Anfragebeantwortung zu Afghanistan: Situation von Waisenkindern (u.a. staatliche und private Fürsorgemöglichkeiten; spezielle Risiken) [a-9313]

26. August 2015

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Das norwegische Herkunftsländerinformationszentrum Landinfo erwähnt in einem im Februar 2014 veröffentlichten Bericht zur Lage von Kindern und Jugendlichen, dass es in muslimischen Gesellschaften üblich sei, verlassene Kinder oder Kinder, die ein oder beide Elternteile verloren hätten, als Waisen zu bezeichnen. Solch ein Verständnis des Begriffs sei auch unter Organisationen verbreitet, die mit Kindern in Afghanistan arbeiten würden. Ein Kind, das seinen Vater verloren habe, werde als „yatim“ bezeichnet, ein Begriff, der auch zur Bezeichnung eines Waisenkindes verwendet werde. Ein Kind, das lediglich seine Mutter verloren habe, werde hingegen als „yasir“ bezeichnet, was nicht gleichbedeutend mit einem Waisenkind sei:

„I muslimske samfunn er det vanlig å definere et barn som er forlatt eller har mistet én av sine foreldre som foreldreløst (orphan) (CSO & UNICEF 2012, s. 131). En slik forståelse av begrepet er også vanlig blant organisasjoner som arbeider med barn i Afghanistan (Afghan Academy of Hope u.å.). I tillegg er kategoriseringen av foreldreløse i Afghanistan preget av tradisjonelt og religiøst tankegods. Et barn som har mistet sin far omtales som yatim, en betegnelse som også benyttes for å beskrive et foreldreløst barn. Et barn som bare har mistet sin mor omtales derimot som yasir, som ikke er synonymt med foreldreløs.” (Landinfo, 21. Februar 2014)

Auch der UNO-Ausschuss für die Rechte des Kindes (UN Committee on the Rights oft he Child, CRC) erwähnt in einem Bericht vom April 2011, dass Kinder nach Verlust ihres Vaters oftmals als Waisen angesehen würden:

„The Committee is further concerned that children who have lost their father are often considered as orphans and may be separated from their mother, especially if she does not accept to marry a male member of her deceased husband’s family.” (CRC, 8. April 2011, S. 9)

Das US-amerikanische Außenministerium (US Department of State, USDOS) schreibt in seinem Länderbericht zur Menschenrechtslage vom Juni 2015 (Berichtszeitraum 2014), dass die Lebensbedingungen für Kinder in Waisenhäusern schlecht gewesen seien. Das Ministerium für Arbeit, soziale Angelegenheiten, Märtyrer und Behinderte habe 84 Zentren des Netzwerks zum Schutz von Kindern (Child Protection Action Network) (Projekt zum Schutz von Kindern, das von der afghanischen Regierung mit Unterstützung des Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen lanciert wurde, Anm. ACCORD) sowie 78 Waisenhäuser, in denen Kinder aus mittellosen Familien eine Berufsausbildung erhalten sollten, geleitet. 30 dieser Waisenhäuser seien privat finanziert worden, während es sich bei 48 Waisenhäusern um staatlich finanzierte und von NGOs geführte Zentren gehandelt habe. NGOs hätten berichtet, dass bis zu 80 Prozent der Vier- bis 18-Jährigen in den Waisenhäusern keine Waisenkinder, sondern Kinder aus Familien gewesen seien, die nicht für das Essen, die Unterkunft und die Schulbildung der Kinder hätten aufkommen können. Kinder in Waisenhäusern hätten von psychischer, physischer und sexueller Misshandlung berichtet. Außerdem seien sie manchmal zu Opfern von Menschenhandel geworden und hätten nicht immer Zugang zu fließendem Wasser, Heizung, Sanitäranlagen, Gesundheitsdiensten, Freizeiteinrichtungen oder Bildung gehabt:

„Living conditions for children in orphanages were poor. The MoLSAMD [Ministry of Labor, Social Affairs, Martyrs, and Disabled] oversaw 84 Child Protection Action Network centers and 78 residential orphanages, which were designed to provide vocational training to children from destitute families. Of these, 30 were privately funded orphanages and 48 were government-funded centers operated by NGOs by agreement with the ministry. NGOs reported up to 80 percent of children between ages four and 18 years in the orphanages were not orphans but were children whose families could not provide food, shelter, or schooling. Children in orphanages reported mental, physical, and sexual abuse; sometimes were trafficked and did not always have access to running water, winter heating, indoor plumbing, health services, recreational facilities, or education.” (USDOS, 25. Juni 2015, Section 6)

Radio Television of Afghanistan (RTA), die staatliche Rundfunkgesellschaft Afghanistans, erwähnt in einem Artikel vom März 2015, dass es in Afghanistan rund 80 Waisenhäuser (32 staatliche und 48 private) gebe, in denen 13.245 Waisen, darunter 4.100 weibliche Waisen, untergebracht seien. Laut dem Leiter der für Waisenhäuser zuständigen Abteilung, Sayed Abdullah Hashimi, würden die in den Waisenhäusern untergebrachten Waisen zehn Prozent aller Waisen in Afghanistan ausmachen. Der Rest lebe zuhause („stay in home“) oder arbeite auf der Straße.

Wie der Artikel anführt, sei keine umfassende und landesweite Studie zur Erhebung der korrekten Zahlen durchgeführt worden. Laut einer Studie von 2009 gebe es in Afghanistan 120.000 Waisen.

Laut Hashimi stelle die Regierung keine ausreichenden Mittel zur Verfügung, um die Waisenhäuser zu unterstützen. Seine Abteilung stelle Kindern eine Unterkunft zur Verfügung, die entweder verwaist seien, deren Väter im Gefängnis säßen oder abhängig seien, deren Familien nicht über die finanziellen Mittel verfügen würden, um sie zu unterstützen, oder deren Identität unbekannt sei („children with no identity“). Rund 70 Prozent der Kinder in den Waisenhäusern seien Waisen:

There are about 80 orphanages, 32 state-run and 48 private, in the country where 13,245 orphans including 4,100 females are turning their day into night without much hope for improvement in their lives.

According to Chief of the Orphanage Department, Sayed Abdullah Hashimi, the orphans accommodated in the orphanage centers make 10 percent of the all orphans in the country. Its mean 90 percent orphans stay in home or work on streets to live like free birds of sorrows. […]

Currently, 90 percent of orphans live at home or work on the streets. However, no comprehensive and nationwide survey has been carried out to get correct information and glimpse of the ground reality. According to a survey carried out in 2009 survey, there are 120,000 orphans in Afghanistan.

Chief of the Orphanage Department, Sayed Abdullah Hashimi, in an interview with Afghanistan Times said the orphanages in the country can only accommodate 10 percent of the total orphans. ‘The government does not allocate adequate budget to support the orphanages. It is not only about accommodating orphans but also about providing them all facilities that need such as food, healthcare and education,’ he said while reflecting the unfortunate reality.

Responding to a query he said the orphanage department give shelter to those children who are either orphans, whose father is behind bars or addicted, children who could not be supported by family due to financial constraints, or children with no identity. About 70 percent of the children who are given shelter by the orphanages are orphans.” (RTA, 16. März 2015)

Die Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP) führt in einem Artikel vom Jänner 2015 an, die Waisenhäuser in Kabul würden offenbaren, dass die hilfsbedürftigsten Kinder, von denen viele durch den Krieg ihre Eltern verloren hätten, nur wenig von den Milliarden US-Dollar an internationaler Hilfe profitiert hätten.

Im Kabuler Waisenhaus „Windows of Hope“ würden die MitarbeiterInnen das Beste aus einem schmalen Budget machen, um sich um zwölf Kinder, die meisten von ihnen schwer behindert, zu kümmern. Trotz spartanischer Bedingungen biete das Haus den Kindern, die von der durch ausländische Gelder finanzierten afghanischen Regierung und den vielen in Afghanistan agierenden internationalen Hilfsorganisationen vernachlässigt würden, Sicherheit und einen Grundkomfort.

Wie der Artikel weiters berichtet, kombiniere die von den USA angeführte Intervention in Afghanistan ihre militärische Kampagne gegen die Taliban mit einem massiven Hilfsprogramm. So seien neue Schulen, Krankenhäuser, Straßen und Kraftwerke gebaut und Gelder für verschiedene Projekte zur Verfügung gestellt worden, jedoch sei die Wirkung dieser Maßnahmen begrenzt und die Infrastruktur und Sozialfürsorge selbst in den Städten weiterhin nur schwach ausgeprägt.

Statt sich auf die gelegentlichen ausländischen Zuschüsse zu verlassen, würde sich das Waisenhaus „Windows of Hope“ um Gelder von der Regierung und afghanischen Gemeinschaftsgruppen bemühen. Die 30 öffentlichen Waisenhäuser der Regierung seien jedoch oftmals von Korruption geplagt und würden die Unfähigkeit der Behörden verdeutlichen, Gelder denjenigen zukommen zu lassen, die es benötigen würden. Im staatlichen Kabuler Waisenhaus Tahia Maskan würden 500 Jungen im Alter zwischen elf und 18 Jahren in einem großen, heruntergekommenen Gebäude mit einer spärlichen Ausstattung („with few facilities“) leben. Sayed Abdullah Hashimi, Leiter der öffentlichen Waisenhäuser, räume ein, dass einige afghanische Eltern ihre Beziehungen nutzen würden, um ihre Kinder in den Waisenhäusern unterzubringen und dort ausbilden zu lassen. Dies bedeute, dass wirklichen Waisenkindern die knappen Ressourcen vorenthalten würden. Laut Hashimi wende die Regierung pro Tag 85 Afghanis (umgerechnet 1,50 US-Dollar) für jedes Kind auf, das in einem öffentlichen Waisenhaus untergebracht sei. Davon würden jedoch aufgrund von Bürokratie und Korruption nur 50 Afghanis ihren Bestimmungsort erreichen.

Hashimi zufolge gebe es in Afghanistan geschätzte 110.000 Waisen, von denen rund zwölf Prozent in Waisenhäusern leben würden. Die Flut an Geldern, die 2001 eingesetzt habe, habe zu einer endemischen Kultur der Korruption in Afghanistan geführt. Zwar habe Aschraf Ghani, der im September 2014 das Präsidentenamt übernommen habe, versprochen, gegen Betrug vorzugehen, jedoch sei dies eine gewaltige Aufgabe.

Sami Hashemi, ein in Kabul ansässiger Spezialist des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen in Sachen Kinderschutz, sei bei seiner Einschätzung der Lage von Waisenkindern in Afghanistan schonungslos. Laut ihm würden sich die Waisenhäuser nicht um die hilfsbedürftigsten Kinder kümmern („not providing service“). Man müsse die Lücken in der Versorgung identifizieren, was aber nicht über Nacht geschehen könne:

International aid was meant to transform Afghanistan's welfare standards, but orphanages in Kabul reveal that the most vulnerable children, many left parentless by war, have seen little benefit from the billions of dollars spent.

At Windows of Hope, an orphanage in the wartorn capital, organisers and volunteers make the best of a tiny budget to look after 12 children, most of them severely disabled. Despite spartan conditions, house manager Frozan provides basic comfort and security for youngsters left neglected by the foreign-funded Afghan government and the many international charities that are active in the country. […]

The US-led international intervention in Afghanistan since 2001 combined a military campaign against the Taliban with a massive aid development programme. New schools, hospitals, roads and power stations have been built, and funds provided for projects ranging from adult literacy classes to Internet start-ups, pomegranate farms and handicraft workshops. But the impact has been limited, with infrastructure and social care still feeble even in the cities. […]

Adjusting to a new and even more challenging era, Windows of Hope is seeking funds from the government and Afghan community groups, rather than relying on the occasional foreign grants that have kept it open in recent years.

But the government's 30 public orphanages are often beset by corruption, and they highlight officialdom's inability to funnel cash to those need it most. At the state-run Tahia Maskan orphanage in Kabul, 500 boys aged between 11 and 18 live in a huge run-down building with few facilities. Sayed Abdullah Hashimi, director of public orphanages, admits that some Afghan parents with connections use government orphanages to house and educate their children -- meaning real orphans are denied scarce resources. He says the government allocates 85 Afghanis ($1.50) per day to feed each child in state orphanages, but that only 50 Afghanis reach their intended destination due to bureaucracy and corruption. […]

There are an estimated 110,000 orphans in Afghanistan, about 12 percent of them in orphanages, Hashimi said. The flood of money since 2001 created an endemic culture of corruption in Afghanistan, with Transparency International rating the country only better than Sudan, North Korea and Somalia. President Ashraf Ghani, who came to power in September, has vowed to crack down on fraud, but it is a mountainous task.

Sami Hashemi, a Kabul-based UNICEF child protection specialist, is blunt in his assessment of how orphans are treated in Afghanistan. ‘Orphanages are not providing service to the most vulnerable children,’ he said. ‘What are the gap of services? We need to identify them. ‘It will take time, nothing will happen overnight. Those who need it must have access to services.’” (AFP, 4. Jänner 2015)

Das Institute for War and Peace Reporting (IWPR), ein in London ansässiges internationales Netzwerk zur Förderung freier Medien, berichtet in einem Artikel vom Mai 2014 über das Kabuler Waisenhaus Tahia-e Maskan. Obwohl die Bedingungen für die 450 in dem Waisenhaus untergebrachten Kinder hart seien, seien die Plätze dort begehrt („prized“), teilweise aufgrund der zur Gänze finanzierten Stipendien für ein Auslandsstudium, die einigen zur Verfügung gestellt würden, wenn sie alt genug seien. Kinder und MitarbeiterInnen hätten gegenüber IWPR erklärt, dass viele der Bewohner aus den im Nordosten Afghanistans gelegenen Provinzen Pandschschir und Badachschan kommen würden und ihre Plätze durch Familienverbindungen erhalten hätten. Laut einem Kind aus Badachschan seien nicht nur seine beiden Elternteile am Leben, auch sei seine Familie alles andere als arm. Einer/m langjährigen MitarbeiterIn zufolge seien die meisten Kinder aus Pandschschir und Badachschan. Sie seien in dem Waisenhaus untergebracht worden, um ihre Chancen auf ein Auslandsstudium zu erhöhen.

Laut Sayed Abdullah Hashimi, Leiter der Waisenhäuser des Ministeriums für Arbeit und soziale Angelegenheiten, sei seine Abteilung darüber besorgt, dass BeamtInnen ihre Kompetenzen missbrauchen würden, um Kinder im Waisenhaus Tahia-e Maskan unterzubringen. Sein Büro entwickle eine besser dokumentierte Aufnahmepolitik. Von den gegenwärtigen Bewohnern kämen weniger als zehn Prozent aus Pandschschir und mehr als 60 Prozent aus Badachschan. Wirklich hilfsbedürftige Kinder kämen zu kurz, da Abgeordnete und selbst Minister ihren Verwandten Priorität einräumen würden.

Der stellvertretende Minister für Arbeit und soziale Angelegenheiten habe die Vorwürfe, wonach Kinder aus nordöstlichen Provinzen bevorzugt würden, jedoch zurückgewiesen. Da es in der Vergangenheit in Pandschschir und Badachschan keine Waisenhäuser gegeben habe, seien mehr Kinder aus diesen beiden Provinzen aufgenommen worden.

Auch wenn die Plätze im Kabuler Waisenhaus begehrt seien, seien die Bedingungen laut den dort untergebrachten Kindern schlecht. In den Räumen des Waisenhauses rieche es muffig, die Betten seien schmutzig und es gebe nur wenige Lichtquellen. Einige der Kinder würden Spuren der Vernachlässigung aufweisen und alle würden einen niedergeschlagenen Eindruck machen.

Im Waisenhaus Tahia-e Maskan, im Nordwesten Kabuls, seien männliche Kinder und Jugendliche untergebracht. Im anderen Kabuler Waisenhaus, im Südwesten der Stadt gelegen und Unterkunft für 350 Jungen und Mädchen, würden die Bedingungen einen wesentlich besseren Eindruck machen. Es scheine, als drehe sich dort die größte Angst der Kinder um ihre Zukunft nach Verlassen der Einrichtung.

Wie IWPR weiters anführt, gebe es in Afghanistan rund 70 Waisenhäuser, die Hälfte von ihnen staatlich, die andere privat. Die Unabhängige Afghanische Menschenrechtskommission habe bestätigt, dass Misshandlungen in Waisenhäusern weitverbreitet seien. Laut einem Mitarbeiter der Kommission seien Schläge sowohl in Waisenhäusern als auch in Regelschulen üblich.

Wie IWPR gegen Ende des Artikels erwähnt, sei die Nachfrage nach Waisenhausplätzen weiterhin hoch:

„Although conditions are hard for the 450 children who live at the Kabul orphanage [Tahia-e Maskan orphanage], places there are nonetheless prized, due in part to the fully-funded scholarships to study abroad which are available to some when they are old enough. Children and staff told IWPR that many of the residents came from the northeastern provinces of Panjshir and Badakhshan, and had been enrolled at the orphanage through family connections. One child from Badakhshan living at the orphanage, who asked to remain anonymous, said that not only were both his parents still alive, his family was far from poor. […]

A long-term staff member, who also asked to remain anonymous, said that most of the children were from Panjshir and Badakhshan, and were placed there to boost their chances of studying abroad. […]

[Sayed Abdullah] Hashimi [director of orphanages at the ministry of labour and social affairs] added that his department was very concerned that officials were abusing their powers to get children into Tahia-e Maskan, adding that his office was developing a better-documented admissions policy. ‘Amongst the current children, under than ten per cent are from Panjshir and more than 60 per cent from Badakhshan,’ he said, adding that genuinely vulnerable children were missing out because legislators and even some government ministers were giving priority to relatives. […]

Wasel Mohammad Nur, deputy minister of labour and social affairs, rejected claims that children from northeastern provinces were being prioritised over local youngsters. ‘Since there were no orphanages in Panjshir and Badakhshan in the past, more children were taken in from these two provinces,’ he said.

Although places at the Kabul orphanage are much sought after, the children say conditions are poor. Rooms in the orphanage smell damp, with dirty bedding and few sources of light throughout the building. Some of the children show signs of neglect, and all look downcast. […] Tahia-e Maskan, in the northwest of Kabul, is used to house young and adolescent boys. Conditions at Kabul’s other orphanage, located in Alauddin in the southwest, seem far better. Home to 350 young boys and girls, the bedrooms are tidy and well-kept and the playground is clean. There, the childrens’ main fear appears to be what will happen to them when they leave the institution. […]

There are some 70 orphanages in Afghanistan, half of them state-run and the rest private. The Afghanistan Independent Human Rights Commission (AIHRC) confirmed that mistreatment of children in orphanages was widespread. Hanifa Maruf, a child rights support worker at AIHRC’s regional office, said beatings were common in orphanages as well as in mainstream schools. […]

Demand for orphanage places remains high.” (IWPR, 7. Mai 2014)

In einem Artikel vom April 2015 erwähnt die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) den Fall eines zehnjährigen Jungen, der von seiner Stiefmutter geschlagen und nicht mit Lebensmitteln versorgt und von seinem Vater in ein Kabuler Waisenhaus geschickt worden sei. Dort hätten sich die Gewalt und die Misshandlungen fortgesetzt, dieses Mal verübt durch ältere Jungen, bis schließlich ein Lehrer das Leid des Zehnjährigen bemerkt habe.

Laut Menschenrechtsbeauftragten und Personen, die mit verlassenen, verwaisten oder ungewollten Kindern arbeiten würden, seien bis zu 6,5 Millionen afghanische Kinder dem Risiko ausgesetzt, misshandelt zu werden. Afghanistan, ein Land mit rund 30 Millionen EinwohnerInnen, dessen Dienstleistungs-Infrastruktur durch den Konflikt größtenteils zerstört worden sei, verfüge über nur wenig Kapazitäten, um sich um diese Kinder zu kümmern.

Das Waisenhaus, in dem der oben erwähnte Zehnjährige untergebracht sei, sei eines von zwei Waisenhäusern in Kabul, die von Hagar International geführt würden. Viele der Kinder in der Unterkunft seien keine Waisen im klassischen Sinne. Eines ihrer Elternteile sei am Leben, allerdings nicht willens oder finanziell in der Lage, sich um das Kind zu kümmern. Laut Hagars Landesverantwortlicher in Afghanistan würden viele der Kinder in ihren Einrichtungen zum ersten Mal Bildungserfahrungen sammeln und Fähigkeiten erlangen, die ihnen eines Tages dabei helfen könnten, Geld zu verdienen. Am wichtigsten sei jedoch, dass sie lernen würden, dass ihr Leben etwas wert sei und sie mit Würde behandelt würden. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels kümmere sich Hagar in seinen zwei Kabuler Unterkünften um mehr als 40 Frauen und Kinder, Jungen sowie Mädchen.

Laut dem nationalen Koordinator für Kinderrechte der Unabhängigen Afghanischen Menschenrechtskommission würden sich afghanische Kinder am Rande einer humanitären Krise befinden und von allem, darunter auch Unterkünfte, mehr benötigen. Zwischen sechs und 6,5 Millionen Kinder in Afghanistan seien entweder unmittelbar gefährdet oder würden sich langsam in Richtung einer Gefährdung bewegen. Nur wenige unabhängige oder staatliche Organisationen hätten ihren Fokus auf Kinderangelegenheiten oder würden Opfern von Gewalt und anderen Misshandlungen Unterkünfte zur Verfügung stellen. Dem Koordinator zufolge gebe es in einem Land wie Afghanistan, in dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung in bitterer Armut lebe, viele Gefahren, darunter Menschenhandel, Vergewaltigungen, Zwangsehen, Prostitution und häusliche Gewalt.

Laut dem Leiter der Kinderschutzdienste der Regierung bei Action Network gebe es in Kabul, einer Stadt mit mehr als 4,5 Millionen EinwohnerInnen, lediglich 20 Kinderschutzhäuser, von denen alle über begrenzte Kapazitäten und eine begrenzte Expertise hinsichtlich des Umgangs mit traumatisierten Minderjährigen verfügen würden. Es handle sich um sehr gute Partner der afghanischen Regierung bei der Bereitstellung von Unterstützung für hilfsbedürftige Kinder. Allerdings seien ihre Projekte von ausländischen Geldern abhängig und wenn diese nicht mehr fließen würden, werde das Projekt beendet. Außerhalb von Kabul sei die Lage sogar noch schlechter:

Starved and beaten by his stepmother, the little boy with big brown eyes was already withdrawn and unhappy by the time his father banished him from the family home and sent him to an orphanage in the Afghan capital, Kabul. There, the beatings and the abuse continued, this time by older boys, and it took a while before a teacher at school noticed just how much in pain the 10-year-old was and slowly got him to tell her his story. […]

Human rights officials and those working with abandoned, orphaned or unwanted children say up to 6.5 million Afghan children live in danger of abuse. The country, with an estimated population of around 30 million, has had much of its services devastated by the conflict and has little capacity to care for them.

On a recent visit to the Hagar shelter for vulnerable minors in Kabul, The Associated Press gained access to a tiny fraction of those children. With the permission of the shelter managers – who are the children's legal guardians – and with the consent of the 10-year-old himself, the AP talked to the boy about his life since his father sent him away. It is the AP's policy not to identify minors who have been subjected to abuse. The shelter, in the western suburbs of the capital, is one of two in Kabul run by Hagar International, which for the past five years has aimed to provide a range of services for children who have suffered extreme abuse. Many are not orphans in the traditional sense. They still have a parent living – but one who is not willing or financially capable of caring for the child. At Hagar, many of the children experience education for the first time and acquire skills that could one day help them earn a salary. But most importantly, they learn that their lives have value and they are treated with dignity, said Sara Shinkfield, Hagar's country director in Afghanistan. […] Currently Hagar is caring for more than 40 women and children, boys and girls, at its two Kabul shelters. […]

According to Najibullah Zadran Babarakzai, national coordinator for the rights of children with the Afghanistan Independent Human Rights Commission, Afghan children are on the verge of a humanitarian crisis and desperately need more of everything, including shelters. ‘Between 6 million and 6.5 million children in Afghanistan are either directly in danger or are slowly moving toward danger,’ Babarakzai said. Few independent or government organizations focus on children's issues or provide shelters for victims of violence and other abuse, he said. In a country like Afghanistan where more than half of the population lives in abject poverty, the dangers are many, he said, listing trafficking, rape, forced marriage, prostitution and domestic violence among a plethora of threats. […]

Hamidullah Habib, the director of the government's child protection services at Action Network, says that in Kabul, a city of more than 4.5 million people, there are only 20 children's shelters – all with a limited capacity and expertise for treating traumatized minors. ‘They are very good partners with the Afghan government in providing assistance to children in need,’ Habib said of the existing services. ‘But unfortunately, their projects are based on foreign funds. So when the funding ends, the project is over.’ Outside Kabul, the situation is even more dire, he said.” (AP, 29. April 2015)

Die US-amerikanische Tageszeitung The Seattle Times schreibt in einem Artikel vom Dezember 2012, dass rund 8.500 Kinder in mehr als 30 Waisenhäusern in Afghanistan untergebracht seien. Rund die Hälfte der Kinder habe keine Eltern mehr. Die anderen seien üblicherweise in der Situation, dass ihre Mütter verwitwet seien und sich nicht länger um sie kümmern könnten. Einige der nicht in den Waisenhäusern untergebrachten Waisen könnten auf der Straße oder möglicherweise in militanten Madrassas in Pakistan enden, wo sich die religiöse Ausbildung mit Überzeugungsversuchen („pitches“) vermische, sich den Taliban anzuschließen. Während Untersuchungen in Kabul hätten MitarbeiterInnen der NGO Physiotherapy and Rehabilitation Support for Afghanistan (PARSA) Fälle von Kindern dokumentiert, die in kalten, unbeheizten Gebäuden ohne Fenstergläser geschlafen hätten. Als Waisenhaus-MitarbeiterInnen die Kinder an der Benutzung schlecht funktionierender Toiletten gehindert hätten, hätten diese ihre Notdurft im Hof verrichtet. Die PARSA-Leiterin Marnie Gustavson habe sich um Spenden zur Verbesserung der Verhältnisse in den Kabuler Waisenhäusern bemüht. Die gespendeten Decken, Elektroheizgeräte und sogar 175 Zahnbürsten seien allerdings rasch verschwunden, entwendet von unterbezahlten MitarbeiterInnen.

PARSA-MitarbeiterInnen hätten auch in Erfahrung gebracht, dass Wachpersonen im Kabuler Waisenhaus Tahya-e-Maskan arrangiert hätten, dass Jungen in der Nacht die Einrichtung verlassen und für Männer tanzen würden, wobei diese Praxis, die als bacha bazi („Knabenspiel“) bekannt sei, oftmals mit sexuellem Missbrauch geendet habe. MinisteriumsmitarbeiterInnen hätten sich zunächst geweigert, zu glauben, dass Jungen aus Waisenhäusern zum Tanzen geschickt würden. Schließlich sei ein PARSA-Mitarbeiter jedoch in den Besitz eines Videos gelangt, das einen Jungen aus dem Waisenhaus Tahya-e-Maskan zeige, der bei einer bacha-bazi-Feier tanze. Der Leiter des Waisenhauses sei entlassen und das Wachpersonal-System überarbeitet worden.

Wie der Artikel weiters anführt, habe PARSA in Sayyid Abdullah Hashemi, dem neu ernannten Leiter der nationalen Abteilung für Waisenhäuser, einen wichtigen Verbündeten bei ihren Reformbemühungen gewonnen. Hashemi habe sein Büro im Waisenhaus Tahya-e-Maskan, wo er für große Veränderungen gesorgt habe. So habe er Gelder der US-amerikanischen Regierung zur Renovierung der heruntergekommenen Schlafsäle gesichert und die Schulbildung der Kinder verbessert:

„Some 8,500 children live in more than 30 of these orphanages spread through Kabul and most of the nation’s provinces. About half of the children have no parents; the others typically have widowed mothers who can no longer care for their children.

Some might otherwise end up on the streets or possibly be drawn to militant madrassas in Pakistan, where religious training mixes with pitches to join the Taliban. During some initial investigations in Kabul, PARSA [Physiotherapy and Rehabilitation Support for Afghanistan, a service organization that employs some 60 Afghans in the capital and several provinces] workers documented children sleeping in chilly, unheated buildings without glass in the windows. When staff members blocked them from using malfunctioning toilets, children defecated in the courtyard. [Marnie] Gustavson sought donations to improve the Kabul orphanages. But the donated blankets, electric heaters and even 175 toothbrushes quickly disappeared, stolen by underpaid staff.

PARSA staff also learned that security guards at Kabul’s Tahya-e-Maskan orphanage had arranged for boys to leave at night to dance for men in parties that often ended in sexual abuse. The practice is known as bacha bazi, or ‘boy play,’ and since the fall of the Taliban it has spread through much of Afghanistan. Afghan ministry officials initially refused to believe that orphanage boys were being sent to dance. Eventually, a PARSA investigator secured a video of a Tahya-e-Maskan boy at a bacha-bazi party. The orphanage director got sacked, and the security-guard system was overhauled. […]

Last year, PARSA gained a key ally in its reform efforts when Sayyid Abdullah Hashemi was appointed to lead the National Directorate of Orphanages. […] Hashemi has his office in Tahya-e-Maskan, the same Kabul orphanage where PARSA once discovered the boys being sent out to dance. At this orphanage, he has made a big impact, securing U.S. government funds to renovate battered dormitories that house more than 600 boys. He also has improved the children’s schooling, with dozens now heading off to universities and some even studying abroad.” (The Seattle Times, 11. Dezember 2012)

Die deutsche Tageszeitung Die Welt schreibt in einem älteren Artikel vom August 2010 Folgendes:

„Der Jungen-Tanz (Baccha Baazi) wird nach Angaben von Unicef seit Jahrhunderten praktiziert. Kleine Jungen bis zum Alter der Pubertät werden demnach versklavt und zu Tänzern für Sexpartys ausgebildet. Meist stammten sie aus ärmlichen Familien auf dem Land, würden als Waisen von der Straße geholt oder schlichtweg entführt. Die ‚Bacchis‘, so der Name der tanzenden Jungen, würden zum Eigentum mächtiger Kriegsfürsten, lokaler Polizeichefs und reicher Geschäftsmänner.“ (Die Welt, 27. August 2010)

Jennifer Heath, eine unabhängige Wissenschaftlerin, Journalistin und Autorin/Herausgeberin mehrerer Bücher, darunter auch zu Frauen und Kindern in Afghanistan, erwähnt in einem im August 2014 vom Watson Institute for International Studies an der US-amerikanischen Brown University veröffentlichten Bericht über die Auswirkungen des Krieges auf das Leben afghanischer Frauen, dass Jungen zum Familieneinkommen beitragen oder ihre verwitweten Mütter oder verwaisten Geschwister versorgen müssten. Ungeschützt seien afghanische Jungen als Soldaten verpflichtet, von den Taliban rekrutiert und/oder zur sexuellen Befriedigung von Mudschaheddin, Taliban-Kommandanten und anderen Männern eingesetzt worden.

Männer würden nur ungern Witwen mit Kindern heiraten. Viele Frauen würden überleben, indem sie auf der Straße betteln oder sexuelle Dienste anbieten würden, einige von ihnen mit ihren Kindern im Schlepptau. Die Frauen und ihre Kinder seien oftmals drogenabhängig. Im Jahr 2008 habe die afghanische Regierung das Betteln auf der Straße verboten und die Behörden aufgefordert, BettlerInnen in Pflegeheime und Waisenhäuser zu schicken. Dies geschehe allerdings nur selten, nicht zuletzt, weil es zu wenige Unterkünfte für die Bedürftigen gebe. Armut bringe unverheiratete Mädchen und Jungen außerdem dazu, Sexarbeit zu verrichten.

Wie Heath anführt, gebe es keine konkreten Angaben zur Anzahl an Waisen in Afghanistan, obwohl Schätzungen von Tausenden ausgingen:

„Boys – once apprenticed to their fathers and other male relatives – must add to the family income or provide for their widowed mothers or orphaned siblings by whatever means necessary. Many have never known peace. Unprotected, Afghan boys have been conscripted as soldiers, recruited for Taliban militia, and/or exploited for the sexual gratification of Mujahedin, Taliban commanders, and other men. […]

Men are reluctant to marry widows with children. Many women survive by begging in the streets and/or soliciting sex, some with their children in tow. They and the children are frequently drug addicted. In 2008, the Afghan government banned begging on streets and called on authorizes to send beggars to care homes and orphanages. This rarely happens, not least because there are few hostels for the needy. Poverty also drives unmarried girls and boys into sex work, a primary underground source of income. Sometimes, whole families are involved.

There are no concrete figures for the numbers of orphans in Afghanistan, though estimates put them in the thousands.” (Heath, 14. August 2014)

Catherine Gladwell und Hannah Elwyn vom Refugee Support Network, einer in London ansässigen karitativen Organisation, gehen in einem im Oktober 2012 vom Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UN High Commissioner for Refugees, UNHCR) veröffentlichten Bericht auf junge afghanische Asylsuchende im Vereinigten Königreich und Rückkehrer nach Afghanistan ein. Im Rahmen der Berichterstellung seien unter anderem 14 Interviews mit Fachleuten im Vereinigten Königreich geführt worden, die mit früheren unbegleiteten Minderjährigen gearbeitet hätten, sowie 13 Interviews mit Fachleuten in Afghanistan (vor allem Kabul), die mit zurückkehrenden Kindern und jungen Menschen gearbeitet hätten. Einer der Interviewten in Afghanistan habe angegeben, dass die meisten jungen Menschen über Ressourcen und starke familiäre Netzwerke verfügen würden. Die wirklich auf sich gestellte Waise würde auf der Straße enden:

Another professional had found that most young people ‘have resources and strong family networks’ (AP4), but reiterated that ‘the true orphan alone really would end up on the streets’.” (UNHCR, Oktober 2012, S. 26)          

Die offizielle chinesische Nachrichtenagentur Xinhua erwähnt in einem Artikel vom Jänner 2015, dass tausende junge afghanische Waisen, die entweder ihre Väter oder beide Elternteile verloren hätten, dazu gezwungen seien, Gelegenheitsarbeiten zu erledigen, um ihre Familien zu unterstützen. Afghanische Jungen könnten dabei gesehen werden, wie sie Autos waschen, Schuhe putzen, Taschen von MarktbesucherInnen oder von Personen in Einkaufszentren tragen würden:

„Thousands of young orphaned Afghans, who lost either their fathers or both parents in the conflict-plagued country, are forced to do odd jobs in order to help support their families. Young Afghan boys are seen washing cars, shining shoes, carrying bags of customers in marketplaces and shopping malls.” (Xinhua, 11. Jänner 2015)

In seinen im August 2013 veröffentlichten Richtlinien zur Feststellung des internationalen Schutzbedarfs von Asylsuchenden aus Afghanistan führt UNHCR im Abschnitt zu Kindern unter anderem folgende Informationen an:

„Straßenkinder gehören zu den ungeschütztesten und schutzbedürftigsten Gruppen Afghanistans und haben kaum oder keinen Zugang zu staatlichen Leistungen. Armut und Lebensmittelknappheit zwingen Familien Berichten zufolge dazu, ihre Kinder zum Betteln um Essen und Geld auf die Straße zu schicken.“ (UNHCR, 6. August 2013, S. 67)

Die afghanische Tageszeitung Daily Outlook Afghanistan führt in einem Artikel vom März 2014 an, dass Kinder in zunehmendem Maße von Aufständischen rekrutiert, indoktriniert und als Selbstmordattentäter eingesetzt würden.

Es sei mehrere Male berichtet worden, dass die Taliban hungernde Kinder bestechen würden, damit diese Sprengsätze am Straßenrand platzieren, als Köder fungieren und Selbstmordanschläge verüben würden. Die Aufständischen würden die Jungen unter obdachlosen und verwaisten Kindern rekrutieren:

„Children have also become cannon fodder for the militants. That children are in increasing numbers being recruited, indoctrinated and used as child suicide bombers no longer shocks us. The number of children being used as suicide bombers is growing. The use of children to inflict terror on other children is sadistic and nauseating, yet we have no strategy to rescue them. […]

It was reported several times that Taliban insurgents are bribing starving children to plant roadside bombs, act as decoys and to be suicide bombers against Afghan and foreign forces in the country. They recruit the young boys from the ranks of homeless and orphaned children.” (Daily Outlook Afghanistan, 17. März 2014)

In einem älteren vom UNO-Sicherheitsrat im Februar 2011 veröffentlichten Bericht des UNO-Generalsekretärs wird erwähnt, dass die Task Force der UNO für Überwachung und Berichterstattung in Afghanistan im April 2010 den Einsatz von mindestens drei Kindern durch die Provinzpolizei in Daikundi bestätigt habe. Die Jungen seien eingesetzt worden, um zu putzen, zu kochen und Wasser zu tragen. Laut Angaben des Polizeikommandanten habe er „Waisen“ beschäftigt, um diesen ein Einkommen und Fürsorge zukommen zu lassen:

In April 2010, [Country] Task Force [for Monitoring and Reporting] members confirmed the use and association of at least three children under the age of 18 in the Daikundi provincial police department. These boys were being used to clean, cook and carry water. The Police Commander confirmed that he employed ‘orphans’ to provide them with an income and care.” (UN Security Council, 3. Februar 2011, S. 7)

Die NATO (North Atlantic Treaty Organization) berichtet in einem Artikel vom Jänner 2015 über das Verteilen von Spenden an Waisenkinder im Kabuler Waisenhaus Tahia Maskan durch Angehörige der afghanischen Nationalpolizei. Die Polizei arbeite eng mit dem Waisenhaus zusammen und rekrutiere viele Waisen. Laut dem Ministerium für Arbeit, soziale Angelegenheiten, Märtyrer und Behinderte würden die Waisen nach Erreichen des 19. Lebensjahrs nicht länger von der Regierung unterstützt, weshalb diese nicht in der Lage seien, höhere Bildungseinrichtungen zu besuchen. Die afghanische Nationalpolizei biete diesen Waisen Chancen:

The ANP [Afghan National Police] works closely with the orphanage and recruits many orphans. According to the Ministry of Labor, Social Affairs, Martyred and Disabled the orphans are no longer supported by the government when they turn 18 and thus are unable to attend higher education. The ANP provides opportunities for these orphans. The Tahia Maskan Orphanage has around 500 orphans, ages four to 18 years old.” (NATO, 12. Jänner 2015)

Der unabhängige Dachverband der Flüchtlings- und Menschenrechtsorganisationen in der Schweiz, die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH), geht in einer älteren Anfragebeantwortung vom November 2011 auf die Situation von Waisenmädchen in Afghanistan (Lebensbedingungen, Waisenhäuser, Gefahren) ein:

·      SFH - Schweizerische Flüchtlingshilfe: Afghanistan: Situation von Waisenmädchen, 24. November 2011 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1788_1324035679_afghanistan-situation-von-waisenmaedchen.pdf

 

In folgender Anfragebeantwortung finden sich unter anderem Informationen zu öffentlichen Einrichtungen zur Unterstützung alleinstehender Minderjähriger, vor allem in der Stadt Herat:

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zu Afghanistan: Stadt Herat: Sicherheitslage; öffentliche Einrichtungen zur Unterstützung alleinstehender Minderjähriger [a-8298], 27. Februar 2013 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/239972/363267_de.html

 

Die britische Tageszeitung The Guardian berichtet in einem älteren im Juni 2010 veröffentlichten Artikel über die Pläne der britischen Grenzschutz- und Einwanderungsbehörde UK Border Agency zur Einrichtung eines „Reintegrationszentrums“ in Afghanistan, damit mit der Abschiebung unbegleiteter minderjähriger Asylsuchender nach Kabul begonnen werden könne:

„The UK Border Agency is to set up a £4m ‘reintegration centre’ in Afghanistan so that it can start deporting unaccompanied child asylum seekers to Kabul from Britain, the Guardian can disclose. The terms of the official tender for the centre show that immigration officials initially hope to forcibly return 12 boys a month aged under 18 to Afghanistan and provide ‘reintegration assistance’ for 120 adults a month. […]

A decision to start deporting Afghan child asylum seekers who arrive in Britain alone would amount to a major shift in policy. Up until now, child protection issues and an undertaking that failed child asylum seekers would be returned only if adequate reception and care arrangements were in place for them on arrival have blocked returns. The British plans form part of a wider European move to plan the return of unaccompanied migrant children to Afghanistan. Norway has also announced plans to open a reception centre in Kabul. Sweden, Denmark and the Netherlands are also reported to be preparing to return Afghan children to Kabul.” (The Guardian, 7. Juni 2010)

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 26. August 2015)

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zu Afghanistan: Stadt Herat: Sicherheitslage; öffentliche Einrichtungen zur Unterstützung alleinstehender Minderjähriger [a-8298], 27. Februar 2013 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/239972/363267_de.html

·      AFP - Agence France Presse: A decade of aid cash brings little cheer for Afghan orphans, 4. Jänner 2015 (verfügbar auf Website des Business Insider)
http://www.businessinsider.com/afp-a-decade-of-aid-cash-brings-little-cheer-for-afghan-orphans-2015-1?IR=T

·      AP - Associated Press: For Afghanistan’s abandoned children, help is scarce, 29. April 2015
http://bigstory.ap.org/article/43855b3987114053b20862c2de497815/afghanistans-abandoned-children-help-scarce

·      CRC - UN Committee on the Rights of the Child: Consideration of reports submitted by States parties under article 44 of the Convention; Concluding observations: Afghanistan [CRC/C/AFG/CO/1], 8. April 2011 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1930_1332855444_crc-c-afg-co-1.pdf

·      Daily Outlook Afghanistan: The Psychological Effects of War on Children, 17. März 2014
http://www.outlookafghanistan.net/topics.php?post_id=9665

·      Die Welt: Baccha Baazi – Afghanistans Kinderprostituierte, 27. August 2010
http://www.welt.de/politik/ausland/article9189064/Baccha-Baazi-Afghanistans-Kinderprostituierte.html

·      Heath, Jennifer: Costs of War - What War Has Wrought in Afghan Women's Lives, 14. August 2014 (veröffentlicht von Watson Institute)
http://papers.ssrn.com/sol3/Delivery.cfm/SSRN_ID2522279_code2106226.pdf?abstractid=2522279&mirid=3&type=2

·      IWPR - Institute for War and Peace Reporting: Despite Harsh Conditions, Places Prized at Afghan Orphanage, 7. Mai 2014
https://iwpr.net/global-voices/despite-harsh-conditions-places-prized-afghan-orphanage

·      Landinfo - Norwegian Country of Origin Information Centre: Afghanistan: Forhold for barn og unge, 21. Februar 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1788_1397469824_2799-1.pdf

·      NATO - North Atlantic Treaty Organization: Afghan National Police distribute toys, clothes to Kabul orphans, 12. Jänner 2015
http://www.rs.nato.int/article/rs-news/afghan-national-police-distribute-toys-clothes-to-kabul-orphans.html

·      RTA - Radio Television of Afghanistan: Orphans: The real casualties of Afghan war, 16. März 2015
http://www.rta.org.af/en/index.php/reports/1223-orphans-the-real-casualties-of-afghan-war

·      SFH - Schweizerische Flüchtlingshilfe: Afghanistan: Situation von Waisenmädchen, 24. November 2011 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1788_1324035679_afghanistan-situation-von-waisenmaedchen.pdf

·      The Guardian: UK to deport child asylum seekers to Afghanistan, 7. Juni 2010

http://www.theguardian.com/uk/2010/jun/07/child-asylum-seekers-uk-afghanistan

·      The Seattle Times: Seattle woman fights to help Afghan orphans, 11. Dezember 2012
http://www.seattletimes.com/nation-world/seattle-woman-fights-to-help-afghan-orphans/

·      UNHCR - UN High Commissioner for Refugees: Broken futures: young Afghan asylum seekers in the UK and on return to their country of origin (Autorinnen: Catherine Gladwell und Hannaf Elwyn), Oktober 2012 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1930_1352451314_http-www-unhcr-org-cgi-bin-texis-vtx-home-opendocpdf-pdf-docid-5098d2679-xml-http-www-unhcr-org-cgi-bin-texis-vtx-search-pdfhi.pdf

·      UNHCR - UN High Commissioner for Refugees: UNHCR Eligibility Guidelines for Assessing the International Protection Needs of Asylum-Seekers from Afghanistan [HCR/EG/AFG/13/01], 6. August 2013 (verfügbar auf ecoi.net)
https://www.ecoi.net/file_upload/1930_1386162591_afghanistan-richtlinien2013dt.pdf

·      UN Security Council: Report of the Secretary-General on children and armed conflict in Afghanistan [S/2011/55], 3. Februar 2011 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/2016_1297848548_n1121744.pdf

·      USDOS - US Department of State: Country Report on Human Rights Practices 2014 - Afghanistan, 25. Juni 2015 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/306241/443515_de.html

·      Xinhua: Feature: Afghan’s orphaned children forced to do odd jobs to survive, 11. Jänner 2015
http://www.china.org.cn/world/Off_the_Wire/2015-01/11/content_34530957.htm