Anfragebeantwortung zu Liberia: HIV/AIDS (Behandlungsmöglichkeiten, Zugang zu Medikamenten/Therapie, Standorte wo Behandlung möglich ist, Ausgabestellen, Kosten, Deckung durch Versicherung, Notwendigkeit/Anspruch/Kosten einer Versicherung; Gesellschaftliche Wahrnehmung von HIV-infizierten Personen, Stigmatisierung) [a-11126]

 

21. Oktober 2019

Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen sowie gegebenenfalls auf Expertenauskünften, und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

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Zugang zu Behandlung von HIV/AIDS, Verfügbarkeit von Medikamenten

Die Leiterin von UNAIDS Liberia, Miriam Chipimo, fasst in einer Email-Auskunft vom Oktober 2019 die Situation von Personen mit HIV/AIDS in Liberia folgendermaßen zusammen:

Zwar seien in allen 15 Landkreisen Liberias HIV-bezogene medizinische Leistungen verfügbar, jedoch seien Qualität und Umfang der Leistungen „ein anderes Thema“.

In Liberia würden keine HIV-Testungen von Neugeborenen stattfinden, sodass die meisten HIV-infizierten Mütter den HIV-Status ihrer Kinder nicht kennen würden. Paradoxerweise würden Interventionen zur Verhinderung von Mutter-Kind-Übertragungen in Liberia häufiger stattfinden als in anderen Ländern der Region. 96 Prozent der schwangeren Frauen, die von ihrem HIV-Status wüssten, hätten eine solche Intervention durchlaufen.

Die Labor-Kapazitäten seien in Liberia im Allgemeinen sehr gering. Darüber hinaus sei die Straßeninfrastruktur sehr schwach ausgebildet, so dass viele Gemeinden während der Regenzeit von medizinischen und anderen Sozialleistungen abgeschnitten seien.

75 Prozent der HIV-infizierten Menschen in Liberia würden in den drei Landkreisen Montserrado, Margibi und Grand Bassa leben, 50 Prozent in Montserrado. Auf diesem Gebiet liege der Fokus bezüglich der aktuell stattfindenden Interventionen.

80 Prozent der HIV-infizierten und in Behandlung befindlichen Personen seien Frauen:

„All 15 counties provide HIV services, the quality and comprehensiveness is another matter.

Pediatric HIV testing is not existent so most positive mother's do not know the HIV status of their infants. Paradoxically, PMTCT [Prevention of mother-to-child transmission] for mother's is the highest in the region at 96% of pregnant women tested and knowing their HIV status.

Lab capacity is very weak in general. Road infrastructure is very limited so many communities are cut off from health and other social services during the rainy season.

75% of persons living with HIV are in 3 clustered countries: Montserrado, Margibi and Grand Bassa. 50% of PLHIV [people living with HIV] are in Montserrado. This is where the focus of current interventions are using a differentiated approach.

80% of persons in treatment and diagnosed with HIV are women, largely through antenatal clinic. We have to reach their partners.” (Miriam Chipimo, 21. Oktober 2019)

Das Gemeinsame Programm der Vereinten Nationen zu HIV/AIDS (UNAIDS - Joint United Nations Programme on HIV/ AIDS) ist eine Initiative der UNO-Mitgliedstaaten zur Koordination und Beschleunigung ihrer Aktivitäten bei der Bekämpfung von HIV/AIDS. In einem Artikel vom März 2019 beschreibt UNAIDS die Situation bezüglich der Verbreitung und Bekämpfung von HIV/AIDS in West- und Zentralafrika mit Fokus auf Liberia. Darin wird festgehalten, dass die HIV-Epidemie in West- und Zentralafrika nach wie vor schwerwiegende humanitäre und gesundheitliche Auswirkungen habe. Diese Region laufe Gefahr, bei den weltweiten Bestrebungen zur Beendigung der AIDS-Epidemie vernachlässigt zu werden. Im Juli 2017 habe die Afrikanische Union einem regionalen Aufholplan für West- und Zentralafrika zugestimmt, der darauf abziele, den Zugang zu HIV-Behandlungen rasch zu verbessern und die Kluft, die es zwischen den afrikanischen Regionen in Bezug auf dieses Thema gibt, zu schließen. In 18 Ländern West- und Zentralafrikas, darunter auch in Liberia, seien nationale „Aufholpläne“ aufgestellt worden.

Schätzungen zufolge habe im Jahr 2017 die Zahl der in Liberia lebenden HIV-infizierten Personen 40.000 betragen, darunter rund 3.000 Kinder im Alter von 0-14 Jahren. Weniger als jede dritte erwachsene HIV-infizierte Person im Alter von 15-49 Jahren habe Zugang zu Medikamenten, die sie „gesund halten“ würden und verhindern würden, dass sie das Virus an andere Menschen weitergeben. Für Kinder sei die Situation noch drastischer, lediglich 18 Prozent der Kinder befänden sich in Behandlung.

Es gebe jedoch ermutigende Anzeichen dafür, dass Liberia seine Reaktion auf die HIV-Epidemie verstärke und bewährte Programme und Praktiken aufgreife, um die Bereitstellung und die Inanspruchnahme von HIV-Test-, Behandlungs- und Präventionsleistungen sicherzustellen. Unter der Leitung des Gesundheitsministeriums und der Nationalen AIDS-Kommission Liberias sei ein Plan („fast-track-plan“) für die Jahre 2019 bis 2020 ausgearbeitet worden, der wirksame Programme identifiziere und die dringende Notwendigkeit anspreche, bestehende Programme zu reformieren, sowie Barrieren abzubauen, die einer verbesserten Leistungserbringung entgegenstünden. Der Plan erkenne auch an, dass die Verstärkung von Präventionsmaßnahmen sowie das Bekämpfen von Stigmatisierung und Diskriminierung in Zusammenhang mit HIV erforderlich sei. Der Aufholplan Liberias ziele darauf ab, die Test- und Behandlungszahlen zu verdreifachen, wobei Menschen, die positiv auf HIV getestet worden seien, unverzüglich zur Behandlung überwiesen werden sollten.

Theodosia Kolee, Vorsitzende der Nationalen AIDS-Kommission Liberias, habe angegeben, dass ihre Organisation Maßnahmen entwickeln würde, Männer vermehrt zur Testung ihres HIV-Status zu ermutigen. 80 Prozent der bisher getesteten Personen seien laut Kolee Frauen. Stigmatisierung bleibe nach wie vor ein großes Thema in Liberia, so Kolee:

The HIV epidemic continues to have a profound humanitarian and public health impact in western and central Africa, a region that risks being left behind in the global response to ending the AIDS epidemic. In July 2017, the African Union endorsed a regional catch-up plan for western and central Africa that seeks to rapidly accelerate access to HIV treatment and close the gap between African regions. National catch-up plans have been established in 18 countries in western and central Africa, including in Liberia.

It is estimated that in 2017, 40 000 people were living with HIV in Liberia, including around 3000 children aged 0–14 years. Fewer than one in three adults aged 15–49 years who are living with HIV have access to medicines that would keep them well and stop them passing on the virus to other people. For children, the situation is even more challenging, with just 18% on treatment.

However, there are encouraging signs that Liberia is scaling up its response to the HIV epidemic and adopting best practice programmes and policies to ensure the delivery and take-up of HIV testing, treatment and prevention services. Under the leadership of the Ministry of Health and the National AIDS Commission of Liberia, a Fast-Track plan for 2019–2020 has been developed that identifies high-impact programmes to accelerate the response, the urgent need for adjustments to existing programmes and barriers that must be removed in order to ensure better service delivery. It also recognizes that prevention measures must be reinforced and that stigma and discrimination associated with the virus must be reduced.

The Liberia catch-up plan seeks to triple the country’s test and treat figures, whereby people who test positive for HIV are immediately referred for treatment. […]

‘We are designing interventions that will encourage more men to test and know their status. Of those tested so far, 80% are women,’ said the National AIDS Commission of Liberia Chair, Theodosia Kolle. ‘Stigma remains a major issue in Liberia.’” (UNAIDS, 27. März 2019)

Im Global AIDS Update für das Jahr 2019, veröffentlicht im Juli 2019, hält UNAIDS fest, dass 68 Prozent der erwachsenen (15 Jahre oder älter) HIV-infizierten Personen in Liberia Kenntnis über ihren HIV-Status hätten. Bei Frauen liege dieser Prozentsatz bei 85, bei Männern bei 54 Prozent. 52 Prozent der HIV-infizierten Erwachsenen in Liberia hätten Kenntnis über ihren HIV-Status und würden sich in Behandlung befinden. Bei Frauen betrage dieser Anteil 53 Prozent, bei Männern 46 Prozent.

Daten zum Anteil jener HIV-Infizierten, deren HIV-Viruslast durch antiretrovirale Therapie unterdrückt werden konnte, sind für einige der in dem Bericht angeführten Staaten, darunter Liberia, nicht verfügbar. (UNAIDS, 16. Juli 2019, S. 206)

 

Die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) berichtet in ihrem im September 2019 veröffentlichten Jahresbericht Folgendes zur Behandlung von HIV/AIDS in Liberia: Die Verfügbarkeit von HIV-relevanten Leistungen sei von 20 Prozent im Jahr 2016 auf 61 Prozent im Jahr 2018 gestiegen. Die Reaktion auf HIV und AIDS sei eine der obersten Prioritäten des Gesundheitsministeriums von Liberia. Die WHO habe das Nationale AIDS-Kontrollprogramm (National AIDS Control Program, NACP) unterstützt, das die Ausweitung des HIV-Leistungsangebotes, insbesondere in den Landkreisen Montserrado, Margibi und Bassa, in denen HIV mit jeweils 2,7 Prozent stark verbreitet sei, zum Ziel habe. Die nationalen Richtlinien zur Behandlung von HIV/AIDS („Liberia National HIV/AIDS Integrated Treatment Guidelines“) seien überarbeitet worden, um die Test- und Behandlungsstrategie zu übernehmen und das Angebot an HIV-relevanten Leistungen dahingehend zu erweitern, dass die Zahl der HIV-Testzentren von 371 im Jahr 2017 auf 520 im Jahr 2018 erhöht würden. Darüber hinaus würden gemäß der überarbeiteten Richtlinien die integrierten Zentren für Mutter-Kind-Übertragungsprävention und antiretrovirale Therapie (ART) von 419 im Jahr 2017 auf 430 im Jahr 2018 erhöht, wodurch es auch zu verstärkten Maßnahmen bezüglich der Überwachung der Viruslast von Empfängern antiretroviraler Therapie sowie zu einem Ausbau der Frühgeborenendiagnose („early infant diagnosis“, EID) bei exponierten Neugeborenen komme. Die Zahl der auf ART befindlichen Klienten sei von 12.116 (84 Prozent davon weiblich) im Jahr 2017 auf 13.110 (74 Prozent davon weiblich) im Jahr 2018 gestiegen.

Der Bericht geht in weiterer Folge auf die Zielsetzung „90-90-90“ ein (gemäß der Zielsetzung „90-90-90“ wird versucht zu erreichen, dass im Jahr 2020 90 Prozent der HIV-Infizierten von ihrem HV-Status Kenntnis haben, 90 Prozent der HIV-Infizierten mit Diagnose eine ART erhalten und 90 Prozent der Personen, die sich einer ART unterziehen, virale Suppression erreichen, Anm. ACCORD). Laut dem Bericht stehe Liberia im Jahr 2018 bezüglich dieser Zielsetzung bei 67-53-53:

The HIV service coverage has increased from 20% in 2016 to 61% in 2018. National Response to HIV and AIDS is one of the major priorities of the MoH [Ministry of Health] of Liberia. […]

WHO supported the National AIDS Control Program (NACP) to Scale up HIV services, particularly in Montserrado, Margibi, and Bassa Counties (high prevalence of HIV 2.7% in each county) under differentiated programming. The Liberia National HIV/ AIDS Integrated Treatment Guidelines were revised to adopt the Test and Treat Strategy, as well as scale up HIV services by increasing the number of HIV Testing centers from 371 in 2017 to 520 in 2018. In addition, the integrated PMTCT [Prevention of Mother to Child Transmission] and ART [antiretroviral therapy] centers increased from 419 in 2017 to 430 in 2018 where Test and Treat strategy is implemented, with scale up of viral load monitoring of clients on ART and early infant diagnosis (EID) of exposed neonates. The number of clients on ART increased from 12,116 (84% female) in 2017 to 13,110 (74% female) in 2018. In terms of progress on the 90-90-90 targets for 2020, Liberia was at 67-53-53 by end of 2018.” (WHO, September 2019, S. 45)

Die auf Inhalte zu Afrika fokussierende Nachrichtenwebseite AllAfrica veröffentlicht einen Artikel der Webseite New Liberia vom Juni 2018 (Informationen zur Webseite New Liberia konnten nicht gefunden werden, die Webseite ist derzeit nicht verfügbar, Anm. ACCORD). Laut dem Artikel sei das Leben von über 35.000 Menschen, die in Liberia mit HIV und AIDS leben würden, ernsthaft gefährdet, da dem Land die antiretroviralen Medikamente ausgehen würden. Dies sei von der amtierenden Vorsitzenden der AIDS-Kommission Liberias, Theodosia Kolee, bei einer Budgetrede vor dem Gemeinsamen Legislativausschuss für Haushaltsfragen enthüllt worden. Sie habe angegeben, die Situation sei ernst und das Problem müsse dringend angegangen werden. Es müsse verhindert werden, dass es unter HIV/AIDS-Infizierten zu Todesopfern komme. Sie habe gesagt, dass die Bestände an HIV-Medikamenten im Land derzeit ausgegangen seien und dass viele Menschen auf Krankenstationen keine HIV-Medikamente erhalten würden:

The lives of over 35,000 people living with HIV and AIDS are being put at serious risk as the country runs out of antiretroviral (ARVs) drugs, a drug given to people living with HIV and AIDS to help fight infections. The chilling revelation was made by the Acting Head of Liberia's AIDS Commission, Theodosia Kolee. Theodosia was speaking Monday, when she appeared before the Joint Legislative Committee on Budget to defend her budget. She said, the situation is serious and must be addressed urgently to address the situation so as to avoid HIV/AIDS victims from dying. ‘Currently we have run out of stock of HIV medication in the country. Many people at the hospital level are not receiving HIV medication and once they stop their HIV medication, they are going to have reinfection, some of them going to die, which is a serious impact on the lives of Liberians and Liberia looking at people living with HIV. So it is very important for people to see reason why we need more funding to be able to carry out our activities in Liberia,’ she said. She said donor and partners working within the sector have been working extremely hard to ensure that HIV patients are cater for, adding that there is a need for the government to increase its funding toward the sector.” (AllAfrika, 20. Juni 2018)

Auch der unter folgendem Link abrufbare Artikel der liberischen Zeitung Liberian Observer vom April 2018 berichtet über den oben erwähnten Engpass an HIV-Medikamenten in Liberia:

·      Liberian Observer: NAC Brings in Drugs for HIV Treatment, 25. April 2018
https://www.liberianobserver.com/news/nac-brings-in-drugs-for-hiv-treatment/

 

Es konnten im Zuge der Recherche keine detaillierteren Informationen gefunden werden, wo sich in Liberia die erwähnten Zentren für HIV-Behandlung befinden würden.

Gesellschaftliche Wahrnehmung von HIV-infizierten Personen

Im Global AIDS Update für das Jahr 2019, veröffentlicht im Juli 2019, hält UNAIDS fest, dass Stigmatisierung und falsche Vorstellungen in Bezug auf HIV in West- und Zentralafrika nach wie vor weit verbreitet seien. In zehn der 18 Länder West- und Zentralafrikas, zu denen aktuelle Umfragedaten vorliegen würden (aus Umfragen aus den Jahren 2013-2017), hätten 50 oder mehr Prozent der Erwachsenen etwa angegeben, kein Gemüse von einem mit HIV lebenden Ladenbesitzer kaufen zu wollen.

In sieben der acht Länder West- und Zentralafrikas, zu denen aktuelle Daten zu dieser Frage vorliegen würden, seien mehr als 30 Prozent der Menschen der Meinung gewesen, dass HIV-infizierten Kindern der Schulbesuch mit anderen Kindern untersagt werden solle:

„Stigma and misconceptions about HIV continue to be widespread in the region [Western and Central Africa]. In 10 of the 18 countries with recent population-based survey data, 50% or more of adults said they would not buy vegetables from a shopkeeper living with HIV (Figure 11.14). Two thirds of respondents held that discriminatory attitude in Benin, Ghana, Guinea, Mauritania and Sierra Leone. In seven of the eight countries with recent data, more than 30% of people felt that children living with HIV should not be allowed to attend school with other children.” (UNAIDS, 16. Juli 2019, S. 210)

Der Bericht enthält die folgende Grafik, aus der hervorgeht, dass in Liberia zwischen 50 und 60 Prozent der Erwachsenen von HIV-infizierten Ladenbesitzern kein Gemüse kaufen würden (Beobachtungszeitraum 2013-2017):

 

 

[Bild entfernt]

(UNAIDS, 16. Juli 2019, S. 210)

Das US-amerikanische Außenministerium (US Department of State, USDOS) hält in seinem Bericht zur Menschenrechtslage im Jahr 2018 (veröffentlicht im März 2019) Folgendes zur Diskriminierung von HIV-infizierten Personen in Liberia fest: Das Gesetz verbiete "Diskriminierung und Verunglimpfung auf Grundlage einer tatsächlichen oder vermeintlichen HIV-Infektion" sowohl am Arbeitsplatz, in der Schule als auch im Gesundheitswesen, wobei Zuwiderhandlung mit einer Geldstrafe von mindestens 1.000 Liberianischen Dollar (4,24 EUR, Anm. ACCORD) bestraft werden könne. Die jüngste Demographie- und Gesundheitsbefragung aus dem Jahr 2013 habe seit 2007 keine messbare Veränderung der nach wie vor weitgehend diskriminierenden Haltung der Bevölkerung gegenüber HIV-Infizierten feststellen können. HIV-bezogene soziale Stigmatisierung und Diskriminierung hätten im Berichtszeitraum 2018 Menschen davon abgehalten, ihren HIV-Status zu testen, was die HIV-Prävention und die Möglichkeiten im Bereich HIV-Behandlung eingeschränkt habe. AIDS-Waisen seien von ähnlicher gesellschaftlicher Stigmatisierung betroffen gewesen. Regierungsministerien Liberias hätten mehrere Strategien zur Bekämpfung von sozialer Stigmatisierung und Diskriminierung aufgrund des HIV-Status entwickelt, verabschiedet und implementiert. Das Ministerium für Arbeit habe sich weiterhin für ein unterstützendes Umfeld für Menschen mit HIV eingesetzt und im November einen Workshop veranstaltet, im Rahmen dessen das Thema diskutiert worden sei. Das Ministerium für Bildung habe die Umsetzung seines strategischen Plans zur De-Stigmatisierung und zum Schutz HIV-infizierter Personen vor Diskriminierung fortgesetzt:

The law prohibits ‘discrimination and vilification on the basis of actual and perceived HIV status’ in the workplace, school, and health facilities, with conviction of offenses punishable by a fine of no less than L$1,000 ($6.67). The most recent demographic and health survey in 2013 found no measurable change since 2007 in popular attitudes, which remained broadly discriminatory, toward those with HIV. HIV-related social stigma and discrimination discouraged people from testing for their HIV status, thus limiting HIV prevention and treatment services. […] Children orphaned because of AIDS faced similar social stigma. Government ministries developed, adopted, and implemented several strategic plans to combat social stigma and discrimination based on HIV status. The Ministry of Labor continued to promote a supportive environment for persons with HIV and held a workshop in November to discuss the issue. The Ministry of Education continued implementation of its strategic plan to destigmatize and safeguard HIV-positive persons against discrimination.” (USDOS, 13. März 2019, Section 6)

Kosten der Behandlung von HIV/AIDS, Krankenversicherung

Die Leiterin von UNAIDS Liberia, Miriam Chipimo, gibt in der Email-Auskunft vom Oktober 2019 an, dass es in Liberia kein nationales Krankenversicherungssystem gebe. Chipimo erläutert darüber hinaus, dass die Regierung in Bezug auf Sozialprogramme und staatliche Leistungen derzeit stark von Spenden abhängig sei. (Miriam Chipimo, 21. Oktober 2019)

 

Eine Anfragebeantwortung der International Organization for Migration (IOM) vom Jänner 2019 zur Behandlung von Diabetes in Liberia an die Zentralstelle für Informationsvermittlung zur Rückkehrförderung (ZIRF) des deutschen Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) enthält folgende Informationen zur Krankenversicherung: Auf die Frage ob die Behandlung eines konkreten Typs von Diabetes und die dafür erforderlichen Medikamente von einem staatlichen Krankenversicherungssystem abgedeckt würden, antwortet IOM, dass es in Liberia keine Krankenversicherung gebe und dass man für die Kosten selbst aufkommen müsse. (IOM, 9. Jänner 2018)

 

Auf einem Informationsblatt der US-amerikanischen Sozialversicherungsbehörde (SSA) zu Liberia wird festgehalten, dass es für im privaten Sektor angestellte Personen ein Krankenversicherungssystem gebe, im Rahmen dessen im Falle von Erkrankungen Geldleistungen erbracht würden. Die Zahlungen würden zur Gänze vom Arbeitgeber geleistet, der Staat würde keinerlei Mittel zur Verfügung stellen. Von dem System nicht abgedeckt seien selbständig tätige sowie auf Booten beschäftigte Personen. Für Staatsbedienstete gebe es ein eigenes System:

„Sickness and Maternity

Regulatory Framework

First law: 1956 (labor).

Current law: 2015 (labor).

Type of program: Employer-liability system. Cash sickness and maternity benefits only.

Coverage

Private-sector employees.

Exclusions: Self-employed persons and persons employed on any type of boat.

Special system for civil servants.

Source of Funds

Insured person: None.

Self-employed person: Not applicable.

Employer: The total cost.

Government: None.

Qualifying Conditions

Cash sickness benefit: Must provide a medical certificate (except in the case of up to three single days of incapacity in any 12-month period of continuous employment). […]

Sickness and Maternity Benefits

Sickness benefit: 100% of the employee’s daily earnings is paid for up to 10 days for each year of continuous employment. […]

Administrative Organization Ministry of Labor provides general supervision.

Employers pay benefits directly to employees.” (SSA, September 2019, S. 2)

Es konnten im Zuge der Recherche keine Informationen zu den Kosten einer HIV-Behandlung in Liberia gefunden werden. Es konnten auch keine Informationen gefunden werden, inwieweit HIV-Behandlungen von dem oben erwähnten arbeitgeberfinanzierten Krankenversicherungssystem abgedeckt seien.

 

 

 


Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 21. Oktober 2019)

·      Chipimo, Miriam: Auskunft per Email, 21. Oktober 2019

·      New Liberia: Liberia: HIV Drugs Shortage Hits Liberia - AIDS Commission Boss Alarms, 20. Juni 2018 (verfügbar auf AllAfrica)
https://allafrica.com/stories/201806210852.html

·      IOM - International Organization for Migration: Liberia - Medizinische Versorgung [Beantwortete Rückkehrfrage (ZIRF-Counselling) IOM ID: (…/09.01.2018/…)], 9. Jänner 2018 (verfügbar auf ZIRF/BAMF)
https://milo.bamf.de/milop/livelink.exe/fetch/2000/702450/698578/704870/8628688/18979629/Allgemein_-_Medizinische_Versorgung%2C_09.01.2018.pdf?nodeid=18979068&vernum=-2

·      Liberian Observer: NAC Brings in Drugs for HIV Treatment, 25. April 2018
https://www.liberianobserver.com/news/nac-brings-in-drugs-for-hiv-treatment/

·      SSA – US Social Security Administration: Social Security Programs Throughout the World: Africa, 2019, September 2019
https://www.ecoi.net/en/file/local/2016631/liberia.pdf

·      UNAIDS - Joint United Nations Programme on HIV/AIDS: Liberia’s catch-up plan takes shape, 27. März 2019
https://www.unaids.org/en/resources/presscentre/featurestories/2019/march/20190327_liberia_catchup_plan

·      UNAIDS - Joint United Nations Programme on HIV/AIDS: Global AIDS update 2019 - Communities At The Centre Defending Rights Breaking Barriers Reaching People With HIV Services, 16. Juli 2019
https://www.unaids.org/sites/default/files/media_asset/2019-global-AIDS-update_en.pdf

·      USDOS – US Department of State: Country Report on Human Rights Practices 2018 - Liberia, 13. März 2019
https://www.ecoi.net/de/dokument/2004166.html

·      WHO – World Health Organization: Annual Report 2018, September 2019
https://www.afro.who.int/sites/default/files/2019-09/Final_Annual%20Report%20Liberia%202018%20A4%20Web.pdf