a-5540 (ACC-MDA-5540)

Nach einer Recherche in unserer Länderdokumentation und im Internet können wir Ihnen zu oben genannter Fragestellung Materialien zur Verfügung stellen, die unter anderem folgende Informationen enthalten:
Religiöse Lehre des Porferij Ivanov: Glaubensinhalte
In „Mir Slowarej“, einer Online-Sammlung von Enzyklopädien und Wörterbüchern, enthält der Eintrag über Porfirij Kornejewitsch Iwanow folgende Information:
Iwanow habe 1898 bis 1983 gelebt und eines der wichtigsten Systeme des 20. Jahrhunderts zur Gesunderhaltung des Körpers entwickelt. Das Ziel seiner Lehre sei die in der Tradition des russischen Kosmismus und Mystizismus stehende Überwindung der physischen Unvollkommenheit des Menschen bis zur Unsterblichkeit. Der Weg dazu führe über körperliche und moralische Gesundheit. Da sich Iwanow für soziale Anliegen engagiert habe (Angleichung der Gehälter und Abschaffung von Todesstrafe, Prügelstrafe und Gefängnis), sei er in Konflikt mit der sowjetischen Regierung geraten und habe die Jahre 1935 bis 1975 in Haft oder Zwangsbehandlung verbracht:
 
 

[Russisches Zitat entfernt]
(Mir Slowarej, ohne Datum)

Auf einer Website, die von Anhängern Iwanows betrieben wird, befindet sich unter anderem die „Detka“, eine aus zwölf Punkten bestehende Anleitung, wie man mit seinem Körper und seiner Umwelt umgehen solle. Iwanow empfiehlt Abhärtung durch Bäder in kaltem Wasser, Barfußgehen in der Natur, bewusste Atmung, sich und anderen Gesundheit zu wünschen, Verzicht auf Alkohol und Nikotin, Fasten, Liebe zur Umwelt, Liebe zu und respektvollen Umgang mit den Menschen, Grüßen, Hilfsbereitschaft, Überwindung von Gier, Faulheit, Selbstgefälligkeit, Habgier, Angst, Falschheit und Stolz und die gedankliche Befreiung von Tod und Krankheit. Die Umsetzung einer solchen Lebensform sei wichtiger als die theoretische Befassung damit, und Iwanow wünsche zwar die Verbreitung seiner Idee, diese solle aber in aller Bescheidenheit erfolgen:

[Russisches Zitat entfernt]
(Utschitel Iwanow, ohne Datum)
 

In der Online-Ausgabe der Zeitung „Sowerschenno Konkretno“ erschien 2005 ein Artikel über Porfirij Iwanow, der unter anderem folgende Informationen enthält: Spezialisten würden heute zwei Ebenen in der Iwanowzy-Bewegung ausmachen, von denen die eine ein harmloses Gesundheitsprogramm, bestehend aus Abhärtung und höflichen Umgangsformen, sei. Die andere, religiöse Ebene sei den meisten Leuten nicht bewusst und werde von den Sektenmitgliedern geleugnet, sei jedoch deutlich vorhanden – der Glaube an ein ewiges Leben auf der Erde und die Anrufung Iwanows mit der Bitte um Kraft und Energie. Die Iwanowzy seien der orthodoxen Kirche gegenüber sehr negativ eingestellt. Letztlich sei dieser Kult jedoch nichts anderes als die Wiederaufnahme alten Heidentums, der Vergöttlichung der Natur, von Schamanismus und Okkultismus:
 

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(Sowerschenno Konkretno Nr. 20, 2005)
 

Staatliche Verfolgung und allgemeine Einstellung der Bevölkerung gegenüber dieser Glaubensgruppe in Moldawien bzw. Transnistrien

Zu der Frage, ob AnhängerInnen von Iwanow in Moldawien bzw. Transnistrien staatlich verfolgt werden, konnten in den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen leider keine Informationen gefunden werden. Im folgenden finden Sie Informationen über die Haltung der russisch-orthodoxen Kirche gegenüber dieser Sekte, sowie Berichte zur Religionsfreiheit in Moldawien im Allgemeinen.

Angehörige der russisch-orthodoxen Kirche üben scharfe Kritik an Iwanow und seiner Lehre, etwa W. Ju. Pitanow auf dem informativ-analytischen Web-Portal der Eparchie Saratow. In seinem Artikel „Porfirij Iwanow – bog Semli?“ (übers.: Porfirij Iwanow – ein Gott der Erde?) stellt er eine relativ weite Verbreitung der „Iwanowzy“ fest, allerdings sei vor allem beim Einstieg den wenigsten der religiöse Aspekt der Lehre klar, so wie sie auch die göttlichen Ansprüche Iwanows noch nicht kennen würden. Pitanow halte Iwanow für psychisch krank oder gar von Dämonen besessen, und jeder seiner Anhänger würde aus der Kirche ausgeschlossen:
 

[Russisches Zitat entfernt]
(Eparchie Saratow, ohne Datum) 
 

Auf der Website des „Zentr apologetitscheskich issledowanij“ (übers.: Apologetisches Forschungszentrum) wurde 2002 eine kritische Darstellung des Iwanow-Kultes veröffentlicht, die unter anderem folgende Informationen enthält: Iwanow habe seine Lehre etwa 1933 gegründet, sie basiere auf seinen in Hefte geschriebenen Notizen und werde über Publikationen in Zeitschriften, Bücher, Seminare und ähnliches verbreitet. Es gebe in großen Städten höchstens 50 bis 100 AnhängerInnen, die Veranstaltungen organisieren, jedoch keine einheitliche und offizielle Organisation der „Iwanowzy“. Einige AnhängerInnen seiner Lehre würden ihn für den Gott halten, einige für einen Gott und eine dritte Gruppe nur für einen Heiler. Heute sei eine Tendenz zu bemerken, die Ideen von Iwanow in einem neuen religionsphilosophischen Kontext zu überdenken, wobei sie besonders in Verbindung mit der New Age-Bewegung beliebt seien:
 

[Russisches Zitat entfernt]
(Zentr apologetitscheskich issledowanij, 2002)
 

Abschließend wird auf dieser Website auf einige Punkte hingewiesen, die mit dem Christentum nicht vereinbar seien, nämlich die Abwesenheit von Jesus, die Verleugnung der Unsterblichkeit der Seele und die Überzeugung, die Unsterblichkeit in der physischen Welt und nicht wie im Christentum im Himmelreich erlangen zu können:
 

[Russisches Zitat entfernt]
(Zentr apologetitscheskich issledowanij, 2002)

Das russisch-orthodoxe Hl. Irinäus Lionskij-Zentrum für Religionsforschung (Informazionno-konsultazionnyj Zentr Sw. Irineja Lionskogo) veröffentlichte auf seiner Website als Reaktion auf die Dokumentation „Porfirij Iwanow. Dwenadzat sapowedej“ (übers.: Porfirij Iwanow. Zwölf Gebote) am 7. November 2006 auf dem Fernsehkanal ORT einen Kommentar mit dem Titel „Kak Perwyj kanal pomogaet sekte iwanowzew“ (übers.: Wie der Erste Kanal die Iwanow-Sekte unterstützt) zur Iwanow-Sekte und ihre Darstellung in den Medien. Hauptsächlich kritisiert der Autor die seiner Meinung nach einseitig positive Darstellung des Kults in dieser Dokumentation – es seien hauptsächlich AnhängerInnen Iwanows zu Wort gekommen, aber keine KritikerInnen – und die Verbreitung falscher Angaben zu seiner Biographie:
 

[Russisches Zitat entfernt]
 (Informazionno-konsultazionnyj Zentr, November 2006)
 

Die meisten „Heilungen“ seien Einbildungen Iwanows oder seiner AnhängerInnen. Natürlich könne es sein, dass die von Iwanow empfohlenen Behandlungen mit Wasser Nutzen bringen, aber das sei ohnehin schon lange bekannt:
 

[Russisches Zitat entfernt]
(Informazionno-konsultazionnyj Zentr, November 2006)
 

Zum Verhältnis Iwanows zur orthodoxen Kirche merkt der Autor an, dass dessen gesamtes Leben eine Herausforderung der Orthodoxie gewesen sei, und es gebe keine Indizien dafür, dass er das vor dem Tod bereut habe:
 

[Russisches Zitat entfernt]
(Informazionno-konsultazionnyj Zentr, November 2006)
 

Es gebe allerdings dem Autor zufolge in den Medien sehr wohl auch objektive Kritik am Iwanow-Kult, z.B. eine Dokumentation mit dem Titel „Bog morschej Porfirij Iwanow“ (übers. etwa: Der Gott der Winterbader, Porfirij Iwanow), die am 9. September 2006 ausgestrahlt worden sei. Darin habe eine Professorin für Psychiatrie die 1936 gestellte Diagnose der Schizophrenie bestätigt, und Augenzeugen hätten von Fällen erzählt, in denen Iwanowzy aufgrund ihres Glaubens Gesundheit, Besitz, Familie und sogar das Leben verloren hätten:
 

[Russisches Zitat entfernt]
 (Informazionno-konsultazionnyj Zentr, November 2006)
 

Das US Department of State (USDOS) liefert in seinem am 6. März 2007 erschienenen Menschenrechtsbericht 2006 folgende Informationen zur Religionsfreiheit in Moldawien: Die Religionsfreiheit sei in der Verfassung verankert und werde generell von der Regierung respektiert, allerdings gebe es Gesetze, die die Aktivität mancher Religionsgemeinschaften blockieren würden. Es gebe zwar keine Staatsreligion, die moldawisch-orthodoxe Kirche würde jedoch von der Regierung begünstigt. In Transnistrien würden die Behörden weiterhin minderheitlichen Religionsgemeinschaften die Registrierung verweigern und sie schikanieren. Das Gesetz verlange die staatliche Registrierung von religiösen Gruppen, andernfalls könnten diese keinen Besitz erwerben, keine Kirchen bauen und müssten bei Versammlungen mit Schikanen rechnen. In Transnistrien gebe es Beschwerden nicht-orthodoxer Religionsgemeinschaften darüber, dass sie generell keinen Besitz mieten könnten und oft bei Messen gestört würden:      
“c. Freedom of Religion
The constitution provides for freedom of religion, and the government generally respected this right in practice; however, the law includes restrictions that inhibit the activities of some religious groups. There is no state religion; however, the Moldovan Orthodox Church received special treatment from the government. For example, the Metropolitan of Chisinau and All Moldova and other high-ranking Orthodox Church officials received diplomatic passports.
In the separatist region of Transnistria the authorities continued to deny registration and harassed a number of minority religions groups.
The law requires religious groups to register with the State Service for Religions (SSR). Unregistered religious groups may not buy land or obtain construction permits for churches or seminaries. Unregistered groups often conduct services, but at the risk of harassment. […]
Societal Abuses and Discrimination
[…] In Transnistria non-Orthodox groups complained that they were generally not allowed to rent property and were often harassed during religious services.” (USDOS, 6. März 2007, Sek. 2c)
Ausführlicher wird die Situation in Moldawien im International Religious Freedom Report des USDOS beschrieben, der am 15. September 2006 veröffentlicht wurde. Laut diesem Bericht würden in Moldawien keine Verhaftungen aus religiösen Gründen berichtet, ebenso gebe es keine Berichte über zwangsweise Bekehrung:
„There were no reports of religious prisoners or detainees. […] There were no reports of forced religious conversion […]” (USDOS, 15. September 2006, Sec. II)
Religionsgemeinschaften hätten im Allgemeinen freundschaftliche Beziehungen untereinander, was auch zur Religionsfreiheit beitragen würde:
„The generally amicable relations among religious groups in society contributed to religious freedom. The dispute between the Moldovan and the Bessarabian Orthodox churches continued during the reporting period. With the exception of the incident in Floresti, members of the two churches generally did not interfere with each others' freedom to worship.” (USDOS, 15. September 2006, Sec. III)
Freedom House (FH) gibt in seinem Bericht Freedom in the World – Transnistria [Moldova] (2007) an, dass sich im Jahr 2005 über 80% der Bevölkerung Transnistriens zum orthodoxen Christentum bekennen würden. Andere religiöse Gruppen hätten Schwierigkeiten bei der Registrierung, könnten infolgedessen keine Räumlichkeiten anmieten und wären mit Belästigungen konfrontiert:
„Religious freedom is restricted. A locally administered census in 2005 found that more than 80 percent of Transnistrians identify themselves as Orthodox Christians. Authorities have denied registration to other religious groups, and Jehovah’s Witnesses are regularly arrested. Unregistered groups have difficulty renting space for prayer meetings and face harassment.” (FH, Juni 2007)
Diese Informationen beruhen auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen. Diese Antwort stellt keine Meinung zum Inhalt eines bestimmten Ansuchens um Asyl oder anderen internationalen Schutz dar. Wir empfehlen, die verwendeten Materialien zur Gänze durchzusehen.
Quellen:
Religiöse Lehre des Porferij Ivanov: Glaubensinhalte
Staatliche Verfolgung und allgemeine Einstellung der Bevölkerung gegenüber dieser Glaubensgruppe in Moldawien bzw. Transnistrien