Anfragebeantwortung zu Afghanistan: Afghanen, die vom Iran gezwungen wurden, in Syrien zu kämpfen und Menschenrechtsverletzungen zu begehen; Rückkehr nach Afghanistan; Haltung der Regierung gegenüber für den Iran kämpfende Afghanen in Syrien; Haltung bei in Syrien erfolgter Desertion [a-10487]

7. Februar 2018

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Afghanen, die vom Iran gezwungen wurden, in Syrien zu kämpfen und Menschenrechtsverletzungen zu begehen

Informationen zum Einsatz von Afghanen innerhalb der iranischen Revolutionsbrigaden in Syrien finden sich in folgenden Anfragebeantwortungen:

·      ACCORD  Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zum Iran: Einsatz von afghanischen Jugendlichen im Syrien-Krieg als Alternative zur Abschiebung nach Afghanistan [a-9925], 16. Dezember 2016
https://www.ecoi.net/de/dokument/1393857.html

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zum Iran: Zwangsrekrutierung von illegal aufhältigen Afghanen für den Krieg in Syrien [a-9475], 28. Jänner 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
https://www.ecoi.net/local_link/318477/457485_de.html

 

Weitere Informationen zur Rekrutierung und zum Einsatz afghanischer Kämpfer in Syrien finden sich in folgenden Berichten und Artikeln:

·      HRW  Human Rights Watch: Iran Sending Thousands of Afghans to Fight in Syria, 29. Jänner 2016
https://www.ecoi.net/de/dokument/1077272.html

·      Kazemi, S Reza (Autor), veröffentlicht von AAN Afghanistan Analysts Network: Raftan, Raftan: How young Afghans from Herat end up in the Syrian war, 14. Juni 2016
https://www.ecoi.net/de/dokument/1068782.html

·      HRW  Human Rights Watch: Iran: Afghan Children Recruited to Fight in Syria, 1. Oktober 2017
https://www.ecoi.net/de/dokument/1409955.html

·      RFE/RL – Radio Free Europe/Radio Liberty: Iran Aims To Boost Prestige Of Beleaguered Afghan Proxy Force In Syria, 16. Juli 2017
https://www.ecoi.net/de/dokument/1404168.html

·      MME – Middle East Eye: More than 2,000 Afghans killed in Syria fighting for Bashar al-Assad: Official, 6. Jänner 2018
http://www.middleeasteye.net/news/2000-afghans-killed-in-syria-fighting-for--bashar-al-assad-says-official-769805655

 

Es konnten keine Informationen zu durch afghanische Kämpfer in Syrien verübten Menschenrechtsverletzungen gefunden werden. Dies bedeutet nicht notwendigerweise, dass solche Handlungen nicht stattgefunden haben. Gesucht wurde mittels ecoi.net, Refworld, Factiva, und Google nach einer Kombination aus folgenden Suchbegriffen: Syria, Fatemiyoun, human rights violations, abuse, torture, killings

Rückkehr nach Afghanistan, Haltung der Regierung gegenüber für den Iran kämpfende Afghanen in Syrien, Haltung bei in Syrien erfolgter Desertion

Es konnten keine Informationen zur Folgen einer Desertion in Syrien für afghanische Kämpfer bei der Rückkehr in ihr Heimatland gefunden werden. Dies lässt nicht notwendigerweise Rückschlüsse auf die Lage dieser Personengruppe zu. Gesucht wurde mittels ecoi.net, Refworld, Factiva, und Google nach einer Kombination aus folgenden Suchbegriffen: desertion, flight, Syria, Fatemiyoun, return, Afghanistan, government, detention, abuse

 

Die US-amerikanische Tageszeitung New York Times (NYT) berichtet im November 2017, dass der Iran tausende Afghanen innerhalb einer militärischen Einheit namens Fatemiyoun in den Krieg nach Syrien geschickt habe. Afghanische Amtsträger würden nun befürchten, dass die Rückkehr dieser Kämpfer nach Afghanistan das Land zu einem konfessionellen Schlachtfeld zwischen Iran, dem Unterstützer der Schiiten, und Saudi Arabien, dem weltweiten Verbreiter einer konservativen sunnitischen Doktrin, machen könnte. Laut Rahmatullah Nabil, einem ehemaligen Mitarbeiter des afghanischen Geheimdienstes, verlagere sich die Rivalität zwischen Iran und Saudi-Arabien bereits jetzt nach Afghanistan. Ein starker Anstieg von Angriffen auf die schiitische Minderheit, zumeist durch sunnitische Extremisten, liefere dem Iran einen Vorwand, sich verstärkt in Afghanistan einzumischen. Über die Angriffe auf Schiiten in Afghanistan werde in iranischen Medien umfassend berichtet. Ein Fatemiyoun-Kämpfer, der vor drei Monaten aus Syrien zurückgekehrt sei, habe berichtet, dass Gewalt gegen afghanische Schiiten ein von den Kommandanten der iranischen Revolutionsgarde vielfach behandeltes Thema gewesen sei. Der Kämpfer sei nach Yakawlang, einem Ort in der Provinz Bamian, zurückgekehrt, in dem die Taliban 2001 mehr als 300 Schiiten getötet hätten. Die Kommandanten der Revolutionsgarde hätten den afghanischen Kämpfern gesagt, dass sie gegebenenfalls in Bamian eine Basis für Fatemiyoun-Kämpfer einrichten würden. Der Kämpfer sei nach seiner Rückkehr nach Yakawlang der afghanischen Armee beigetreten. Laut afghanischen Amtsträgern gebe es derzeit noch keine Anzeichen dafür, dass der Iran aktiv Fatemiyoun-Veteranen aufstelle. Sie seien jedoch besorgt, dass dafür bereits Vorbereitungen getroffen würden. Aussagen iranischer Militärführer würden darauf hindeuten, dass der Iran die Fatemiyoun-Kämpfer als Humankapital für zukünftige Operationen erhalten wolle. Ein ehemaliger Fatemiyoun-Kämpfer, der nach Kabul zurückgekehrt sei, habe angegeben, dass er Angst vor der Regierung und vor dem Islamischen Staat (IS) habe. Zudem würde, wenn er nicht nach Syrien zurückgehe, sein iranischer Pass ungültig werden:

Iran has trained and deployed thousands of Shiite Afghans as shock troops in Syria’s sectarian war. Members of the Afghan unit, the Fatemiyoun Division, wear a shoulder patch recounting words of praise from Iran’s supreme leader as a badge of honor. What those fighters might do when they come home is now very much on the minds of officials who fear that Afghanistan may become the next great sectarian battleground between Iran, as the declared guardian of Shiites, and Saudi Arabia, long the sponsor of conservative Sunni doctrine around the world. ‘This is quite dangerous: What happens to this Fatemiyoun force when the war in Syria is over?’ said Rahmatullah Nabil, a former Afghan intelligence chief. ‘The fear is that rivalry in the region, between Iran and Saudi, will shift to Afghanistan. And I think that clash is already shifting here.’ […]

A stark increase in attacks against Afghanistan’s Shiite minority, mostly by Sunni extremists loyal to the Islamic State, is already providing Iran a pretext to increase its meddling in the country. The attacks have received wide coverage in the Iranian news media. And one Fatemiyoun fighter who returned about three months ago from Syria said the violence against Afghan Shiites was a frequent topic raised by their commanders in the Islamic Revolutionary Guards Corps. The Afghan fighter had returned to his home in Yakawlang, a village in Bamian Province where the Taliban massacred more than 300 Shiites in 2001. […] ‘The Guards commanders were saying that, if it comes to it, we will make Bamian into a base for you, a base for Fatemiyoun,’ said the returning fighter, who like others interviewed for this article spoke on the condition of anonymity to avoid being singled out for attack. […]

Afghan officials acknowledge that they have not yet seen evidence that Iran was actively rallying Fatemiyoun veterans. But the officials are deeply concerned that the groundwork is being laid. And statements by Iran’s military leaders, as well as their use of Afghan fighters in other conflicts, suggests that Iran sees the force as an asset in future engagements. […]

‘Here, I am scared - of the government, of Daesh,’ said one former Fatemiyoun fighter who has returned to Kabul, using another name for the Islamic State. ‘And if I don’t go back to Syria, my Iranian passport will lose validity.’ […]

‘They said: ‘You had come from Afghanistan to work, to make money. We give you two options: You go to Syria, and we pay you money. Or you go back to your country,’’ said the former fighter in Yakawlang, who asked to be identified only as Jawed. He was detained while working at an Iranian construction site and taken to a deportation center where, out of 200 Afghan detainees, he became one of about 60 who chose to serve in Syria. After returning to Afghanistan, he joined the Afghan Army.“ (NYT, 11. November 2017)

The Diplomat, ein Nachrichtenmagazin zu internationaler Politik mit dem Schwerpunkt Asien, schreibt in einem Artikel vom April 2017, dass die Medien viel über die Präsenz von schiitischen Afghanen als Kämpfer in Syrien berichtet hätten. Es gebe jedoch auch Berichte von sunnitischen Afghanen, die in Syrien gegen das Assad-Regime kämpfen würden. Der Artikel weist darauf hin, dass die Rückkehr der Kämpfer aus Syrien nach Afghanistan sich auf die Sicherheitslage und das Verhältnis zwischen Sunniten und Schiiten im Land auswirken könne. Dies sei ein besorgniserregender Trend, mit dem sich die afghanische Regierung in Zukunft beschäftigen müsse:

The presence of Afghan Shia groups in Syria is a fact and has been regularly reported by most international media outlets. However, Afghan Shia are not alone in Syria; there are also reports of Afghan Sunnis fighting against Assad. Although, the exact number of Afghans fighting in Syria is not known, Al Jazeera estimates there are about 20,000 Afghan Shia in Syria. It is also had been reported in the media that an Afghan Shia militia of between 10-14,000 has been formed under the ‘Liwa Fatemiyoun’ (meaning Fatemid Division). The presence of Afghan Shia fighting in Syria could notably damage people-to-people relations between Afghanistan and the Arab states, and hence decrease Afghan soft power. Moreover, the return of these fighters to Afghanistan will definitely impact the country’s security situation as well as inter-ethnic and Sunni-Shia relations. This will be a worrying trend for the Afghan government to deal with in the future.“ (The Diplomat, 15. April 2017)

Das Staatssekretariat für Migration (SEM), eine Bundesbehörde der Schweiz, veröffentlicht im Februar 2017 unter Berufung auf verschieden Quellen einen Kurzbericht zu afghanischen Kämpfern in Syrien und im Irak und deren Rückkehr nach Afghanistan. Laut SEM seien ehemalige Kämpfer bisher eher zu ihrer Rekrutierung und ihrem Kampfeinsatz, nicht aber zu ihrer Rückkehr in den Iran oder nach Afghanistan befragt worden. Ein ehemaliger Kämpfer, der nach seiner Rückkehr nach Herat im April 2015 von einer iranischen Oppositionszeitung interviewt worden sei, habe weder von strafrechtlichen Maßnahmen noch von Verfolgung berichtet. Ein weiterer, im Juni 2016 befragter ehemaliger Kämpfer aus Herat habe erzählt, dass er sich verstecken müsse, und zwar nicht aus Angst vor den afghanischen Behörden, sondern deswegen, weil er vor Iranern, die ihn rekrutieren wollten, weggelaufen sei. Eine im Februar 2017 verschickte Anfrage an 23 Analysten aus 19 Mitgliedstaaten des Europäischen Unterstützungsbüros für Asylfragen (European Asylum Support Office, EASO) zum Thema Strafverfolgung beziehungsweise individuelle Verfolgung von ehemaligen Kämpfern in Syrien und Irak habe keine Ergebnisse gezeigt. Die dürftige Informationslage hänge wahrscheinlich auch damit zusammen, dass bis jetzt nur eine sehr geringe Anzahl dieser Kämpfer zurückgekehrt sei im Vergleich zur Rückkehr von mehr als einer Million afghanischer Flüchtlinge aus Iran und Pakistan sowie von Binnenflüchtlingen im Jahr 2016. Der New York Times (NYT) zufolge habe es im Sommer 2016 in Herat Familien von in Syrien getöteten Kämpfern gegeben, die infolge des Todes gewisse Vorzüge genossen hätten. Es sei jedoch nicht klar, ob es diese Vorzüge auch gebe, wenn Kämpfer überleben würden. Die Familien afghanischer Syrien-Kämpfer würden deren Abreise nach Syrien geheim halten und deren Beerdigungen nicht öffentlich begehen, wie es sonst der Brauch sei. Der NYT zufolge könne das mit der Missbilligung zusammenhängen, die die afghanische Regierung der Rekrutierung von Afghanen für den Kampf in Syrien oder dem Irak entgegenbringe:

„Quand d’ ex-combattants afghans en Syrie sont interrogés par des observateurs ou médias, ils le sont le plus souvent sur leur recrutement et leur situation au front et non sur leur retour en Iran ou en Afghanistan. Ainsi, l’un d’eux, rentré à Hérat depuis un mois, n’évoque en avril 2015 ni poursuite ni persécution dans une interview par un journal iranien d’opposition. En juin 2016, une autre de ces recrues afghanes interrogée à Hérat explique devoir se cacher, non pas par crainte des autorités mais pour avoir fait défaut à ses recruteurs iraniens. En février 2017, une demande d’information à 23 analystes de 19 pays membres d’EASO (European asylum support office) sur des poursuites et/ou des persécutions individuelles en Afghanistan d’ex-combattants afghans en Syrie et/ou en Irak n’a pas produit de résultat. Le peu d’informations actuelles sur des Afghans rentrés de zones de combat en Syrie et en Irak tient sans doute à un nombre infime de retours, comparé à plus d’un million d’Afghans rentrés d’Iran et du Pakistan ou déplacés internes en 2016. […]

Selon le New York Times, à Hérat en été 2016 certaines familles d’Afghans tués au combat en Syrie semble effectivement bénéficier de ces avantages, dont il n’est pas dit s’ils profitent aussi aux combattants afghans qui survivent. Leurs familles taisent leur départ en Syrie et ne célèbrent pas leurs funérailles en public, comme le veut pourtant la coutume. Le journal attribue cette discrétion à la réprobation du gouvernement afghan à l’égard du recrutement d’Afghans par l’Iran pour la Syrie (voir infra).” (SEM, 20. Februar 2017, S. 5-6)

SEM berichtet weiters, dass sich 2014 und 2015 bekannte Personen sowie der afghanische Senat gegen die Rekrutierung von Afghanen für den Krieg in Syrien und im Irak ausgesprochen hätten, die afghanische Regierung habe zuvor Mitte 2013 eine Untersuchung dazu eingeleitet und Ende 2013 abgestritten, dass es zur Rekrutierung von Afghanen durch den Iran komme. Ende 2016 hätten Parlamentarier die Regierung dazu aufgefordert, zu handeln, und zwar nicht gegen die Afghanen, die in Syrien gekämpft hätten, sondern gegen diejenigen, die rekrutieren würden. Der afghanische Außenminister habe im Oktober 2016 seine Besorgnis über die Rekrutierung von Afghanen durch den Iran bekundet, die er als „Missbrauch“ von afghanischen Flüchtlingen und als Menschenrechtsverletzung bezeichnet habe. Ende August 2016 sei ein Vertreter des iranischen Regimes in Herat festgenommen und nach Kabul gebracht worden, der Afghanen rekrutiert und nach Syrien geschickt habe. Laut dem Bericht eines dänischen wissenschaftlichen Instituts seien die Mitglieder der afghanischen Regierung jedoch der Meinung, dass Afghanen, die in Syrien kämpfen würden, an der afghanischen Armee Verrat üben würden, da sie stattdessen für den Iran kämpfen würden. Robert D. Crews, ein auf den Nahen Osten und Zentralasien spezialisierter Historiker an der Stanford University, habe SEM gegenüber erklärt, dass er von keiner gesetzlichen Richtlinie wisse, die die strafrechtliche Verfolgung von Afghanen, die aus dem Krieg in Syrien zurückkehren würden, vorsehe. Der offizielle Wortlaut der afghanischen Medien sei, dass diese armen Söldner aus finanziellen Gründen und aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage nach Syrien gehen würden, wodurch sie die afghanische Nation und deren Armee, die sich in Schwierigkeiten befinde, verraten würden. Die Syrien-Kämpfer würden somit einerseits als Opfer und andererseits als gegenüber der afghanischen Armee illoyal dargestellt:

Dès 2014, puis en 2015, des personnalités et le Sénat afghans s’insurgent contre l’enrôlement d’Afghans par l’Iran pour la guerre en Syrie, que le gouvernement afghan niait fin 2013 après avoir annoncé l’ouverture d’une enquête en été de la même année. Fin 2016, des parlementaires nationaux réclament du gouvernement qu’il agisse, non pas contre des Afghans ayant combattu en Syrie, mais contre leurs recruteurs. Dès octobre 2016, le ministère afghan des Affaires étrangères fait ainsi état de sa «sérieuse préoccupation» face au recrutement d’Afghans par l’Iran pour la Syrie qu’il qualifie «d’abus» de réfugiés afghans et qu’il juge contraire aux droits humains. Indice de ce raidissement de la diplomatie afghane face au recrutement d’Afghans par l’Iran pour la Syrie, un représentant du régime iranien est arrêté fin août 2016 à Hérat et transféré à Kaboul pour avoir recruté et envoyé en Syrie des combattants afghans. Cependant, des responsables gouvernementaux afghans estiment que leurs compatriotes qui se battent en Syrie trahissent l’armée afghane et devraient plutôt se battre pour elle et non pour l’Iran, rapporte un institut de recherche danois. Tout en indiquant «n’être au courant d’aucune poursuite ou législation formelle appelant à poursuivre des Afghans de retour des combats en Syrie», un historien spécialisé sur le Moyen Orient et l’ Asie centrale, professeur associé de l’ Université de Stanford, Robert D. Crews, explique au SEM que le discours officiel et des médias afghans est que «ces malheureux s’ enrôlent par détresse économique pour un salaire, ce qui, sur le fond, revient à trahir la nation afghane et son armée en difficulté ». Ces déclarations s’inscrivent ainsi dans un discours qui pose ces recrues en victimes, d’une part, et remet leur loyauté en question vis-à-vis d’une armée nationale afghane chancelante, d’autre part.“ (SEM, 20. Februar 2017, S. 6)

Der US-Thinktank Middle East Institute (MEI) erwähnt in einem Beitrag vom Jänner 2017, dass man bereits die Konsequenzen des Engagements von afghanischen Schiiten bei der Verteidigung des syrischen Assad-Regimes spüren könne. Die Gruppe Islamischer Staat und Gruppen aus dem Punjab hätten sich zu Terroranschlägen gegen Schiiten in Afghanistan und Pakistan bekannt und die Beteiligung von Schiiten am Syrien-Konflikt als Grund genannt. 2016 habe der IS hunderte schiitische Hazara in Kabul getötet und mit weiteren Angriffen gegen Schiiten gedroht, solange Schiiten nach Syrien gingen und „Sklaven des Iran“ seien:

„The increasing role of Afghan and Pakistani Shiites in defending the Assad regime comes at a time when their fellow Sunni countrymen are fighting on the opposing side in Syria – sparking fears that they will fuel sectarian tension in their respective countries once they return. ‘It is likely that Sunni and Shiite Afghans fighting in Syria and Yemen return someday and their sectarian grudges get them to fight each other at home,’ warned Hasht-e Sobh. The consequences are already felt in Afghanistan and Pakistan. The so-called Islamic State and Punjabi sectarian groups such as Lashkar-e Jhangvi have claimed credit for terrorist attacks against the Shiite communities in both countries and blamed Shiites’ participation in the Syrian conflict. Last year, the Islamic State’s South Asia branch killed and injured hundreds of Shiite Hazars in Kabul, and threatened to carry out more attacks against Shiites ‘unless they stop going to Syria and stop being slaves of Iran.’” (MEI, 18. Jänner 2017)

LobeLog, einem vom US-Institute for Policy Strudies unterhaltener Blog mit Analysen und Kommentaren zu Entwicklungen im Nahen Osten, veröffentlicht im August 2016 einen Beitrag der Journalistin Fatemeh Aman zur Rekrutierung afghanischer und pakistanischer Kämpfer durch den Iran. Laut Aman habe die lange Liste von in Syrien getöteten Afghanen kaum Konsequenzen für die iranische Regierung. Während Menschenrechtsorganisationen sich über den Einsatz von afghanischen Kämpfern empört gezeigt hätten, hätten weder die afghanische Regierung noch die afghanische Gemeinschaft im Iran heftig dagegen protestiert. Trotz der Tatsache, dass kein offizieller Protest aus Kabul vernommen worden sei, könne die Beteiligung von afghanischen Kämpfern am Konflikt in Syrien die Gewalt gegenüber Schiiten in Afghanistan ausweiten:

„Large numbers of Afghan casualties, however, have limited consequences for Iranian authorities. There has been an outcry from human rights organizations over the use of these Afghan fighters, but no serious protest from the Afghanistan government or the Afghan community in Iran. The serious consequence of deploying Afghans to Syria may not take the form of an official protest from Kabul, and may not even have much to do with Syria. It may, however, expand the violence against Afghanistan’s Shia population in what is a majority Sunni society.“ (LobeLog, 31. August 2016)

Die internationale Nachrichtenagentur Reuters erwähnt in einer Meldung vom Juli 2016 zu einem Anschlag auf eine Gruppe von Hazara, dass laut einem IS-Kommandanten der Anschlag als Vergeltung dafür gedacht gewesen sei, dass viele schiitische Hazara für den Iran auf der Seite des syrischen Präsidenten al-Assad gegen den IS kämpfen würden. Der IS-Kommandant habe erklärt, dass es zu weiteren solchen Anschläge kommen werde, wenn die Hazara nicht aufhören würden, in den Krieg in Syrien zu ziehen:

„A Daesh commander who uses the name Abu Omar Khorasani said the bombing of the rally by thousands of Hazaras protesting about the route of a new power line was in retaliation for the support offered by some members of the community to the regime in Syria. Many Hazaras have gone through Shi‘ite-governed Iran to fight for the government of President Bashar al-Assad, a fellow Shi‘ite, against Islamic State. ‘Unless they stop going to Syria and stop being slaves of Iran, we will definitely continue such attacks,‘ the militant commander told Reuters by telephone from an undisclosed location. ‘We can and we will strike them again. ‘” (Reuters, 26. Juli 2016)

Die britische Tageszeitung Guardian berichtet im Juni 2016 über einen afghanischen Polizisten, der als „Reiseveranstalter“ Afghanen an die iranischen Revolutionsgarden vermittle. Der Mann sei in Syrien gewesen, weil zwölf der von ihm vermittelten Afghanen vom IS entführt worden seien. Nach seiner Rückkehr sei er vom afghanischen Geheimdienst festgenommen worden, und es sei ihm gesagt worden, er solle „seine Brüder nicht an ein anderes Land verkaufen“. Trotz des Widerstands der Familie, des Geheimdienstes und von Politikern würden Afghanen wahrscheinlich weiterhin nach Syrien gehen, solange sie keine Zukunftsaussichten in Afghanistan hätten:

Central in this recruitment are men such as Jawad. A police officer by day and self-declared ‘travel agent’ when off-duty, Jawad said he acted for a year as middleman for Iran’s Revolutionary Guard (IRGC) when in 2014 it formed an Afghan Shia militia, the Fatemiyoun Division, to fight alongside Syrian government forces. […]

The first time the Guardian met Jawad, he was preparing to travel to Syria himself. Isis had abducted 12 Afghan fighters in a suburb of Damascus. It was Jawad who had recruited them, and their families now demanded that he help secure their release, he said. When he returned from Syria a month later, he was clearly shaken. Showing photos from Damascus, he said he had negotiated the hostages’ freedom, but also seen first hand how ‘the Iranians use Afghans as human shields’. He said he would stop working as go-between for the Iranians. ‘I’m ashamed because I sent these people,’ he said. There might be another reason for Jawad’s change of heart. Upon his return, the Afghan intelligence agency, NDS [National Directorate of Security], arrested Jawad for 48 hours. ‘They told me, ‘don’t sell your brothers to another country’,’ he said. […]

Despite opposition from family, intelligence and politicians, young Afghans will likely continue to drift toward Syria, as long as hopes of a safe, prosperous future at home remain dim.” (The Guardian, 30. Juni 2016)

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 7. Februar 2018)

·      ACCORD  Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zum Iran: Einsatz von afghanischen Jugendlichen im Syrien-Krieg als Alternative zur Abschiebung nach Afghanistan [a-9925], 16. Dezember 2016
https://www.ecoi.net/de/dokument/1393857.html

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zum Iran: Zwangsrekrutierung von illegal aufhältigen Afghanen für den Krieg in Syrien [a-9475], 28. Jänner 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
https://www.ecoi.net/local_link/318477/457485_de.html

·      HRW  Human Rights Watch: Iran Sending Thousands of Afghans to Fight in Syria, 29. Jänner 2016
https://www.ecoi.net/de/dokument/1077272.html

·      HRW  Human Rights Watch: Iran: Afghan Children Recruited to Fight in Syria, 1. Oktober 2017
https://www.ecoi.net/de/dokument/1409955.html

·      Kazemi, S Reza (Autor), veröffentlicht von AAN Afghanistan Analysts Network: Raftan, Raftan: How young Afghans from Herat end up in the Syrian war, 14. Juni 2016
https://www.ecoi.net/de/dokument/1068782.html

·      LobeLog: Why Are Afghan and Pakistani Fighters Deploying to Syria on Iran’s Behalf? (Autorin: Fatemeh Aman), 31. August 2016
https://lobelog.com/why-are-afghan-and-pakistani-fighters-deploying-to-syria-on-irans-behalf/

·      MEI - Middle East Institute: Iran Recruits and Trains Large Numbers of Afghan and Pakistani Shiites, 18. Jänner 2017
http://www.mei.edu/content/article/io/iran-s-recruitment-afghan-pakistani-shiites-further-destabilizes-south-asia

·      MME – Middle East Eye: More than 2,000 Afghans killed in Syria fighting for Bashar al-Assad: Official, 6. Jänner 2018
http://www.middleeasteye.net/news/2000-afghans-killed-in-syria-fighting-for--bashar-al-assad-says-official-769805655

·      NYT – New York Times: Iran Sent Them to Syria. Now Afghan Fighters Are a Worry at Home, 11. November 2017
https://www.nytimes.com/2017/11/11/world/asia/afghanistan-iran-syria-revolutionary-guards.html

·      Reuters: Afghanistan weighs Islamic State threat after Kabul attack, 26. Juli 2016
https://www.reuters.com/article/us-afghanistan-blast/afghanistan-weighs-islamic-state-threat-after-kabul-attack-idUSKCN1060Z0

·      RFE/RL – Radio Free Europe/Radio Liberty: Iran Aims To Boost Prestige Of Beleaguered Afghan Proxy Force In Syria, 16. Juli 2017
https://www.ecoi.net/de/dokument/1404168.html

·      SEM – Staatssekretariat für Migration (Schweiz) (ehemals: Bundesamt für Migration): Note Afghanistan: Combattants afghans de retour de Syrie et d’Irak, 20. Februar 2017
https://www.sem.admin.ch/dam/data/sem/internationales/herkunftslaender/asien-nahost/afg/AFG-kaempfer-syrien-irak-f.pdf

·      The Diplomat: What Does the Syrian War Mean for Afghanistan?, 15. April 2017
https://thediplomat.com/2017/04/what-does-the-syrian-war-mean-for-afghanistan/

·      The Guardian: Iran covertly recruits Afghan Shias to fight in Syria, 30. Juni 2016
https://www.theguardian.com/world/2016/jun/30/iran-covertly-recruits-afghan-soldiers-to-fight-in-syria