Anfragebeantwortung zur Russischen Föderation: Informationen dazu, ob Personen aus Tschetschenien in den Syrienkrieg geschickt werden, um gegen den IS zu kämpfen (Zwang?, Konsequenzen bei Weigerung) [a-10669]

1. August 2018

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Die deutsche Tageszeitung die Welt erläutert in einem Artikel vom Februar 2016 Folgendes:

„Dutzende kräftige Männer mit Bärten und dunklen Brillen schießen gleichzeitig auf Zielscheiben. Auf der einen Seite ihrer Tarnuniform sind russische Abzeichen, auf der anderen rot-grüne Fahnen der nordkaukasischen Teilrepublik Tschetschenien aufgenäht. Das hier sei ein Training von tschetschenischen Spezialeinheiten, die gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien kämpfen würden, erklärt der Korrespondent des russischen Staatsfernsehens in einer Reportage, die am Sonntagabend ausgestrahlt wurde. Auch der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow persönlich nimmt am Training teil. ‚Er muss immer in Form und auf Treffen mit Terroristen vorbereitet sein‘, sagt der Korrespondent, während Kadyrow aus einem Scharfschützengewehr auf weiße Zielscheiben schießt, die sich im Kreis drehen.

Kadyrow berichtet in der Reportage über etwas, das man vom russischen Verteidigungsministerium so noch nie gehört hat. Angeblich gebe es Spezialeinheiten aus Tschetschenien, die in Syrien kämpfen, sowie tschetschenische Agenten beim IS. ‚Wir haben auch Verluste‘, sagt der 39-Jährige. Der Fernsehbericht liefert allerdings kaum konkrete Informationen über die Soldaten aus dem Nordkaukasus, denn es handle sich um ein Staatsgeheimnis.

Der Reportage folgten mehrere halbherzige Dementi. Am Dienstag zitierte die Nachrichtenagentur Interfax eine anonyme Quelle aus der tschetschenischen Regierung, es gehe nicht um reguläre Truppen, sondern um ‚Freiwillige‘. Der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wollte nach der Ausstrahlung der Reportage nicht bestätigen, dass tschetschenische Sondereinheiten in Syrien kämpfen und verwies auf das Verteidigungsministerium. […]

Schon zwei Tage nach dem Beginn russischer Luftangriffe in Syrien hat Kadyrow in einem Radiointerview den Präsidenten Wladimir Putin gebeten, tschetschenische Soldaten nach Syrien zu schicken. ‚Wir werden in der ersten Reihe sein‘, sagte er. ‚Wir haben schon seit mehr als einem Jahr daran gearbeitet, wir sind in Alarmbereitschaft. Wir sind bereit zu fahren, wir haben Freiwillige – Zehntausende Menschen.‘

Was Kadyrow im Staatsfernsehen erzählt, ist eine Mischung aus Propaganda und Selbstlob. So berichtet er über Trainingslager für radikale Islamisten mit angeblichen Ausbildern aus Nato-Staaten. ‚Unsere Jungs wurden auf den Nato-Basen trainiert und waren dabei, als der IS gegründet wurde‘, sagt er. Jetzt würden seine Agenten helfen, Ziele für russische Luftangriffe aufzuspüren und im Nachhinein die Genauigkeit zu prüfen. ‚Die Jungs sagen, unsere Luftschläge sind sehr genau. Schön das zu hören.‘ Tschetschenien wird in der Reportage als Vorbild eines erfolgreichen Kampfes gegen Terroristen gepriesen. ‚Die besten Kämpfer der Republik wurden dahin geschickt.‘

Bereits früher machte Kadyrow auf seinem Instagram-Account Andeutungen darauf, dass es tschetschenische Agenten in Syrien geben könnte. So berichtete er im Februar 2014 über den Tod von Ruslan Matschalikaschwili bei Aleppo. Der Rebellenanführer hatte im Tschetschenienkrieg gekämpft und sich in Syrien der Miliz Usad al-Scham (jetzt Teil der Miliz Ahrar al-Scham) angeschlossen. ‚Die Banditen wussten nicht, dass die Spezialeinheiten von Kadyrow in jedem Stückchen Erde stecken können, die unter den Füßen dieser Teufel explodiert‘, schrieb Kadyrow. Später löschte er diesen Eintrag.“ (Die Welt, 9. Februar 2016)

Caucasian Knot, ein von der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial im Jahr 2001 gegründetes Nachrichtenportal, das über menschenrechtliche Themen im Kaukasus informiert, erwähnt in einem Artikel vom Dezember 2016, dass 500 Soldaten einer Einheit der Militärpolizei aus Tschetschenien nach Syrien geschickt worden seien. Von Caucasian Knot befragte EinwohnerInnen Tschetscheniens hätten angegeben, dass die Soldaten auf „freiwillig-erzwungene“ Art und Weise nach Syrien geschickt worden seien. Ein Bewohner habe angegeben, dass unter anderem ein guter Bekannter von ihm nach Syrien geschickt worden sei. Diesem sei mehrere Jahre zuvor eine Wohnung zugeteilt worden. Jetzt habe man ihm nach eigenen Angaben gedroht, die Wohnung wieder wegzunehmen, wenn er nicht freiwillig nach Syrien gehe:

Из Чечни в Сирию направлено 500 военнослужащих сводного отряда военной полиции, заявил Кавказскому узлу источник в республиканских силовых структурах. Военнослужащие направлены в Сирию в добровольно-принудительном порядке, считают жители Чечни. […]

В свою очередь опрошенные корреспондентом Кавказского узла жители Чечни предположили, что военнослужащие были отправлены в Сирию в добровольно-принудительном порядке.

В Сирию в числе других военнослужащих из Чечни был отправлен мой хороший знакомый. Ему несколько лет назад выделили квартиру. А теперь, по его словам, пригрозили отобрать жилье, если он добровольно не отправится в Сирию, - заявил корреспонденту Кавказского узла работник одного из республиканских ведомств, Адлан.(Caucasian Knot, 9. Dezember 2016)

In einem weiteren Artikel vom Dezember 2016 berichtet Caucasian Knot, dass zwölf Soldaten einer Untereinheit des Verteidigungsministeriums, die in der Nähe von Grosny stationiert gewesen seien, aus dem Dienst entlassen worden seien, weil sie sich geweigert hätten, nach Syrien zu gehen, so tschetschenische Quellen. Bei den zwölf Soldaten habe es sich um lokale Einwohner gehandelt. Eine Quelle im tschetschenischen Innenministerium habe mitgeteilt, dass sich die Gruppe der Berufssoldaten geweigert habe, nach Syrien zu gehen. Sie alle seien aus dem Dienst entlassen worden, ihre Verträge seien vorzeitig aufgelöst worden. Darüber hinaus habe die Quelle angemerkt, dass es viel mehr Personen gebe, die nach Syrien gehen wollten, als solche, die nicht wollten. Es gebe viele Freiwillige. Das hänge vor allem damit zusammen, dass ein höherer Sold und verschiedene Vergünstigungen versprochen würden:

12 военнослужащих подразделения Минобороны, дислоцированного на военной базе Ханкала под Грозным, уволены со службы, за отказ отправиться в Сирию, сообщили корреспонденту Кавказского узла чеченские источники. По их словам, все уволенные являются местными жителями. […]

О том, что группа контрактников, служивших в военном подразделении на Ханкале, отказалась отправиться для выполнения боевых задач в Сирию, сообщил источник в МВД [Министерство внутренних дел] Чечни.

Всего отказников было 12 человек. Все они уволены с военной службы. Контракт с ними прекращен досрочно, - заявил корреспонденту Кавказского узла источник.

Вместе с тем он отметил, что желающих отправиться в командировку в Сирию значительно больше, чем тех, кто не хочет туда ехать.

Добровольцев много. В первую очередь это связано с тем, что обещано повышенное денежное довольствие и различные льготы, - рассказал источник.

Он также добавил, что в числе выехавших в Сирию военнослужащих находится его близкий родственник, и информация об увольнении военных, отказавшихся отправиться в Сирию, была получена от него.

Все уволенные со службы за отказ ехать в Сирию – местные жители, сообщил работающий на базе Ханкала в качестве вольнонаемного работника источник.“ (Caucasian Knot, 13. Dezember 2016)

Die russische regierungskritische Zeitung Nowaja Gasjeta berichtet im Dezember 2016, dass die tschetschenische Führung vor der Aufgabe stehe, zwei Bataillone von jeweils 600 Soldaten für die Entsendung nach Syrien zu formieren. Die Rekrutierung für die Bataillone dauere laut Quellen der Zeitung bereits mehrere Monate an. Details zum Vorgehen bei der Rekrutierung seien am Beispiel der Abteilung des Innenministeriums des Rajons Scholkowski der Republik Tschetschenien bekannt geworden. Nach Informationen von Mitarbeitern der Abteilung habe der neue Abteilungsleiter zehn Personen für eine Spezialeinheit bei der Abteilung rekrutiert, die eine verstärkte körperliche Vorbereitung wie auch eine Gefechtsvorbereitung durchlaufen würden. Ein Verwandter eines Soldaten, der in der Spezialeinheit sei, habe der Nowaja Gaseta mitgeteilt, dass alle Freiwilligen auch für eine mögliche Teilnahme an einem Bodeneinsatz in Syrien rekrutiert worden seien. Ähnliche Spezialeinheiten gebe es nach Informationen der Zeitung auch bei Abteilungen des Innenministeriums in anderen Rajonen Tschetscheniens. Die Zeitung hebt noch hervor, dass die Machthaber danach streben würden, in die „syrischen“ Bataillone Mitglieder derjenigen tschetschenischen Familien aufzunehmen, von denen Mitglieder bereits nach Syrien gegangen seien, um auf Seiten des IS zu kämpfen:

„‘Новая газета располагает сведениями о том, что перед чеченским руководством поставлена задача сформировать два батальона каждый по 600 человек для отправки в Сирию. За выполнение задачи отвечает депутат Госдумы от Чечни Адам Делимханов.

Рекрутинг в батальоны для решения задач в Сирии, по данным источников Новой газеты, продолжается уже несколько месяцев. Подробно об одной из схем такого рекрутинга стало известно на примере ОМВД [Отдел Министерства внутренних дел] по Шелковскому району ЧР [Чеченская Республика]. От сотрудников Шелковского ОМВД по ЧР Новой газете стало известно, что новый начальник набрал 10 человек в спецроту при Шелковском ОМВД по ЧР. Спецрота занимается усиленной физической и боевой подготовкой. Родственник одного из служащих в спецроте пояснил Новой газете, что всех добровольцев взяли в том числе для возможного участия в наземной операции в Сирии. Аналогичные спецроты, по данным Новой газеты, созданы и в других районных ОМВД Чечни. […]

Особо стоит отметить, что власти стремятся рекрутировать в сирийские батальоны членов тех чеченских семей, родственники которых уже ушли воевать на стороне запрещенного в России Исламского государства.(Nowaja Gaseta, 20. Dezember 2016)

Die britische Tageszeitung The Independent schreibt in einem Artikel vom Februar 2017, dass Ramsan Kadyrow auf Instagram bestätigt habe, dass tschetschenische Spezialeinheiten in Syrien seien. Diese Ankündigung sei erfolgt, nachdem mehrere hochrangige Vertreter Tschetscheniens nach Syrien gereist seien, um ein russisches Bataillon der Militärpolizei zu besuchen, in dem „junge Tschetschenen“ dienen würden. Obwohl Details der Stationierung geheim seien, seien unbestätigte Berichte darüber, dass sich tschetschenische Bataillone auf einen Einsatz in Syrien vorbereiten würden, im Dezember 2016 aufgetaucht. Die Aufgabe der Bataillone habe Berichten zufolge darin bestanden, einen russischen Luftwaffenstützpunkt nahe Latakia zu bewachen. Russischen Medien zufolge seien Broschüren mit grundlegenden Sätzen auf Arabisch und den Abzeichen bewaffneter Gruppierungen in Aleppo an Soldaten auf einer Militärbasis nahe der tschetschenischen Hauptstadt Grosny ausgeteilt worden, was von Kadyrow zunächst abgestritten worden sei. Entgegen dem Beitrag von Kadyrow, dem zufolge „junge Tschetschenen“ in Syrien dienen würden, würden Aufnahmen der Truppen, die in Aleppo patrouillieren würden, zeigen, dass es sich um kampferfahrene Fußsoldaten handle. Laut der in Washington ansässigen Jamestown Foundation seien die beiden Bataillone „Osten“ und „Westen“, die in Syrien stationiert worden seien, keine Polizeikräfte, bestehend aus jungen Tschetschenen, sondern berüchtigte Spezialbataillone, die 2003 gebildet worden seien und aus ehemaligen Rebellen bestehen würden, die die Seiten gewechselt hätten, um unter russischer Fahne zu kämpfen. Das Bataillon „Osten“ habe 2008 die russische Invasion in Georgien angeführt. Die beiden berüchtigten Bataillone, die von Kadyrow routinemäßig einberufen und wieder aufgelöst würden, um ihre Existenz zu verbergen, seien auf die Kriegsführung in Bergen und Städten spezialisiert und hätten den Ruf, brutal zu sein und Menschenrechtsverletzungen zu verüben, so Strategic Forecasting, eine Firma für geopolitische Analysen. Es handle sich bei den beiden Bataillonen um Soldaten, die Kadyrow gegenüber loyal seien und Erfahrung im Guerilla-Kampf und in Antiterror-Operationen hätten. Ein prominenter Analyst, der sich unter der Bedingung anonym zu bleiben, gegenüber der Zeitung geäußert habe, habe angegeben, dass die in Syrien stationierten Bataillone von Kadyrow den Auftrag erhalten hätten, anti-russische Rebellen zu jagen, die nach Syrien gereist seien, um sich Oppositionsgruppen anzuschließen. Laut Katja Sokirjanskaja von der International Crisis Group (ICG) werde die Entsendung tschetschenischer Truppen in Tschetschenien selbst nicht gut aufgenommen. Im Dezember des Vorjahres seien Berichte aufgetaucht, denen zufolge ein Dutzend tschetschenische Soldaten in den föderalen russischen Streitkräften entlassen worden seien, nachdem sie sich geweigert hätten, nach Syrien entsandt zu werden. Alle Tschetschenen würden es ablehnen, auf der Seite von Assad zu kämpfen, es gebe jedoch wenig Anreiz, um dagegen zu protestieren. Vor den Wahlen in Russland im Jahr zuvor habe Human Rights Watch (HRW) Tschetschenien als einen Ort beschrieben, wo selbst die leiseste Andeutung einer anderen Meinung bezüglich der Situation in Tschetschenien oder Kommentare, die der offiziellen Politik oder den offiziellen Paradigmen widersprechen würden, zu schonungslosen Repressionen führen könnten, egal ob die Ansichten oder Kommentare offen oder in geschlossenen Gruppen in den sozialen Netzwerken, gegenüber Journalisten oder in der Öffentlichkeit geäußert worden seien. Wäre das Regime in Tschetschenien nicht so repressiv, gäbe es in Tschetschenien größere Proteste gegen die Entsendung der Truppen, so Sokirjanskaja. Die Tschetschenen seien Sunniten und wollten nicht gegen andere Muslime kämpfen, vor allem nicht an der Seite des schiitischen Regimes von Assad:

„The President of Russia’s semi-autonomous Chechen Republic took to Instagram last week to make one of the most understated announcements of Russia’s ruthless military intervention in the Syria’s war. President Ramzan Kadyrov, famed for his nearly decade-long tyrannical rule over Chechnya, confirmed to his 2.3 million followers what many already suspected: feared battalions of Chechen special forces had been deployed to northern Syrian in an effort to protect ‘peace and public order’.

The announcement came after the deputy speaker of the Chechen parliament, Adam Delimkhanov, travelled to Syria alongside Mufti Salakh-Hadzhi Mezhiyev where they met Maher Al Assad, the brother of Syrian President Bashar al-Assad, and visited a Russian military police battalion, ‘where young Chechens are serving’. […]

Although details of the deployment are still under wraps, unconfirmed reports that Chechen battalions were preparing to deploy to Syria began to surface in December 2016. Their mission was reportedly to guard Russia's Hmeimim air base, near the coastal city of Latakia. Russian media said booklets that included basic phrases in Arabic and insignia of armed factions in Aleppo were being distributed to troops at a base near the Chechen capital Grozny. These initial reports were first denied by Kadyrov. […]

Contrary to President Kadyrov’s Instagram post, which claimed ‘young Chechen men’ were serving in Syria, footage of the troops patrolling Aleppo show battle-hardened foot soldiers. According to the Washington-based Jamestown Foundation, the ‘East’ and ‘West’ special forces battalions deployed to Syria are less police forces comprised of young Chechens as they are ‘two infamous special battalions formed in 2003, manned by former Chechen separatists, who switched sides to fight under the Russian flag. Battalion ‘East’ in August 2008 spearheaded the Russian military invasion of Georgia’.

The infamous battalions, which are routinely drawn up and then disbanded by Kadyrov in an effort to cloak their existence, specialise in mountain and urban warfare and have a reputation for brutality and human rights violations, according to Strategic Forecasting, a geopolitical analysis firm. These Kadyrov loyalists, experienced in guerrilla warfare and counter-terrorism operations against insurgents at home, are well placed to assert control over retaken Aleppo. […]

Another prominent analyst, speaking to The Independent on the condition of anonymity because of his work on Syria, says the battalions deployed to Syria had in fact been instructed by Kadyrov’s regime to hunt down anti-Russian insurgents who had travelled to Syria to join the ranks of opposition groups. In the predominantly Sunni Chechen Republic, which has sent hundreds of fighters to join opposition groups in the fight against Bashar Al Assad, the deployment of Chechen troops is unpopular, says Katya Sokirianskaia.

Alongside the initial deployment reports that surfaced in December last year, a dozen Chechen soldiers in the federal army were dismissed after refusing to deploy to Syria. ‘Fighting on the side of Assad is something that Chechens are reluctant to do as a whole,’ Sokirianskaia says. But in Kadyrov’s Chechnya, there is little incentive to protest the move.

Before last year’s elections in Russia, which saw Kadyrov retain his title with 97 per cent of the ballot, Human Rights Watch described Chechyna as a place where ‘even the mildest expressions of dissent about the situation in Chechnya or comments contradicting official policies or paradigms, whether expressed openly or in closed groups on social media, or through off-hand comments to a journalist or in a public place, can trigger ruthless reprisals’. ‘If it weren’t for such a repressive regime in Chechnya, there would be major protests against the deployment,’ Sokirianskaia says. ‘Chechens are Sunni Muslims and they don’t want to fight against other Muslims, especially alongside Assad’s Shia regime.’“ (The Independent, 5. Februar 2017)

Die in den USA erscheinende Zeitschrift Foreign Policy (FP), die sich der Außenpolitik der Vereinigten Staaten sowie internationalen Themen widmet, schreibt in einem Artikel vom Mai 2017, dass die Aufgaben der regulären russischen Streitkräfte in Syrien bisher, bis auf einige Ausnahmen, vorwiegend darauf beschränkt gewesen seien, die russischen Flugzeuge zu unterstützen, die Luftschläge in ganz Syrien durchführen würden. Die Stationierung tschetschenischer und inguschetischer Brigaden stelle jedoch einen Strategiewechsel dar. Russland habe jetzt eigene Elite-Bodentruppen, die aus sunnitischen Muslimen rekrutiert worden seien, in Syrien stationiert. Die genaue Aufgabe und Größe der neuen Einheiten seien noch nicht sicher. Erste Berichte öffentlicher Quellen hätten die Zahl der stationierten Tschetschenen mit etwa 500 angegeben, andere Schätzungen seien von 300 bis 400 ausgegangen. Obwohl die Einheiten als „Militärpolizei“ bezeichnet würden, seien sie Berichten zufolge aus Mitgliedern von Eliteeinheiten der tschetschenischen Streitkräfte zusammengesetzt. Die erste Phase des kaukasischen Abenteuers Moskaus habe am 27. März 2017 geendet, als die tschetschenische Militärpolizei nach Hause zurückgekehrt sei. Weniger als einen Monat nach der Rückkehr habe Ramsan Kadyrow am 19. April verkündet, dass eine neue tschetschenische Einheit in Syrien stationiert worden sei:

„Until recently, regular Russian forces in Syria were largely limited to being a support crew for aircraft conducting strikes across the country. Apart from a few notable exceptions - artillery and special forces deployments in Hama province and military advisors alongside Syrian troops in Latakia - Moscow’s ground game in Syria has been minimal. But the ongoing deployment of the Chechen and Ingush brigades marks a strategic shift for the Kremlin: Russia now has its own elite ground personnel, drawn from its Sunni Muslim population, placed across Syria. […]

The exact role and size of the Kremlin’s new brigades are still uncertain. Initial open-source reports on the ground placed the number of Chechens deployed in December at around 500, while some estimates suggested a total of 300-400. The number of Ingush is reportedly slightly smaller, at roughly 300. Despite their designation as ‘military police,’ the units are reportedly drawn from elite Spetnaz formations within the Chechen armed forces and are being employed in a role far beyond the simple rear-area guard duty that’s typical of such units: manning checkpoints, distributing aid, guarding bases, and even coordinating the defense of pro-government strongholds with regime forces. […]

The first stage of Moscow’s Caucasian adventure in Syria ended on March 27, as the deployed Chechen military police returned home after their first tour. The soldiers were greeted by Kadyrov himself in Grozny and received several awards for their service. But the Chechens’ initial success appears to have earned them another tour. Less than a month after the return of the first military police battalion, Kadyrov announced on April 19 that a new unit of Chechens had just been deployed to Syria.“ (FP, 4. Mai 2017)

Sarah Fainberg, Research Fellow am Institute for National Security Studies (INSS) in Tel Aviv, schreibt in einem Bericht vom Dezember 2017, dass unter anderem eine beträchtliche Anzahl sunnitischer Muslime aus dem Nordkaukasus, vor allem aus den Streitkräften von Ramsan Kadyrow, in Syrien für die Russische Föderation kämpfen würden. Nachdem im Dezember 2016 ein Amateur-Video aufgetaucht sei, das die Stationierung von etwa 100 Mitgliedern der Militärpolizei aus Tschetschenien in Syrien enthüllt habe, habe Ramsan Kadyrow auf Instagram die Stationierung öffentlich dementiert und gleichzeitig erklärt, dass er bereit sei, seine Männer in Syrien zu stationieren, sollte dies von Wladimir Putin angeordnet werden. Im Jänner 2017 habe Kadyrow jedoch zugegeben, dass ein Bataillon der Militärpolizei, das aus tschetschenischen Soldaten bestehe, zusammen mit Einheiten des russischen Verteidigungsministeriums in Syrien stationiert worden sei. Man gehe davon aus, dass in den ersten Monaten des Jahres 2017 zwischen 300 und 500 Tschetschenen in Syrien gewesen seien:

„Syria represents the first battlefield in which the Russian Federation has, in a coordinated manner and on a large military scale, deployed and activated a contingent of expeditionary forces including the new Special Operations Forces (SSO) and different categories of special forces (spetsnaz); the newly created military police; military advicers and technicians; as well as ‘volunteers’; ‘contractors’ (kontraktniki) and other paramilitaries working on behalf of private military companies (PMCs). Among them were veterans from the two Chechen wars and the Georgian and Ukrainian conflicts, as well as a significant number of Sunni Muslim fighters from the North Caucasus, primarily from the armed forces of Ramzan Kadyrowv, the Head of the Chechen Republic.” (Fainberg, Dezember 2017, S. 6)

„After an amateur video clip revealed the deployment of some 100 members of the military police from Chechnya to Syria in December 2016, Ramzan Kadyrov published a denial on his Instagram page, whilst declaring that he was prepared to deploy his men in Syria if ordered to do so by Vladimir Putin. In January 2017, however, Kadyrov admitted that a military police battalion made up of Chechen troops had in fact been deployed in Syria along with the Russian Ministry of Defence forces.“ (Fainberg, Dezember 2017, S. 14)

„A battalion of the Russian ‘military police’, compromising some of Ramzan Kadyrov’s fighters, was transferred from Chechnya to Syria in winter 2016, to help recapture the city of Aleppo. There are thought to have been between 300 and 500 Chechens in Syria in the first months of 2017.” (Fainberg, Dezember 2017, S. 16)

Caucasian Knot berichtet im Juni 2017 über den Fall eines homosexuellen Dagestaners, der vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB mit geheimen Videoaufnahmen erpresst worden sei. Man habe ihm versprochen, Stillschweigen über seien Homosexualität zu wahren, wenn er nach Syrien gehe und für den Geheimdienst arbeite:

„The persecution issue of gays in Northern Caucasus became debatable thanks to investigations by Elena Milashina in the ‘Novaya Gazeta’ newspaper. However, gays are persecuted not only in Chechnya, but throughout Northern Caucasus, where the theme of such repressions had been tabooed for a decade. In some regions, extortions from and blackmailing of gays by law enforcers were a sort of a conveyor process. The respondent of the ‘Caucasian Knot’ said that many were forced to cooperate with law enforcers after being exposed to threats, violence and humiliation.

image001.gifThe harassment story of the interview hero is quite rare. A young Salafi, a practicing Muslim from Dagestan, named Ruslan, fell victim to blackmail. His friend was pressed by power agents and was forced to give out a record made by a hidden camera. FSB agents presented the collected dirt to Ruslan, and offered him to work in Syria in exchange for silence. Having survived a poisoning attempt, after they tried to fabricate a criminal case against him, and threats of revealing his homosexuality to relatives and friends, and not willing to go to war in Syria and work for the FSB, Ruslan was forced to flee.“ (Caucasian Knot, 5. Juni 2017)

 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 1. August 2018)

·      Caucasian Knot: Силовики заявили об отправке 500 военных из Чечни в Сирию [Angehörige der bewaffneten Organe erklärten, dass 500 Soldaten aus Tschetschenien nach Syrien geschickt wurden], 9. Dezember 2016
http://www.kavkaz-uzel.eu/articles/294027/

·      Caucasian Knot: Группа военнослужащих уволена за отказ отправиться из Чечни в Сирию [Eine Gruppe von Soldaten wurde entlassen, weil sie sich weigerte, von Tschetschenien nach Syrien geschickt zu werden], 13. Dezember 2016
http://www.kavkaz-uzel.eu/articles/294206/

·      Caucasian Knot: Tale of a Dagestani gay: amidst honour killing and recruitment to Syria, 5. Juni 2017
http://www.eng.kavkaz-uzel.eu/articles/39798/

·      Die Welt: „Kadyrows beste Kämpfer sind in Syrien“, 9. Februar 2016
https://www.welt.de/politik/ausland/article152020665/Kadyrows-beste-Kaempfer-sind-in-Syrien.html

·      Fainberg, Sarah: Russian Spetsnaz, Contractors and Volunteers in the Syrian Conflict, Dezember 2017 (veröffentlicht von Ifri)
https://www.ifri.org/sites/default/files/atoms/files/fainberg_russian_spetsnaz_syrian_conflict_2017.pdf

·      FP – Foreign Policy: Putin Has a New Secret Weapon in Syria: Chechens, 4. Mai 2017
https://foreignpolicy.com/2017/05/04/putin-has-a-new-secret-weapon-in-syria-chechens/

·      Nowaja Gaseta: В Чечне формируют два батальона для отправки в Сирию [In Tschetschenien werden zwei Bataillone für die Entsendung nach Syrien formiert], 20. Dezember 2016
https://www.novayagazeta.ru/news/2016/12/20/127616-v-chechne-formiruyut-dva-batalona-dlya-otpravki-v-siriyu

·      The Independent: Chechen special forces deployed to Syria to 'protect peace and public order', 5. Februar 2017
https://www.independent.co.uk/news/world/europe/chechen-special-forces-in-syria-to-protect-peace-and-public-order-a7559276.html