Anfragebeantwortung zum Irak: Autonome Region Kurdistan: Verfügbarkeit von Medikamenten mit den Wirkstoffen Colchicin, Anakinra oder Canakinumab, Behandlung des familiären Mittelmeerfiebers [a-11011]

5. Juni 2019

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Dr. Qayssar Joudah Fadheel, der an der pharmazeutischen Fakultät der Universität Kufa (Provinz Nadschaf) forscht, erklärt in einer E-Mail-Auskunft vom Mai 2019, dass Colchicin in Kurdistan erhältlich sei. Colchicin sei in allen Städten Iraks erhältlich. Die Preise von Colchicin-Präparaten würden je nach Hersteller variieren.

Medikamente mit den beiden Wirkstoffen Anakinra und Canakinumab seien in Kurdistan nicht erhältlich. (Fadheel, 27. Mai 2019)

 

Das Journal des College of Medicine der Universität von Sulaymaniya veröffentlicht im März 2019 einen von verschiedenen WissenschafterInnen der Universität von Sulaymaniya und dem pädiatrischen Universitätsklinikum von Sulaymaniya verfassten Bericht zu einer Studie über das familiäre Mittelmeerfieber (FMF). In der Studie werden klinische Daten von 20 FMF-PatientInnen im Alter von 18 Jahren oder jünger analysiert und diskutiert. Die Daten zu diesen 20 Fällen seien zwischen Dezember 2017 und Mai 2018 in verschiedenen Krankenhäusern und Kinderkliniken in Sulaymaniya, Autonome Region Kurdistan, gesammelt worden:

„In the current study, clinical data for 20 patients, aged 18 years or younger, affected by FMF [familial Mediterranean fever] was analyzed and discussed. Those diagnosed as FMF, according to Tel-Hashomer criteria and sent for genetic confirmation were included in the study. The cases were collected from different hospital and Pediatric clinics in Sulaimani, Kurdistan Region, Iraq between December 2017 to May 2018.” (Kurshid/et al., 21. März 2019, S. 1)

Mithilfe der Colchicin-Therapie werde versucht, die Symptome der Erkrankung zu lindern, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und die Gefahr zu verringern, am Krankheitsbild Amyloidose zu erkranken. Von den 20 FMF-PatientInnen, deren Fälle im Rahmen der Studie untersucht worden seien, hätten 19 das Medikament Colchicin eingenommen, eine(r) habe die Einnahme des Medikaments verweigert. In dem Studienbericht wird nicht erwähnt, ob die in der Studie verwendeten Medikamente allgemein verfügbar sind.

In dem Studienbericht wird darüber hinaus als allgemeine – nicht länderspezifische – Information erwähnt, dass die Einnahme von Colchicin seit dem Jahr 1972 die übliche Behandlungsmethode von FMF und auch heute noch der wichtigste Bestandteil der Therapie sei. (Kurshid/et al., 21. März 2019, S. 39-40)

 

Es konnten keine weiteren Informationen zur Verfügbarkeit von Colchicin und zu Behandlungsmöglichkeiten von FMF-PatientInnen in der Autonomen Region Kurdistan gefunden werden. Anfragen an mehrere weitere ExpertInnen blieben ergebnislos.

 

 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 5. Juni 2019)

 

  • Fadheel, Qayssar Joudah: Auskunft per Email, 27.Mai 2019
  • Khurshid, Bakhtyar Qadr H.; et al.: Familial Mediterranean fever among Kurdish children; a Single Center Study. In: Journal of Sulaimani Medical College (Hg: College of Medicine, University of Sulaimani), 21.März 2019, S. 37-43
    http://jsmc.univsul.edu.iq/issues/vol9n1/jsmc-10188