Anfragebeantwortung zu Afghanistan: Zwangsrekrutierung junger Afghanen durch die Taliban [a-8093-5 (8085)]

13. August 2012
Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen, und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.
Diese Antwort stellt keine Meinung zum Inhalt eines Ansuchens um Asyl oder anderen internationalen Schutz dar. Alle Übersetzungen stellen Arbeitsübersetzungen dar, für die keine Gewähr übernommen werden kann.
Wir empfehlen, die verwendeten Materialien im Original durchzusehen. Originaldokumente, die nicht kostenfrei oder online abrufbar sind, können bei ACCORD eingesehen oder angefordert werden.
 
Ein Bericht des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte an den UNO-Menschenrechtsrat (UN Human Rights Council, HRC) vom Jänner 2012 erwähnt Folgendes zur Rekrutierung von Kindern im Jahr 2011:
„Recruitment and use of children in the armed conflict emerged as an increasing concern in 2011. OHCHR/UNAMA documented incidents of AGEs recruiting children as young as 12 for suicide attacks, to plant IEDs and to smuggle weapons and uniforms.” (HRC, 18. Jänner 2012, S. 8)
Der UNO-Generalsekretär führt in seinem Bericht an die UNO-Generalversammlung (UN General Assembly, UNGA) über Kinder in bewaffneten Konflikten vom April 2012 (Berichtszeitraum: Jänner bis Dezember 2011) an, dass im Jahr 2011 in Afghanistan 316 Fälle von Rekrutierung Minderjähriger dokumentiert worden seien. Der Großteil dieser Rekrutierungen sei bewaffneten Gruppen, insbesondere den Taliban, zugeschrieben worden. Die rekrutierten Kinder seien von den bewaffneten Gruppen als Selbstmordattentäter und Lastenträger sowie zur Platzierung von unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen eingesetzt worden. Im Jahr 2011 seien elf Kinder bei der Ausführung von Selbstmordanschlägen ums Leben gekommen. Der Bericht erwähnt allerdings, dass die Überprüfung aller Berichte über die Rekrutierung und den Einsatz von Kindern aufgrund des anhaltenden Konflikts und der Sicherheitsprobleme weiterhin eine große Herausforderung darstelle:
„7. In 2011, 316 cases of underage recruitment were reported in Afghanistan, of which the majority was attributed to armed groups notably the Taliban forces, including the Tora Bora Front, the Jamat Sunat al-Dawa Salafia and the Latif Mansur Network, as well as the Haqqani network and the Hezb-e-Islami. Children were recruited and used by armed groups to conduct suicide attacks and plant improvised explosive devices, as well as for transporting goods. In 2011, 11 children, including one 8-year-old girl, were killed while conducting suicide attacks. Some children unknowingly carried explosive packages. At least 20 reports of crossborder recruitment of Afghan children to Pakistan by armed groups, including the Taliban, were received. The boys were reportedly taken to Pakistan for training, and returned to Afghanistan to conduct military operations. […]
9. Verification of all reports of recruitment and use of children remained a serious challenge owing to the ongoing conflict and security constraints.” (UNGA, 26. April 2012, S. 2-3)
Die UNO-Hilfsmission in Afghanistan (UN Assistance Mission in Afghanistan, UNAMA) schreibt in ihrem Jahresbericht vom Februar 2012 (Berichtsjahr: 2011), dass im Berichtsjahr 173 Fälle dokumentiert worden seien, in denen regierungsfeindliche Elemente Personen unter 18 Jahren rekrutiert hätten. Elf Kinder bzw. Jugendliche seien bei der Ausführung von Selbstmordanschlägen ums Leben gekommen, ein weiteres bei der Platzierung einer unkonventionellen Brand- und Sprengvorrichtung, die vorzeitig explodiert sei:
„UNAMA remains gravely concerned about recruitment of under 18-year olds into armed forces and armed groups. In 2011, a total of 212 incidents of child recruitment were reported by parties to the conflict, including ANP, ALP and Anti-Government Element. Of the 212 cases of underage recruitment, verified and unverified, 173 (81 percent) were attributed to Anti-Government Element, 23 by ALP and 16 by ANP. Eleven children, including one eight-year old girl who was asked by unidentified men to carry a package to an IMF base, were killed when executing suicide attacks and a 14-year old boy was killed when planting an IED that prematurely exploded. In the last half of 2011, UNAMA interviewed 67 boys, in 13 provinces, who were detained in Juvenile Rehabilitation Centres on accusation of association with armed groups. Of these children, ranging in age from 9 to 17, about a quarter had been recruited by Anti-Government Elements to conduct military activities, plant IEDs or plan suicide attacks.” (UNAMA, Februar 2012, S. 38)
In einem Bericht der Sonderbeauftragten des UNO-Generalsekretärs für Kinder und bewaffnete Konflikte vom Juli 2011 findet sich auf Seite 16 eine Auflistung von bewaffneten Gruppen, die Kinder rekrutieren, einsetzen und töten würden – darunter die Taliban-Streitkräfte („Taliban forces“) (UNGA, 21. Juli 2011, S. 16).
Anlässlich der NATO-Operation Moshtarak führte der International Council on Security and Development (ICOS), ein internationaler Think Tank mit Sitz in London, im März 2010 in den Provinzen Helmand und Kandahar über 400 Interviews mit afghanischen Männern durch. Eine Frage lautete: Was glauben Sie, ist der Grund, warum sich andere afghanische Männer den Taliban anschließen? Der am häufigsten vermutete Grund sei das Einkommen gewesen, gefolgt von Dschihad und sozialem Status. Zwang rangierte an vierter Stelle der Antworten und sei von 34 Prozent der Befragten – Mehrfachantworten waren möglich – genannt worden:
„Q2 Why do you think other Afghan men join the Taliban?
Job or Money                                     242     57%
Jihad                                                   229     54%
Social status                                       155     36%
Coerced into doing so                         147     34%
International Occupation                     34       8%
Actions of the Afghan government       6        1%
Lack of security                                     5        1%
Afghan politics                                       3        1%
Other                                                      3        1%
Lack of education                                   2        0%” (ICOS, Mai 2010, S. 7)
In einem Bericht für das norwegische Herkunftsländerinformationszentrum Landinfo vom September 2011 schreibt der Afghanistan-Experte Antonio Giustozzi, dass Zwangsrekrutierung kein hervorstechendes Merkmal des Konflikts in Afghanistan sei. Die Aufständischen hätten sich dieser Praxis nur am Rande bedient und dabei hauptsächlich männliche Dorfbewohner, die nicht mit ihnen sympathisierten, in Gebieten unter ihrer Kontrolle gezwungen, als Lastenträger zu dienen. In Gesprächen, die 2011 in mehreren Provinzen mit Ältesten und anderen Bewohnern durchgeführt wurden, hätte niemand von Zwangsrekrutierung gesprochen, jedoch habe man sich über Steuereintreibung und Gewalt durch die Taliban beklagt. In einigen Fällen von Mobilisierungen durch die Taliban in Gemeinden könne es vorgekommen sein, dass unwillige Familien durch die Dorfältesten gezwungen wurden, im Rahmen des lashkar, einer traditionellen Form der Mobilisierung, bei der jeder Haushalt einen Mann im Kampfesalter stellen müsse, Männer als Kämpfer bereitzustellen:
„Forced recruitment has not been a salient characteristic of this conflict. The insurgents have made recourse to it only very marginally, mainly forcing male villagers in areas under their control and not sympathetic to the insurgents' cause to serve as porters. In interviews carried out in several provinces during 2011 with elders and other members of the population, nobody mentioned forced recruitment as an issue, while complaining about Taliban taxation and violence. In some cases of community mobilisation on the Taliban side, community elders might have forced some reluctant families to contribute a male to the lashkar as stipulated by the traditions. On the government side, both police and army have always been relying on volunteers since 2001, but some communities have put pressure on their youth to join the armed forces for economic reasons, or as a way to purge undesirable elements from the villages.” (Landinfo, 9. September 2011, S. 6-7)
Im selben Bericht gibt Giustozzi an, dass die Taliban bei der Rekrutierung von Selbstmordattentätern „ziemlich rücksichtslos“ vorgingen und sowohl Jungen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren als auch Erwachsene aufnehmen würden. Seit 2010/2011 würden zudem auch weibliche Personen Selbstmordanschläge verüben. Obwohl keine Hinweise auf Zwangsrekrutierung von Selbstmordattentätern deuten würden, scheine es klar zu sein, dass Jungen auch vor Erreichen des Pubertätsalters geschult und indoktriniert würden, um anschließend als Selbstmordattentäter eingesetzt werden zu können. Dieser Prozess könne sogar Jahre dauern. Die Mehrheit der Selbstmordattentäter scheine sowohl unter der afghanischen als auch der nicht-afghanischen Bevölkerung in Pakistan rekrutiert zu werden. Laut Giustozzi handle es sich bei rekrutierten Personen oftmals um Studenten einer Madrasa. Außerdem könne es vorkommen, dass Familien, die mit den Taliban in Verbindung stünden, freiwillig Jugendliche als Selbstmordattentäter bereitstellen, um innerhalb der Organisation an Prestige zu gewinnen:
„Similarly, the Taliban has been quite ruthless in the recruitment of suicide bombers, taking in young males aged 12-17 as well as adults; from 2010-11 even female suicide bombers made their appearance. Although the evidence does not suggest the forceful recruitment of suicide bombers, it seems clear that young boys, even below puberty, are taken into training/indoctrination course and may spend there even years, before graduating as proficient suicide bombers. Others seem to be recruited and deployed after relatively short (a few months) training and indoctrination; the large majority of suicide bombers appears to be recruited in Pakistan among Afghans and non-Afghans alike. Often recruits are madrasa students, sometimes families linked to the insurgency might volunteer some of their youth for suicide bombing in order to gain status within the organization” (Landinfo, 9. September 2011, S. 8)
Ein vom Europäischen Unterstützungsbüro für Asylfragen (European Asylum Support Office, EASO) im Juli 2012 veröffentlichter COI-Bericht zu den Taliban und ihren Rekrutierungsstrategien fasst die Situation hinsichtlich der Rekrutierung von Minderjährigen und Selbstmordattentätern unter Verwendung verschiedener UN-, NGO-, Regierungs- und Medienquellen sowie Aussagen der Taliban wie folgt zusammen:
„Different sources report the recruitment of minors by the Taliban, but also by other actors in the Afghan conflict. Forced recruitment of minors is also reported. They are especially vulnerable to recruitment in areas where social and state protective systems are absent, such as refugee and IDP locations.
The Taliban leadership denies the recruitment of underage persons, but they use a different criterion to determine minority. A testimony of a Taliban commander in Pakistan and a commander of Canadian forces could illustrate that the reality does not suit the claims of the Taliban leadership.
According to sources, minors are recruited as suicide attackers. Most of the sources mention that madrassas are a crucial mechanism for the indoctrination and training of suicide bombers. Most sources agree that conducting a suicide attack would require a persuaded, indoctrinated and trained person. Some sources exclude the possibility of forced recruitment for this by the Taliban.
Different sources indicate that the recruitment of minors and suicide attackers by the Taliban happens mostly in the border area: the south and south-east of Afghanistan and in madrassas and refugee communities in north-west Pakistan.” (EASO, 10. Juli 2012, S. 35)
Der Bericht des EASO stellt auch Hintergrundinformationen zu Rekrutierungsstrategien der Taliban (S. 25-39) zusammen und ergänzt diese um einen geschichtlichen Abriss seit 1978 (S. 13-17) und die Organisation der Taliban nach 2001 (S. 18-24).  (EASO, 10. Juli 2012)
 
Das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) weist im Zusammenhang mit dem oben zitierten Bericht des EASO darauf hin, dass es neben der Anwendung und Androhung unmittelbarer Gewalt auch weitere Druckmittel gebe, um Personen zu drängen, sich den Taliban anzuschließen. Dazu würden die Verbreitung von Angst, Einschüchterungen und die Nutzung von Stammesmechanismen zählen.
Außerdem weist UNHCR auf die Empfänglichkeit von Kindern für Indoktrinierung hin und schreibt, dass in Zusammenhang mit der Indoktrinierung in Madrasas und Lagern für Flüchtlinge und Binnenvertriebene die Freiwilligkeit der Entscheidungen von Kindern, sich den Taliban anzuschließen, fraglich sei:
·      UNHCR - UN High Commissioner for Refugees: Forced Recruitment by the Taliban in Afghanistan - UNHCR's perspective, 10. Juli 2012 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/2016_1341992043_4ffc31a32.pdf
 
Laut dem oben zitierten Bericht des UNO-Generalsekretärs vom April 2012 seien im Berichtszeitraum (Jänner bis Dezember 2011) 31 Fälle dokumentiert worden, in denen Kinder von bewaffneten Gruppen zwecks Rekrutierung, Lösegelderpressung, Vergeltung oder Einschüchterung von Personen mit angeblichen Verbindungen zur Regierung entführt worden seien. Bei den Entführungsopfern hätte es sich immer um Jungen gehandelt:
„18. During the reporting period, 31 incidents of abduction of children by armed groups were documented. All cases involved boys and were motivated by recruitment, kidnap-for-ransom, retaliation and intimidation for suspected association with pro-Government forces. Five of these incidents indicated a link to armed groups located in Pakistan, and involved the movement of children across the Afghanistan-Pakistan border.” (UNGA, 26. April 2012, S. 4)
Laut einem Artikel der afghanischen Zeitung Daily Afghanistan vom Juni 2012 zähle der Einsatz von Kindern zur Ausführung von Selbstmordanschlägen sowie ihre Schulung für Guerillakriege zu den vorsätzlichen Taktiken der Taliban und von Terroristen. In den vergangenen zehn Jahren hätten sie Hunderte oder gar Tausende Kinder in den südlichen und östlichen Landesteilen Afghanistans mittels Drohungen oder Anwendung von List entführt, einer Gehirnwäsche unterzogen und in Stammesgebieten und Religionsschulen ausgebildet. Anschließend seien die Kinder nach Afghanistan zurückgeschickt worden, um als Selbstmordattentäter oder bewaffnete Kämpfer eingesetzt zu werden:
„Using children in suicide operations and training them for guerilla wars are some of the deliberate tactics of the Taleban and terrorists. In the past ten years, they kidnapped hundreds and thousands of children from southern and eastern parts of the country by threatening or using tricks. They took them [the kidnapped children] to their bases to brainwash and train in tribal areas and at religious schools, and then sent back to Afghanistan for war and destruction as a suicide attacker or armed force.” (Daily Afghanistan, 4. Juni 2012)
Folgender Bericht des Danish Immigration Service (DIS) zu einer Fact-Finding-Mission nach Kabul (25. Februar bis 4. März 2012) vom Mai 2012 beinhaltet im Kapitel „The Taliban“ ein Unterkapital zur Ausbildung und zum Profil von Selbstmordattentätern (S. 29-30):
·      DIS - Danish Immigration Service: Afghanistan; Country of Origin Information for Use in the Asylum Determination Process; Report from Danish Immigration Service’s fact finding mission to Kabul, Afghanistan; 25 February to 4 March 2012, 29. Mai 2012, S. 29-30
http://www.nyidanmark.dk/NR/rdonlyres/3FD55632-770B-48B6-935C-827E83C18AD8/0/FFMrapportenAFGHANISTAN2012Final.pdf
 
Human Rights Watch (HRW) geht in einer Pressemitteilung vom August 2011 auf die Rekrutierung von Kindern als Selbstmordattentäter ein und erwähnt, dass die rekrutierten Kinder immer jünger würden. So hätten Kinder im Alter von sieben Jahren berichtet, als Selbstmordattentäter eingesetzt worden zu sein.
HRW berichtet weiters, dass die Taliban den Einsatz von Kindern als Selbstmordattentäter oder für andere militärische Zwecke abgestritten hätten. Sie hätten einen Verhaltenskodex veröffentlicht und versprochen, das Kriegsrecht zu respektieren. Außerdem habe ihr Anführer Mullah Omar in einer Stellungnahme erneut die Verpflichtung der Taliban zum Schutz von ZivilistInnen bekräftigt:
„There has been an alarming increase in recent months of suicide bombings, and attempted suicide bombings, by children, Human Rights Watch said. Younger and younger children have been involved. Children as young as 7 have reported that they were deployed as suicide bombers. Surviving children who trained as suicide bombers describe having been given amulets containing verses from the Quran that they were told would protect them from the explosion. They said they were told that when the bomb they carried detonated, everyone around them would die but they would survive. […]
The Taliban has pledged to respect the laws of war, published a code of conduct, and recently released a statement by its leader, Mullah Omar, renewing a commitment to protect civilians. The Taliban has denied using children as suicide bombers or for other military purposes.” (HRW, 31. August 2011)
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat eine Übersetzung der Verhaltensregeln (Layha) für Taliban-Kämpfer (Mudschahids) veröffentlicht. Im Kapitel 12 „Über Verbote“ regelt Artikel 69, dass es Minderjährigen ohne Bart (Lagharzani) verboten sei, in den Wohnstätten und Militärzentren der Mudschahids zu wohnen:
„69. Non-adults (underage persons without beards) are forbidden to live in the Mujahids residential places and military centres.” (IKRK, März 2011, S. 118).
Laut dem Länderbericht des US-amerikanischen Außenministeriums (US Department of State, USDOS) zur Menschenrechtslage vom Mai 2012 (Berichtsjahr: 2011) gibt es vereinzelte Hinweise darauf, dass Fälle von Rekrutierung minderjähriger Soldaten durch Aufständische weiterhin im Steigen begriffen seien. Es gebe außerdem glaubwürdige Berichte, dass die Taliban und andere aufständische Gruppen Kinder bzw. Jugendliche unter 18 Jahren rekrutiert hätten. Die Kinder seien als Selbstmordattentäter, menschliche Schutzschilde und Helfer eingesetzt worden. Der Bericht erwähnt weiters, dass Präsident Hamid Karsai 20 Kinder im August 2011 begnadigt habe, die vom Inlandsgeheimdienst National Directorate of Security (NDS) verhaftet worden seien, als sie versucht hätten, Selbstmordanschläge zu verüben:
„Increasingly, the insurgency used children in suicide bombing attempts. In August President Karzai pardoned 20 children who had been arrested by the NDS [National Directorate of Security] while trying to carry out suicide bombings, stating that they had been deceived and oppressed by the country’s enemies.” (USDOS, 24. Mai 2012, Section 1d)
„Anecdotal evidence suggested that insurgent recruitment of underage soldiers continued to rise. There were also numerous credible reports that the Taliban and other insurgent forces recruited children younger than age 18, in some cases as suicide bombers and human shields, and in other cases to assist with their work. The media, NGOs, and UN agencies reported that the Taliban tricked children, promised them money, or forced them to become suicide bombers. President Karzai ordered the release of 20 such incarcerated children on August 25. […]
Insurgents used civilians, including children as young as age three, as human shields, either by forcing them into the line of fire or by basing operations in civilian settings.” (USDOS, 24. Mai 2012, Section 1g)
In seinem Länderbericht zu Menschenhandel vom Juni 2012 (Berichtsjahr: 2011) schreibt das USDOS, dass die Behörden mehrere Kinder festgenommen hätten, die geplant hätten, Selbstmordanschläge zu verüben. Laut Berichten seien die Kinder zuvor von bewaffneten Gruppen in Pakistan psychologisch genötigt, geschult und ausgerüstet worden:
„Authorities arrested several would-be child suicide attackers after they were reportedly psychologically coerced, trained, and equipped in Pakistan by armed opposition groups.” (USDOS, 19. Juni 2012)
Folgende Quellen berichten über Ereignisse in Zusammenhang mit Kindern, die von aufständischen Gruppen rekrutiert wurden:
Laut einem Blogbeitrag auf der Website des Children’s Rights Institute (CRI) vom April 2012 verübte ein Junge am 26. März 2012 einen Selbstmordanschlag auf die Internationale Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) und MitarbeiterInnen humanitärer Hilfsorganisationen. Die Taliban hätten sich zu dem Anschlag bekannt:
„On March 26, a ‚clean and washed’ young boy blew himself up in a suicide-homicide bomb attack on International Security Assistance Force (ISAF) and humanitarian aid workers.
David Savage, a 49-year old AusAID worker, was closest to the child when the bomb detonated. This attack marks the first time an Australian civilian has been injured in the Afghan conflict. An Afghan child, in addition to the bomber, was injured in the atrocity. […]
The Taliban claimed responsibility for the bombing, calling it ‚revenge’ for U.S. Staff Sergeant Robert Bales'alleged ‚massacre’ of 17 Afghan civilians, including nine children. […]
Regardless of the motive for revenge, the Taliban has a history of systematically recruiting child suicide bombers. In 2007, they recruited a 6-year old Afghan boy by telling him the explosive belt would spray flowers. An 8-year old girl unknowingly carried a remotely detonated bomb toward a police vehicle in 2011, and 13-year old boys were used in 2008, 2009, and 2011.” (CRI, 10. April 2012)
Über denselben Vorfall berichtet die australische Tageszeitung The Sydney Morning Herald (SMH) in folgendem Artikel vom März 2012:
·       SMH - The Sydney Morning Herald: Boy bomber in attack on high-profile Australian aid worker, 28. März 2012
http://www.smh.com.au/opinion/political-news/boy-bomber-in-attack-on-highprofile-australian-aid-worker-20120328-1vx6q.html
 
In einem Artikel vom Februar 2012 beruft sich CNN auf die Angaben eines Sprechers des afghanischen Innenministeriums, dem zufolge die afghanische Polizei 41 Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren aufgegriffen habe, die von Aufständischen zur Ausführung von Selbstmordanschlägen vorgesehen worden seien. Die Kinder hätten von der afghanischen Provinz Kunar nach Pakistan gebracht werden sollen, um dort, wie die Polizei vermutet, geschult, einer Gehirnwäsche unterzogen und anschließend nach Afghanistan zurückgeschickt zu werden. Bei einem weiteren Vorfall im Februar 2012 seien in der Provinz Kandahar zwei Kinder wegen des Verdachts, einen Selbstmordanschlag zu planen, erneut verhaftet worden. Laut offiziellen Angaben seien sie schon einmal wegen geplanter Selbstmordattentate verhaftet, jedoch anschließend im Sommer 2011 von Präsident Karzai begnadigt worden:
„Afghan police have intercepted 41 children whom insurgents were planning to use as suicide bombers, an Interior Ministry spokesman said Tuesday.
Four suspected insurgents were about to smuggle the children across the mountains into Pakistan from eastern Kunar province on Friday, said Sediq Seddiqi, the spokesman.
‚We strongly believe that the children were being taken to Pakistan to be trained, brainwashed and sent back as Afghan enemies,’ Seddiqi said.
The children are aged between 6 and 11, he said.
Police handed the children back to their families after they were rescued in the Watapur district of Kunar province, he said. […]
Earlier this month Afghan forces rearrested two children in Kandahar province on suspicion of planning to be suicide bombers.
The two were from a group of would-be suicide bombers who were pardoned by President Hamid Karzai last summer, according to a press statement from the Kandahar governor's office.
They had gone to Quetta, Pakistan, to get more training before being sent back to Afghanistan for suicide attacks, the statement said.” (CNN, 21. Februar 2012)
Zu beiden im CNN-Artikel vom Februar 2012 angeführten Vorfällen berichtet unter anderem auch folgender Artikel des deutschen Nachrichtenmagazins Der Spiegel vom Februar 2012:
·      Der Spiegel: Taliban zwingen Kinder zu Selbstmordattentaten, 21. Februar 2012
http://www.spiegel.de/politik/ausland/krieg-in-afghanistan-taliban-zwingen-kinder-zu-selbstmordattentaten-a-816632.html
 
Weitere Informationen zur Zwangsrekrutierung von Kindern durch die Taliban stellt folgende ACCORD-Anfragebeantwortung vom Oktober 2011 zur Verfügung:
·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zu Afghanistan: Zwangsrekrutierung von Kindern durch die Taliban in Afghanistan allgemein und Aktivitäten in der Provinz Daikundi [a-7711], 5. Oktober 2011
http://www.ecoi.net/file_upload/response_de_204485.html

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 13. August 2012)
·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zu Afghanistan: Zwangsrekrutierung von Kindern durch die Taliban in Afghanistan allgemein und Aktivitäten in der Provinz Daikundi [a-7711],, 5. Oktober 2011
http://www.ecoi.net/file_upload/response_de_204485.html
·      CNN: Afghan police intercept suspected suicide bomb children, 21. Februar 2012
http://articles.cnn.com/2012-02-21/asia/world_asia_afghanistan-child-bombers_1_afghan-police-suicide-bombers-kunar-province?_s=PM:ASIA
·      CRI - The Children’s Rights Institute: Child Suicide Bomber Targets Patrol and Aid Workers in Afghanistan, 10. April 2012
http://www.childrensrightsinstitute.org/2012/04/child-suicide-bomber-targets-patrol-and-aid
·      Daily Afghanistan: Afghan paper urges government action against use of children in suicide attacks, 4. Juni 2012 (zitiert nach BBC Monitoring)
·      Der Spiegel: Taliban zwingen Kinder zu Selbstmordattentaten, 21. Februar 2012
http://www.spiegel.de/politik/ausland/krieg-in-afghanistan-taliban-zwingen-kinder-zu-selbstmordattentaten-a-816632.html
·      DIS - Danish Immigration Service: Afghanistan; Country of Origin Information for Use in the Asylum Determination Process; Report from Danish Immigration Service’s fact finding mission to Kabul, Afghanistan; 25 February to 4 March 2012, 29. Mai 2012
http://www.nyidanmark.dk/NR/rdonlyres/3FD55632-770B-48B6-935C-827E83C18AD8/0/FFMrapportenAFGHANISTAN2012Final.pdf
·      EASO - European Asylum Support Office: Afghanistan: Taliban Strategies - Recruitment, 10. Juli 2012 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/2016_1341994768_bz3012564enc-complet-en.pdf
·      HRC - UN Human Rights Council (formerly UN Commission on Human Rights): Report of the United Nations High Commissioner for Human Rights on the human rights situation in Afghanistan and technical assistance achievements in the field of human rights [A/HRC/19/47], 18. Januar 2012 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1930_1329383883_a-hrc-19-47-en.pdf
·      HRW - Human Rights Watch: Taliban Should Stop Using Children as Suicide Bombers, 31. August 2011 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/200878/320161_de.html
·      ICOS – International Council on Security and Development: Operation Moshtarak: Lessons Learned, Mai 2010
http://www.icosgroup.net/static/reports/operation_moshtarak.pdf
·      IKRK - Internationales Komitee vom Roten Kreuz: International Review of the Red Cross, 2011 – No. 881 – Conflict in Afghanistan (II), März 2011
http://www.icrc.org/eng/resources/international-review/review-881-afghanistan/review-881-all.pdf
·      Landinfo - Norwegian Country of Origin Information Centre: Afghanistan: Human Rights and Security Situation; Report by Dr. Antonio Giustozzi, 9. September 2011 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1788_1317648256_1745-1.pdf
·      SMH - The Sydney Morning Herald: Boy bomber in attack on high-profile Australian aid worker, 28. März 2012
http://www.smh.com.au/opinion/political-news/boy-bomber-in-attack-on-highprofile-australian-aid-worker-20120328-1vx6q.html
·      UNAMA - UN Assistance Mission in Afghanistan: Annual Report 2011; Protection of Civilians in Armed Conflict, Februar 2012 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/90_1328540271_unama-poc-2011-report-final-feb-2012.pdf
·      UNGA - UN General Assembly: Annual report of the Special Representative of the Secretary-General for children and armed conflict, Radhika Coomaraswamy, 21. Juli 2011
http://www2.ohchr.org/english/bodies/hrcouncil/docs/18session/A.HRC.18.38_en.pdf
·      UNGA - UN General Assembly: Children and armed conflict: report of the Secretary-General [A/66/782-S/2012/261], 26. April 2012 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/2016_1341816543_n1232083.pdf
·      UNHCR - UN High Commissioner for Refugees: Forced Recruitment by the Taliban in Afghanistan - UNHCR's perspective, 10. Juli 2012 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/2016_1341992043_4ffc31a32.pdf
·      USDOS - US Department of State: Trafficking in Persons Report 2012 - Afghanistan, 19. Juni 2012 (verfügbar auf ecoi.net)
https://www.ecoi.net/local_link/219911/341132_de.html
·      USDOS - US Department of State: Country Reports on Human Rights Practices 2011 - Afghanistan, 24. Mai 2012 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/217656/338419_de.html