische Flüchtlingshilfe/Swiss Refugee Council: Identitätsdokumente in ausgewählten afrikanischen Flüchtlings-Herkunftsländern, 2. März 2005
http://www.ecoi.net/file_upload/hl965_050301_documents_afrika-1.pdf

 

Asylantragstellung im Ausland

 

·      AA – Auswärtiges Amt: Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Republik Kamerun (Stand: Juli 2005), 9. September 2005, S. 11 (siehe Kopie im Anhang)

·      DIS - Danish Immigration Service: Fact-finding mission to Cameroon 23/1-3/2 2001, 1. März 2001
http://www.udlst.dk/NR/rdonlyres/exeifavkaphfukpyh3d43l6ya5mvzylgrrdfw37dbtapnwnbceukcyvyqrra25tkih4ofte2tspkyiciwhlyroyhkjf/Fact-finding+mission+to+Cameroon+2001.pdf

·      SFH - Schweizerische Flüchtlingshilfe/Swiss Refugee Council: Identitätsdokumente in ausgewählten afrikanischen Flüchtlings-Herkunftsländern, 2. März 2005
http://www.ecoi.net/file_upload/hl965_050301_documents_afrika-1.pdf

·       UK Home Office: Report of fact finding mission to Cameroon, 25. Jänner 2004 (veröffentlicht auf UNHCR)
http://www.unhcr.org/cgi-bin/texis/vtx/home/opendoc.pdf?tbl=RSDCOI&id=4152c6cc4#search=%22report%20%22fact%20finding%20mission%22%20cameroon%22

 

HIV-Behandlung

 

·      MSF – Médecins Sans Frontières: Welt-AIDS-Tag 2005: Kamerun, 2005
http://www.msf.ch/Kamerun.329.0.html?&L=1

·      SFH - Schweizerische Flüchtlingshilfe: Kamerun: HIV-Behandlung Stadium A2 einer Frau aus Yaoundé, Gutachten der SFH-Länderanalyse, 10. September 2004
http://www.osar.ch/imgupload/gutachten_laenderberichte/Kamerun_040910Aids

·      UK Home Office: Report of fact finding mission to Cameroon, 25. Jänner 2004 (veröffentlicht auf UNHCR)
http://www.unhcr.org/cgi-bin/texis/vtx/home/opendoc.pdf?tbl=RSDCOI&id=4152c6cc4#search=%22report%20%22fact%20finding%20mission%22%20cameroon%22

·      WHO – World Health Organization: : “3 by 5” Country Profile for HIV/AIDS Treatment Scale-Up - Cameroon, Dezember 2005
http://www.who.int/hiv/HIVCP_CMR.pdf

 

Finanzierung des Gesundheitswesens

 

·      AA – Auswärtiges Amt: Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Republik Kamerun (Stand: Juli 2005), 9. September 2005 (siehe Anhang)

·      Ruemmelein Nina: HIV und AIDS in Kamerun 2003 (veröffentlicht in Synapse), Oktober 2004
http://www.fachschaft-medizin.de/home/synapse/syn-51/hivkamerun.html

·       SFH – Schweizerische Flüchtlingshilfe: Kamerun: Psychotherapeutische und medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten von Depressionen und psychasthenischen Persönlichkeitsstörungen; Gutachten der SFH-Länderanalyse, 3. August 2006
http://www.ecoi.net/file_upload/432_tmpphpa2DQ1O.pdf

·       SSA - US Social Security Administration: Social Security Programs Throughout the World, September 2005
http://www.ssa.gov/policy/docs/progdesc/ssptw/2004-2005/africa/cameroon.pdf

·       UK Home Office: Report of fact finding mission to Cameroon, 25. Jänner 2004 (veröffentlicht auf UNHCR)
http://www.unhcr.org/cgi-bin/texis/vtx/home/opendoc.pdf?tbl=RSDCOI&id=4152c6cc4#search=%22report%20%22fact%20finding%20mission%22%20cameroon%22

 

In Kamerun im Gesundheits- und Sozialbereich tätige NGOs

 

·      Association au Service de l’Action Humanitaire : ONG par pays d'origine : Afrique : Cameroun, kein Datum angegeben
http://www.collectif-asah.org/annuaireONG/srcresult.php?OBJ=paysorigine&CONT=AF&PY=36

·      CRS – Catholic Relief Services: Annual Public Summary of Activities, 2005
http://www.crs.org/our_work/where_we_work/overseas/APSA/File_DISPLAY.cfm?Posting_ID=1

·      International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies: Cameroon Red Cross Society, kein Datum angegeben
http://www.ifrc.org/cgi/pdf_profile.pl?cmprofile.pdf

·       UK Home Office: Report of fact finding mission to Cameroon, 25. Jänner 2004 (veröffentlicht auf UNHCR)
http://www.unhcr.org/cgi-bin/texis/vtx/home/opendoc.pdf?tbl=RSDCOI&id=4152c6cc4#search=%22report%20%22fact%20finding%20mission%22%20cameroon%22

·      Wagne.net: Le répertoire des Eglises, ONG, associations..., kein Datum angegeben
http://www.wagne.net/w3/ong/ong.htm