Anfragebeantwortung zu Benin: Gibt es ein verbindliches Registrations- oder Meldewesen? [a-8828-2 (8829)]

5. September 2014

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Auf der Website des African Health Observatory (AHO) der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) findet sich ein Länderprofil zu Benin und, darin enthalten, ein undatierter, vermutlich im Jahr 2012 veröffentlichter Abschnitt mit Informationen zum System zur Registrierung des Personenstandes. Den Informationen zufolge sehe das Personen- und Familiengesetz („Code des personnes et de la famille“) die Registrierung von Personenstandsdaten vor. Bei den wesentlichen Personenstandsdaten, die registriert würden, handle es sich um Geburten, Eheschließungen und Todesfälle. Einer im Jahr 2010 durchgeführten Studie zufolge seien die Unterpräfekturen und die Stadtbezirke („circonscriptions urbaines“) die Hauptzentren zur Registrierung von Personenstandsdaten. Bei den Gemeinden (oder Bürgermeisterämter) handle es sich um die kleinsten administrativen Untereinheiten, die berechtigt seien, Personenstandsdaten in Benin zu registrieren. Dörfer und einzelne Stadtviertel würden nicht über diese Kompetenz verfügen. Der Anteil der registrierten Personenstandsdaten im Jahr 2010 habe weniger als 50 Prozent betragen.

Bedenken hinsichtlich der Verwaltung der Personenstandsdaten hätten die Regierung dazu veranlasst, im Juli 2012 ein nationales Forum zu diesem Thema zu organisieren. Unter anderem seien folgende Probleme im Zusammenhang mit der Registrierung von Personenstandsdaten identifiziert worden: die unzureichende, für die Bekanntgabe von Geburten vorgesehene Frist von zehn Tagen, die mit der Erstellung und Paraphierung der Personenstandsregister verbundenen Kosten, Betrugsfälle bei der Ausstellung von Personenstandsakten sowie die unzureichenden, den verantwortlichen Behörden zur Verfügung stehenden personellen, materiellen und finanziellen Mittel:

„Au Bénin, le Code des personnes et de la Famille prévoit dans son article 41 au Titre II, Chapitre I-VII, l’enregistrement des faits d’état civil. Les principaux faits d’état civil faisant objet d’enregistrement sont les naissances, les mariages et les décès. Selon le rapport de l’étude sur l’état des lieux des faits d’état civil au Bénin réalisé en 2010, Les centres principaux d’état civil sont les Sous-Préfectures (67) et les Circonscriptions urbaines (10), alors que les centres secondaires sont au niveau des communes (569). Les formations sanitaires reçoivent les déclarations de naissance. Ce sont les communes (ou mairies) qui constituent les plus petites subdivisions administratives autorisées à enregistrer les faits d'état civil au Bénin. Les villages et les quartiers de ville n'ont pas cette compétence. […] Le niveau d’enregistrement des faits d’état civil en général est estimé à moins de 50% en 2010. […]

Les préoccupations de bonne gestion des faits d’état civil au Bénin a amené le Gouvernement à organiser du 17 au 19 juillet 2012, un forum national sur les réformes de l’état civil. Les dysfonctionnements relevés dans le processus béninois d’enregistrement des faits d’état civil sont entre autres : - L’insuffisance du délai de déclaration des naissances qui est de 10 jours ; - les frais liés à la cotation et au paraphe des registres d’état civil ; - la responsabilité des acteurs intervenant dans l’enregistrement des faits d’état civil ; - l’importance des agents de santé dans le processus d’enregistrement des naissances et des décès ; - la tenue, la conservation et l’archivage des registres ; - les fraudes dans la délivrance des actes de l’état civil ; - l’insuffisance des moyens (humains, matériels et financiers) mis à la disposition des services de l’état civil ; - la mise à contribution des responsables religieux et des matrones pour améliorer la gestion de l’état civil ; - la tutelle de l’état civil ; - l’illégalité de la tenue des registres d’autorisation ; - l’enregistrement des actes d’états civils dans des registres non côtés et non paraphés par les juges ; - la disponibilité des registres côtés et paraphés dans les représentations diplomatiques du Bénin.” (AHO, ohne Datum)

Der Volltext des in obigem Zitat erwähnten Personen- und Familiengesetzes findet sich auf der Website des beninischen Generalkonsulats in Paris. Titel II („De l’Etat Civil“) des Gesetzes geht allgemein auf die Bestimmungen zur Registrierung von Personenstandsdaten (Kapitel 1) sowie spezifischer auf die Bestimmungen zur Registrierung von Geburten (Kapitel 2), Eheschließungen (Kapitel 3) und Todesfällen (Kapitel 4) ein:

·      Code des personnes et de la famille (Loi No. 2002 – 07), vom Präsidenten am 24. August 2004 erlassen (verfügbar auf Website des beninischen Generalkonsulats in Paris)

http://www.consulatbenin.fr/wp-content/uploads/2013/06/code-des-personnes.pdf

 

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (United Nations Children’s Fund, UNICEF) schreibt in einem Bericht vom Dezember 2013, dass die beninische Regierung in den letzten Jahren wichtige Fortschritte bei der Weiterentwicklung des Systems zur Registrierung von Personenstandsdaten gemacht habe. Diese Fortschritte hätten dabei geholfen, den Anteil der registrierten Geburten von 60 Prozent im Jahr 2006 auf 80 Prozent im Zeitraum 2011/2012 zu steigern. Der Hauptgrund für diesen Anstieg sei, dass ausgebildete Hebammen und andere MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen mittlerweile rechtlich verpflichtet seien, für jedes in einem Geburtszentrum zur Welt gekommene Kind ein Dokument auszufüllen und dieses an eine für die Registrierung von Personenstandsdaten zuständige Behörde zu schicken:

„In recent years, the Government of Benin has made important advancements in refining its civil registration system, which helped boost birth registration levels from 60 per cent in 2006 to 80 per cent in 2011-2012. For example, public awareness campaigns and training for civil servants have been instituted, along with the computerization of civil registration systems in some municipalities. The primary reason for the rise, however, is an increase in the number of attended births. Trained mid-wives and other health personnel now have a legal obligation to complete and forward a birth sheet to a civil status centre for every child delivered in a birthing centre.” (UNICEF, Dezember 2013, S. 32)

Ein Mitarbeiter der beninischen Botschaft in Brüssel antwortet in einer E-Mail-Auskunft vom 26. August 2014 auf die Frage, ob es in Benin ein verbindliches Bevölkerungsregister gebe, dass es in den für Personenstandsdaten zuständigen Dienststellen in den Bürgermeisterämtern und Landkreisen („arrondissements“) Bevölkerungsregister gebe, in denen Geburten und Todesfälle registriert würden:

„Il existe des registres de populations au niveau des services d’Etat civil des mairies et arrondissements pour enregistrer les déclarations de naissances et de décès.” (Botschaft der Republik Benin in Brüssel, 26. August 2014)

Auf die Nachfrage, ob es über die Personenstandsregister hinaus verpflichtende Melderegister (mit Verpflichtung zur Angabe des Wohnsitzes) für alle in Benin lebenden Personen gebe, und jede Adressänderung den Behörden angezeigt werden müsse, antwortet der Mitarbeiter der beninischen Botschaft in Brüssel, dass es solche Register in Benin nicht gebe. Als Gründe nennt er den Umstand, dass die Erfassung der Personenstandsdaten noch nicht überall computerisiert sei und dass die Parzellierungsarbeiten („travaux de lotissement“) in Benin, die eine Bestimmung genauer Adressen erlauben würden, noch nicht abgeschlossen seien:

„L’état civil à ce jour non informatisé partout et les travaux de lotissement dans toutes les localités pouvant déterminer des adresses précises au Bénin ne permettent pas de disposer des registres du genre.” (Botschaft der Republik Benin in Brüssel, 2. September 2014)

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 5. September 2014)

·      AHO - African Health Observatory: Country Profiles: Benin: Systèmes de statistiques de l'état civil et démographiques, ohne Datum

http://www.aho.afro.who.int/profiles_information/index.php/Benin:Civil_registration_and_vital_statistics_systems/fr

·      Botschaft der Republik Benin in Brüssel: E-Mail-Auskunft, 26. August 2014

·      Botschaft der Republik Benin in Brüssel: E-Mail-Auskunft, 2. September 2014

·      Code des personnes et de la famille (Loi No. 2002 – 07), vom Präsidenten am 24. August 2004 erlassen (verfügbar auf Website des beninischen Generalkonsulats in Paris)

http://www.consulatbenin.fr/wp-content/uploads/2013/06/code-des-personnes.pdf

·      UNICEF - United Nations Children’s Fund: Every Child’s Birth Rights: Inequities and trends in birth registration, Dezember 2013

http://www.unicef.org/mena/MENA-Birth_Registration_report_low_res-01.pdf