Anfragebeantwortung zu Afghanistan: Informationen zum Hazara-Kutschi-Konflikt in der Provinz (Maidan) Wardak, insbesondere im Distrikt Hesa-e-Awal-e-Behsud (Behsud 1) [a-9375-1]

23. Oktober 2015

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In der Provinz (Maidan) Wardak gibt es zwei Behsud genannte Distrikte: Hesa-e-Awal-e-Behsud (Behsud 1) sowie Markaz-e-Behsud (Behsud 2) (siehe z.B. Foschini, 27. Mai 2010; RRT, 15. August 2005). Einige der unten angeführten Berichte/Artikel schreiben nur vom „Distrikt Behsud“, ohne zu spezifizieren, welcher der beiden gemeint ist.

 

In einem im Februar 2013 herausgegebenen Bericht der unabhängigen Forschungseinrichtung Afghanistan Research and Evaluation Unit (AREU) geht die politische Ökonomin Liz Alden Wily wie folgt auf die Hintergründe des Konflikts zwischen Kutschi und Hazara ein: Der Streit zwischen den Kutschi und den Hazara um Weideland im zentral gelegenen Hochland („Hazaradschat“ [traditionelles Hauptsiedlungsgebiet der Hazara, Anm. ACCORD]) habe sich seit 2002 verschärft und sei zunehmend gewalttätiger geworden. Der Konflikt habe ausgeprägte historische Dimensionen in Zusammenhang mit Landnutzung und der Sicherung des Lebensunterhalts, und zeige sich auch in anderen Gebieten, wenn auch mit einem geringeren Ausmaß an Gewalt als im Hazaradschat. Das Hazaradschat erstrecke sich von seinem Kernland in der Provinz Bamiyan nach Wardak, Ghor, Daikundi, Uruzgan, Ghazni, Sar-i Pul und Zabul.

Der historische Grund für die aktuellen Probleme zwischen den Kutschi und den Hazara sei die Zuteilung von Weideland im Hazaradschat an bestimmte Kutschi-Clans durch Amir Abdul Rahman (von 1880 bis 1901 Emir von Afghanistan, Anm. ACCORD) in den 1890er-Jahren nach der Eroberung des Gebiets gewesen. Trotz der Eroberung und der Zuteilung ihres Landes an Gruppen von außerhalb seien lokale Hazara-Stämme weiterhin davon ausgegangen, dass das Weideland ihr Besitz sei und der Gemeinschaft gehöre. Das Vorenthalten des Rechts, diese Ressourcen über die engen Grenzen ihrer Siedlungen hinaus zu nutzen, habe ihre Möglichkeit, mittels der Weide- und Ackerbaukultur ihren Lebensunterhalt zu sichern, beeinträchtigt und zu ihrer schlechten wirtschaftlichen und politischen Stellung („economic and political subordination“) beigetragen.

Wie der Bericht weiters anführt, hätten sich sesshafte Gemeinschaften im Hochland und in den nördlichen Gebieten nach der Revolution von 1978/1979 Weideland von den Kutschi und anderen Gruppen von außerhalb, die sich auf ihrem Land niedergelassen hätten, zurückgeholt. Dies sei Berichten zufolge unter anderem in den Provinzen Badachschan, Ghazni und Bamiyan passiert. Während der Taliban-Herrschaft (1996-2001) hätten sich Viehhaltung und Ackerbau betreibende Paschtunen sowie Nomaden (Kutschi), die an ihre früheren Wohnorte im Norden zurückgekehrt seien, viel Weideland angeeignet. Allerdings seien sie neuerlich vertrieben worden, nachdem die Nordallianz Ende 2001 an Boden gewonnen habe. Ähnliche Muster seien in den Randprovinzen des zentralen Hochlandes und Gebirgsausläufern von Wardak, Ghazni und Uruzgan beobachtet worden:

„The Kuchi-Hazara dispute in the central highlands (“Hazarajat”) over the alpine pastures has become progressively heated and violent over the post-Bonn decade [2002-2012]. This conflict has strong historic land usage and livelihood dimensions. These are mirrored in other areas but less violently than is the case in Hazarajat. […] Hazarajat today spreads from its heartland of Bamyan Province to Wardak, Ghor, Dayakundi, Urugzgan, Ghazni, Sar-i Pul, and Zabul.

The historic source of present-day problems between Kuchi and Hazara lies in the allocation of alpine pastures of Hazarajat to certain Kuchi clans by Amir Abdul Rahman in the 1890s following his conquest of Hazarajat as part of his expanding control over what is now modern Afghanistan. Northern areas were also affected but resulted in less severe dispossession. Despite the conquest and reallocation of their lands to outsiders local Hazara tribes continued to believe that that the pastures were their property owned by the community, Deprivation of the right to use these resources beyond the narrow confines of their settlements also severely undermined their agropastoral livelihood and contributed to their economic and political subordination.

The most common action taken by settled communities in the highlands and northern areas after the 1978-79 revolution was to retake pastures from the Kuchi and other outsiders who had settled in their lands. This was reported in the provinces of Faryab, Badakhshan, Ghazni, and Bamyan, among others. During the Taliban rule (1996-2001), many key pastures were taken by Pashtun agro-pastoralists and nomads (Kuchi) who had returned to their former homes in the North but they were evicted again when the Northern Alliance gained ground in late 2001. Similar patterns occurred in the peripheral provinces of the central highlands and the foothills of Wardak, Ghazni and Uruzghan.” (AREU, Februar 2013, S. 76)

Auf der Website von „365 Tage – Vergessene Konflikte”, einem Projekt des auf Risikomanagement im Bereich politische Konflikte spezialisierten Unternehmens CONIAS Risk Intelligence, findet sich ein im Jänner 2014 veröffentlichter Artikel zum Hintergrund des Konflikts zwischen den Hazara und Kutschi, der unter anderem folgende Informationen anführt:

„Die Wurzeln des Konfliktes reichen zurück bis in die Herrschaftszeit von Abdur Rahman Khan Ende des 19. Jahrhunderts. Um die Kontrolle des Regimes über die von Hazara dominierten Gebiete Zentralafghanistans zu sichern, wurden unter Rahmans Herrschaft viele Hazara getötet, vertrieben oder enteignet. Das Weiderecht in diesen Gebieten wurde zu großen Teilen den Kuchi-Nomaden zugesprochen. Dieses Recht stellt einen der zentralen Faktoren im andauernden Kuchi-Hazara-Konflikt dar: Bei ihren gegenwärtigen Ansprüchen auf das Weideland im Zentralhochland berufen sich die Kuchi auf dieses historische Weiderecht. Die Hazara stellen die Gültigkeit der Übertragung dieses Weiderechts jedoch in Frage, insbesondere auch, da dieses unter der Herrschaft Habibullahs, dem Nachfolger Rahmans, teilweise widerrufen wurde. Unter den darauf folgenden Regimen verfestigte sich der Konflikt zunehmend.

Insbesondere seit 2007 hat sich der saisonale Konflikt, der in den vergangenen Jahren (mit Ausnahme des Jahres 2009) jährlich im Frühjahr und Sommer zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Kuchi-Nomaden und sesshaften Hazara führte, zunehmend verschärft.  Zum einen handelt es sich bei dem Konflikt um einen Ressourcenkonflikt, denn im Zentrum der Auseinandersetzungen stehen die konkurrierenden Ansprüche auf das Weideland, vor allem in den Provinzen Wardak und Ghazni. Der Zugang zu diesen ländlichen Gebieten ist vor dem Hintergrund der schwachen sozio-ökonomischen Positionen beider Gruppen und der damit einhergehenden größeren Verwundbarkeit gegenüber externen Schocks von enormer Bedeutung. Während die Kuchi das Land als Weideland für ihre Herden benötigen, sind die Hazara zur Sicherung ihrer Lebensgrundlage auf die Kultivierung dieser Flächen angewiesen. Zum anderen bildet neben dem Konfliktgegenstand ‚Ressourcen‘ die subnationale Vorherrschaft, d.h. die de-facto Kontrolle einer Bevölkerung über ein Gebiet, den zweiten Konfliktgegenstand, der durch die beteiligten Konfliktakteure angestrebt wird.“ (365 Tage – Vergessene Konflikte, 28. Jänner 2014)

Fabrizio Foschini vom Afghanistan Analysts Network (AAN), einer unabhängigen, gemeinnützigen Forschungsorganisation mit Hauptsitz in Kabul, erklärt in einem Bericht vom November 2013, dass der Zugang für Nomaden zum Hazaradschat nach 2001 zu einer Triebfeder für ethnische Spannungen und politische Propaganda geworden sei. Seinen jährlichen Höhepunkt erreiche das Problem in den Monaten Mai und Juni, wenn sich die Nomaden dem Hochland nähern würden. Die ersten Vorfälle in Bezug auf den Zugang zu Weideflächen und Wasserressourcen seien im Jahr 2004 aus Dschaghatu (Ghazni) und Behsud (Wardak) berichtet worden. Seit 2007 würden Spannungen oftmals in offene Gewalt umschlagen, da die Kutschi begonnen hätten, in einer zunehmend aggressiven und militarisierten Art und Weise ins Hazaradschat zu drängen. Obwohl die Weideflächen, an denen die Kutschi vor allem interessiert seien, im Inneren des Hazaradschat liegen würden, würden die Auseinandersetzungen üblicherweise in den ersten von Hazara bewohnten Distrikten stattfinden, auf die die Kutschi bei ihrem Zug durch die Provinz Wardak treffen würden: Daimirdad und Behsud. Diese Auseinandersetzungen würden in den Medien deshalb häufig als „Behsud-Konflikt“ bezeichnet:

„After 2001, the issue of nomad access to Hazarajat became a driver of ethnic tension and political propaganda in Afghanistan. Its yearly climax is in the months of May and June, when nomads approach the highlands. The first incidents over access to pastures and water sources were reported in 2004 in Jaghatu (Ghazni) and Behsud (Wardak), and the first lives claimed. Since 2007, tension has often broken into open conflict, as the Kuchis have started pushing on the borders of Hazarajat in an increasingly aggressive and militarised way. Although the pastures that the Kuchis are mainly interested in lie well inside Hazarajat, the confrontation usually takes place in the first Hazara-inhabited districts encountered by the Kuchis in their migration through Wardak province: Daimirdad and Behsud – often called the ‘Behsud conflict' in the press.” (Foschini, 28. November 2013, S. 18)

Das niederländische Außenministerium (Ministerie van Buitenlandse Zaken, BZ) hält in seinem Herkunftsländerbericht zu Afghanistan vom September 2014 (Berichtszeitraum Dezember 2013 bis Juli 2014) fest, dass Schätzungen über die Anzahl der Kutschi in Afghanistan zwischen 1,5 und drei Millionen variieren würden. Kutschi seien ein (paschtunisches) Nomadenvolk aus dem Süden und Osten Afghanistans. Heute pflege ein Großteil der Kutschi keine traditionelle nomadische Lebensweise mehr, sondern habe sich in Dörfern und Städten niedergelassen. Viele Kutschi würden von der Viehzucht leben, allerdings sei ihr Zugang zu Weideland durch Konflikte und Dürre beschränkt worden. Kutschi würden im Süden und Osten Afghanistans überwintern und im Mai und Juni in den kühleren Norden, ins zentral gelegene Hazaradschat, ziehen. Auf dem Weg dorthin würden sie zuerst in die zentral gelegenen Provinzen Wardak (Distrikte Daimirdad und Behsud) und Ghazni (Distrikt Jaghatu) gelangen. Aufgrund eines Konflikts zwischen ihnen und den Hazara um den Zugang zu Weideland in Zentralafghanistan, dessen Wurzeln zurück ins 19. Jahrhundert reichen würden, würden die Kutschi häufig in diesen Distrikten stecken bleiben. Seit 2007 habe sich dieser Konflikt in den Provinzen Wardak und Ghazni verschärft und führe manchmal zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Im Jahr 2007 seien mehrere Menschen getötet und mehr als hundert Familien aus den beiden Provinzen vertrieben worden. Im Jahr 2008 seien 24 DorfbewohnerInnen der Hazara und 30 Kutschi getötet, Dutzende Menschen verletzt und Tausende vertrieben worden. Dabei habe es auch nicht geholfen, dass die afghanische Armee im Juni 2008 nach Wardak und Ghazni entsendet worden sei. Nur aufgrund eines Dekrets des Präsidenten hätten sich die Kutschi zurückgezogen. Das Jahr 2009 sei relativ ruhig verlaufen, aber im Frühjahr und Sommer 2010 sei der Konflikt neu aufgeflammt, mit Dutzenden Toten, 150 niedergebrannten Häusern und mehr als 2.000 vertriebenen Familien. Seitdem hätten die Spannungen zwischen den Hazara und den Kutschi nicht nachgelassen. Trotz Vermittlung durch die afghanische Regierung und die Vereinten Nationen sei der Konflikt noch immer nicht gelöst:

„Schattingen van het aantal Kuchi’s in Afghanistan variëren tussen de 1,5 en 3 miljoen. Kuchi’s zijn het (Pashtun) nomadenvolk uit het zuiden en oosten van Afghanistan. Tegenwoordig leeft een groot deel van de Kuchis niet meer op traditionele nomadische wijze, maar heeft zich gevestigd in dorpen en van steden. […]

Veel Kuchi’s leven van de veeteelt, maar hun toegang tot graslanden is minder geworden door conflict en droogte. Kuchi’s overwinteren in het zuiden en oosten van Afghanistan, maar trekken in mei en juni naar het koelere noorden, naar de centraal gelegen Hazarajat. Om hier te komen doen ze eerst de centraal gelegen provincies Wardak (districten Daimirdad en Behsud) en Ghazni (jaghatu-district) aan. Vanwege een conflict tussen de Hazara en de Kuchi’s over de toegang tot graslanden in centraal-Afghanistan, dat teruggaat tot het eind van de negentiende eeuw, blijven ze vaak in deze districten steken. Sinds 2007 is dit conflict in de provincies Wardak en Ghazni verscherpt en leidde soms tot gewelddadigheden. In 2007 zijn meerdere mensen omgekomen en waren meer dan honderd families verdreven uit hier genoemde provincies. In 2008 werden 24 (Hazara) dorpsbewoners en 30 Kuchi’s gedood. Tientallen mensen raakten gewond en duizenden werden verdreven. Het hielp niet dat het Afghaanse leger in juni 2008 naar Wardak en Ghazni gestuurd werden. Pas bij presidentieel decreet trokken de Kuchi’s zich terug. Het jaar 2009 verliep relatief rustig, maar in het voorjaar en de zomer van 2010 laaide het conflict weer op waarbij tientallen slachtoffers vielen, 150 huizen werden verbrand en meer dan 2000 families werden verdreven. Ook breidde het conflict zich politiek uit naar Kaboel waar in 2010 heftige discussies in het parlement plaatsvonden evenals demonstraties op straat. De spanningen zijn sindsdien niet minder geworden. Het conflict is ondanks bemiddeling door de Afghaanse overheid en de VN nog steeds niet opgelost.“ (BZ, September 2014, S. 56-57)

Wie der Berichts weiters anführt, würden die Spannungen zwischen den Kutschi und den Hazara von Zeit zu Zeit an die Oberfläche kommen. Im Berichtszeitraum habe sich, soweit bekannt sei, kein nennenswerter Vorfall ereignet:

„Spanningen tussen Kuchi’s en Hazara’s komen bijvoorbeeld eens in de zoveel tijd aan de oppervlakte. Gedurende deze verslagperiode hebben zover bekend geen noemenswaardige incidenten plaatsgevonden.“ (BZ, September 2014, S. 57)

Folgende ACCORD-Anfragebeantwortung geht unter anderem auf die Aktualität des Konflikts zwischen Kutschi und Hazara in der Provinz Wardak, und insbesondere in den Behsud-Distrikten, zum Zeitpunkt ihrer Erstellung (Juli 2014) ein:

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zu Afghanistan: Provinz Wardak, Distrikt Behsud: 1) Konflikt zwischen Kuchis und Hazara (Aktualität, Konfliktgründe); 2) Sind Sesshaftigkeit, Viehzucht oder Landwirtschaft Identitätsmerkmale der Ethnie der Hazara?; 3) Informationen zu Taliban, die auf Seiten der Kuchi kämpfen [a-8744], 10. Juli 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/283895/414368_de.html

 

Eine andere ACCORD-Anfragebeantwortung vom Februar 2013 beschäftigt sich ebenfalls mit dem Konflikt in der Provinz Wardak:

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Afghanistan: Provinz Wardak bzw. Behsud: Informationen zu Auseinandersetzungen zwischen Kuchi und Hazara; Maßnahmen staatlicher Behörden [a-8250], 5. Februar 2013 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/238396/361936_de.html

 

Eine Suche nach Informationen zu aktuellen Entwicklungen/Ereignissen im Zusammenhang mit dem Hazara-Kutschi-Konflikt in Wardak (seit Erstellung der oben angeführten ACCORD-Anfragebeantwortung im Juli 2014) ergab lediglich folgende zwei Treffer:

 

Die unabhängige afghanische Nachrichtenagentur Pajhwok Afghan News (PAN) schreibt in einem Artikel vom Juni 2015, dass sich neuerliche Auseinandersetzungen zwischen den Kutschi und den Hazara in der Provinz Maidan Wardak ereignet hätten, bei denen mindestens zwei Personen getötet und zwei weitere verletzt worden seien. Schauplatz der Auseinandersetzungen sei das Gebiet Seyah Sang im Distrikt Behsud 1 gewesen. Dem Anführer einer Hazara-Gemeinschaft zufolge könnte der Konflikt zwischen den Kutschi und den Hazara im Distrikt Behsud 1 jederzeit eskalieren und zu großen Opferzahlen führen. Die vom afghanischen Präsidenten zur Lösung des Konflikts eingesetzte 75-köpfige Kommission habe ihre Arbeit noch nicht aufgenommen und eine weitere Verzögerung bei der Konfliktlösung könnte katastrophale Folgen haben, so der Anführer weiter:

The death toll from the newly-erupted conflict between Kuchi and Hazara communities in central Maidan Wardak province has reached two, with as many sustaining injuries. The clash between the two tribes over ownership of lands erupted in Seyah Sang area of the Behsud-1 district two days ago. Attaullah Khogyani, the governor’s spokesperson, told Pajhwok Afghan News one Hazara man and one Kuchi tribesman had been killed so far during the clash that left one each from the sides wounded. Dozens of Hazara elders met the governor on Monday and called for the president-nominated commission to initiate its investigations into the conflict as soon as possible. Murad Ali, a Hazara community leader, told Pajhwok Afghan News the conflict between the two tribes in Behsud-1 district could escalate and lead to huge casualties any time. The president has nominated a 75-member commission to resolve the dispute dating back to the 18th century over Afghanistan central lands between the two communities. Murad Ali said the commission was yet to start its activities which needed to be initiated without further delay. A further delay in resolving the conflict could prove catastrophic and the government would be responsible for that, he warned.” (PAN, 22. Juni 2015)

Dieselbe Quelle berichtet in einem Artikel vom April 2015, dass ein Mitglied des Provinzrates in Maidan Wardak die Regierung aufgefordert habe, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um den langjährigen Konflikt zwischen den Hazara und den nomadischen Kutschi um Weideland im Distrikt Behsud beizulegen. Bei sich immer wieder ereignenden bewaffneten Kämpfen zwischen beiden Seiten seien zahlreiche Menschen getötet und verletzt worden. Außerdem habe der Konflikt zu finanziellen Verlusten auf beiden Seiten geführt. Einem anderen Provinzratsmitglied zufolge gebe es einige Personen („some elements“), die ein Interesse daran hätten, den Streit am Leben zu erhalten. Ein Stammesältester der Kutschi habe angegeben, dass eine große Anzahl an Nomaden in der Provinz angekommen sei, was zu Besorgnis hinsichtlich neuerlicher Gewalt zwischen beiden Gruppen geführt habe:

A provincial council member on Sunday urged the government to take immediate action for resolving a long-running dispute between the Hazara and Kuchi (nomads) tribes over grazing lands in central Maidan Wardak province. Ahmad Jafari told a meeting with the provincial acting governor that the dispute, now 12 years old, had claimed several lives so far, according to Attaullah Khogyani, the governors spokesman. He told Pajhwok Afghan News the issue was thoroughly discussed the joint meeting. He quoted Jafari as saying that the source of contention between the two tribes a grazing land in Behsud district as both the parties claimed its ownership. Armed clashes that had erupted time and again between the two sides had left many dead and wounded. In addition, the conflict caused financial losses to both the sides. The government should interfere and find a durable solution to the lingering problem, the public representative added. Merwais Ameri, another provincial council member, said some elements were out to keep the dispute alive for their own interests. Humayun Aziz, an elder from Kuchi tribe, said a large number of nomads had arrived in the province, raising concerns of a fresh violence between the tribes.” (PAN, 12. April 2015)

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 23. Oktober 2015)

·      365 Tage – Vergessene Konflikte: Afghanistan: Der Kuchi-Hazara Konflikt, 28. Jänner 2014
http://www.vergessene-konflikte.de/index.php/vergessene-konflikte/item/105-afghanistan-der-kuchi-hazara-konflikt/105-afghanistan-der-kuchi-hazara-konflikt

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Afghanistan: Provinz Wardak bzw. Behsud: Informationen zu Auseinandersetzungen zwischen Kuchi und Hazara; Maßnahmen staatlicher Behörden [a-8250], 5. Februar 2013 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/238396/361936_de.html

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zu Afghanistan: Provinz Wardak, Distrikt Behsud: 1) Konflikt zwischen Kuchis und Hazara (Aktualität, Konfliktgründe); 2) Sind Sesshaftigkeit, Viehzucht oder Landwirtschaft Identitätsmerkmale der Ethnie der Hazara?; 3) Informationen zu Taliban, die auf Seiten der Kuchi kämpfen [a-8744], 10. Juli 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/283895/414368_de.html

·      AREU - Afghanistan Research and Evaluation Unit: Land, People, and the State in Afghanistan: 2002 – 2012 (Autorin: Liz Alden Wily), Februar 2013 (verfügbar auf ecoi.net)
https://www.ecoi.net/file_upload/1226_1362566796_1303e-land-ii-cs-feb-2013.pdf#

·      BZ - Ministerie van Buitenlandse Zaken (niederländisches Außenministerium): Algemeen Ambtsbericht Afghanistan, September 2014
http://www.rijksoverheid.nl/bestanden/documenten-en-publicaties/ambtsberichten/2014/09/17/afghanistan/aab-afghanistan-september-2014.pdf

·      Foschini, Fabrizio: The Kuchi-Hazara Conflict, Again, 27. Mai 2010 (veröffentlicht von AAN)
https://www.afghanistan-analysts.org/the-kuchi-hazara-conflict-again/

·      Foschini, Fabrizio: The Social Wandering of the Afghan Kuchis: Changing patterns, perceptions and politics of an Afghan community, 28. November 2013 (veröffentlicht von AAN)
http://www.afghanistan-analysts.org/wp-content/uploads/2013/11/20131125_FFoschini-Kuchis.pdf

·      PAN - Pajhwok Afghan News: Govt urged to resolve Kuchi-Hazara dispute, 12. April 2015 (verfügbar auf Factiva)

·      PAN - Pajhwok Afghan News: 2 dead as Hazara-Kuchi feud resurfaces in Wardak, 22. Juni 2015
http://archive.pajhwok.com/en/2015/06/22/2-dead-hazara-kuchi-feud-resurfaces-wardak

·      RRT - Refugee Review Tribunal (Australia): RRT - Research Response AFG17457 - Afghanistan – Wardak Province – Hazaras – Haji Yenoos – Warlords, 15. August 2005 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1939_1288879236_2005-08-15-afg17457.pdf