Anfragebeantwortung zu Afghanistan: 1) Sicherheitslage in der Provinz Ghazni, insbesondere im Distrikt Qarabagh; 2) Erreichbarkeit des Distrikts Qarabagh von Kabul aus [a-9750-4 (9753)]

16. August 2016

Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen sowie gegebenenfalls auf Expertenauskünften, und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

Diese Antwort stellt keine Meinung zum Inhalt eines Ansuchens um Asyl oder anderen internationalen Schutz dar. Alle Übersetzungen stellen Arbeitsübersetzungen dar, für die keine Gewähr übernommen werden kann.

Wir empfehlen, die verwendeten Materialien im Original durchzusehen. Originaldokumente, die nicht kostenfrei oder online abrufbar sind, können bei ACCORD eingesehen oder angefordert werden.

Bitte beachten Sie, dass die in dieser Anfragebeantwortung enthaltenen Übersetzungen aus dem Norwegischen unter Verwendung von technischen Übersetzungshilfen erstellt wurden. Es besteht daher ein erhöhtes Risiko, dass diese Arbeitsübersetzungen Ungenauigkeiten enthalten.

1) Sicherheitslage in der Provinz Ghazni, insbesondere im Distrikt Qarabagh

Lage in der Provinz Ghazni

Der UNO-Generalsekretär schreibt in einem Bericht an die UNO-Generalversammlung (UN General Assembly) vom März 2016, dass 70 Prozent der sicherheitsrelevanten Vorfälle, die sich im Jahr 2015 in Afghanistan ereignet hätten, in den südlichen, östlichen und südöstlichen Landesteilen verzeichnet worden seien. Ghazni, Helmand, Kandahar, Kunar und Nangarhar seien die instabilsten Provinzen des Landes. In diesen fünf Provinzen allein hätten sich 49 Prozent aller Sicherheitsvorfälle ereignet:

Of the security incidents that occurred in 2015, 70 per cent were recorded in the southern, eastern and south-eastern regions. Ghazni, Helmand, Kandahar, Kunar and Nangarhar were the most volatile provinces, accounting for 49 per cent of all security incidents.” (UN General Assembly, 7. März 2016, S. 4)

Das norwegische Herkunftsländerinformationszentrum Landinfo zitiert in seinem Bericht vom November 2015 eine internationale Organisation mit der Aussage, dass die Lage in den (mehrheitlich von Hazara besiedelten) westlichen Distrikten der Provinz Ghazni „sehr ruhig“ sei:

„I det sentrale Afghanistan som er hazaradominerte områder, registreres relativt sett lite konfliktrelatert vold. Dette forklares både med at hazaraene er godt organisert og har god kapasitet til å ivareta egen sikkerhet, men også med at områdene har liten strategisk verdi for opprørerne. De vestlige distriktene i Ghazni-provinsen ble beskrevet som «veldig rolige» (samtale med internasjonal organisasjon, september 2015).” (Landinfo, 20. November 2015, S. 7)

Derselbe Bericht schreibt indes, dass dieselbe Quelle den (südlich von Ghazni-Stadt gelegenen) Distrikt Andar als „Taliban-Land“ beschrieben habe. Dort gebe es illegale Straßensperren, an denen Reisende und Autos kontrolliert würden. Es gebe Berichte über Entführungen sowie darüber, dass ZivilistInnen zwischen die Fronten geraten würden. Etwa ein Viertel aller in der Provinz Ghazni verzeichneten Sicherheitsvorfälle hätten sich im Distrikt Andar ereignet. Aufständische würden sich verschiedener Methoden bedienen, um den Verkehr anzuhalten und Vorbeifahrende zu kontrollieren. Weiters schreibt Landinfo unter Verweis auf einen Artikel der afghanischen Nachrichtenagentur Pajhwok Afghan News (PAN), dass im Oktober 2015 Dutzende Aufständische außerhalb von Ghazni-Stadt die Straße blockiert und den gesamten Verkehr zwei Tage lang aufgehalten hätten. Die Blockade sei schließlich durch die afghanischen Sicherheitskräfte mit internationaler Luftunterstützung beendet worden. Laut einem Behördenvertreter seien dabei fünfzig Aufständische sowie vier ZivilistInnen getötet worden:

„Området sør for Ghazni by, Andar-distriktet, ble beskrevet å være «Taliban-land». Her er illegale veisperringer hvor veifarende og biler blir undersøkt. Det er rapportert om bortføringer og at sivile har blitt fanget i kryssild i området. Om lag en fjerdedel av samtlige registrerte sikkerhetshendelsene i Ghazni-provinsen er i Andar-distriktet (samtale med internasjonal organisasjon, september 2015).

Opprørerne bruker ulike metoder og virkemidler for å blokkere trafikken og kontrollere trafikanter. Utenfor Ghazni by blokkerte flere titalls opprørere veien og stengte den for all trafikk i to dager i oktober 2015. Blokaden ble oppløst av afghanske sikkerhetsstyrker med internasjonal luftstøtte. En representant for myndighetene hevdet at femti opprørere ble drept. Fire sivile, inkludert en kvinne, skal ha blitt drept og fem såret (Maftoon 2015).“ (Landinfo, 20. November 2015, S. 22)

Das Europäische Unterstützungsbüro für Asylfragen (European Asylum Support Office, EASO) schreibt in seinem im Jänner 2016 veröffentlichten Bericht zur Sicherheitssituation in Afghanistan, dass die Provinz Ghazni als instabil eingeschätzt werde. Aufständische seien in mehreren Distrikten der Provinz häufig aktiv und seien für zahlreiche sicherheitsrelevante Vorfälle verantwortlich:

“Ghazni is considered a volatile province, where insurgents are operating in various districts and frequently carry out activities, resulting in high numbers of security incidents.” (EASO, Jänner 2016, S. 90)

Das EASO bemerkt weiters, dass die Taliban die größte in Ghazni aktive Gruppe von Aufständischen bilden würden, wobei lokale Gruppen des Haqqani-Netzwerks unter dem Schirm der Taliban operieren würden. Es gebe auch Berichte über kleinere Gruppen von Anhängern der Hezb-e Islami, die aber weniger aktiv seien, als sie es in der Vergangenheit gewesen seien.

Zudem gebe es Berichte über die Präsenz von ausländischen aufständischen Kämpfern in Ghazni, darunter Arabern, Pakistanis und Türken. Laut dem Afghanistan Analysts Network (AAN) einer unabhängigen gemeinnützigen Forschungsorganisation mit Hauptsitz in Kabul, die Analysen zu politischen Themen zu Afghanistan und der umliegenden Region erstellt, würden Taliban-Netzwerke in Ghazni direkt von den Pakistanischen Taliban (Tehrik-e Taliban Pakistan) unterstützt:

The major insurgent group active in Ghazni is the Taliban, with local elements of the Haqqani network operating under the Taliban umbrella. Ghazni is an important gateway from the south-east to the capital Kabul. Small elements of the Hezb-e Islami were reported, but not as active as they were in the past.

The presence of foreign insurgent fighters in Ghazni province has been reported. They include Arabs, Pakistanis and Turks. According to the Afghanistan Analysts Network, Taliban networks in Ghazni enjoy direct support from the Tehrik-e Taliban Pakistan.” (EASO, Jänner 2016, S. 93)

Im Zeitraum vom 1. Jänner bis 31. August 2015 seien in der Provinz Ghazni 1.046 sicherheitsrelevante Vorfälle verzeichnet worden. Der Bericht beschreibt die folgenden Vorfälle:

Im Jänner 2015 seien im Distrikt Andar elf örtliche Anwohner und sieben Taliban getötet worden, nachdem die Taliban einen Checkpoint angegriffen hätten.

Im März 2015 seien mindestens zehn Hazara entführt worden, als sie vom Distrikt Jaghori nach Ghazni-Stadt unterwegs gewesen seien. Keine Gruppe habe sich zu der Entführung bekannt. Im selben Monat seien bei einer Bombenexplosion in Ghazni-Stadt mindestens sechs Kinder getötet und zehn weitere verletzt worden. Weiters seien sieben InsassInnen eines Fahrzeugs im Distrikt Andar durch eine Mine getötet worden. Unter den Toten hätten sich auch Frauen und Kinder befunden. Zudem seien bei einem Taliban-Angriff auf die lokale Polizei im Distrikt Dehyak mindestens vier Polizisten und und eine unbekannte Zahl von Taliban getötet worden. Weiters sei der ehemalige Distriktchef von Qarabagh von Taliban-Kämpfern erschossen worden. Schließlich seien vier Passagiere eines Fahrzeugs von Taliban im Distrikt Aband beschossen worden, dabei sei unter anderem der Sohn eines Mitglieds des Hohen Friedensrates getötet worden.

Im April 2015 hätten Aufständische in Ghazni-Stadt auf ein weibliches ehemaliges Mitglied des Provinzrates geschossen. Weiters seien im Gebiet Khogyani des Distrikts Qarabagh mindestens zwölf zivile Insassen eines Fahrzeugs durch eine am Straßenrand versteckte Mine getötet worden. Ebenfalls im April 2015 hätten bewaffnete Taliban Polizeikräfte im Gebiet Nawabad (Ghazni-Stadt) angegriffen, wobei kein Polizist verletzt worden sei. Weiters seien zwei Polizisten bei einem Taliban-Angriff auf die Polizei in der Provinz Andar getötet worden. Zudem sei ein Polizist beim Versuch, in Ghazni-Stadt eine Mine zu entschärfen, verletzt worden.

Im Mai 2015 seien im Distrikt Deh Yak zwei Kinder und vier erwachsene zivile Insassen eines Fahrzeugs durch eine am Straßenrand versteckte Mine getötet worden. Weiters seien vier weitere zivile Insassen eines Fahrzeugs bei der Explosion einer Mine im Dorf Abu Jan des Distrikts Gelan getötet worden.

Im Juni 2015 seien sieben zivile Insassen eines Fahrzeugs im Distrikt Andar durch eine am Straßenrand versteckte Bombe getötet worden.

Im Juli 2015 sei eine Schule im Gebiet Khashak von einem nicht identifizierten Angreifer in Brand gesetzt worden. Die Taliban hätten sich von dieser Tat distanziert. Laut einem hochrangigen Beamten sei es in dem Monat im Distrikt Gelan zu schweren Gefechten zwischen Aufständischen und Sicherheitskräften gekommen, bei denen 18 Taliban getötet und 21 weitere verletzt sowie ein Polizist getötet und drei weitere verletzt worden seien.

Im August 2015 seien in den Distrikten Qarabagh und Jaghori fünf Fahrzeuge aufgehalten und insgesamt 17 Passagiere entführt worden. Die Entführten seien fünf Tage später von den Taliban wieder freigelassen worden:

From 1 January to 31 August 2015, Ghazni province counted 1,046 security incidents. […]

In January 2015, eleven locals and seven Taliban insurgents were killed during clashes between counter-insurgents and Taliban. The incident took place in the district of Andar when the Taliban insurgents attacked a checkpoint.

At least 10 people who were Hazara were abducted in the province of Ghazni in March 2015. They were travelling from the district of Jaghori to Ghazni city. Search operations were conducted by security forces to rescue the passengers. No group has claimed responsibility. Also in March, at least six children were killed and another 10 injured while playing cricket when a bomb exploded in the capital of Ghazni. In another incident, a vehicle struck a roadside mine in the district of Andar and seven people were killed. Among the dead were women and children. Taliban insurgents attacked the Afghan local police in the district of Dehyak. At least four police officials were killed in the clashes. The number of Talibans killed remains unknown. Also in March 2015, the former district chief for the district of Qarabagh was shot dead by Taliban insurgents. The two attackers escaped on a motorcycle. Four passengers were shot by Taliban insurgents in the district of Aband. Among the dead was the son of a member of the High Peace Council. According to a source, a group of masked shooters stopped and gunned the passengers down.

In April 2015, militants attacked a former female provincial council member, Hamida Gulistani, in Ghazni city. The attackers shot the victim and escaped on a motorcycle. At least 12 civilians were killed when a vehicle hit a roadside mine in the Khogyani area in the district of Qarabagh. In April 2015, armed Taliban fighters attacked police forces of the first police district in the area of Nawabad in Ghazni city. The police forces escaped unhurt. Two policemen were killed in an attack on a police post in the district of Andar when Taliban militants attacked two police posts and clashed with the security forces. The militants fled the scene and thus no information was given on the casualties on their side. A day later a policeman was injured in a mine blast in Ghazni city. The police were trying to defuse a mine that was placed near a bridge.

In May 2015, two children were killed and four civilians were wounded when a vehicle hit a roadside mine in the district of Deh Yak. No group claimed responsibility for the incident. Four civilians were killed during a separate roadside mine blast in the Abu Jan village in the district of Gelan. No group claimed responsibility for the incident.

Seven civilians were killed in June 2015 when their vehicle hit a roadside bomb in the district of Andar.

In July 2015, a school in the area of Khashak was torched by an unidentified attacker. The Taliban denied involvement and stated that ‘[s]etting (…) fire or closing schools are against the group’s policy’. According to a high-ranking official, insurgents and Afghan security forces were engaged in heavy clashes in the district of Gelan in July 2015. Eighteen Taliban were killed and an additional 21 were injured in the clashes. One policeman was killed and three others were injured.

In August 2015, five vehicles were stopped in the districts of Qarabagh and Jaghuri and 17 passengers were abducted. According to a high-ranking official, tribal elders were negotiating with the insurgents to release the hostages. Five days after the incident the Taliban released the passengers.” (EASO, Jänner 2016, S. 90-92)

Landinfo schreibt in einem im November 2015 veröffentlichten Bericht, dass Aufständische im Distrikt Ab Band im September 2015 einen Bus angehalten und sieben zivile Insassen entführt hätten. Alle Entführten seien am selben Tag wieder freigelassen worden. Wenige Tage später seien 50 ZivilistInnen an einer illegalen Straßensperre im Distrikt Andar angehalten worden. 48 von ihnen sei nach einer Kontrolle die Weiterreise gestattet worden, während der Verbleib der übrigen beiden Personen unbekannt sei:

„I Ab Band-distriktet sør i Ghazni ble en buss stoppet av opprørere i september 2015; syv sivile ble bortført. Opprørerne skal ha undersøkt alle de bortførtes tilknytning til myndighetene. Samtlige ble løslatt samme dag. Noen dager senere ble 50 sivile stoppet i en illegal veisperring i Andar-distriktet; 48 ble raskt sjekket ut av saken og kunne reise videre, mens det er ukjent hva som har skjedd med de to siste.“ (Landinfo, 20. November 2015, S. 20)

Die Unabhängige Afghanische Menschenrechtskommission (Afghanistan Independent Human Rights Commission, AIHRC) schreibt in ihrem im August 2016 veröffentlichten Jahresbericht zu zivilen Opfern in Afghanistan (Berichtszeitraum: März 2015 bis März 2016), dass örtliche Behörden in der Provinz Ghazni im April 2015 berichtet hätten, dass die Taliban vier ZivilistInnen, die in der Woche zuvor entführt worden seien, getötet hätten. Im August 2015 seien laut Behördenangaben ebenfalls vier ZivilistInnen, die drei Tage zuvor entführt worden seien, getötet worden. Kurze Zeit später hätten bewaffnete Männer in der Provinz Qarabagh zwölf ZivilistInnen entführt:

„On Hamal 28, 1394, local authorities in Ghazni province announced that the Taliban killed four civilians who were taken hostage earlier in the week. Likewise, Ghazni provincial officials also confirmed on Asad 20, that four civilians who were taken hostage by armed men three days earlier were killed. Similarly, on Asad 21, 1394, 12 civilians were taken hostage by armed men in Qarabagh district of Ghazni province.” (AIHRC, 1. August 2016, S. 30)

In einem Artikel vom Jänner 2015 schreibt Fazal Muzhary, Analyst beim Afghanistan Analysts Network (AAN), Taliban-Kämpfer seien im September 2015 in das Gefängnis von Ghazni eingedrungen und hätten Hunderte von Gefangenen befreit, darunter auch wichtige Taliban-Kommandanten. Im Vergleich zu früheren Gefangenenbefreiungsaktionen sei diese besser geplant gewesen, und es hätten sich mehr Kämpfer beteiligt. Bei dieser komplexen Aktion seien neben dem Gefängnis selbst zahlreiche Kontrollposten um das Gefängnis von einer Vielzahl von Taliban-Kämpfern angegriffen worden. Die Angriffe seien von mehreren Gruppen von Kämpfern ausgeführt worden, wobei jede Gruppe eine andere „Aufgabe“ zugeteilt bekommen habe, ohne von den Aufgaben der anderen Gruppen zu wissen. Diese zeitgleichen Aktionen hätten die Sicherheitskräfte verwirrt, und die für den Schutz des Gefängnisses verantwortliche Einheit sei nicht in der Lage gewesen, sich mit den übrigen Sicherheitskräften zu koordinieren:

Taleban fighters broke into the Ghazni jail and freed hundreds of inmates, including key Taleban commanders, in the early morning of 14 September 2015. It was the ninth spectacular jailbreak since 2001, but the Ghazni jailbreak was different than most of them: better planned and with more fighters. The government forces, on the other hand, lacked coordination between the jail protection unit and other security forces, and there may have been someone on the inside helping the Taleban. […]

The multiple attacks in Ghazni on 14 September 2015 was a complex operation, targeting a large number of check posts and involving a large number of Taleban fighters. Most of them had apparently not been told what the main target was (except 50 of them, among them, the ten suicide attackers). Interestingly, several separate groups of Taleban fighters participated in these attacks and every group was given a different task without knowing the tasks of the other groups. A source close to the Taleban said that one group of fighters had simply been instructed to follow their commander and only around midnight, when they realised they were close to the main Ghazni-Paktika highway and near the jail, were the fighters told they were attacking the central jail of Ghazni. This group, which he said consisted of 180 men, did not attack the security check posts around the jail; instead, some of them entered the jail after the blast and freed the inmates. Others were told to target the government reinforcements if they showed up, and otherwise to just accompany the freed prisoners to the villages – which they did.

Moreover, the Taleban simultaneously attacked several security posts around the jail and in other parts of the city, as well as in the districts. Targets included the base of the Quick Reaction Force (QRF) and the check-post in the former base of the US Provincial Reconstruction Team (PRT) in Ghazni city, two posts in Qala-e Qazi and Zargar immediately outside the city, and posts in Suleimanzai (in Deh Yak district), and Mullah Noh Baba (in the south west of Andar district). This seems to have successfully confused the Afghan security forces, a trick that the militants did not try in other jailbreaks. Not letting their own fighters know the full plan also appears to be a tactic not used in other, similar attacks, particularly on jails.” (Muzhary, 15. Jänner 2016)

Der in Prag ansässige, vom US-Kongress finanzierte Radiosender Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) berichtet im August 2015, dass vier Männer, die in der Woche zuvor entführt worden seien, im Distrikt Nawur der Provinz Ghazni erschossen aufgefunden worden seien. Bei dreien der Toten handle es sich um Hazara, bei dem Vierten um einen Paschtunen. Bei einer weiteren Entführung seien mindestens acht weitere Hazara entführt worden:

„Afghan authorities have recovered the corpses of four men kidnapped in eastern Afghanistan last week, while at least eight others were newly abducted, officials say.

The four corpses, found in Nawur district near the Pakistan border, all had been shot dead, Asadullah Ensafi, the deputy chief police of Ghazni Province, said on August 12.

He said three of the men were Hazara, while the other was a Sunni Pashtun.“ (RFE/RL, 13. August 2015)

Lage im Distrikt Qarabagh

In seinem bereits oben zitierten Bericht vom November 2015 beschreibt das norwegische Herkunftsländerinformationszentrum Landinfo Qarabagh als einen ethnisch heterogenen Distrikt, in dem eine Reihe von sicherheitsrelevanten Vorfällen verzeichnet worden seien. Das typische Angriffsmuster bestehe in Angriffen von Aufständischen auf Checkpoints der Polizei. Diese Angriffe würden mittels Handfeuerwaffen ausgeführt. Weiters gebe es auch Berichte über Massenentführungen auf Wegstrecken im Distrikt Qarabagh:

„Qarabagh er et etnisk sammensatt distrikt hvor det er registrert en rekke sikkerhetsrelaterte hendelser. Angrepsmønsteret ser ut til å være at opprørere angriper politiets kontrollposter med håndvåpen. Det er registrert tilfeller av massekidnappinger, jf. del 4.1.4, på denne veistrekningen“ (Landinfo, 20. November 2015, S. 23)

Ein im Dezember 2015 veröffentlichter Artikel von Thomas Ruttig, Kodirektor des AAN, erwähnt, dass der geistliche Anführer der Partei Khuddam ul-Forqan, welche zunächst innerhalb der Harakat-e Inqilab-e Islami und später innerhalb der Taliban als autonome Einheit bestanden habe, im November 2015 einige „von Taliban kontrollierte“ Dörfer in den Distrikten Andar und Qarabagh der Provinz Ghazni besucht habe:

Even more significantly, the Khuddam ul-Forqan party now is showing signs of a split. Over the decades, first within Harakat and later within the Taleban, it had successfully maintained its political autonomy and cohesion. While Mujahed told AAN that the party no longer existed, its spiritual leader Amin Jan Mojaddedi (5) just toured parts of southeastern Afghanistan to reassert his support. On 14 November 2015, he arrived at his madrassa, the Nur ul-Madares in Andar, to take part in a graduation ceremony for students of the madrassa. There, he received a red carpet welcome. Hundreds of men stood in line to greet him, including local mullahs and current and former students as well as Taleban fighters; most of those Taleban fighters were alumni of Nur ul-Madares.

Although Mojaddedi stated that he did not visit ‘for political purposes’, he reiterated Khuddam ul-Forqan’s existence and ‘neutrality’. In a sideswipe to those former Khuddam who have sided with the government in Kabul (and are unable to travel to this region) he added: ‘If I was taking sides with anyone I would not be here.’ Mojaddedi also visited a number of Taleban-controlled villages in Andar and Qarabagh districts, extending his trip from the initially planned three days to one and a half weeks.” (Ruttig, 14. Dezember 2015)

Wie die afghanische Nachrichtenagentur Pajhwok Afghan News (PAN) im Juni 2015 berichtet, seien örtliche Mitglieder des afghanischen Hohen Friedensrates (High Peace Council, HPC) und BewohnerInnen besorgt darüber, dass zwölf Distrikte der Provinz Ghazni drohen würden, in die Hände der Taliban zu fallen. Laut einem Mitglied des HPC hätten die Taliban mehr Kontrolle über die Provinz als die Regierung, und die BewohnerInnen seien gezwungen, den Anordnungen der Aufständischen Folge zu leisten. In den betreffenden Distrikten beschränke sich die Kontrolle der Regierung auf das Distriktzentrum. Die Taliban hätten veranlasst, dass die Schulen drei Tage lang geschlossen würden, und mehrere Hauptstraßen seien gesperrt worden, da diese von den Taliban vermint worden seien. Dem Mitglied des HPC zufolge werde befürchtet, dass unter anderem der Distrikt Qarabagh unter die Kontrolle der Taliban geraten würde:

„Local members of High Peace Council (HPC) and residents feared 12 districts of southern Ghazni province are in danger of falling to Taliban. Secretary HPC Khalilullah Hotak told Pajhwok Afghan News on Tuesday that Taliban had more control in the province than the government and people were forced to obey militants’ orders. ‘Fall of district simply means Taliban are in control of the district and at least 12 districts in Ghazni face looming threats of falling to Taliban any time. The government control has only confined to the center of the district,’ he added. ‘Taliban ordered to close schools for three days and all educational institutions had to remain closed which proved that insurgents are in control,’ he added. Several main roads had been blocked since militants had planted mines which causing civilians’ casualties, he said, adding that Ajristan, Geero, Waghez, Gilan, Qarabagh, Rashidan and Ab Band districts were feared to go under Taliban control.” (PAN, 16. Juni 2015)

Die auf Berichterstattung zur Lage von Frauen spezialisierte afghanische Nachrichtenagentur Women Press (WP) schreibt in einem Artikel vom August 2015, dass sich die Taliban in der Provinz Ghazni vor allem im Distrikt Qarabagh aufhalten würden, wo sie vorbeifahrende Reisende aufhalten und nach deren Papieren oder nach in englischer Sprache verfassten Dokumenten, die sie mit sich führten, verlangen würden. Personen, die von Kabul in den Distrikt Jaghori der Provinz Ghazni reisen würden, könnten daher keine Pässe oder andere Identitätspapiere bei sich tragen. Im Laufe der Monate seien immer mehr Menschen von den Taliban entführt und einige sogar getötet worden. Die Taliban würden die Distrikte Qarabagh und Gelan, aus denen die einzigen Verkehrswege nach Kabul führen würden, kontrollieren. Es gebe keine offiziellen Pläne der Regierung zur Sicherung der Straßen, die durch diese Distrikte verlaufen würden:

„Jaghori, a very secure district in the Ghazni province, has become a target of the Taliban and other groups. These groups are kidnapping those who are traveling to Jaghori. Many stories have been told about this happening, in addition to drivers’ experiences when they are going back and forth on the road. Some drivers do not have the options to not drive on these dangerous roads, because they must make enough money to survive and support their families. The Taliban are mostly in the Qarabagh district of the Ghazni province, where they stop passengers on their way to ask for any legal documents, or documents that have English written on it. Those who are travelling from Kabul to Jaghori cannot have their passports or any legal documents showing their legal status as an Afghan citizen. As months and months pass, more people are kidnapped and some are even killed by the Taliban. […] The two districts, Qarabagh and Gelaan, are the only roads that people from the Jaghori district can use to communicate between the capital and other provinces. The Taliban has been controlling these two districts and many people have lost their cars and some have been killed in the past years. There has not been any official plan from the government that would secure these roads in order to prevent more citizens from being harmed.” (WP, 13. August 2015)

Die afghanische Nachrichtenwebsite Kabul Tribune berichtet in einem Artikel vom Juli 2016 über einen abgewehrten Taliban-Angriff auf einen Polizeiposten im Distrikt Qarabagh. Bei den Kämpfen sei unter anderem ein Kommandant der Taliban getötet worden, der bereits zuvor an Angriffen auf Sicherheitsposten in der Umgebung des Distrikts Qarabagh beteiligt gewesen sei:

„A key commander of the Taliban group was killed during a clash in the restive southeastern Ghazni province of Afghanistan. The Ministry of Interior (MoI) said the Taliban commander identified as Mirza who was also famous as Hamza was killed during the clash. According to a statement by MoI, Hamza was killed along with two other Taliban fighters after launching an attack on police check post in Qarabagh district. The statement further added that the attack by the Taliban group was repulsed resulting into the death of Hamza and his companions. At least two other militants also sustained injuries during the clash, MoI said, adding that two Ak-47 rifles, 2 motorcycles, and some other ammunition and explosives were confiscated following the clash. According to MoI, Hamza was involved in major terrorist activities in Ghazni province, specifically in attacks on security check posts in the vicinity of Qarabagh district.” (Kabul Tribune, 20. Juli 2016)

Darüber hinaus berichten afghanische Medienquellen sowie die Taliban-Nachrichtenwebsite Voice of Jihad über eine Reihe weiterer Taliban-Angriffe auf Sicherheitskräfte bzw. über Kämpfe zwischen Taliban und Sicherheitskräften im Distrikt Qarabagh, die sich in den vergangenen drei Monaten zugetragen und Berichten zufolge Todesopfer verursacht hätten (Ghaznawian TV, 16. Juli 2016; Voice of Jihad, 29. Juni 2016; Voice of Jihad, 1. Juni 2016; Voice of Jihad, 31. Mai 2016; Voice of Jihad, 23. Mai 2016; Radio Afghanistan, 19. Mai 2016; Afghan Islamic Press; 19. Mai 2016; Voice of Jihad, 19. Mai 2016; Voice of Jihad, 17. Mai 2016; Ghaznawian TV, 10. Mai 2016; Paiwastoon Radio, 13. April 2016; Ghaznawian TV, 22. Juni 2016)

 

Die afghanische Nachrichtenagentur Afghan Islamic Press (AIP) berichtet im Februar 2016, dass die Taliban im Distrikt Qarabagh der Provinz Ghazni vier Personen, die sie unter dem Vorwurf, verschiedene Verbrechen begangen zu haben, festgenommen hätten, öffentlich hingerichtet hätten. Um was für Verbrechen es konkret gegangen sei, sei unklar. Bei zwei der Hingerichteten habe es sich um Taliban, bei den übrigen beiden um lokale Zivilisten gehandelt:

„The armed Taleban have executed in public in Qarabagh District of Ghazni Province four people they arrested on various criminal charges. A resident of Qarabagh told Afghan Islamic Press over the phone that these people were hanged by the Taleban in front of around 1,000 people in Jamard village at 1600 local time this evening. The local resident said: ‘The Taleban told the people over a loudspeaker that they punished these individuals after arresting them on charges of special crimes, but the main issue of what the crimes were was not clear. Two of them were Taleban and two others were civilians from the area and the Taleban hanged them all.’” (AIP, 23. Februar 2016)

Der staatliche iranische Nachrichtensender Press TV berichtet im Dezember 2015, dass fünf ZivilistInnen, die vom Distrikt Malistan (Provinz Ghazni) nach Ghazni-Stadt unterwegs gewesen seien, von Taliban entführt worden seien. Eine Frau und ein Kind seien später freigelassen worden, die drei übrigen Personen befänden sich weiterhin in der Hand der Entführer und ihr Schicksal bzw. Verbleib sei unbekannt:

„Afghan officials say unidentified armed men have abducted five civilians, including a woman and a child, who were traveling on a highway in the country’s eastern province of Ghazni. Khaliqdad Akbari, chairman of the provincial council, said on Sunday that the civilians were traveling en route from the Malistan district to the provincial capital city of Ghazni, located about 150 kilometers (95 miles) southwest of the Afghan capital, Kabul, when the gunmen stopped their car and forced them out of the vehicle. Akbari added that the assailants later released the child and his mother, but kept the other three people in their custody. The Afghan official identified the abductors as members of the Taliban militant group, noting that the fate and whereabouts of the abductees remain unknown.” (Press TV, 20. Dezember 2015)

Die afghanische Nachrichtenagentur Pajhwok Afghan News (PAN) schreibt im September 2015 unter Berufung auf Behörden und örtliche BewohnerInnen, dass Dutzende Familien aufgrund drohender Kampfhandlungen aus dem Distrikt Qarabagh (Provinz Ghazni) vertrieben worden seien:

Dozens of families have been displaced from the Qarabagh district of southern Ghazni province due to fear of fighting, officials and residents said on Wednesday. Noor Rahman, a resident of Shadi Khan Kala area, told Pajhwok Afghan News he had moved along with his family to the Shah Ghuli area of Ghazni City as a result of lingering violence in the district.” (PAN, 2. September 2015)

Ein im April 2015 veröffentlichter Artikel des afghanischen Journalisten Qayoom Suroush bietet einen Überblick über Fälle von Entführungen von Hazara. Dabei wird erwähnt, dass im März 2015 zehn InsassInnen eines Fahrzeugs im Distrikt Qarabagh der Provinz Ghazni von Taliban entführt, verhört, verwarnt und wenige Stunden später wieder freigelassen worden seien. Im April 2015 hätten Bewaffnete zwei Fahrzeuge mit 20 Hazara-InsassInnen im Distrikt Qarabagh aufgehalten und einen Tag lang als Geiseln festgehalten worden. Wie der Artikel bemerkt, sei der Distrikt Qarabagh unsicher, zumal es dort nur eine schwache Präsenz der afghanischen nationalen Armee gebe:

„On 15 March 2015, another ‘Hazara kidnapping’ was reported, this time in Qarabagh district of Ghazni province (where about half of all citizens are Hazaras). Taleban stopped a car coming from Jaghori district (another Hazara-dominated district) and took ten passengers, all of whom were Hazaras. However, they released them only hours later, after the Taleban had interrogated the travellers and warned the women to wear ‘proper Islamic attire’, meaning burqas rather than the large headscarves or chadors favoured by many Hazara women. This kind of road block is common across the country, including in insecure Qarabagh district where there is little Afghan National Army (ANA) presence. With both districts having large Hazara communities, chances are that Hazaras will often face such incidents, but such road blocks also hit the local Pashtun population. Nevertheless, soon after this incident, social media users and news agencies started speculating about Hazaras being systematically targeted, quickly jumping from assumption to ‘fact’. The Shia News Association, an Iran-based news agency, for example, tweeted about a ‘continuation of Hazara kidnappings.’ […]

Another reported ‘Hazara kidnapping’ on 1 April 2015, again in Ghazni’s Qarabagh district, involved a group of gunmen stopping two cars with 20 passengers – who were indeed Hazara – and taking them hostage for a day. However, it transpired that the travellers were random victims taken with the aim of creating leverage over the police. Before the kidnapping, a local girl had delivered herself to the police and been taken to a shelter in neighbouring Jaghori district. It is not clear why the girl had sought shelter, but the hostages were released after police brought her back to her family (leading one to wonder about the current situation and the safety of the girl; read AAN’s reports on domestic violence and the role of the authorities here).” (Suroush, 24. April 2015)

2) Erreichbarkeit des Distrikts Qarabagh von Kabul aus

In einem Artikel vom Oktober 2015 erwähnt der afghanische Nachrichtensender Tolo News, dass die Autobahn von Kabul nach Kandahar unter anderem Kabul mit Ghazni verbinde. Eigentümer von Transportunternehmen in Kabul würden über anhaltende Sicherheitsbedrohungen auf der Autobahn klagen. Diese Probleme hätten sich verschärft, nachdem die Taliban im Oktober 2015 die Autobahn im Bereich des Distrikts Qarabagh für mehrere Stunden gesperrt hätten (s.o.):

„The [Kabul-Kandahar] highway is a key transit route as it connects Kabul with Ghazni, Kandahar, Helmand, Herat and Farah provinces in the country's southern and western parts. Owners of transport companies in Kabul told how they are faced with ongoing security threats on the highway and that their problems were made worse after the Taliban closed the highway for hours on Monday.” (Tolo News, 12. Oktober 2015)

Landinfo schreibt in seinem bereits oben zitierten Bericht vom November 2015, dass es drei Möglichkeiten gebe, ausgehend von der Hauptstraße von Kabul nach Kandahar den Distrikt Jaghori (der Provinz Ghazni) zu erreichen. Auf allen drei Routen könne es illegale Straßensperren geben. Einer dieser Wege führe durch den Distrikt Qarabagh:

„Det går tre ulike veier til Jaghuri-distriktet med utgangspunkt i hovedveien fra Kabul til Kandahar (Landinfo 2013, s. 12). En internasjonal organisasjon (september 2015) mente at for sivile vil det generelt ikke være vesentlige forskjeller på de tre alternativene. Det kan på alle rutene forekomme illegale veisperringer, men det er alternativet gjennom Nawur som anses som tryggest av sivilbefolkningen, og som oftest blir benyttet. […]

Det andre alternativet er ruten via Qarabagh distrikt. Fra Qarabagh går en vei vestover til Jaghuri.“ (Landinfo, 20. November 2015, S. 22-23)

Das australische Refugee Review Tribunal (RRT) schreibt in einer Asylentscheidung vom Mai 2015 unter Berufung auf einen Bericht des australischen Außenministeriums (Department of Foreign Affairs and Trade, DFAT) aus dem Jahr 2014, dass es zwei etablierte Routen von Kabul nach Ghazni-Stadt gebe. Die erste Route sei kurz und unsicher und führe über Maidan Wardak. Die zweite Route sei sicherer, jedoch länger und beschwerlicher und verlaufe durch Teile der Provinz Parwan auf der Autobahn Bamiyan–Charikar. Es gebe drei Routen, über die man von Ghazni-Stadt den (mehrheitlich von Hazara bewohnten) Distrikt Jaghori erreichen könne. Während der Weg über den Distrikt Nawur als sicher gelte, werde die zweite Route, die durch den Distrikt Qarabagh führe, als weniger sicher eingeschätzt. Die dritte Route durch Muqur sei unsicher. Nach Ansicht des DFAT seien örtliche Anwohner, darunter Hazara, die über persönliche Verbindungen zur Provinz und Ortskenntnisse verfügen würden, generell in der Lage, zwischen Ghazni-Stadt und den Hazara-Distrikten zu reisen, ohne dass es zu Vorkommnissen komme, und die Straßen würden täglich von tausenden von Fahrzeugen befahren:

There are two well-established routes from Kabul to Ghazni city. One is short and insecure, via Maidan Wardak. The other passes through parts of Parwan Province on the Bamiyan–Charikar Highway. This is more secure, but long and arduous. There are three routes from Ghazni city to the Hazara-majority Jaghori district. The most frequently used road passes through Nawur district, and is considered secure. The second route through Qarabagh district is considered less secure. A third through Muqur is insecure due to a Taliban presence, with occasional checkpoints and security incidents. DFAT understands that local residents with ties to the province and knowledge of the area—including Hazaras—are generally able to travel between Ghazni City and Hazara districts without incident and thousands of vehicles use these roads daily.” (RRT, 7. Mai 2015)

Der afghanische Nachrichtensender Tolo News berichtet in einem Artikel vom Oktober 2015, dass Taliban Berichten zufolge die Autobahn von Kabul nach Kandahar im Bereich des Distrikts Qarabagh (Provinz Ghazni) mehrere Stunden lang gesperrt hätten, mit dem Ziel, sechs Gebiete in der Provinz anzugreifen. Nach mehrstündigen Gefechten mit afghanischen Sicherheitskräften sei das Angriffsvorhaben der Taliban jedoch gescheitert:

„Taliban militants reportedly closed the Kabul-Kandahar highway on Monday in the Qarabagh district in Ghazni province in the hope of attacking six parts of the province. However, their attack was foiled by Afghan security forces who battled the insurgents for a few hours.” (Tolo News, 12. Oktober 2015)

Der afghanische Journalist Qayoom Suroush schreibt im bereits oben zitierten Artikel vom April 2015, dass es nicht unüblich sei, dass Taliban vorbeifahrende Reisende (jeglicher ethnischer Zugehörigkeit) anhalten, verhören und durchsuchen würden. Auf diese Weise würden die Taliban versuchen, Personen ausfindig zu machen, die als Soldaten oderRegierungsbeamte tätig seien oder anderweitig mit dem Staat in Verbindung stünden. Dies sei zudem ein Mittel zur allgemeinen Einschüchterung der Zivilbevölkerung. Es habe im Laufe der Jahre zahlreiche Vorfälle dieser Art gegeben, darunter kürzlich zwei Fälle, die sich auf der unsicheren Straße, die durch den Distrikt Qarabagh in die Provinz Jaghori führe, ereignet hätten. Diese Route werde von Ortsansässigen als „Alptraum“ bezeichnet. Wie Suroush bemerkt, entsprächen die berichteten Entführungen von Hazara (etwa jene vom März 2015 in Qarabagh) dem routinemäßigen Vorgehensmuster der Taliban und seien unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit der betreffenden Reisenden ausgeführt worden:

„In general, it is not unusual for Taleban to stop and hold travellers – of all ethnicities – and interrogate and search them. Doing so, they usually try to identify those who are earning their living as soldiers or government officials, or others associated with the state. It also serves as a convenient way to generally intimidate the civilian population, projecting the Taleban’s power over people’s daily lives. There have been, over the years, many examples of such incidents – including on the road that featured in two of the recent incidents, the insecure Qarabagh road to Jaghori district of Ghazni, which locals call ‘a nightmare.’ In short, the reported ‘Hazara kidnappings’ in Qarabagh on 15 March 2015, in Farah on 17 March 2015, in Daikundi on 25 March 2015 and in Sar-e Pul on 1 April 2015 look to be fairly routine behaviour for the Taleban and carried out regardless of the ethnicity of travellers.” (Suroush, 24. April 2015)

 

image001.gif 

 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 16. August 2016)

·      AIHRC - Afghanistan Independent Human Rights Commission: Report on Civilian Casualties in Afghanistan In 1394, 1. August 2016
http://www.aihrc.org.af/media/files/Research%20Reports/english/Report%20on%20Civilian%20Casualties_1394_English.pdf

·      AIP - Afghan Islamic Press: Taleban execute four people in Afghan Ghazni Province, say locals, 23. Februar 2016 (zitiert nach BBC Monitoring)

·      AIP - Afghan Islamic Press: Afghan security officials comment on casualties of security forces, Taliban, 19. Mai 2016 (zitiert nach BBC Monitoring)

·      EASO - European Asylum Support Office: Afghanistan Security Situation, Jänner 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1454492894_easo-coi-afghanistan-security-situation-bz0416001enn-fv1.pdf

·      Ghaznawian TV: Programme summary of Afghan Ghaznawian TV news in Dari 1500 gmt 10 May 16, 10. Mai 2016 (zitiert nach BBC Monitoring)

·      Ghaznawian TV: Programme summary of Afghan Ghaznawian TV news in Dari 1500 gmt 22 Jun 16, 22. Juni 2016 (zitiert nach BBC Monitoring)

·      Ghaznawian TV: Programme summary of Afghan Ghaznawian TV news in Dari 1500 gmt 16 Jul 16, 16. Juli 2016 (zitiert nach BBC Monitoring)

·      Kabul Tribune: Key Taliban commander killed during a clash in Ghazni province, 20. Juli 2016
http://www.kabultribune.com/index.php/2016/07/20/key-taliban-commander-killed-during-a-clash-in-ghazni-province/

·      Landinfo - Norwegian Country of Origin Information Centre: Afghanistan: Generell sikkerhet og veisikkerhet, 20. November 2015 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1448538028_3254-1.pdf

·      Muzhary, Fazal: Ghazni Jailbreak: Where the government failed and its enemy succeeded, 15. Januar 2016 (veröffentlicht von AAN, verfügbar auf ecoi.net)
https://www.ecoi.net/local_link/318170/457155_de.html

·      Paiwastoon Radio: Programme summary of Afghan Paiwastoon Radio news in Pashto 1500 gmt 13 Apr 16, 13. April 2016

·      PAN - Pajhwok Afghan News: 12 Ghazni districts in danger of falling to Taliban, 16. Juni 2015
http://www.pajhwok.com/en/2015/06/16/12-ghazni-districts-danger-falling-taliban

·      PAN - Pajhwok Afghan News: Intense fighting displaces dozens of Qarabagh families, 2. September 2015
http://archive.pajhwok.com/en/2015/09/02/intense-fighting-displaces-dozens-qarabagh-families

·      Press TV: Gunmen kidnap five civilians in eastern Afghanistan, 20. Dezember 2015
http://www.presstv.ir/Detail/2015/12/20/442492/Afghanistan-Taliban-militants-abduction-kidnapping-civilians-Ghazni

·      Radio Afghanistan: Programme summary of Radio Afghanistan news in Dari 1530 gmt 19 May 16, 19. Mai 2016 (zitiert nach BBC Monitoring)

·      RFE/RL - Radio Free Europe/Radio Liberty: At Least Eight Hazaras Kidnapped, Four Killed In Afghanistan, 13. August 2015 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/310373/448328_de.html

·      RRT - Refugee Review Tribunal (Australien): RRT Case No. 1313731, [2015] RRTA 277, Australia: Refugee Review Tribunal, 7. Mai 2015
http://www.refworld.org/pdfid/55b20cbe4.pdf

·      Ruttig, Thomas: A Bridge for the Taleban? Harakat, a former mujahedin party, leaps back into action, 14. Dezember 2015 (veröffentlicht von AAN, verfügbar auf ecoi.net)
https://www.ecoi.net/local_link/316931/455791_de.html

·      Suroush, Qayoom: Hazaras in the Crosshairs? A scrutiny of recent incidents, 24. April 2015 (veröffentlicht von AAN, verfügbar auf ecoi.net)
https://www.ecoi.net/local_link/302896/439835_de.html

·      Tolo News: Security Forces Thwart Taliban Attack On Ghazni, 12. Oktober 2015
http://www.tolonews.com/en/afghanistan/21843-security-forces-thwart-taliban-attack-on-ghazni

·      UN General Assembly: The situation in Afghanistan and its implications for international peace and security; Report of the Secretary-General [A/70/775–S/2016/218], 7. März 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1458124283_n1605468.pdf

·      Voice of Jihad: Taliban report commander killed along with his guard in Afghan east, 17. Mai 2016 (zitiert nach BBC Monitoring)

·      Voice of Jihad: Taliban say eight soldiers killed or injured in attacks in Afghan east, 19. Mai 2016 (zitiert nach BBC Monitoring)

·      Voice of Jihad: Taliban say three soldiers killed, another injured in blast in Afghan east, 23. Mai 2016 (zitiert nach BBC Monitoring)

·      Voice of Jihad: Taliban claim tank destroyed, five soldiers killed in attack in Afghan east, 31. Mai 2016 (zitiert nach BBC Monitoring)

·      Voice of Jihad: Afghan Taliban report tank destroyed, four soldiers killed in attack in east, 1. Juni 2016 (zitiert nach BBC Monitoring)

·      Voice of Jihad: Taliban report six soldiers killed or injured in attack in eastern Afghanistan, 29. Juni 2016 (zitiert nach BBC Monitoring)

·      WP - Women Press: Seventeen More People Have Been Kidnapped, 13. August 2015
http://womenpress.af/english/2015/08/13/seven-more-people-have-been-kidnapped/