Anfragebeantwortung zum Sudan: Informationen zur wirtschaftlichen und sozialen Lage von Personen aus Darfur in Khartum (Bedeutung von verwandtschaftlichen Verhältnissen; afrikanisch- und arabischstämmige Personen) [a-10029]

17. Februar 2017

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Das East and Horn of Africa Human Rights Defenders Project (EHAHRDP), eine NGO, die sich für die Rechte von MenschenrechtsverteidigerInnen einsetzt, habe laut einem gemeinsamen Bericht der dänischen Einwanderungsbehörde (Danish Immigration Service, DIS) und des britischen Innenministeriums (UK Home Office) vom September 2016 zu einer von Februar bis März durchgeführten Fact-Finding-Mission nach Khartum, Kampala und Nairobi zur Lage von Personen aus Darfur angegeben, dass es SudanesInnen aus Konfliktgebieten, die in Karthum leben würden, am Zugang zu grundlegenden Diensten mangle und dass sie von wirtschaftlicher, sozialer und politischer Ausgrenzung betroffen seien:

„One source [EHAHRDP] noted that Sudanese from conflict areas living in Khartoum lacked access to basic services, and faced economic, social and political exclusion.“ (UK Home Office / DIS, August 2016, S. 25)

Mehrere Quellen hätten laut dem gemeinsamen Bericht des DIS und des UK Home Office angegeben, dass die einzig wirkliche Schwierigkeit beim Zugang zu Wohnraum für Menschen aus Darfur oder den „zwei Gebieten“ (Südkordofan und Bundesstaat Blauer Nil) gewesen sei, ob die Person über ausreichend Einkommen oder finanzielle Mittel verfügt habe, um an einem bestimmten Ort zu wohnen. Die Quellen hätten angegeben, dass Personen aus Darfur oder den zwei Gebieten gewöhnlicher Weise über beschränkte finanzielle Mittel verfügen würden und so gezwungen seien, in den ärmeren Slum-Gemeinschaften am Rande der Stadt zu leben, wo der Wohnraum grundsätzlich einem schlechten Standard entspreche. Bezüglich der Distrikte Mayo und Omdurman sei erwähnt worden, dass diese größere Bevölkerungsgruppen aus Darfur und den zwei Gebieten beheimaten würden. Mehrere Quellen hätten zudem zahlreiche andere Gebiete in Khartum angeführt, wo solche Gemeinschaften leben würden:

„Sources highlighted that the only real difficulty regarding access to housing for persons from Darfur or the Two Areas [Southern Kordofan and the Blue Nile State], was whether a person had sufficient income or financial resources to live in a particular place. Sources noted that usually persons from Darfur and the Two Areas had limited financial means and so were forced to live in the poorer slum communities on the outskirts of the city, where housing was generally of a poor standard. The districts of Mayo and Omdurman were mentioned as having sizeable populations from Darfur and the Two Areas. Several sources also noted numerous other areas in Khartoum where such communities lived.” (UK Home Office / DIS, August 2016, S. 26)

Der Flüchtlingskommissar des sudanesischen Innenministeriums (Commissioner for Refugees) habe laut demselben Bericht angegeben, dass es in Khartum keine Gebiete gebe, die ausschließlich von Personen aus Darfur und den zwei Gebieten bewohnt würden. Sowohl Ahmed Eltoum Salim, der Direktor des European and African Centre (EAC) als auch der Flüchtlingskommissar hätten angemerkt, dass Personen aus Darfur und den zwei Gebieten zumindest anfangs meist bei Verwandten in Khartum leben würden. In diesen Slum-Gemeinschaften sei es zu Zwangsräumungen gekommen. Im Allgemeinen habe dies dazu geführt, dass Gemeinschaften gezwungen gewesen seien, weiter außerhalb Khartums zu leben, wo der Zugang zu sozialen Diensten sehr eingeschränkt gewesen sei. Ein privater internationaler Berater, der sich seit den 1980er-Jahren mit dem Sudan beschäftige, habe beobachtet, dass Darfuris dazu tendieren würden, in großen Enklaven in neuen Ballungsräumen in Khartum mit Wasser, Elektrizität usw. zu leben, jedoch hätten die „Personen dafür zahlen müssen“. Einige Quellen hätten berichtet, dass es wirtschaftlich besser gestellte Darfuris und Personen aus den zwei Gebieten gebe, die in besseren Teilen Khartums, darunter dem Stadtzentrum, leben würden:

„The Commissioner for Refugees, Ministry of Interior, noted that there were no areas in Khartoum exclusively inhabited by people from Darfur and the Two Areas. Both EAC [Ahmed Eltoum Salim, Director, European and African Centre] and the Commissioner for Refugees remarked that persons from Darfur and the Two Areas often stayed with relatives in Khartoum, at least initially. Forced evictions occurred in these slum communities. Usually this resulted in communities being forced to live further outside Khartoum, where access to services was very limited. The international consultant [private consultant who has been working on Darfur since the 1980’s] observed that Darfuris tended to live in large enclaves in new conurbations in Khartoum with water, electricity etc., but observed that ‘people had to pay for it’. Some sources pointed out that there were economically better-off Darfuris and people from the Two Areas who lived in better parts of Khartoum including the centre of the city.” (UK Home Office / DIS, August 2016, S. 26)

Die Quellen hätten bestätigt, so derselbe Bericht, dass der Zugang zur Gesundheitsversorgung in Slumgebieten, wo die Mehrheit der Personen aus Darfur und der zwei Gebiete gelebt hätte, grundsätzlich schlecht gewesen sei, obwohl angemerkt worden sei, dass es einige öffentliche Krankenhäuser in Khartum gegeben habe, wo es Zugang zu niedrigpreisiger Gesundheitsversorgung gegeben habe. Der Großteil der Quellen habe angedeutet, dass es beim Zugang zu Gesundheitsversorgung in Khartum keine systematische Diskriminierung von Personen aus Darfur und den zwei Gebieten gegeben habe, wenn diese dafür aufkommen könnten. EHAHRDP habe angegeben, dass SudanesInnen aus Konfliktgebieten, die in Khartum leben würden, keinen Zugang zu grundlegenden Diensten gehabt hätten, der Zugang zu Gesundheitsversorgung sei in Khartum insgesamt jedoch besser als in Darfur und den zwei Gebieten:

„Sources confirmed that access to healthcare in the slum areas, where the majority of persons from Darfur and the Two Areas lived was generally poor, although it was noted that there were a few public hospitals in Khartoum where there was access to low cost healthcare. Most sources indicated that there was no systematic discrimination against persons from Darfur and the Two Areas in accessing healthcare in Khartoum, providing they could pay for it. EHAHRDP commented that Sudanese from conflict areas living in Khartoum lacked access to basic services, although mentioned that general access to healthcare in Khartoum was better than in Darfur and the Two Areas.” (UK Home Office / DIS, August 2016, S. 26)

Eine westliche Botschaft habe laut dem Bericht beobachtet, dass es in Khartum an humanitären Hilfsleistungen mangle, um vulnerable Gemeinschaften zu unterstützen, darunter Binnenvertriebene, die vorübergehend aus Darfur und den zwei Gebieten vertrieben worden seien. Humanitäre Organisationen, die nicht mit der Regierung in Verbindung stünden, hätten Schwierigkeiten gehabt, Berechtigungen und Visa für ihre MitarbeiterInnen zu erhalten. EHAHRDP habe angeführt, dass das Humanitarian Affairs Committee (HAC) in Khartum, eine Regierungsbehörde, in der Vergangenheit internationale Organisationen wie den Roten Halbmond bei der Bereitstellung von Hilfsleistungen eingeschränkt habe. Eine zivilgesellschaftliche NGO, die sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Darfuris in Khartum einsetze, habe angegeben, dass es in den Slumgebieten des Großraums Khartum soziale Komitees gegeben habe, welche die örtlichen Gemeinschaften hinsichtlich des Zugangs zu Diensten unterstützt hätten:

„Western embassy (A) observed that there was a lack of humanitarian assistance in Khartoum to support vulnerable communities, including IDPs temporarily displaced from Darfur and the Two Areas. It was noted by the source that humanitarian organisations not associated to the government, faced difficulties obtaining permits and visas for staff. EHAHRDP advised that the Humanitarian Affairs Committee (HAC) in Khartoum, which was a government body, had previously restricted international organisations, such as the Red Crescent Society, from providing aid relief. The civil society NGO [working to improve living conditions for Darfuri people in Khartoum] advised that in the slum areas of Greater Khartoum there were social committees supporting to the local communities with regard to access to services.” (UK Home Office / DIS, August 2016, S. 27)

Die für den Bericht befragten Quellen hätten hervorgehoben, so der Bericht weiters, dass die verbesserten wirtschaftlichen Bedingungen, darunter der Zugang zu Arbeit, als Pull-Faktor gewirkt habe, der auf Migration aus Darfur und den zwei Gebieten nach Khartum Einfluss gehabt habe. Mehrere Quellen hätten angegeben, dass Personen aus Darfur und den zwei Gebieten vorwiegend im informellen Bereich, beispielsweise als Sicherheitspersonal und in Wäschereien, auf Baustellen oder in der Landwirtschaft gearbeitet hätten. Mehrere Quellen hätten zudem bestätigt, dass Personen aus Darfur und den zwei Gebieten, insbesondere Frauen, auch illegal, beispielsweise als Tee-, Kaffee- und AlkoholverkäuferInnen gearbeitet hätten. Mehrere Quellen hätten darauf hingewiesen, dass Personen aus Darfur und den zwei Gebieten zu einem gewissen Grad von Diskriminierung betroffen gewesen seien, der sich in ihrem eingeschränkten Zugang zu bestimmten Jobs/Bereichen auf dem Arbeitsmarkt in Khartum niedergeschlagen habe. Beispielsweise würden es solche Personen wahrscheinlich schwierig finden, qualifizierte Arbeitsplätze zu bekommen und in bestimmte qualifizierte Berufe oder Bereiche einzutreten, insbesondere innerhalb des öffentlichen Bereichs. Mehrere Quellen hätten zudem auf die ungünstigen wirtschaftlichen Bedingungen und den allgemeinen Arbeitsplatzmangel im Sudan als einen zusätzlichen Faktor hingewiesen, der es für Darfuris und Personen aus den zwei Gebieten schwierig gemacht habe, Zugang zu Arbeit im formellen Sektor zu erhalten. Als Ergebnis hätten jene mit einem akademischen Hintergrund den Sudan verlassen, um im Ausland zu arbeiten, beispielsweise in den Golfstaaten oder in Europa. Der internationale Berater habe angemerkt, dass sich Personen aus Darfur oder den zwei Gebieten vorwiegend in zwei Gruppen unterteilen ließen – Gebildete, die professionell, etwa als LehrerInnen oder Selbstständige angestellt seien und Personen ohne formelle Ausbildung, die im informellen Sektor, wie in der Landwirtschaft oder auf Baustellen, arbeiten würden:

„Sources highlighted the improved economic conditions, including access to employment, as one of the pull factors driving migration from Darfur and the Two Areas to Khartoum. Several sources noted that persons from Darfur and the Two Areas predominantly worked in the informal sector, for example as security guards; laundry; construction or agriculture. Several sources also confirmed that persons from Darfur and the Two Areas, especially women, could also be found working illegally, for example illegal selling of tea or coffee or selling alcohol. (see also 4.7 Public Order Laws) Several sources indicated that persons from Darfur or the Two Areas experienced some degree of discrimination which was reflected in their limited access to certain types of jobs/sectors in the labour market in Khartoum. For instance, such persons would likely find it difficult to secure skilled employment; enter into certain qualified professions or sectors especially within the public sector. Several sources also pointed at the adverse economic conditions and the general shortage of jobs in Sudan as an additional factor, which made it difficult for Darfuris and persons from the Two Areas to access employment in the formal sector. As a result those with an academic background tended to leave Sudan to work overseas, for example in the Gulf states or Europe. The international consultant noted that those from Darfur or the Two Areas were broadly divided into two groups – those who were educated and who were professionally employed, e.g. as teachers or self-employed, and those who lacked a formal education and worked in the informal sector, such as agriculture or construction.” (UK Home Office / DIS, August 2016, S. 28)

Eine Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Khartum habe angemerkt, dass afrikanische Stämme aus Darfur, wie die Masalit, Fur und Tunjur oder (afrikanische) Stämme aus den Nubabergen mit höherer Wahrscheinlichkeit von Diskriminierung am Arbeitsmarkt betroffen seien. Eine weitere westliche Botschaft habe Diskriminierung am Arbeitsmarkt gegenüber afrikanischen (nicht-arabischen) Personen aus Darfur und den zwei Gebieten mit den Schwierigkeiten verglichen, die MigrantInnen/Flüchtlinge bei der Arbeitssuche in Europa hätten. Einige Quellen hätten angeführt, dass Loyalität zum Regime/National Congress Party die Wahrscheinlichkeit auf eine Anstellung in einigen Sektoren beeinflusse. Andere Quellen hätten angegeben, dass Darfuris und Personen aus den zwei Gebieten bei den bewaffneten Kräften, darunter der Polizei, angestellt seien. Der internationale Berater habe es jedoch auf Grundlage seiner Erfahrung als unwahrscheinlich eingestuft, dass die Vorschriften im Doha Document for Peace in Darfur [Friedensabkommen vom Mai 2011, Anm. ACCORD], die darauf abzielen würden, die Vertretung von Darfuris in staatlichen Ämtern und den bewaffneten Streitkräften zu verbessern, erfüllt worden seien:

„The Khartoum based human rights organisation noted that Darfuri African tribes, such as the Masalit, Fur and Tunjur or (African) tribes from the Nuba Mountains were more likely to experience employment discrimination. Western embassy (C) likened employment discrimination against African (non-Arabs) from Darfur and the Two Areas as similar to the difficulties faced by migrants / refugees seeking employment in Europe. Some sources indicated that loyalty to the regime / NCP [National Congress Party] would influence the likelihood of employment in some sectors. Other sources identified that Darfuris and persons from the Two Areas could be found employed in the armed forces, including the police. However, based on his experience, the international consultant considered it unlikely that the provisions in the Doha Document for Peace in Darfur (DDPD), aimed at improving representation of Darfuris in government positions and the armed forces had been met.” (UK Home Office / DIS, August 2016, S. 28-29)

Einige Quellen hätten laut dem Bericht angegeben, dass Personen aus Darfur und den zwei Gebieten und insbesondere jene afrikanischer Abstammung in gewissem Ausmaß von Diskriminierung und gesellschaftlicher Schikanierung betroffen gewesen seien. Um dies zu illustrieren hätten fünf Quellen auf die Verwendung von abwertenden Phrasen wie „Sklave“ insbesondere durch Angehörige der arabischen Stämme in den Flussgebieten hingewiesen. Die International Crisis Group (ICG), eine unabhängige, nicht gewinnorientierte Nichtregierungsorganisation, deren Ziel es ist, mittels Informationen und Analysen zur Verhinderung bzw. Lösung gewaltsamer Konflikte beizutragen, habe angemerkt, dass trotz „systematischer” Diskriminierung, die Personen aus Darfur und den zwei Gebieten bei der Ausübung politischer Aktivitäten einschränke, es solchen Gemeinschaften möglich gewesen sei, „tagtäglich“ in Khartum zu leben. Der Level der Diskriminierung, von der eine Einzelperson betroffen sein könne, stehe in Verbindung damit, wie sehr eine Person politisch aktiv gewesen sei und wie lange diese Personen in der Stadt gelebt hätten. Laut ICG sei es wahrscheinlicher, dass jene mit über einen längeren Zeitraum aufgebauten Verbindungen von weniger Diskriminierung in Khartum bedroht seien:

„A number of sources observed that persons from Darfur and the Two Areas [Southern Kordofan and the Blue Nile State], and in particular those of African descent, experienced some level of discrimination or societal harassment. To illustrate this, five sources referred to the use of derogatory phrases such as ‘slave’, especially from those belonging to Riverine Arab tribes. Crisis Group noted that despite ‘systematic’ discrimination restricting those from Darfur and the Two Areas in conducting political activities, such communities were able to live ‘day to day’ in Khartoum. The source also considered that the level of discrimination an individual may experience was linked to how politically involved a person was and how long they had lived in the city; according to the source those with established links over a longer period would likely experience less discrimination in Khartoum.” (UK Home Office / DIS, August 2016, S. 30)

Die befragte westliche Botschaft habe laut dem UK Home Office/DIS-Bericht angemerkt, dass es keine sichtbare gesellschaftliche Diskriminierung gegenüber Darfuris und Personen aus den zwei Gebieten gebe, außer innerhalb der Gemeinschaft der StudentInnen. Die Anwaltsvereinigung Darfur Bar Association (DBA) habe angemerkt, dass Diskriminierung eher von den Behörden als der zivilen Bevölkerung ausgeübt werde. DBA habe Fälle von Diskriminierung mit Beteiligung der Polizei für öffentliche Ordnung (Public Order Police, POP) angeführt, die auf illegale Teeverkäufer abgezielt hätten, sowie Fälle von Diskriminierung bei der Rekrutierung in den öffentlichen Dienst und von Überbesteuerung von Geschäften von Darfuris. Drei Quellen hätten tagtägliche Diskriminierung, die von BeamtInnen ausgeübt werde, die in den sudanesischen Behörden arbeiten würden, als Spiegelbild („be reflective of“) eines größeren „rassistischen Narrativs“ oder einer ideologischen Vorherrschaft betrachtet, welche die Hautfarbe einer Person betonen würde und Vorurteile gegenüber jenen mit afrikanischer/nicht-arabischer Abstammung hege. Zwei Quellen hätten gesellschaftliche Diskriminierung und Rassismus gegenüber Personen aus Darfur und den zwei Gebieten als ein großes Problem im Sudan eingestuft:

„Western embassy (A) remarked that there was no visible societal discrimination against the Darfuri and persons from the Two Areas, except within the student community. DBA [Darfur Bar Association] (Kampala) noted that discrimination tended to be from the authorities, rather than the civilian populace. The source referred to cases of discrimination involving the POP [Public Order Police] who targeted illegal tea sellers; in cases of recruitment into the civil service or in the over-taxation of Darfuri businesses. Three sources considered day to day discrimination from officials working in the Sudanese authorities to be reflective of a wider ‘racist narrative’ or supremacist ideology, which placed emphasis on a person’s skin colour and was prejudicial towards those of African / non-Arab descent. Two sources considered societal discrimination and racism against persons from Darfur and the Two Areas as a major problem in Sudan.” (UK Home Office / DIS, August 2016, S. 30-31)

Das US-Außenministerium (US Department of State, USDOS) schreibt in seinem Länderbericht zur Menschenrechtslage vom April 2016 (Berichtszeitraum 2015), dass die muslimische Mehrheit und die Regierung weiterhin ethnische Minderheiten auf fast allen Gesellschaftsebenen diskriminiert hätten. BürgerInnen in arabischsprachigen Gebieten, die nicht arabisch gesprochen hätten, seien von Diskriminierung in der Bildung, am Arbeitsmarkt und auf anderen Gebieten betroffen gewesen:

„Interethnic fighting in Darfur was between Muslims who considered themselves either Arab or non-Arab and between different Arab tribes. […] The Muslim majority and the government continued to discriminate against ethnic minorities in almost every aspect of society. Citizens in Arabic-speaking areas who did not speak Arabic experienced discrimination in education, employment, and other areas (see section 7.d.).“ (USDOS, 13. April 2016, Section 6)

Die Regierung habe zahlreiche StudentInnen aus Darfur auf Universitätsgelände willkürlich inhaftiert und anderweitig auf diese abgezielt, so das USDOS weiters. Am 3. September 2015 hätten Mitglieder der Darfur Students Association an der Universität Omdurman schwere Verletzungen bei Zusammenstößen mit regierungsfreundlichen StudentInnen in Zusammenhang mit einem Gerichtsverfahren erlitten. Die Behörden hätten zudem vorübergehend mehr als acht Mitglieder der Darfur Students Association festgenommen. Bei ihrer Freilassung hätten einige der StudentInnen sichtbare Anzeichen von Folter aufgewiesen. Die Regierungskräften hätten Berichten zufolge scharfe Munition bei der Auflösung von Demonstrationen von StudentInnen aus Darfur eingesetzt. Es habe zahlreiche Berichte über Gewalt gegen studentische AktivistInnen und ihre Familienangehörigen gegeben:

„The government severely restricted international humanitarian organizations’ and human rights monitors’ access to political detainees. The government allowed UNAMID [African Union/United Nations Hybrid Operation in Darfur] extremely limited access to Darfuri political detainees in Khartoum and Darfur. The government also arbitrarily detained and otherwise targeted numerous Darfuri students on university campuses. On September 3, members of the Darfur Students Association at Omdurman University sustained serious injuries when clashes erupted with progovernment students over the trial of Mohamed El Baggari. Baggari was accused of killing a senior member of the Islamic Student Wing of NCP at Sharq Alneel College in Khartoum on April 29. On November 8, Baggari was sentenced to five years in prison and required to pay ‘diya,’ or ‘blood money’ compensation of 40,000 SDG ($6,000). He was prosecuted under article 131 of the criminal code. Government authorities also temporarily held more than eight members of the Darfur Students Association. Upon release, some students showed visible signs of torture. Government forces reportedly used live bullets to disperse crowds of Darfuri students while they protested. There were numerous reports of violence against student activists and their family members.” (USDOS, 13. April 2016, Section 1e)

Die britische Tageszeitung The Guardian berichtet im Juni 2015, dass in Khartum ethnische Zusammenstöße eskaliert seien und über 200 Personen aus Darfur angegriffen und inhaftiert worden seien. Die ethnische Gewalt sei nach dem Tod von Mohamed Awad, einem führenden Mitglied der Studentenorganisation der National Congress Party (NCP) eskaliert, der an Verletzungen gestorben sei, die er während Zusammenstößen mit DemonstrantInnen erlitten habe, die Rebellengruppen aus Darfur unterstützt hätten. Laut einem Sprecher der oppositionellen Sudan Liberation Movement, Minni Minnawi, seien die kürzlich erfolgten Angriffe („targeting“) auf Personen aus Darfur in Khartum eine Verlängerung der Gewalt in Darfur, wo Regierungskräfte gegen Rebellengruppen kämpfen würden. Islamistische StudentInnen hätten in sozialen Medien Nachrichten gepostet, wobei eine folgendermaßen laute: „Wir werden uns um euch hier in Khartum in gleicher Art kümmern, wie sich unsere bewaffneten Streitkräfte um euch am Schlachtfeld kümmern“:

„Ethnic clashes have escalated with more than 200 people from Darfur attacked and detained during ongoing tension in Khartoum, say Nuba Reports […] Khartoum’s ethnic violence spiralled after the death of Mohamed Awad on 29 April, a leading member of the NCP [National Congress Party] student organisation who died from injuries sustained during clashes with protestors supporting Darfuri rebel groups. ‘Darfuri students are in hiding, afraid they’ll be arrested if they go to their universities, even though they are innocent,’ says Adam. ‘They’re telling me, ‘we don’t want to continue like this’. […] According to a spokesman from the opposition Sudan Liberation Movement, Minni Minnawi, the recent targeting of Darfurians in Khartoum is an extension of violence in Darfur, where government forces are fighting rebel groups. According to the party’s statement, Islamist student have posted messages on social media, with one reading: ‘We will deal with you here in Khartoum in the same way our armed forces are dealing with you in the battle field.’” (The Guardian, Juni 2015)

Das African Centre for Justice and Peace Studies (ACJPS), eine nicht-profitorientierte NGO, die sich für Menschenrechte im Sudan einsetzt, mit Sitz in Kampala, Uganda, schreibt in einem Artikel vom Juni 2015, dass insbesondere Mitglieder ethnischer Minderheitengruppen, darunter Darfuris und Personen aus den Bundesstaaten Blauer Nil und Südkordofon, von Folter und Misshandlung bedroht seien. ACJPS habe Androhungen von sexueller Gewalt gegen männliche und weibliche Häftlinge, sowie Fälle von Vergewaltigung von weiblichen Häftlingen in staatlicher Haft dokumentiert. Häftlinge hätten zudem über die Ausübung rassistischer verbaler Misshandlung berichtet:

„Members of ethnic minority groups, including Darfuris and people hailing from Sudan’s Blue Nile and South Kordofan states, are particularly vulnerable to torture and illtreatment. ACJPS [African Centre for Justice and Peace Studies] has documented threats of sexual violence against male and female detainees, as well as cases of rape against female detainees in state custody. Detainees have also reported the use of racist verbal abuse. One woman, ‘A’, 23 years of age, a member of the Zaghawa ethnic group, and a student at Khartoum University, was arrested by the NISS [National Intelligence and Security Service] on 5 October 2014 alongside other Darfuri women from the Alzhra Students’ Hostel at Khartoum University. During the arrest, she was groped by plainclothed security officers before being dragged from her room to a car outside the hostel. She was transferred, blindfolded, to NISS custodies near the Shande Bus Station and interrogated by three NISS officers who beat her on the floor. One officer groped her breasts and told her that, ‘you Darfuri people destroyed Darfur, and now you want to come and destroy Khartoum’. She was threatened with rape and further sexual assault, beaten on the head with a stick, and kicked in her stomach until she became unconscious.” (ACJPS, 26. Juni 2015)

In einem gemeinsamen Bericht von REDRESS, einer Menschenrechtsorganisation, die sich für Folteropfer einsetzt, und dem ACJPS vom Oktober 2014 wird erwähnt, dass eine Reihe gut dokumentierter Fälle zeigen würde, dass Folter und Misshandlung systemisch sei und vorwiegend genutzt werde, um Opposition zu unterdrücken, Geständnisse zu erhalten oder um marginalisierte Gruppen, darunter Darfuris und Personen aus dem Süden, die oftmals auch Binnenvertriebene seien, zu diskriminieren:

„A number of well-documented cases show that torture and ill treatment is systemic and has been used predominantly to suppress opposition, to obtain confessions or to discriminate against marginal groups, including Darfurians and Southerners who are often also IDPs.” (REDRESS / African Centre for Justice and Peace Studies, 1. Oktober 2014, S. 9)

Es konnten keine weiteren Informationen zur Bedeutung von bestehenden Verwandtschaftsverhältnissen für Personen aus Darfur in Khartum gefunden werden.

 

Weitere allgemeine Informationen zu Darfur und zur Lage von StudentInnen aus Darfur im Sudan finden sich in folgenden Dokumenten:

·      AI - Amnesty International: ‘Uninvestigated, unpunished’: human rights violations against Darfuri students in Sudan [AFR 54/4848/2017], 18. Jänner 2017 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1484726133_afr5448482017english.pdf

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Darfur - COI Compilation - July 2014, Juli 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/90_1406185465_accord-darfur-coi-compilation-july- 2014.pdf

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 17. Februar 2017)

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Darfur - COI Compilation - July 2014, Juli 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/90_1406185465_accord-darfur-coi-compilation-july- 2014.pdf

·      ACJPS - African Centre for Justice and Peace Studies: Sudan: On the international day in support of torture survivors, end torture and repeal enabling legislation, 26. Juni 2015
http://www.acjps.org/sudan-on-the-international-day-in-support-of-torture-survivors-end-torture-and-repeal-enabling-legislation/

·      AI - Amnesty International: ‘Uninvestigated, unpunished’: human rights violations against Darfuri students in Sudan [AFR 54/4848/2017], 18. Jänner 2017 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1484726133_afr5448482017english.pdf

·      REDRESS / African Centre for Justice and Peace Studies: 56th Session of the Committee on Economic, Social and Cultural Rights - Pre-Sessional Working Group on Sudan, 1 October 2014 (published by CESCR, available at ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1930_1415275662_int-cescr-ico-sdn-18437-e.doc

·      The Guardian: Darfuri students targeted in Sudan as violent rhetoric intensifies, 5. Juni 2015
https://www.theguardian.com/world/2015/jun/05/darfur-students-targeted-sudan-violent-rhetoric-intensifies

·      UK Home Office / DIS - UK Home Office / Danish Immigration Service: Sudan, Situation of Persons from Darfur, Southern Kordofan and Blue Nile in Khartum, August 2016 (veröfffentlicht von DIS, verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1788_1472728668_sudanffmreportjune2016.pdf

·      USDOS - US Department of State: Country Report on Human Rights Practices 2015 - Sudan, 13. April 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
https://www.ecoi.net/local_link/322495/448270_en.html