a-5317 (ACC-CIV-5317)

Nach einer Recherche in unserer Länderdokumentation und im Internet können wir Ihnen zu oben genannter Fragestellung Materialien zur Verfügung stellen, die unter anderem folgende Informationen enthalten:
 
[Passage entfernt]
 
Im Folgenden wird versucht, auf Quellen zurückzugreifen, die jünger sind als Oktober 2005.
 
Laut dem im Mai 2006 veröffentlichten globalen AIDS-Bericht 2006 des AIDS-Programmes der Vereinten Nationen, UNAIDS, leben in der Côte d'Ivoire geschätzt 750.000 Menschen mit HIV (Stand: 2005, enthalten seien HIV-Kranke mit sowie ohne AIDS-Symptome). Die Schätzungen würden von 470.000 bis 1.000.000 Menschen gehen (UNAIDS, Mai 2006, Annex 1, S.338 sowie Annex 2, S.505). Die Prävalenzrate bei den 15- bis 49-Jährigen sei 7.1% (von 4.3 bis 9.7%) (UNAIDS, Mai 2006, Annex 1, S.338).
Im CIA World Factbook wird die Zahl der Menschen mit HIV/AIDS auf 570.000 geschätzt (Stand 2003), geschätzt 47.000 HIV/AIDS-kranke Menschen seien laut CIA im Jahr 2003 gestorben (CIA, 8. Februar 2007).
 
Der UNAIDS-Bericht enthält auch Schätzungen zur Abdeckung des Bedarfs an Antiretroviraler Kombinationstherapie (ARV-Therapie) aus verschiedenen anderen Berichten (UNAIDS, Mai 2006, Annex 3, S.557). Es wird im folgenden auch auf die von UNAIDS verwendeten Berichte eingegangen.
Für das Jahr 2005 werden zum einen Daten aus einem Bericht der WHO vom März 2006 entnommen. Demzufolge würden rund zwischen 17.600 und 19.000 Personen eine ARV-Therapie erhalten, während 111.000 diese benötigen würden, woraus sich ein Abdeckungsgrad von 17 Prozent ergibt (WHO, März 2006, S. 72).
 
Für eine zweite Schätzung für das Jahr 2005 greift UNAIDS auf einen weiteren Bericht der WHO (vom Juni 2004) zurück und schätzt die Daten für 2005 auf eine Abdeckung des Therapiebedarfs von 4,9 Prozent (UNAIDS, Mai 2006, Annex 3, S.557 und Fußnote S.560). Dem WHO-Bericht vom Juni 2004 zufolge waren 4.216 Personen in Therapie (Stand April 2004, davon 400 Patienten im privatem Sektor) bei einem geschätzten Bedarf von 93.000, geschätzter Abdeckungsgrad demnach 4,5 Prozent (WHO, Juni 2004, S.65). Die Qualität der verfügbaren Versorgung/Betreuung bezeichnet die WHO dabei in der Hauptstadt mit „fort­geschritten“ („advanced“), in anderen Städten mit „grundlegend“ („essential“) und in ländlichen Gebieten mit „weniger als grundlegend“ („less than essential“) (WHO, Juni 2004, S.60).
Der Bericht enthält auch Details über die Abdeckung des Bedarfs an Prophylaxe für Opportunistische Infektionen, siehe S.62 des Berichts (WHO, Juni 2004, S.62).
 
In einer dritten Berechnung beruft sich UNAIDS auf den UNGASS-Länderbericht 2005 zur Côte d’Ivoire. Laut dieser Schätzung würden 22,1 Prozent der Personen mit fortgeschrittener HIV-Infektion eine ARV-Kombinationstherapie erhalten (19,3% der männlichen, 24,6% der weiblichen Patienten). (UNAIDS, Mai 2006, Annex 3, S.557; siehe auch UNGASS-Staatenbericht der ivorianischen Regierung, Dezember 2005, S.24)
 
Der UNAIDS-Bericht enthält des weiteren eine Schätzung der Abdeckung der ARV-Prophylaxe für HIV-positive Schwangere (um eine Ansteckung des Kindes zu verhindern): demzufolge würden 4,3 bis 4,4 Prozent (Schätzung für 2005) der HIV-positiven schwangeren Frauen diese erhalten (UNAIDS, Mai 2006, Annex 3, S.554), bzw. 4,36 Prozent laut dem Bericht des ivorianischen Ministeriums zur Bekämpfung von AIDS and die UNGASS vom Dezember 2005 (UNGASS-Staatenbericht der ivorianischen Regierung, Dezember 2005, S.24).
 
Dem epidemiologischen Fact-sheet zu AIDS vom Dezember 2006, das gemeinsam von der WHO, UNICEF, der EU und UNAIDS herausgegeben wird, sind folgende Daten zu entnehmen:
Geschätzt 120.000 Erwachsene (über 15 Jahre) würden eine ARV-Behandlung benötigen (niedrige Schätzung 72.000, hohe Schätzung 160.000). Geschätzt 19.000 Personen würden eine solche erhalten (Stand 2005), der Abdeckungsgrad sei 15 Prozent. (WHO, Dezember 2006, S.14)
 
Einem Länderprofil von IRIN PlusNews vom Oktober 2005 zufolge würden 580.000 Personen in der Côte d’Ivoire mit HIV/AIDS leben, 80.000 Personen eine ARV-Therapie benötigen und 12.000 Personen eine ARV-Therapie erhalten (IRIN PlusNews, Oktober 2005).
 
Das Ministerium zur Bekämpfung von AIDS erwähnt in seinem Staatenbericht 2006 für die UNGASS (im Dezember 2005 erstellt) folgendes als größte Hindernisse zur Zielerreichung beim Kampf gegen AIDS: die militärisch-politische Krise, finanzielle Mittel, mangelnde Koordinierung der Aktivitäten der handelnden Institutionen:
Durch die Krise sei das Land in zwei Teile gespalten, wodurch die Aktivitäten zur Bekämpfung von AIDS im Norden und im Westen des Landes mittlerweile seit drei Jahren gestoppt worden seien. Nachhaltige und umfassende Aktivitäten zur Versorgung und Behandlung von Menschen mit HIV seien in diesen Gebieten wegen der Krise unmöglich, da es einen Mangel bzw. volle Abwesenheit von qualifiziertem medizinischen Personal, Schwierigkeiten beim Transport Kranker, etc. gebe (UNGASS-Staatenbericht, Dezember 2005, S.28; siehe zur Lage in diesen Gebieten auch weiter unten in dieser Anfragebeantwortung):
« La crise militaro-politique survenue en Côte d’Ivoire depuis le 19 septembre 2002 a entraîné une partition du pays en deux et a occasionné l’arrêt des activités de lutte contre le SIDA dans la partie nord et ouest du pays, de nombreux cas de violences physiques et sexuelles, le ralentissement de la scolarisation, la réduction voire l’arrêt des programmes de prévention et de prise en charge des personnes vivant avec le VIH dans cette partie du pays depuis trois ans, etc. Cette situation risque de compromettre l’atteinte des objectifs sus-indiqués.
En ce qui concerne les soins et traitements, éléments essentiels d’une action efficace, la déclaration prévoit le renforcement des systèmes de soins de santé, notamment en assurant l’accès des PVVIH à des traitements abordables et un suivi communautaire. Malheureusement, la dégradation du système sanitaire du fait de la crise, l’absence ou l’insuffisance de personnel de santé qualifié, les difficultés de déplacement des malades etc. ne peuvent permettre de mettre en oeuvre des activités d’envergure et soutenues dans ces localités. » (UNGASS-Staatenbericht, Dezember 2005, S.28)
Die finanziellen Schwierigkeiten seien laut dem Ministerium unter anderem bedingt durch einen Zahlungsstopp der Weltbank, da die Côte d'Ivoire ihre Schulden nicht zurückzahlen habe können. Zudem würden die meisten der Partner aufgrund der Krise hauptsächlich in Notmaßnahmen investieren, die nicht systematisch alle Aspekte der Bekämpfung von AIDS beachten würden. Eine mangelhafte Kontrolle des Flusses der finanziellen Ressourcen verunmögliche eine zufrieden stellende Prioritätensetzung:
« La Banque Mondiale, pour non remboursement de la dette publique, a suspendu ses décaissements en faveur de la Côte d’Ivoire, retardant ainsi la signature de l’accord de dons dans le cadre du projet multisectoriel de lutte contre le Sida (PMLS). Ce qui reduit considérablement les ressources financières dont devait bénéficier la Côte d’Ivoire et représente un déficit qui entrave la mise en oeuvre des activités de décentralisation ;
De plus, du fait de la situation de crise, la plupart des partenaires inscrivent surtout leurs apports dans les interventions d’urgence qui ne prennent pas systématiquement en compte tous les aspects de la lutte contre le SIDA. Le flux des ressources financières étant mal maîtrisé, leur allocation ne peut être convenablement priorisé. « (UNGASS-Staatenbericht, Dezember 2005, S.28)
Die Richtlinien für die britischen Asylbehörden des UK Home Office enthalten auch Informationen über die medizinische Versorgung. Laut den Richtlinien seien die privaten medizinischen Einrichtungen in Abidjan adäquat. Die Apotheken würden über einen guten Lager­bestand aus Medikamenten aus Europa verfügen, es könne sein, dass neuere Medikamente nicht verfügbar sind. Außerhalb Abidjans sei die medizinische Versorgung extrem beschränkt („extremely limited“). Die medizinische Behandlung sei zu einem ange­messenen Standard vorhanden, könne jedoch teuer sein. ARV-Behandlung sei (das UK Home Office erwähnt hier 2003 und 2004) vorhanden, durch Gelder westlicher Staaten und inter­nationaler Organisationen zu stark reduzierten pro-Kopf-Kosten:
“In Abidjan, privately-run medical and dental facilities are adequate. Pharmacies are well-stocked with medications produced in Europe, though newer drugs may not be available. Medical care in Ivory Coast outside of Abidjan is extremely limited. Medical treatment of a reasonable standard is available, but can be expensive. Anti-retroviral treatment for AIDS/HIV is available with grants and donations from western governments and international organisations throughout 2003 and 2004 considerably reducing the per-person cost.” (UK Home Office, 14. November 2006, Abs. 4.4.3, S.13-14)
Als Quellen für diese Informationen gibt das UK Home Office folgende Berichte an (siehe UK Home Office, 14. November 2006, Fußnote 48, S.14):
Menschenrechtsbericht 2005 des US Department of State (USDOS, 8. März 2006, Sektion 1)
Vierter Fortschrittsbericht des UN-Generalsekretärs an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UNSC, 18. März 2005).
WHO-Statistik „Selected Indicators“ (WHO, April 2006, Annex 2)
WHO Mental Health Atlas 2005 (WHO, 2005)
 
Diese Berichte wurden von ACCORD durchgesehen, die vom UK Home Office in den Richtlinien berichteten Informationen jedoch nicht gefunden. Die WHO-Statistik enthält lediglich Statistiken (siehe weiter unten), der Mental Health Atlas beschäftigt sich ausschließlich mit psychischer Gesundheit. Auch der USDOS-Bericht enthält diese Informationen nicht.
Der Bericht des UN-Generalsekretärs enthält ein Kapitel zu HIV/AIDS, diese beschäftigt sich jedoch lediglich zu Programmen zur Prävention und Bewusstseinsbildung innerhalb der UNOCI (Operation der Vereinten Nationen in Côte D’Ivoire, siehe auch den derzeit aktuellsten zehnten Fortschrittsbericht, UNSC, 17. Oktober 2006).
Zur ARV-Therapie enthält keiner der vom UK Home Office angegebenen Berichte Informa­tionen, die Medikamenten­versorgung allgemein erwähnt nur der UN-Generalsekretär: Er berichtet, dass die verwundbare Bevölkerung im Norden und Westen weiterhin unter Mangel an Medikamenten, medizinischer Ausrüstung und medizinischem Personal leiden würden, trotz großer Anstrengungen durch medizinische NGOs oder anderer Organisationen:
“In the health sector, vulnerable populations in the north and the west are still suffering because of a lack of medicines, medical equipment and professional health workers, despite tremendous efforts undertaken by medical non-governmental and other organizations.” (UNSC, 18. März 2005, S.13)
Laut dem World Health Report der WHO vom April 2006 (Stand der Daten: 2003) würden 27,8 Prozent der Ausgaben für Gesundheit von der Regierung stammen und 72,4 Prozent von Privaten. 3,4 Prozent würden von externen Quellen kommen. Keine Angaben gebe es über Ausgaben durch Sozialversicherung. Von den Ausgaben für Gesundheit, die von Privaten geleistet werden, würden 90,5 Prozent so genannte „out-of-pocket-payments“ sein (formelle sowie informelle Direktzahlungen, z.B. Selbstbehalte) und 9,5 Prozent „private prepaid-plans“ (WHO, April 2006, Annex Table 2, S.178).
Von Rebellen kontrollierte Gebiete (Norden)
Das Integrated Regional Information Network (IRIN) berichtet im Mai 2006 und im Oktober 2006 von einer Studie über die medizinischa Lage zu HIV/AIDS im Norden des Landes. Die Studie sei vom Schweizer Zentrum für Wissenschaftliche Forschung (Centre Suisse de Recherches Scientifiques, CSRS) und der Universität Abidjan im Jahr 2004 durchgeführt worden. [Die Studie selbst ist ACCORD nicht verfügbar, sie befindet sich laut Webseite des CSRS in Druck, (CSRS, ohne Datum)]
Die medizinische Versorgung habe sich in den Gebieten drastisch verschlechtert. In der Zentralelfenbeinküste habe sich die Zahl der Ärzte von 127 auf drei reduziert, im Westen und Norden sei sie um 91 bzw 95 Prozent gesunken. Zudem seien knapp 80 Prozent der Gesundheitseinrichtungen in Rebellengebiet zerstört oder geplündert worden. Den verbleibenden Kliniken würde es an Ausrüstung und Medikamenten mangeln, darunter ARV-Behandlung:
“Researchers found that the number of medical doctors in central Cote d'Ivoire had dropped from 127 to 3, or a decline of 98 percent. In the west and north, the decline was respectively 91 and 95 percent. Many medical practitioners left fleeing fighting, while some civil servants moved to the loyalist south where salaries continued to be paid after the country split into two.
The study said that in addition, nearly 80 percent of health facilities in rebel territory were looted or destroyed, and remaining clinics lacked equipment and essential drugs, including anti-retroviral treatment (ARVs) and diagnostic kits for STI's.” (IRIN, 23. Mai 2006)
Die Zahl der NGOs, die die Verbreitung von HIV/AIDS bekämpfen würden, habe sich im Gebiet verdoppelt – doch weise die Studie darauf hin, dass die meisten dieser NGOs lokale Organisationen ohne Mittel oder Ausrüstung zur Umsetzung von Versorgungs- oder Präventionsprogrammen seien:
„In contrast, the number of NGO's in rebel-held territory claiming to combat the spread of HIV/AIDS had almost doubled. But the study stressed that most NGO's on the ground were local organisations without means or equipment to implement care and prevention programmes.“ (IRIN, 23. Mai 2006)
In Bouake würde sich die Situation etwas anders darstellen, dort seien einige internationale NGOs und UN-Organisationen an Bildungs- und Bewusstseinsbildungsprogrammen beteiligt:
“The picture was slightly different in the central rebel capital of Bouake, where several international NGO's and UN agencies were involved in awareness and education projects.“ (IRIN, 23. Mai 2006)
Laut dem IRIN-Artikel vom Oktober 2006 seien jene AIDS-Patienten, die ARV-Therapie durch das Nationale Programm zur Bekämpfung von AIDS erhielten, die ersten gewesen, deren Vorsorgung abgeschnitten worden sei. Selbst wenn die Medikamente in Krankenhäusern verfügbar gewesen seien, hätten sich viele die monatlichen Kosten von zwei US-Dollar nicht leisten können:
“Patients receiving ARVs from the government's National Programme for the Fight Against AIDS were the first to see supplies cut off, and even when the drugs were available at hospitals, many patients could not afford the monthly cost of US$2.“ (IRIN, 25. Oktober 2006)
Einige NGOs hätten in Bouake und an der Grenze im Westen ARV-Programme begonnen, auch mit finanzieller Unterstützung des Global Fund. Doch würden den NGOs die Mittel für eine umfassende Behandlung fehlen:
“A five-year US$56 million grant from the Global Fund to Fight AIDS, Tuberculosis and Malaria at the end of 2003 helped ARV distribution programmes in Man and Danane, near the Liberian and Guinean borders in the west, and in Bouake in the centre of the country. Some organisations also set up mobile medical teams that distribute condoms, offer AIDS tests and treat patients in isolated communities where most health facilities have been abandoned.
Local NGOs say they lack the means to provide comprehensive care. Health workers who stayed or have agreed to return to the north complain about the lack of support by the Ministry of Health and the Ministry for the Fight Against AIDS, and the results are showing.” (IRIN, 25. Oktober 2006)
Ein aufkommendes Problem seien die Kosten der Behandlung. Die meisten der NGOs hätten Selbstbehalte angesichts der kritischen Lage gestrichen. Doch es sei wahrscheinlich, dass diese wieder eingeführt würden, wenn die Versorgung wieder von der Regierung übernommen werde:
“Another emerging problem is the cost of treatment. Most NGOs waived patient fees in light in of the critical situation, but these will likely be reinstated once the state takes over.” (IRIN, 25. Oktober 2006)
Diese Informationen beruhen auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen. Diese Antwort stellt keine Meinung zum Inhalt eines bestimmten Ansuchens um Asyl oder anderen internationalen Schutz dar. Wir empfehlen, die verwendeten Materialien zur Gänze durchzusehen.

Quellen: