Anfragebeantwortung zum Sudan: Aktuelle Informationen zur Lage der Volksgruppe der Zaghawa [a-10032]

16. Februar 2017

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Die internationale Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) schreibt in einem im Jänner 2017 veröffentlichten Bericht zu Menschenrechtsverletzungen gegenüber Studenten aus Darfur, dass im Jänner 2016 Studenten mit Verbindungen zum sudanesischen Geheimdienst (National Intelligence and Security Service, NISS) und zur regierenden Nationalen Kongresspartei (National Congress Party, NCP) eine öffentliche Veranstaltung einer der oppositionellen Gruppe United Popular Front (UPF) angehörenden Studentenorganisation an der El Geneina Universität [Westdarfur] gewaltsam gestört hätten. Bei diesem Vorfall sei eine Reihe von Studenten schwer verletzt und ein Student getötet worden. Laut Angaben der sudanesischen Menschenrechtsorganisation African Centre for Justice and Peace Studies (ACJPS) seien die teilnehmenden Studenten festgenommen und in den Büros des NISS in El Geneina mit Wasserrohren und Metallstangen geschlagen worden. Ein interviewter Student habe gegenüber AI angegeben, dass 25 bis 27 Studenten verhaftet und vom NISS verprügelt worden seien. In den Verhören habe der NISS Fragen über politische Verbindungen und Stammesidentität gestellt, dabei habe er sich besonders auf die drei Volksgruppen Fur, Masalit und Zaghawa konzentriert:

„On 31 January 2016, the NISS and ruling party affiliated students violently disrupted a public seminar at El Geneina University organized by a student organization from the opposition United Popular Front (UPF). This is a student organization present in Sudanese universities affiliated to the SLM/AW [Sudan Libaeration Movement – Abdul Wahid al-Nur]. During this incident, a number of students were seriously injured and one student, Salah al Din Qamar Ibrahim, was killed (see chapter six for more details). […]

The ACJPS [African Centre for Justice and Peace Studies] reported that everyone arrested was beaten with ‘water pipes and metal bars‘ at the NISS offices in El Geneina. Abdel further told Amnesty International: ‘In total, 25-27 students were arrested and taken to the NISS headquarters in El Geneina. We were…[badly] beaten. They took our personal details, recorded our voices [in order to identify those who talk to the media], took photographs, confiscated mobile phones and other personal items. In the interrogations, they asked us about our political affiliations and tribal identity. They specifically focused on three tribes namely the Fur, Masalit, and Zaghawa. They also focused on UPF affiliation. This harsh treatment lasted for three days then we were all, apart from two, released without charges.‘” (AI, 18. Jänner 2017)

In einem Bericht des UNO-Generalsekretärs an den UNO-Sicherheitsrat vom Dezember 2016 zu Tätigkeiten der UNO in Darfur zwischen 28. September und 15. Dezember 2016 wird erwähnt, dass es in Westdarfur aufgrund eines Streits über die Entschädigung für die bei Viehdiebstählen erfolgten Tötungen zu Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der Zaghawa und Mitgliedern der Awlad Zaid, einem Clan der nördlichen Rizeigat in Kulbus gekommen sei. Vom 30. bis zum 31. Oktober sei es bei diesen Auseinandersetzungen zu 16 Tötungen und Entführungen auf beiden Seiten gekommen. Der Gouverneur von Westdarfur habe zusammen mit sudanesisch-tschadischen Truppen interveniert, um die Gewalt zu beenden. Am 13. November hätten diese zusammen mit tschadischen Regionalbehörden eine Aussöhnungskonferenz zwischen den beiden Gruppen ermöglicht, in der sich beide darauf geeinigt hätten, Entführte auszutauschen. Am 25. November sei es jedoch erneut zu Auseinandersetzungen gekommen, als Mitglieder der Awlad Zaid Mitglieder der Zaghawa bei Birak auf der tschadischen Seite der Grenze angegriffen hätten, wobei vier Personen getötet worden seien. Während beide Volksgruppen nach Vergeltung rufen würden und es Berichte über Mobilisierung der beiden Gemeinschaften gebe, sei die Lage in der Region Dschebel Muun angespannt:

„In West Darfur, an outstanding dispute over compensation for killings in previous cattle-rustling incidents resulted in clashes between Zaghawa tribespeople and the Awlad Zaid subclan of the Northern Rizeigat in Kulbus, on the Sudanese border with Chad, on 30 and 31 October and led to 16 fatalities and abductions on both sides. The Governor of West Darfur and joint Sudanese-Chadian forces responded swiftly to halt the violence. On 13 November, together with the local Chadian authorities, they facilitated a reconciliation conference between the two groups in which the parties agreed to exchange abductees. Fighting nevertheless resumed on 25 November, when Awlad Zaid tribespeople attacked Zaghawa tribespeople near Birak, across the border in Chad, resulting in four fatalities, including a Chadian soldier. Amid calls for revenge and reports of mobilization by the communities, the situation in the Jebel Moon area remains tense.” (UN Security Council, 23. Dezember 2016, S. 3-4)

Der Bericht des UNO-Generalsekretärs erwähnt weiters, dass die African Union - United Nations Mission in Darfur (UNAMID) in Süddarfur in zwei Beurteilungsmissionen die Umsetzung eines Friedensabkommen überwacht hätten, das im August zwischen verschiedenen Volksgruppen, darunter auch die Zaghawa, unterzeichnet worden sei. Dieses Abkommen definiere Landrechte und habe die Rückkehr, friedliche Koexistenz und die Einhaltung rechtlicher Grundsätze gefördert. Führungspersonen der Gemeinschaften hätten von einer verbesserten Sicherheitslage gesprochen, nachdem mehr Militär- und Polizeipersonal in die Region verlegt worden sei:

In South Darfur, UNAMID [African Union - United Nations Mission in Darfur] conducted two assessment missions to monitor the implementation of the Shataya peace agreement, signed between the Beni Halba, Dajo, Fur, Khuzam, Misseriya and Zaghawa tribes in August, which defined land rights and encouraged returns, peaceful coexistence and the observance of the rule of law. Community leaders reported an improved security situation following the deployment of additional military and police personnel to the area, while the state government noted its financial support aimed at promoting voluntary returns, the return of land to its original owners and the rehabilitation of basic infrastructure in the area. (UN Security Council, 23. Dezember 2016, S. 15)

Radio Dabanga, ein von der niederländischen Nichtregierungsorganisation Free Press Unlimited betriebener Radiosender, der schwerpunktmäßig über die Region Darfur berichtet, meldet am 22. November 2016, dass eine Woche zuvor Anführer arabischer Stämme und Stämme der Zaghawa in Al Geneina in Westdarfur eine Aussöhnungsvereinbarung unterzeichnet hätten. Mitglieder der beiden Stämme, deren Siedlungsgebiet im Grenzgebiet zum Tschad liege, hätten sich am 1. November 2016 in Westdarfur bekämpft:

„Last week leaders of the Arab and Zaghawa tribes signed a reconciliation accord in El Geneina, capital of West Darfur. Clan members of the two border tribes, whose homeland lies in Keirai area in Chad’s Wadi Fera state, clashed in West Darfur on 1 November.“ (Radio Dabanga, 22. November 2016)

Lifos, das Zentrum für Länderinformationen der schwedischen Einwanderungsbehörde (Migrationsverket), schreibt in einem Bericht zur Sicherheitslage in Darfur vom Dezember 2016, dass die sudanesische Regierung traditionell von ethnischen Arabern dominiert werde. Ethnische Minderheiten seien in vielen gesellschaftlichen Aspekten diskriminiert. Es gebe aber nicht nur zwischen verschiedenen Volksgruppen, sondern auch innerhalb mancher Gruppen hierarchische Strukturen. So würden beispielsweise die Zaghawa über ein Kastensystem verfügen, in dem Personen der unteren Kaste diskriminiert würden. Nicht-arabische Volksgruppen, zu denen auch die Zaghawa zählen würden, würden leichter die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich ziehen und brutaler behandelt, wenn sie in Khartum festgenommen würden, da ihnen unterstellt werde, bewaffnete Rebellengruppen zu unterstützen oder Verbindungen zu diesen zu haben:

„Regeringen domineras traditionellt av arabiska folkgrupper. Etniska minoriteter diskrimineras i många hänseenden i samhället. Hierarkiska strukturer finns inte bara mellan folkgrupper, utan även inom en del grupper. Exempelvis har zaghawa ett kastsystem, vari personer av lägre kast diskrimineras. […]

De som har kopplingar till Darfur, och därmed associeras till en rebellgrupp löper större risk att vara av intresse för NISS.172 Mot bakgrund av att icke-arabiska grupper förmodas stödja eller ha kopplingar till väpnade rebellgrupper ådrar sig dessa folkgrupper lättare myndigheternas intresse, och behandlas mer brutalt i samband med arresteringar i Khartoum. Exempel på icke-arabiska grupper är fur, zaghawa, masalit, tunjur, meidob, tama, mima, gimir och dago.“ (Migrationsverket, 6. Dezember 2016)

In einem weiteren Bericht des UNO-Generalsekretärs vom September 2016 zu Tätigkeiten der UNO in Darfur zwischen 15. Juni und 15. September 2016 wird angeführt, dass arabische Milizen im August 2016 Hirten der Zaghawa nordwestlich von Mellit angegriffen hätten. Dabei seien drei Hirten getötet und zwei verletzt worden. Die Milizen hätten fünf Personen entführt und Vieh gestohlen:

„In North Darfur, on 14 August, Arab militias attacked Zaghawa herders in Ba’ashim, north-west of Mellit, killing three of them, injuring two, abducting five and stealing livestock.” (UN Security Council, 27. September 2016, S. 3)

In einem gemeinsamen Bericht der dänischen Einwanderungsbehörde (Danish Immigration Service, DIS) und des UK Home Office vom September 2016 zu einer von Februar bis März durchgeführten Fact-Finding-Mission zur Lage von Personen aus Darfur nach Khartum, Kampala und Nairobi wird angeführt, dass der sudanesische Geheimdienst NISS ungestraft agieren würde. Personen aus Darfur mit einem politischen Profil, darunter insbesondere Studentenaktivisten und Personen mit Verbindungen zu Rebellengruppen, würden Gefahr laufen, von NISS oder dessen verbündeten Milizen in Khartum ins Visier genommen zu werden. Gemeinschaften aus Darfur würden in Khartum von NISS überwacht, um diejenigen von ihnen mit einem politischen Profil zu identifizieren. Aktivisten von afrikanischstämmigen Volksgruppen aus Darfur, wie Fur, Masalit und Zaghawa, seien wahrscheinlich besonders gefährdet:

The National Intelligence and Security Service (NISS) acts with impunity. Persons from Darfur and the Two Areas with a political profile are at risk of being targeted by the NISS and its affiliated militias in Khartoum, particularly student activists and persons with an affiliation to rebel groups. The Darfuri and Two Areas communities in Khartoum are monitored by the NISS, principally to identify those with a political profile. Activists at most risk are likely to be those from the Darfuri African tribes of Fur, Masalit and Zaghawa, and persons from the Nuba Mountains. (DIS, August 2016, S. 10)

Die Menschenrechtsorganisation African Centre for Peace and Justice Studies (ACPJS), so der DIS-Bericht weiters, habe keine spezifischen Beweise für die Misshandlung normaler Bürger aus Darfur gehabt, jedoch habe ACPJS angegeben, dass Personen, die aus Darfur nach Khartum reisen würden, Schikanen oder Einschüchterung vonseiten der Behörden ausgesetzt sein könnten, insbesondere, wenn sie einer der Volksgruppen angehören würden, die hauptsächlich Verbindungen zu Rebellengruppen hätten. Dazu würden laut Angaben der Organisation die Fur, Masalit und Zaghawa aus Darfur zählen. Die International Crisis Group (ICG) habe ebenfalls verdeutlicht, keine Beweise für Misshandlungen oder Menschenrechtsverletzungen gegenüber normalen Bürgern aus Darfur zu besitzen. Bei den meisten von ICG verzeichneten Fällen gehe es politische Personen oder Aktivisten, die normalerweise Mitglieder der sogenannten „afrikanischen“ Volksgruppen seien. ICG habe jedoch bedacht, dass nicht-politische Personen der Volksgruppen Fur und Zaghawa Gefahr laufen würden, als Sympathisanten der Rebellen wahrgenommen zu werden, da diese Volksgruppen noch immer allgemein mit Rebellengruppen aus Darfur assoziiert würden:

ACPJS did not have any specific evidence about the mistreatment of ordinary civilians from Darfur and the Two Areas, but commented that persons travelling from one of these conflict areas to Khartoum could experience harassment or intimidation by the authorities, especially if they were from one of the main tribes commonly affiliated to the rebel groups. According to ACPJS, this included the Fur, Masalit or Zaghawa from Darfur, or Nuba from Southern Kordofan.” (DIS, August 2016, S. 34)

Crisis Group clarified that they did not have any evidence to specifically demonstrate mistreatment or human rights violations against ordinary civilians from Darfur or the Two Areas. Most of the cases Crisis Group were aware of involved political figures or activists who were usually from so-called ‘African’ tribes. However, Crisis Group considered that non-political persons from the Fur and Zaghawa (‘African’) tribes risked being perceived as ‘rebel sympathisers’ because these tribes were still commonly associated with Darfuri insurgent groups.” (DIS, August 2016, S. 37)

Eine Quelle habe gegenüber DIS angegeben, dass Personen der Volksgruppen Fur, Masalit und Zaghawa aufgrund des Verdachts, Verbindungen zu Rebellengruppen zu haben, eher Gefahr laufen würden, überwacht und von NISS ins Visier genommen zu werden. Die Quelle habe weiters bekräftigt, dass nicht alle Personen dieser Volksgruppen überwacht würden, sondern es sich dabei zumeist um Aktivisten handle, auf die die Regierung abziele. Es gebe Personen der Fur, Masalit und Zaghawa, die für die Regierung arbeiten würden. NISS würde den Angaben einer weiteren Quelle zufolge nur bestimmte Personen der Fur, Masalit und Zaghawa überwachen und ins Visier nehmen, nicht die Volksgruppen an sich. Beispielsweise werde die Quelle laut eigenen Angaben gerade überwacht, da sie sich gegen ein Referendum gestellt habe, das die Regierung plane. Eine regionale NGO habe angeführt, dass die Mehrheit der aus Darfur stammenden Binnenflüchtlinge in Khartum arm sei und unter schlechten Bedingungen lebe, es gebe aber auch einige Gemeinschaften aus Darfur, die wohlhabend und gut vernetzt seien. Zum Beispiel gebe es Zaghawa-Händler, die in Khartum ansässig seien und von denen manche langjährige Beziehungen zum Regime hätten:

Asked whether the tribal and ethnic background had an impact on who was targeted, the source stated that persons from the Fur, Masalit and Zaghawa tribes were generally suspected of being connected to rebel groups and hence, were more likely to be monitored and at risk of being targeted by the NISS. The source emphasised though that not everyone from these tribes were monitored, and it was mainly activists who were under the government’s radar and targeted. Persons from other Darfuri tribes (i.e. not the Fur Masalit and Zaghawa) would not generally be perceived as opposed to the regime and so would be at no greater risk of being monitored. According to the source, there were persons from Fur, Masalit and Zaghawa tribes who worked for the government.” (DIS, August 2016, S. 40-41)

When asked whether the NISS monitored certain persons or groups in a community or everybody in that community, the source stated that there were only certain persons in the Fur, Zaghawa and Masalit communities whom the authorities monitored and targeted. As an example, the source mentioned himself, who was currently being monitored due to his opposition against a referendum that the government intended to hold.” (DIS, August 2016, S. 59)

„The regional NGO commented that whilst the majority of IDPs in Khartoum, originating from Darfur, were poor and lived in bad conditions; there were some Darfuri communities who were well connected and wealthy. The regional NGO referred to well-established Zaghawa traders and Fur shop-owners who were based in Khartoum and some of which had long standing connections with the regime.” (DIS, August 2016, S. 94-95)

In einem Bericht von UNAMID an den UNO-Sicherheitsrat vom Juni 2016 zu Tätigkeiten der UNO in Darfur zwischen Juli 2015 und Mai 2016 wird erwähnt, dass Ende November bis Anfang Dezember 2015 schwer bewaffnete Milizen Dörfer der Zaghawa in und um Anka in Norddarfur angegriffen hätten. Dabei seien mindestens sieben Zivilisten getötet, Häuser niedergebrannt und circa 150 Familien vertrieben worden. Besonders während der Anbausaison, die mit der Bewegung von Vieh von Norden nach Süden jedes Jahr von Mai bis November zusammenfalle, sei es in ganz Darfur zu Konflikten zwischen Bauern und nomadischen Hirten über die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen gekommen:

„In late November and early December 2015, heavily armed militia attacked the Zaghawa-inhabited villages in and surrounding Anka, North Darfur, killing at least seven civilians, burning homes and causing the displacement of approximately 150 families to the camp for internally displaced persons in Um Baru, North Darfur. Conflicts over the use of and access to farmland between farmers and nomadic herders remained prominent throughout Darfur during the farming season, which coincides with the north-south livestock migration from May to November each year.“ (UN Security Council, 8. Juni 2016, S. 5)

Radio Dabanga schreibt im Mai 2016, dass ein Mitglied der Volksgruppe der Zaghawa, Shartai Abdulaziz Eisa El Tayeb, in Norddarfur entführt worden sei. El Tayeb sei in seinem Haus in Saraf Umra von Milizenkämpfern angegriffen worden, die ihn entführt und an einen unbekannten Aufenthaltsort gebracht hätten. Nun würden sie Lösegeld für seine Freilassung verlangen:

„Two people were kidnapped and a vehicle was ambushed in separate incidents in North and South Darfur by marauding militiamen. On Thursday Shartai Abdulaziz Eisa El Tayeb of the Zaghawa tribe was abducted from Saraf Umra in North Darfur. Sheikh Abdel Razeg Yousif told Radio Dabanga that militiamen led by Ibrahim Ahmed Khater attacked Shartai Abdulaziz Eisa El Tayeb at his home in the Amarah district of Saraf Umra. “They kidnapped him at gunpoint, took him to an unknown destination, and have demanded a ransom for his release.“ (Radio Dabanga, 8. Mai 2016)

Ein älterer Bericht des UNO-Generalsekretärs an den UNO-Sicherheitsrat vom März 2016 erwähnt ebenfalls den Angriff der nördlichen Rezeigat-Volksgruppe auf Dörfer der Zaghawa in Anka im Dezember 2015. Wie der Bericht anführt, sei die Lage in Anka noch immer gefährlich, unter anderem aufgrund der kontinuierlichen Präsenz bewaffneter Gruppen. Unmittelbar infolge der Angriffe seien Berichten zufolge bis zu 10.000 Personen vertrieben worden, von denen viele ohne Nahrung, Wasser oder Unterkunft verblieben seien. Im Jänner 2016 seien aufgrund der instabilen Lage geplante humanitäre Missionen in die Region Anka gestoppt worden:

„The situation in and around Anka, North Darfur, remained precarious, as the result of a series of attacks by Northern Rezeigat on Zaghawa villages, and the continuous presence of various armed groups. Torching of homes and looting during militia attacks in December was initially reported to have affected up to 10,000 people, many of whom were left without food, water or shelter. The initial assistance was provided through an international non-governmental organization that was present on the ground. Throughout January and February, UNAMID leadership, in close coordination with humanitarian actors, engaged the authorities on access to Anka. The volatility of the security situation forced the cancellation of humanitarian missions to the area that had been planned for the period from 19 to 21 January in order to scale up the response.” (UN Security Council, 22. März 2016, S. 7)

Radio Dabanga berichtet im April 2015, dass laut Angaben eines Korrespondenten der Zeitung Sudan Tribune Truppen der UNAMID sechs Angehörige eines Zaghawa-Stammes getötet und fünf weitere verletzt hätten. Der Vorfall habe sich auf der Straße zwischen Kass und Shangita, 86 Kilometer westlich der Stadt Niyala im Südsudan ereignet. Laut Angaben der UNAMID-Soldaten habe eine Gruppe bewaffneter Männer versucht, das Fahrzeug, in dem sie unterwegs gewesen seien, zu stehlen, was die Soldaten dazu gezwungen habe, zu schießen. Stammesmitglieder hätten jedoch behauptet, dass die bewaffneten Männer nach gestohlenem Vieh gesucht hätten, als sie der Patrouille der UNAMID begegnet seien. Weder vonseiten der UNAMID noch vonseiten des Stammes habe es eine offizielle Stellungnahme zu dem Vorfall gegeben:

„Six people were killed and five others injured from the Zaghawa Um-Kmelty tribe by forces of the joint African Union-United Nations mission in Darfur (Unamid), a correspondent told Sudan Tribune. The incident took place on the road between Kass and Shangita, just 86 km west of the state capital city of Nyala. The correspondent cited Unamid patrol soldiers saying that a group of gunmen attempted to steal the vehicle they were driving, forcing them to engage with firepower. Tribesmen, however, claimed that the gunmen were after stolen cattle when they encountered the peacekeepers’ patrol. There was no official comment from Unamid or the tribe about the incident.“ (Radio Dabanga, 24. April 2015)

Radio Dabanga meldet in einem weiteren Beitrag vom Jänner 2015, dass laut Aussage des Koordinators der Binnenflüchtlingslager in Norddarfur, Ahmed Ateem, die Trockenzeit-Offensive der sudanesischen Regierung gegen Rebellengruppen in Darfur seit Beginn des Jahres vor allem auf Zivilisten abziele. Die regierungsnahen Milizen hätten von Fanga im östlichen Dschebel Marra bis zu Tabit in der Region Tawila, und von Sheiria in Ostdarfur bis zu Siedlungsgebieten der Zaghawa im nördlichen Norddarfur Dörfer angegriffen und zerstört. Besitztümer und Vieh der Bewohner seien beschlagnahmt sowie landwirtschaftliche Flächen besetzt worden. Tausende Personen, die geflohen seien, seien nun weitverbreiteter Gewalt, Kälte und Hunger ausgesetzt:

„According to Omda Ahmed Ateem, coordinator of the North Darfur camps for the displaced, the ‘ferocious dry season offensive, launched by the Sudanese government against the rebel movements in Darfur since the beginning of this year, was first and for all targeting civilians‘. ‘The militias attacked and destroyed villages from Fanga in East Jebel Marra to Tabit in Tawila locality, and from Sheiria locality in East Darfur to the strongholds of the Zaghawa tribe in the northern part of North Darfur,‘ he said. ‘They seized all the property and livestock of the villagers, and occupied their farmlands. In fact, they robbed them of all the reasons to live for. Thousands of people, who were forced to flee their homes, are now facing widespread violence, severe cold, and starvation.’” (Radio Dabanga, 12. Jänner 2015)

Radio Dabanga meldet im Oktober 2014, dass laut eines Augenzeugenberichtes die sudanesische Luftwaffe die Region Anka, nördlich von Kutum in Norddarfur sechs Stunden lang bombardiert habe. Die Dorfbewohner, von denen die meisten Zaghawa seien, seien zu benachbarten Tälern und Hügeln geflohen. Eine große Anzahl an Vieh sei getötet worden und große Acker- und Weideflächen seien abgebrannt:

„The area of Anka, north of Kutum in North Darfur, witnessed intense bombardments today. On Wednesday morning the Sudanese Air force bombed the area for six hours. Hundreds of villagers, most of them Zaghawa, fled their homes, and sought refuge in the neighbouring valleys and hills. Large numbers of livestock were killed, and vast tracts of farmland and pastures burned to ashes, a witness reported to Radio Dabanga from Anka.“ (Radio Dabanga, 22. Oktober 2014)

Radio Dabanga meldet in einem weiteren Artikel vom Oktober 2014, dass ein Mann bei Bombardierungen der sudanesischen Luftwaffe in der Region Um Baru, einem Siedlungsgeiet der Zaghawa in Norddarfur, getötet worden sei. Laut Angaben des parlamentarischen Abgeordneten für Um Baru, Ahmed Minawi, seien im Dorf Orschi und im Dorf Dar Dakoi jeweils sieben, im benachbarten Dorf Ini vier und im Dorf Hamra zwei Bomben eingeschlagen. Die Wasserquelle im Dorf Ebeiha sei ebenfalls von einer Bombe zerstört worden. Laut Angaben von Minawi würden sich in der Gegend keine Rebellen aufhalten. Die Region sei nur spärlich besiedelt, überwiegend von Zaghawa. Eine Anzahl ehemaliger Binnenvertriebener sei kürzlich in die Gegend zurückgekehrt. Minawi habe darauf hingewiesen, dass die sudanesische Luftwaffe gezielt die wichtigsten Wasserquellen angreife, auf die die Bewohner angewiesen seien. Es scheine so, als wolle die Armee die Bewohner wieder in die Flüchtlingslager zurücktreiben:

„A man was killed during heavy aerial bombardments by the Sudanese Air Force on the areas of Orschi and Ebeiha, Um Baru locality, a stronghold of the Zaghawa tribe in northwest North Darfur this morning. Mohamed Ahmed Minawi, Member of Parliament for Um Baru and Karnoi localities, reported to Radio Dabanga that the village of Orschi was hit by seven bombs, the neighbouring village of Ini by four bombs, Hamra village by two, and Dar Darkoi village by seven bombs. The water well of Ebeiha village was destroyed by a bomb. […]

’The area is entirely devoid of rebels,’ Minawi stressed. ’Those isolated areas are thinly inhabited, mostly by Zaghawa. A number of former displaced recently returned to their villages in the area. They started to take up their normal lives again, and enrolled their children in schools. The MP indicated that the Sudanese Air Force targeted the main water sources, which the people in the area rely on. He described the bombardment of the villages as ‘utterly irresponsible acts. It looks as if the army aims at returning the people to the camps for the displaced.” (Radio Dabanga, 19. Oktober 2014)

 

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 16. Februar 2017)

·      AI - Amnesty International: ‘Uninvestigated, unpunished’: human rights violations against Darfuri students in Sudan [AFR 54/4848/2017], 18. Jänner 2017 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1484726133_afr5448482017english.pdf

·      DIS - Danish Immigration Service; UK Home Office: Sudan; Situation of Persons from Darfur, Southern Kordofan and Blue Nile in Khartoum; Joint report of the Danish Immigration Service and UK Home Office fact finding missions to Khartoum, Kampala and Nairobi Conducted February – March 2016, August 2016 (veröffentlicht von DIS, verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/90_1472796566_sudanffmreportjune2016.pdf

·      Migrationsverket - Schwedische Einwanderungsbehörde: Sudan; En sammanfattande analys av säkerhetssituationen i Darfur, rättsväsendet samt civilas situation, 6. Dezember 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1483445306_16122780.pdf

·      Radio Dabanga, Air raids on Zaghawa tribal area in North Darfur, 19. Oktober 2014
https://www.dabangasudan.org/en/all-news/article/air-raids-on-zaghawa-tribal-area-in-north-darfur

·      Radio Dabanga: Sudanese Air Force bombs villages in Kutum, North Darfur, 22. Oktober 2014
https://www.dabangasudan.org/en/all-news/article/sudanese-air-force-bombs-villages-in-kutum-north-darfur

·      Radio Dabanga: Camp coordinator calls on world to intervene in Darfur, 12. Jänner 2015
https://www.dabangasudan.org/en/all-news/article/with-the-current-situation-in-darfur-the-world-must-intervene-camp-coordinator

·      Radio Dabanga: Unamid 'clashes' with tribesmen in insecure South Darfur, 24. April 2015
https://www.dabangasudan.org/en/all-news/article/unamid-clashes-with-tribesmen-in-insecure-south-darfur

·      Radio Dabanga: Kidnapping, robbery by Darfur bandits, 8. Mai 2016
https://www.dabangasudan.org/en/all-news/article/kidnapping-robbery-by-darfur-bandits

·      Radio Dabanga: West Darfur arrests tribesmen, restricts clans, 22. November 2016
https://www.dabangasudan.org/en/all-news/article/west-darfur-arrests-tribesmen-restricts-clans

·      UN Security Council: Report of the Secretary-General on the African Union-United Nations Hybrid Operation in Darfur [S/2016/268], 22. März 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1459495256_n1607135.pdf

·      UN Security Council: Letter dated 8 June 2016 from the Secretary-General addressed to the President of the Security Council [S/2016/510], 8. Juni 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1465548183_n1614703.pdf

·      UN Security Council: Report of the Secretary-General on the African Union-United Nations Hybrid Operation in Darfur [S/2016/812], 27. September 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1475739993_n1629204.pdf

·      UN Security Council: Report of the Secretary-General on the African Union-United Nations Hybrid Operation in Darfur [S/2016/11099, 23. Dezember 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1484208818_n1644528.pdf