Anfragebeantwortung zu Afghanistan: Lage von Personen in interethnischen Ehen unter der aktuellen Taliban-Regierung [a-12030]

2. Dezember 2022

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Kurzbeschreibungen zu den in dieser Anfragebeantwortung verwendeten Quellen sowie Ausschnitte mit Informationen aus diesen Quellen finden Sie im Anhang.

 

Informationen zu interethnischen Beziehungen und Mischehen zwischen verschiedenen Ethnien in Afghanistan mit Stand 25. September 2017 finden Sie in folgender Anfragebeantwortung der Staatendokumentation des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl (BFA):

·      BFA Staatendokumentation: Anfragebeantwortung der Staatendokumentation zu Afghanistan: Inter-ethnische Beziehungen, Mischehen, Hazara, Paschtunen, Usbeken, Tadschiken, Sayed, 25. September 2017 (Zugriff im zugriffsgeschützten Bereich:
https://www.ecoi.net/en/file/local/1410502/5818_1506936265_afgh-mr-min-zusatz-mischehen-inter-ethnische-beziehungen-heirat-2017-9-25-ke.doc)

In einer E-Mail-Nachricht vom 23. November 2022 erläutert der Afghanistan-Experte und Co-Direktor des Afghanistan Analysts Network (AAN) Thomas Ruttig, dass zur Lage von Personen in interethnischen Ehen unter der aktuellen Taliban-Regierung weder ihm selbst noch AAN Erkenntnisse vorliegen würden. Seiner Einschätzung zufolge sei es unwahrscheinlich, dass es dazu belastbare Informationen gebe (Ruttig, 23. November 2022). Wir haben bezüglich der vorliegenden Fragestellung weitere externe Expert·innen kontaktiert, allerdings noch keine weiteren Auskünfte erhalten. Sollten noch Antworten bei uns einlangen, werden wir diese umgehend an Sie weiterleiten.

Ein persischer Artikel des Independent Persian, der von der Saudi Research and Marketing Group (SRMG) betriebenen persischen Version der britischen Online-Tageszeitung The Independent (The Independent, 19. Juni 2018), vom 6. Juni 2022 schildert die Geschichte einer sunnitischen Paschtunin und eines schiitischen Hazara, die vor 15 Jahren in Afghanistan geheiratet und gemeinsam mit ihren Kindern in der Stadt Daulatabad in der Provinz Balch gelebt hätten. Unter Bezugnahme auf dem Paar nahestehende Personen schildert Independent Persian, dass die beiden vor 15 Jahren mit Drohungen durch Verwandte und Brüder der Frau konfrontiert gewesen seien und unter der afghanischen Republik aufgrund der Initiative der Brüder der Frau zwei Jahre im Gefängnis verbracht hätten, bevor der Fall vor Gericht zu ihren Gunsten entschieden worden sei und sie freigelassen worden seien. Nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 sei das Paar nach Kabul geflohen, um den Brüdern der Frau zu entkommen. Dort habe das Paar im Untergrund gelebt und mehrmals versucht, das Land zu verlassen. Unter Bezugnahme auf eine/n Zeugen/Zeugin im damaligen Gerichtsverfahren schildert die Quelle, dass die Brüder der Frau nach der Taliban-Machtübernahme versucht hätten, das Paar aufgrund seiner Verbindung mit der Hilfe von Taliban-Kommandanten verhaften zu lassen. Das Paar sei schließlich am Freitag, den 3. Juni 2022, in der Provinz Kabul bei dem Versuch, das Land Richtung Pakistan zu verlassen, gemeinsam mit seinen vier Kindern und einer Tante der Frau von den Taliban verhaftet worden. Der befragten Person zufolge sei das Paar schwerer Folter ausgesetzt worden. Einem Verwandten des Mannes zufolge habe der für die Verhaftung des Paares zuständige Taliban-Kommandant geäußert, dass die Ehe des Paares aufgrund der religiösen und ethnischen Unterschiede gegen die Scharia[1] verstoße und die Kinder des Paares „Bastarde“ seien. Er habe zudem gedroht, das Paar zu erschießen. Des Weiteren habe er das unter der Republik getroffene Gerichtsurteil für ungültig erklärt und gemeint, dass nun ein Scharia-Urteil gefällt werde (Independent Persian, 6. Juni 2022; siehe auch Shafaqna, 8. Juni 2022). Der Fall wird auch in einer auf der Nachrichtenseite Shafaqna mit Fokus auf Nachrichten mit Bezug zum schiitischen Islam veröffentlichten Erklärung Gelehrter, Professoren und Studenten schiitischer und sunnitischer Religionsseminare vom 8. Juni 2022 beschrieben. Dieser Erklärung zufolge sei das Paar von den Taliban in Kabul zu Tode gefoltert worden. Es sei zudem geäußert worden, dass die gesamte Familie erschossen werden solle, da die Kinder aus dieser Ehe „Bastarde“ seien (Shafaqna, 8. Juni 2022).

Darüber hinaus konnten folgende Informationen zu interethnischen Ehen in Afghanistan gefunden werden:

In einem Artikel der Kabuler Online-Zeitung Sobh-e Kabul vom 3. November 2019 wird die Geschichte einer jungen, paschtunischen Frau aus einer „südlichen Provinz“ geschildert, die einen Mann aus Kabul mit anderem ethnischen Hintergrund habe heiraten wollen. Dem Artikel zufolge sei die Familie der jungen Frau erzürnt über die Heiratsavancen des Mannes gewesen, da die Tochter ohne das Wissen der Familie telefonischen Kontakt zu ihm gehabt habe und er zudem kein Paschtune gewesen sei. Nachdem sie nach Kabul geflohen sei, habe die Familie der jungen Frau einer vermittelnden Frauenrechtsorganisation mitgeteilt, dass die Taliban einen Befehl zur Steinigung der Tochter erlassen hätten[2]. Der jungen Frau zufolge, so der Artikel, habe es in ihrem Dorf bisher keinen Fall einer Eheschließung zwischen einer Paschtunin und einem Tadschiken, Hazara oder Usbeken gegeben, und solche Ehen seien unter ihren Verwandten unüblich (Sobh-e Kabul, 3 November 2019).

Ein Artikel der New York Times (NYT) vom 25. Mai 2016 behandelt die Erlebnisse eines jungen, interethnischen, afghanischen Ehepaares aus der Provinz Bamiyan. Dem Artikel zufolge sei die Familie der jungen Frau tadschikischer Herkunft gegen die Eheschließung mit ihrem nunmehrigen Mann – ein Angehöriger der Hazara und Schiit – gewesen (siehe auch The Groundtruth Project, 12. Februar 2016). Die Familie habe die Eheschließung ihrer Tochter mit diesem Mann als Entehrung betrachtet, was die Tötung der Tochter wert sei (NYT, 25. Mai 2016).

Auf der Webseite About Afghanistan, die keine näheren Informationen über ihre Betreiber·innen preisgibt, wird in einem undatierten Beitrag zur Ehe in Afghanistan unter dem Punkt Partner·innenwahl geschildert, dass in Bezug auf die Partner·innenwahl ethnische und religiöse Barrieren bestünden. Zwischen Paschtun·innen und Tadschik·innen würde es in städtischen Gegenden jedoch zu Eheschließungen kommen. Zwischen Schiit·innen und Sunnit·innen käme es für gewöhnlich nicht zu Eheschließungen. Eine kleine Ausnahme würden die Qizilbasch-Schiit·innen darstellen. Die Religion verbiete grundsätzlich die Eheschließung zwischen Sunnit·innen und Schiit·innen nicht (About Afghanistan, ohne Datum).

In einem Artikel der Organisation Bolaq vom 17. September 2020 wird die Gruppe der sunnitischen Hazara in Afghanistan thematisiert (siehe auch Orient 21, 4. April 2022). Diese Gruppe habe vor 200 Jahren die Provinzen Kandahar und Kabul aufgrund von „Unterdrückung und Tyrannei“ durch die damaligen Herrscher verlassen und sich im Norden und Westen des heutigen Afghanistan niedergelassen. Eheschließungen zwischen diesen sunnitischen Hazara und Angehörigen der paschtunischen, tadschikischen und usbekischen Volksgruppen seien auf Basis der gemeinsamen religiösen Überzeugung erfolgt (Bolaq, 17. September 2020).

Einem Bericht des US-amerikanischen Cultural Orientation Resource Exchange-Programm (CORE) vom Dezember 2021 zu Afghanistan zufolge würden Afghan·innen Eheschließungen mit Familien bevorzugen, die sie gut kennen. Sie würden es zudem bevorzugen, ihre Söhne mit Frauen zu verheiraten, die denselben soziokulturellen Status teilen sowie denselben religiösen und ethnischen Hintergrund hätten. Für manche sei es auch wichtig, dass das Bildungsniveau gleichwertig sei (CORE, Dezember 2021).

Die Minority Rights Group International (MRG) schreibt auf Ihrer Webseite in einem Beitrag zu Hazara vom Dezember 2021, dass die Anzahl der Mischehen zwischen Angehörigen der Hazara und Angehörigen anderer Gruppen niedrig sei. Dies reflektiere die Stigmatisierung, der Hazara ausgesetzt seien (MRG, Dezember 2021).


Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 2. Dezember 2022)

·      About Afghanistan: Marriage, ohne Datum
https://about-afghanistan.squarespace.com/marriage

·      BFA Staatendokumentation: Anfragebeantwortung der Staatendokumentation zu Afghanistan: Inter-ethnische Beziehungen, Mischehen, Hazara, Paschtunen, Usbeken, Tadschiken, Sayed, 25. September 2017 
https://www.ecoi.net/en/file/local/1410502/5818_1506936265_afgh-mr-min-zusatz-mischehen-inter-ethnische-beziehungen-heirat-2017-9-25-ke.doc

·      Bolaq: Sunni Hazaras of Afghanistan, 17. September 2020
https://www.bolaq.org/2020/09/sunni-hazaras-of-afghanistan/

·      bpb – Bundeszentrale für politische Bildung: Scharia, ohne Datum
https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/islam-lexikon/21676/scharia/#:~:text=(arab.,Ordnung%20im%20Sinne%20einer%20islam.

·      CORE – Cultural Orientation Resource Exchange: Afghan Backgrounder, Dezember 2021
https://coresourceexchange.org/wp-content/uploads/2021/12/Afghan-Backgrounder_Dec.-2021.pdf

·      Independent Persian: Rajab und Golandam – Das aus einem Hazara und einer Paschtunin bestehende Paar wird in einem Gefängnis der Taliban gefoltert

[رجب و گل‌اندام، زوجی از قوم هزاره و پشتون، در زندان طالبان شکنجه می‌شوند], 6. Juni 2022
https://www.independentpersian.com/node/243971/%D8%B3%DB%8C%D8%A7%D8%B3%DB%8C-%D9%88-%D8%A7%D8%AC%D8%AA%D9%85%D8%A7%D8%B9%DB%8C/%D8%B1%D8%AC%D8%A8-%D9%88-%DA%AF%D9%84%E2%80%8C%D8%A7%D9%86%D8%AF%D8%A7%D9%85%D8%8C-%D8%B2%D9%88%D8%AC%DB%8C-%D8%A7%D8%B2-%D9%82%D9%88%D9%85-%D9%87%D8%B2%D8%A7%D8%B1%D9%87-%D9%88-%D9%BE%D8%B4%D8%AA%D9%88%D9%86%D8%8C-%D8%AF%D8%B1-%D8%B2%D9%86%D8%AF%D8%A7%D9%86-%D8%B7%D8%A7%D9%84%D8%A8%D8%A7%D9%86-%D8%B4%DA%A9%D9%86%D8%AC%D9%87-%D9%85%DB%8C%E2%80%8C%D8%B4%D9%88%D9%86%D8%AF

·      MRG – Minority Rights Group International: Hazaras, Dezember 2021
https://minorityrights.org/minorities/hazaras/

·      NYT – The New York Times: Afghan Lovers Begin an Asylum Odyssey in New York, 25. Mai 2016 (verfügbar auf Factiva)

·      Orient 21: Die Hazara Afghanistans – Figuren im Spiel des Iran

[هزاره های افغانستان، پارسنگی در بازی ایران], April 2022
https://orientxxi.info/magazine/article5492

·      Ruttig, Thomas: E-Mail-Auskunft, 23. November 2022

·      Shafaqna: Schiitische und sunnitische Seminare verurteilen das Beleidigen des Klerus in Ghazni durch die Taliban

[حوزه‌های علمیه شیعه و اهل سنت، اهانت طالبان به دفاتر مراجع تقلید در غزنی را محکوم کردند], 8. Juni 2022
https://af.shafaqna.com/FA/522943

·      Sobh-e Kabul: Die Liebe kennt weder Ethnie noch Stammeszugehörigkeit [عشق، قوم و قبیله نمی‌شناسد], 3. November 2019
https://subhekabul.com/%D8%A7%D9%86%D8%AA%D8%AE%D8%A7%D8%A8-%D8%B3%D8%B1%D8%AF%D8%A8%DB%8C%D8%B1/love-tribe-and-women/

·      The Groundtruth Project: Meet Zakia and Ali, Afghanistan’s Romeo and Juliet, 12. Februar 2016
https://thegroundtruthproject.org/valentines-day-afghanistan-romeo-and-juliet/

·      The Independent: The Independent announces partnership to create foreign language websites, 19. Juli 2018 (verfügbar auf Factiva)

·      USIP – United States Institute of Peace: Insurgent Bureaucracy: How the Taliban Makes Policy, November 2019
https://www.usip.org/sites/default/files/2021-08/pw_153-insurgent_bureaucracy_how_the_taliban_makes_policy.pdf


 

Anhang: Quellenbeschreibungen und Informationen aus ausgewählten Quellen

About Afghanistan ist laut Selbstbeschreibung eine Webseite, die sich an Menschen richtet, die mehr über Afghanistan in Erfahrung bringen wollen, sei es, um das Land zu bereisen oder aus reinem Interesse an Land und Leuten. Es wird auf der Webseite nicht ersichtlich, wer die dahinterstehenden Betreiber·innen sind.

·      About Afghanistan: Marriage, ohne Datum
https://about-afghanistan.squarespace.com/marriage

„Partner Selection

Marriage partners are chosen from comparable social and economic positions. There is some mobility, however, due to the rise in status due to higher education, where a girl of a higher class, for example, might marry an educated boy of a lower class. Paternal first cousins are considered ideal marriage partners.

Ethnic and religious barriers also exist, although among Pashtuns and Tajiks in urban areas some intermarriage does occur. The Hazaras, who are the survivors of the Mongol invasions and migrations from the north, are also Shiites. The Shiites and the Sunnis do not usually intermarry, with the slight exception of the Qizilibash Shiites, who are of Turkic origin and were brought to Afghanistan in the 18th century as soldiers in the army of Nader Afshar. Although marriages among Sunnis and Shiites are not religiously forbidden, certain religious restrictions do prevent marriage between Muslims and idolaters or atheists. The Muslim man may, therefore, marry only a Muslim, a Jew or a Christian. A woman must only marry a Muslim.“ (About Afghanistan, ohne Datum)

Bolaq ist laut Selbstbeschreibung eine unabhängige, nicht-gewinnorientierte Organisation, die sich für Gerechtigkeit, Frieden und Gleichheit einsetzt und deren Mission es ist, tiefergehende Recherchen zu Afghanistan durchzuführen.

·      Bolaq: Sunni Hazaras of Afghanistan, 17. September 2020
https://www.bolaq.org/2020/09/sunni-hazaras-of-afghanistan/

„The National Council of Sunni Hazaras of Afghanistan came to be as a result of historical suffering and pain of the people who nearly 200 years ago were displaced because of suppression and tyranny of the rulers of the time in Kandahar and Kabul and forced to settle and engage in agriculture in north and west of today’s Afghanistan.

In these places, due to shared religious beliefs, they intermarried with Pashtun, Tajik, and Uzbek ethnic groups.“ (Bolaq, 17. September 2020)

Das Cultural Orientation Resource Exchange (CORE) Programm ist ein technisches Hilfsprogramm, dass Mitarbeiter·innen der Umsiedlung von Flüchtlingen weltweit verbindet und unterstützt, um eine kulturelle Orientierung zu bieten, die Flüchtlingen und Inhaber·innen von Special Immigrant Visa hilft, in den Vereinigten Staaten selbstständig zu werden.

·      CORE – Cultural Orientation Resource Exchange: Afghan Backgrounder, Dezember 2021
https://coresourceexchange.org/wp-content/uploads/2021/12/Afghan-Backgrounder_Dec.-2021.pdf

„Afghans prefer to build relationships through marriage with families that they know well. Afghans also prefer to marry their sons to females from the same sociocultural level that share the same religion, ethnicity, and in some cases, level of education.“ (CORE, Dezember 2021)

Die Minority Rights Group International (MRG) ist eine in Großbritannien ansässige internationale Menschenrechtsorganisation, die sich für die Rechte von ethnischen, religiösen und sprachlichen Minderheiten und indigenen Völkern weltweit einsetzt.

·      MRG – Minority Rights Group International: Hazaras, Dezember 2021
https://minorityrights.org/minorities/hazaras/

„In Afghanistan’s cities, Hazaras traditionally engaged in unskilled labour as they faced discrimination in education and public sector employment. This has contributed to their further stigmatization, reflected in the low rate of intermarriage between Hazaras and members of other groups.“ (MRG, Dezember 2021)

Die New York Times (NYT) ist eine US-amerikanische Tageszeitung.

·      NYT – The New York Times: Afghan Lovers Begin an Asylum Odyssey in New York, 25. Mai 2016 (verfügbar auf https://www.nytimes.com/2016/05/26/world/asia/afghan-lovers-asylum-new-york.html)

„KABUL, Afghanistan — Their forbidden young love forever dislodged their lives, sending them into exile in the high mountains of central Afghanistan, briefly to Tajikistan and even to jails in order to find protection from vengeful family members who sought to kill them in the name of honor.

Now, more than two years after a young Afghan couple from different sects, Zakia and Mohammad Ali, eloped against the wishes of their families, they arrived in New York City late on Tuesday on a 90-day visa granted by the American Embassy in Kabul. The couple plan to apply for asylum with the help of an international aid group.

Life had long before lost any sense of normalcy for the couple and their 17-month-old daughter, Ruqia.

Zakia’s family members were forced out of their village when she eloped, and they constantly pursued the couple. Hailing from the Tajik ethnicity and Sunni sect of Islam, they see her love and subsequent marriage to Mohammad Ali, an ethnic Hazara and a Shiite, a dishonor worthy of her killing.

But the couple’s challenges, chronicled in a series of New York Times articles as well as in the book ‘The Lovers,’ by the Times correspondent Rod Nordland, seem far from over. Even if they win asylum in the United States, both are illiterate, with little experience living or working beyond the potato fields of their home in Bamian Province.“ (NYT, 25. Mai 2016)

Das Groundtruth Project ist laut Selbstbeschreibung eine unabhängige, überparteiliche, nicht-gewinnorientierte Nachrichtenorganisation, mit dem Ziel, die nächste Generation von Journalist·innen in den USA und auf der ganzen Welt zu unterstützen.

·      The Groundtruth Project: Meet Zakia and Ali, Afghanistan’s Romeo and Juliet, 12. Februar 2016
https://thegroundtruthproject.org/valentines-day-afghanistan-romeo-and-juliet/

„Zakia and Ali became an international sensation two years ago when New York Times Kabul Bureau Chief Rod Nordlands story about them landed on the front page. Theirs is a romance that never should have been, and Nordland dubbed them Afghanistan’s Romeo and Juliet because of their rival sects, Sunni and Shia, and opposing ethnicities, Tajik and Hazara. With its love conquers all message and its life and death drama, this story was—and remains—irresistible, heartbreaking, and beautiful.

Now it is a remarkable book, and for the first time Nordland is talking about the story behind the story. He admits he lied to his editors to protect Zakia from being murdered by her family. When I sat down with Nordland this week, I discovered that with the stakes so high, he finds no room for moral ambiguity. […]

Beth: What did you witness about their romance that you think makes it both unique and universal?

Rod: They grew up in neighboring villages in Bamyan, and although the villages weren’t right next to each other, the family fields were. The fields they worked in as children were adjoining, and when they were sent out to shepherd the sheep in the mountains, they did that together. So they knew each other their whole lives. […]

Beth: How do you come to terms with the idea that you may have put them in more danger because of your reporting?

Rod: Yeah, they are difficult questions. I think the most effective women’s activists in Afghanistan are the ones who have answered that question by saying, We have to stand up for what we believe and what is right, and not just try to work behind the scenes, because working behind the scenes just perpetuates the power of the patriarchy.  […] You know, I think Zakia and Ali would love to live in their own country as a long-term solution, but her family is looking for them in order to kill them, and they know that they will never be punished for that because nobody has ever gone to jail for an honor killing of a woman in Afghanistan. That makes her family very powerful. They’ve got nothing to fear. And as long as that’s the case, they are either going to stay in hiding or she’s going to be killed.“ (The Groundtruth Project, 12. Februar 2016)

Das United States Institute of Peace (USIP) ist eine parteienunabhängige US-Bundeseinrichtung mit Sitz in Washington, D.C., die sich mit der Erstellung von Analysen zu Konflikten weltweit befasst.

·      USIP – United States Institute of Peace: Insurgent Bureaucracy: How the Taliban Makes Policy, November 2019
https://www.usip.org/sites/default/files/2021-08/pw_153-insurgent_bureaucracy_how_the_taliban_makes_policy.pdf

„The Taliban today control more territory than at any point since 2001, and it is increasingly clear that they will play a critical role in any future political settlement. Because the Taliban rely on aid agencies and use their relationships with them to enhance their international image, the aid and donor community needs to understand how to better engage with and influence Taliban policy. […] The Taliban’s system of shadow governance in Afghanistan and the experiences of civilians now living under Taliban rule are each well documented by both scholars and journalists. The precise policies that guide Taliban governance and the factors that have shaped these rules are little understood, however. This report, which is based on more than a hundred interviews with Taliban fighters and officials as well as with civilians living in areas under Taliban control, provides insights into how Taliban policy is made and implemented. Drawing on Taliban policy documents obtained through fieldwork and never before made public, it also elucidates key policies and structures that govern the movement.“ (USIP, November 2019)



[1] „Der Begriff wird im heutigen Sprachgebrauch für «islam. Recht» verwendet, bedeutet im engeren Sinne jedoch die von Gott gesetzte Ordnung im Sinne einer islam. Normativität“ (bpb, ohne Datum)

[2] Die Taliban hatten bereits vor der Machtübernahme in Afghanistan im August 2021 die Kontrolle über Teile des Landes (USIP, November 2019, S. 2-3).