Anfragebeantwortung zum Kosovo: Behandlungsmöglichkeit einer sehr schwer behandelbaren Form der Epilepsie in spezialisierten Versorgungseinrichtungen [a-10812]

5. Dezember 2018

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Es konnten keine Informationen zur Behandlungsmöglichkeit einer sehr schwer behandelbaren Form der Epilepsie in spezialisierten Versorgungseinrichtungen gefunden werden. Im Folgenden finden Sie allgemeine Informationen zur Behandlung von Epilepsie sowie allgemeine Informationen zum Gesundheitssystem im Kosovo.

 

Das Schweizer Staatssekretariat für Migration (SEM), eine Bundesbehörde der Schweizerischen Eidgenossenschaft, veröffentlichte im Oktober 2016 einen Bericht zu Behandlungen bei psychischen Erkrankungen. Darin heißt es:

„Die Neurologische Klinik zählt 19 Ärzte und 59 Schwestern. Epilepsie-Behandlungen erfolgen in einer Unterabteilung der Neurologischen Klinik der Universität Pristina. Dort gibt es mehrere Neurologen, welche eine Epilepsie-Supervision sicherstellen und auch die Medikation nötigenfalls anpassen können. Ebenso stehen in Regionalspitälern Neurologen zur Verfügung.“ (SEM, 25. Oktober 2016, S. 22)

Die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH), der unabhängige Dachverband der Flüchtlings- und Menschenrechtsorganisationen in der Schweiz, veröffentlichte im September 2016 eine Auskunft zur Behandelbarkeit von Epilepsie bei Kindern im Kosovo. Darin wird auf ein Interview mit einer Fachperson im Bereich Neuropädiatrie des Universitären Klinikzentrums in Prishtina verwiesen:

„Spezifische Behandlungen in Prishtina verfügbar. Gemäss Auskunft einer Fachperson im Bereich Neuropädiatrie des Universitären Klinikzentrums in Prishtina gibt es dort drei Fachärzte für Neuropädiatrie. Verschiedene Formen von Epilepsie und mögliche Komplikationen können dort behandelt werden, einschliesslich durch Urinuntersuchung (Toxine Screening), cMRT-Untersuchung zum Ausschluss von Hirndruck und Wachstum der Subarachnoidalyste, EEG, Kernspintomographie und Blutuntersuchungen alle 6‑12 Monate: Blutbild, SGOT, SGPT, Gamma-GT, Alk. Phosphatase, NA+, K+, Ca2+, CI, Phosphat, Lipase, Gerinnung (Quick, PTT, Fibrinogen), Valproat- und Carbazepinspiegel.“ (SFH, 30. September 2016, S. 5)

In einer Anfragebeantwortung der BFA-Staatendokumentation zur Behandelbarkeit einer Person mit Epilepsie, spastischer Tetraparese, Strabismus und Depressio major vom März 2016 wird eine Auskunft des Verbindungsbeamten des Bundesministeriums für Inneres (BMI) im Kosovo zitiert, der sich auf ein Gespräch mit einem Abteilungsleiter für öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium im Kosovo beruft. Dieser habe gemeint, dass der Patient an mehreren Krankheiten leide, die eine multifunktionale, komplexe und hochentwickelte Behandlung erfordern würden. Diese Art der Behandlung könne das öffentliche Gesundheitswesen im Kosovo nicht leisten:

Following the BFA request for further information in regards to the case Nr. 0115/2016-KS, I met and discussed the issue-s with Dr. P. B. – Chef of Division of Public Health, within Ministry of Health of Kosovo who emphasized the following:

1. Ist eine medizinische Grundversorgung für die oben angeführten Krankheiten im Kosovo möglich?

Answer:

‘The above mentioned patient suffers from multiple illnesses that accordingly, require multifunctional, complex and advanced treatment. Kosovo public health system is not in the position to offer these kind of treatments. Due to technical reasons, we cannot offer the type of treatment that he/she is getting in Austria. There is no such hospital/center that would hospitalize/keep these kinds of patients, or at least treat them in an adequate manner and according to the protocol of the illness.

Source of information for the above questions was Mr. P. B. with whom I met on 15.03.2016 in the environment of the Ministry of Health of Kosovo’.

VB des BM.I für Kosovo (18.3.2016): Auskunft des VB, per Email“ (BFA Staatendokumentation, 22. März 2016)

Im Länderinformationsblatt Kosovo 2018, das für das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) verfasst wurde, finden sich folgende Informationen zum Gesundheitssystem im Kosovo:

„II. Gesundheitssystem

1. Allgemeine Informationen

Das Gesundheitssystem im Kosovo ist auf drei Ebenen organisiert: die primär, sekundäre und tertiäre Ebene.

Die primäre Gesundheitsversorgung wird von Familien-Gesundheitszentren durchgeführt, die in mehr als 30 Städten in ganz Kosovo tätig sind und nur eine begrenzte Diagnosekapazität haben. Auch Familien-Gesundheitszentren und Rettungsdienste bieten grundlegende Primärversorgung.

Sekundäre Gesundheitsleistungen werden von sechs regionalen Krankenhäusern angeboten, die in den wichtigsten Städten des Kosovo liegen. Alle Krankenhäuser sind in Betrieb, jedoch ist die Kapazität der Labore und Röntgenabteilungen begrenzt. Regionale Krankenhäuser haben in der Regel 450 - 550 Betten.

Die Tertiäre Gesundheitsversorgung wird vom Universitätsklinikum in Priština angeboten. 2 500 Betten stehen zur Verfügung. […]

Leistungen:

Der Kosovo hat bislang trotz mehrerer Versuche kein öffentliches Krankenversicherungssystem etablieren können. Die meisten privaten Krankenversicherungen bieten umfangreiche Übernahme an; diese ist jedoch für weite Teile der Bevölkerung nicht finanzierbar.

Kosten:

Je nach benötigter Behandlung fallen für PatientInnen Kosten an. Im primären Sektor muss (wenn keine Ausnahme bewilligt wird) eine Basisgebühr von etwa 1€ entrichtet werden. Zusätzlich müssen Medikamente oftmals von den PatientInnen bezahlt werden, da die Einrichtungen unter ständigen Engpässen leiden. Im sekundären und tertiären Sektor sind die Kosten abhängig von Behandlung und Einrichtung; beispielsweise kostet eine Spezialbehandlung in der Psychiatric Clinic of Kosovo University Clinical Center 5 Euro, aber andere Kliniken könnten andere Preise aufrufen.

2. Medizinische Versorgung und Medikamente

Das Universitätsklinikum Kosovo QKUK-KUCC (Kosovo University Clinical Center) ist die wichtigste staatliche Gesundheitseinrichtung und befindet sich in Priština. KUCC ist ein Zentralverband unter dessen Aufsicht 15 Kliniken arbeiten.

Die folgenden Kliniken arbeiten unter KUCC: Anästhesie und Intensivstation, Chirurgie, Dermatologie und sexuell übertragbare Krankheiten, Gynäkologie und Geburtshilfe, Kinderchirurgie, Kinderklinik, Lungenklinik, Neurochirurgie, Neurologie, Notfallversorgung, Orthopädie, Psychiatrie, Urologie, Nationales Institut für Gesundheit (National Institute of Public Health), Zentralapotheke.

Der private Gesundheitssektor deckt viele Gesundheitsbereiche ab. Im Vergleich zu den Leistungen der KUCC, sind private Leistungen meist von höherer Qualität. Diese sind jedoch teuer und für die breite Bevölkerung meist nicht erschwinglich. Die bekanntesten privaten Kliniken im Land sind: American Hospital, Aloka Clinic, Bahçeci, Euromed und das Rezonanca Krankenhaus.

Aufnahmeprozedur:

Personen müssen zuerst Einrichtungen der primären Ebene des Gesundheitssystems, d.h. die Familiengesundheitszentren, kontaktieren. Falls weitere Kontrolluntersuchungen notwendig sind, sollten regionale Krankenhäuser aufgesucht werden. Sollten Dienstleistungen auf der sekundären Ebene nicht verfügbar sind, erhalten die Patienten eine schriftliche Überweisung für Behandlungen, in der QKUK Klinik in Priština auf der dortigen tertiärer Ebene.

Verfügbarkeit und Kosten von Medikamenten

Medikamente, die sich auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel befinden, sollten in jedem öffentlichen Gesundheitszentrum kostenlos zur Verfügung stehen. Leider sind diese in der Praxis aber in öffentlichen Kliniken nicht vorrätig. Private Apotheken können benötigte Medikamente importieren lassen, diese sind aber teuer und die Bereitstellung ist nicht immer gewährleistet. Ebenfalls gibt es die Möglichkeit, Medikamente aus benachbarten Regionen/Ländern zu importieren.“ (IOM, 2018, S. 4-5)

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 5. Dezember 2018)