1- Allgemeine Sicherheitslage in Afghanistan
Afghanistan ist eine islamische Republik, die Einwohnerzahl wird auf zwischen 24 und 32 Millionen geschätzt (
USDOS, 8. April 2011, Introduction). Das US-amerikanische Congressional Research Service (CRS) bezeichnet das Land als Schauplatz jahrzehntelanger kriegerischer Auseinandersetzungen, die zu 2 Millionen Toten und 700.000 verwitweten oder verwaisten Personen geführt haben. Rund eine Million afghanische Kinder werden in Flüchtlingslagern außerhalb Afghanistans großgezogen. Obwohl dem CRS zufolge mittlerweile rund 3,5 Millionen afghanische Flüchtlinge zurückgekehrt sind, befindet sich eine vergleichbar große Zahl weiterhin außerhalb Afghanistans (
CRS, 15. Oktober 2015, S. 54).
Staatliche und nicht-staatliche Akteure
Afghanische Regierung
Die deutsche Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) geht in einem Bericht vom Jänner 2015 wie folgt auf die afghanischen Sicherheitskräfte ein:
“Die generelle Sicherheitsarchitektur impliziert für den afghanischen Staat grundlegende Probleme. Die drei großen Sicherheitsinstitutionen Armee, Polizei und Geheimdienst weisen überschneidende Kompetenzen und Verantwortlichkeiten auf. Sie verfügen über Einheiten, die für den Einsatz im Innern und den Kampf gegen die Aufstandsbewegung strukturiert, ausgebildet und ausgerüstet wurden. Zudem nehmen alle drei neben der Aufstandsbekämpfung auch Polizeiaufgaben war und verfügen über im Inland tätige, nachrichtendienstlich arbeitende Abteilungen. Dies ist Ursache für erhebliche Rivalitäten, die sich längst zu einem Kampf um Ressourcen, Anerkennung und – vor dem Hintergrund absehbarer Etatkürzungen – einer langfristigen Daseinsberechtigung ausgeweitet haben.
Im Verlauf des Jahres 2012 gelang es der ISAF [International Security Assistance Force] und der afghanischen Regierung, den personellen Aufwuchs von Armee und Polizei abzuschließen und die vorgesehene Obergrenze von etwa 352.000 Soldaten und Polizisten zu erreichen. Dieser Erfolg wird jedoch von der Tatsache getrübt, dass die ANSF [Afghan National Security Forces] aufgrund von Verlusten, Desertion und Nichtverlängerung von Dienstverhältnissen jährlich zwischen einem Viertel und einem Drittel ihres Personals ersetzen müssen. Eine gemeinsame Identität und ein stärkerer innerer Zusammenhalt der einzelnen Einheiten können somit in den neu aufgestellten Streitkräften nur schwer entstehen. Zusätzlich werden auch die Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft beeinträchtigt, durch Aus- und Fortbildung die Qualität des afghanischen Sicherheitspersonals zu heben. Die Tatsache, dass der ehemalige Präsident die Taliban seit 2009 wiederholt als ‚Brüder‘ bezeichnet hatte, hat das Feindbild der ANSF verwässert. Wie sollten sich in dieser Lage Soldaten und Polizisten, die regelmäßig Zeuge von Korruption und Amtsmissbrauch ihrer Vorgesetzten wurden und deren Oberbefehlshaber die feindlichen Kämpfer als ‚Brüder‘ bezeichneten, mit dem Staat und seinen Institutionen identifizieren? Hinzu kommen finanzielle Aspekte. Angesichts einer geringen Besoldung, die dem Risiko, getötet oder schwer verwundet zu werden, sowie einer unzureichenden medizinischen Versorgung, nicht gerecht werden konnte, waren Moral und Motivation vieler ANSF-Angehöriger, vor allem der niederen Dienstränge, lange Zeit sehr schwach ausgeprägt. Die neue Regierung in Kabul unter Ashraf Ghani und Abdullah Abdullah hat bereits im Herbst 2014 bei mehreren Truppenbesuchen auf diese Situation reagiert, um das innere Gefüge der ANSF zu stärken.
Dennoch hat sich die Qualität der afghanischen Sicherheitskräfte in den vergangenen Jahren stetig erhöht, was zu Erfolgen im Kampf gegen die Aufstandsbewegung und somit auch zu einem höheren Ansehen der Soldaten und Polizisten in der Zivilbevölkerung geführt hat.“ (
KAS, Jänner 2015, S. 90-91)
Afghanistan-Experte Antonio Giustozzi erwähnt in einem öffentlichen Vortrag vom November 2014, dass es sogar innerhalb der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (International Security Assistance Force, ISAF) eine zunehmende Besorgnis hinsichtlich der Fähigkeit der afghanischen Sicherheitskräfte und vor allem der Armee gibt, die kommenden zwei Jahre durchzuhalten. Der Level der Desertionen ist weiterhin hoch, was zu einem hohen Level an Fluktuation führt. Das Beunruhigendste, so Giustozzi, ist allerdings die Zahl der getöteten und verletzten Angehörigen der Sicherheitskräfte, die auf lange Sicht negative Auswirkungen auf die Moral und möglicherweise irgendwann auf die Rekrutierung haben wird. (
Giustozzi, 18. November 2014, S. 5)
Das Central Asia-Caucasus Institute (CACI) schreibt in einem Artikel vom Oktober 2015, dass sich die afghanischen Sicherheitskräfte seit Dezember 2014, dem Ende der ISAF-Kampfmission, bei direkten Konfrontationen mit den Taliban einigermaßen gut geschlagen haben. Bei der Verteidigung von Kundus versagten sie jedoch auf ganzer Linie. So gelang es 7.000 Sicherheitskräften nicht, die Stadt gegen einen Angriff von einigen wenigen hundert Taliban-Kämpfern zu schützen. Laut dem CACI offenbart dies die Schwäche der afghanischen Sicherheitskräfte bei Kämpfen in städtischen Gebieten. ExpertInnen zufolge war die Eroberung Kundus’ nicht so sehr das Ergebnis der Kampffähigkeiten der Taliban als vielmehr des Versagens der Sicherheitskräfte, einer schlechten Führung und einer geringen Moral. (
CACI, 15. Oktober 2015)
Der UNO-Generalsekretär bemerkt in einem Bericht an die UNO-Generalversammlung (UN General Assembly, UNGA) vom März 2016, dass Berichten zufolge im Jahr 2015 ein deutlicher Anstieg an Verlusten bei den afghanischen Streit- bzw. Sicherheitskräften zu verzeichnen war. Zentrale Probleme, darunter solche bei der Rekrutierung, hoher personeller Schwund und Unzulänglichkeiten bei Logistik, Planung, Luftunterstützung und Koordinierung behindern die Sicherheitskräfte daran, der Bedrohung durch nichtstaatliche Akteure effektiv zu begegnen. Die Nachhaltigkeit der Sicherheitskräfte sei insbesondere angesichts unzureichender Rekrutierungen und der hohen Schwundrate fraglich. (
UNGA, 7. März 2016, S. 5)
Die Afghanistan Research and Evaluation Unit (AREU) schreibt in einem Bericht vom März 2016, dass die Afghanische Nationalarmee (Afghan National Army, ANA) im Jahr 2015 dramatische Verluste erleiden musste und sich erstmals mit ernsthaften Problemen bei der Rekrutierung neuer SoldatInnen konfrontiert sieht. Die Armee erlebte zudem ein Wiederkommen des Phänomens des „ghost soldiering“ (Anm.: Soldaten im aktiven Dienst, die ihren Dienst de facto nicht ausüben), das bis 2010 zum Großteil als eingedämmt galt. Gegen November 2015 waren Einheiten der Armee, die den Kampfhandlungen besonders ausgesetzt waren, stark dezimiert und unterbesetzt. Nach dem Abzug von Ausbildnern und Beratern aus den taktischen Einheiten der ANA im Jahr 2014 wurden eine Reihe von Schwächen in den Bereichen Logistik, Planung, Beschaffung, Ausrüstungswartung und Verwaltung offenkundig. Aufgrund dieser Probleme ist die ANA trotz der Tatsache, dass sie im Großen und Ganzen weiterhin die Kontrolle über die wichtigsten Autobahnen im Land innehat, weniger mobil als die Aufständischen. Eine Evaluierung der taktischen Leistungsfähigkeit der ANA im Gefecht gestaltet sich mangels verlässlicher Informationen schwierig. Allerdings räumen Quellen sowohl aus dem Verteidigungsministerium als auch aus der ANA selbst ein, dass die Armee unter einem ernstzunehmenden Führungsproblem leidet. So unterliegen Besetzungen ranghoher Posten starkem politischem Einfluss, was häufig zur Ernennung inkompetenter Kommandeure führt. (
AREU, März 2016, S. 1)
Wie Freedom House erwähnt, sind Korruption, Vetternwirtschaft und Klientelismus weiterhin auf allen Regierungsebenen weit verbreitet. (
Freedom House, 28. Jänner 2015)
Präsidentschaftswahl 2014
Der UNO-Generalsekretär erwähnt in einem Bericht an die UNO-Generalversammlung (UN General Assembly, UNGA), dass keiner der Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl vom 5. April 2014 mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten hat und deshalb am 14. Juni 2014 eine Stichwahl zwischen den beiden Führenden, Abdullah Abdullah und Ashraf Ghani, abgehalten wurde (
UNGA, 9. September 2014, S. 2). Ghani wurde schließlich zum Sieger der Stichwahl erklärt, nachdem das Ergebnis wegen Befürchtungen, Mutmaßungen über Wahlbetrug könnten zu Gewalt führen, tagelang geheim gehalten worden war. In einen Abkommen über eine „Einheitsregierung“ wurde vereinbart, dass Abdullah den Posten eines „Geschäftsführers“ der Regierung, vergleichbar mit der Funktion eines Ministerpräsidenten, übernehmen soll. Wie Agence France-Presse (AFP) anführt, hatten vor der Verkündung des Ergebnisses sowohl Ghani als auch Abdullah den Sieg für sich beansprucht und so das Land in eine politische Krise gestürzt. Laut AFP wurde die Wahl von weitverbreitetem Betrug überschattet (
AFP, 26. September 2014).
Aufständische Gruppen
Die Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UN Assistance Mission in Afghanistan, UNAMA) verwendet in ihren Berichten den Begriff „regierungsfeindliche Elemente“ für alle Einzelpersonen und bewaffneten Gruppen, die sich am bewaffneten Konflikt oder bewaffneten Widerstand gegen die afghanische Regierung und/oder die internationalen Truppen beteiligen. Dazu zählen unter anderem die Taliban, das Haqqani-Netzwerk, Hezb-e-Islami, die Islamische Bewegung Usbekistan, die Islamische Dschihad-Union, Laschkar-e-Taiba, Jaish-e Mohammed sowie Gruppen, die als „Daesh“ (arabisches Akronym für den Islamischen Staat, Anm. ACCORD) identifiziert werden. (
UNAMA, August 2015, S. 2, Fußnote 5)
Laut CRS bilden die Taliban nach wie vor den Kern der Widerstandsbewegung. Bis zu dessen Tod im Jahr 2013 wurde die Bewegung von Mullah Omar angeführt. Dessen Nachfolge, die in einem von einigen hochrangigen Taliban-Mitgliedern immer noch nicht anerkannten Selektionsprozess bestimmt wurde, traten Achtar Mohammad Mansur sowie zwei Stellvertreter an. (
CRS, 15. April 2016, S. 18-19)
Thomas Ruttig vom Afghanistan Analysts Network (AAN) schreibt in einem Artikel vom Februar 2016, dass Berichte, denen zufolge Achtar Mohammad Mansur bei einem Schusswechsel Anfang Dezember 2015 ums Leben gekommen sei, sich offenbar als falsch erwiesen haben (
Ruttig, 10 Februar 2016).
Wie das CRS weiters anführt, gehen die pakistanischen Taliban (Tehrik-e-Taliban Pakistan, TTP) vor allem gegen die pakistanische Regierung vor, unterstützen jedoch auch die afghanischen Taliban. (
CRS, 15. April 2016, S. 18-19)
Ein weiterer bedeutender Anführer von Aufständischen ist Gulbuddin Hekmatyar, der die Hezb-e-Islami-Gulbuddin (HIG) anführt. Die HIG ist gegenwärtig ideologisch und politisch mit den Taliban verbündet, auch wenn es gelegentlich zu Konfrontationen mit Mitgliedern der Taliban in den Gebieten, in denen die HIG am aktivsten ist (nördlich und östlich von Kabul gelegene Provinzen), gekommen ist. Dem CRS zufolge wird die HIG weithin nicht als wichtiger Faktor auf dem Kampffeld Afghanistan erachtet und hat sich bislang hauptsächlich auf öffentlichkeitswirksame Angriffe („high-profile attacks“) fokussiert. (
CRS, 15. April 2016, S. 22)
Als weitere aufständische Gruppe nennt das CRS das von Jalaludin Haqqani gegründete Haqqani-Netzwerk, das von US-amerikanischen Offiziellen oftmals als ein „entscheidender Wegbereiter“ für al-Qaida bezeichnet wird. Das Netzwerk verfügte während ihrer Hochzeit im Zeitraum von 2004 bis 2010 über rund 3.000 Kämpfer und Unterstützer, allerdings wird davon ausgegangen, dass diese Zahl gegenwärtig weit kleiner ist. Trotzdem ist das Netzwerk immer noch in der Lage, Operationen durchzuführen, darunter größere Bombenanschläge in Kabul und anderen Teilen Afghanistans. (
CRS, 15. April 2016, S. 22-23)
Bezüglich der Präsenz von al-Qaida in Afghanistan schreibt das CRS, dass US-amerikanische Offizielle seit der Vertreibung der Gruppe aus ihrer Basis in Afghanistan im Jahr 2001 bis ins Jahr 2015 der Ansicht waren, dass al-Qaida nur über eine minimale Präsenz im Land verfügte (weniger als 100 Mitglieder) und dort, vor allen im Nordosten, hauptsächlich als Unterstützer anderer aufständischer Gruppen fungierte. Ende 2015 haben US-Spezialeinheiten und Einheiten der afghanischen Streit- und Sicherheitskräfte ein großes Trainingslager der al-Qaida in der Provinz Kandahar ausgehoben und zerstört. Dies weist darauf hin, dass die al-Qaida ihre Präsenz im Land ausgeweitet hat. So schätzten Kommandeure der US-Streitkräfte im April 2016 die Zahl von al-Qaida-Kämpfern in Afghanistan auf 100-300 Mann und sprachen von einer zunehmend engeren Beziehung zwischen al-Qaida und den Taliban. (
CRS, 15. April 2016, S. 19)
Die Islamische Bewegung Usbekistans (IMU) ist laut CRS eine militante Gruppe, deren Aktivitäten sich in erster Linie gegen die Regierung Usbekistans richten. In Afghanistan stand die IMU bislang mit der al-Qaida in Verbindung. In den vergangenen Monaten haben sich allerdings einige ihrer Kämpfer mit dem Ableger des Islamischen Staates (IS) in Afghanistan verbündet. Die IMU könnte allein in der Provinz Kundus über bis zu 300 Kämpfer verfügen und ist in praktisch allen nördlichen Provinzen des Landes aktiv. (
CRS, 15 April 2016, S. 20)
Laut CRS zeigt sich seit Mitte 2014 in Afghanistan ein verstärkter Einfluss der Gruppe Islamischer Staat (IS), die hier den Namen „Provinz Chorasan im Islamischen Staat“ annahm. Auch die Bezeichung „Islamischer Staat im Irak und der Levante - Chorasan“ wird häufig verwendet. Nach Schätzungen von US-Kommandeuren könnten sich zwischen 1.000 und 3.000 Kämpfer dieser Gruppe in Afghanistan befinden. Medienberichten zufolge würden AfghanInnen die Praktiken der Taliban im Vergleich zum brutalen Vorgehen von IS-Anhängern als „moderat“ betrachten. (
CRS, 15. April 2016, S. 21)
In Afghanistan konkurrieren die Fraktionen des IS eher mit den Taliban als sich mit diesen zu verbünden, und haben vor allem im Osten Afghanistans einige kleinere Gebiete eingenommen, so das CRS (
CRS, 15, Oktober 2015, S. 20).
Wie die US-amerikanische Jamestown Foundation (JF) näher ausführt, verkündete Abu Muhammed al-Adnani, Hauptsprecher des Islamischen Staates (IS), im Jänner 2015 die Bildung der Gruppe „Provinz Chorasan“ (Wilayat Chorasan), bei der es sich um einen Arm des IS handle, der „Afghanistan, Pakistan und andere benachbarte Gebiete“ umfasse. Seitdem betrieb die Gruppe eine Kampagne der Expansion und Konsolidierung in der Region, wobei sich die meisten ihrer Aktivitäten auf Ost- und Südostafghanistan konzentrierten. Allerdings erlitt die Gruppe mehrere Rückschläge. Trotz ihrer jüngsten Verluste bei Gefechten in Zabul und Nangarhar ist die Gruppe „Provinz Chorasan“ weiterhin in Afghanistan aktiv. Neueste Schätzungen gehen von etwa 7.000 bis 8.500 Anhängern des IS in Afghanistan aus, von denen sich rund 1.000 nach wie vor in Nangarhar befinden. Die Gruppe hat gezeigt, dass sie in der Lage ist, auch in urbanen Gebieten, etwa in Dschalalabad, der Hauptstadt von Nangarhar, Anschläge auszuführen. Allerdings verdeutlichen die jüngsten Niederlagen, dass die Taliban ein ernsthaftes Hindernis für eine Expansion des IS in Afghanistan darstellen. (
JF, 3. März 2016)
Sicherheitslage
Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) erwähnt in einem Bericht vom Jänner 2015 Folgendes:
„Von ‚der Sicherheitslage‘ in Afghanistan zu sprechen, ist schwierig. Die Lage, gemessen an sicherheitsrelevanten Zwischenfällen (beispielsweise Anschläge, Kampfhandlungen, teilweise aber auch Kriminalität), ist von Provinz zu Provinz unterschiedlich und divergiert innerhalb einer Provinz häufig erheblich zwischen einzelnen Distrikten.“ (
KAS, Jänner 2015, S. 76-77)
Allgemeine Entwicklungen
2001 bis 2014
Für Entwicklungen von 2001 bis Ende 2012 siehe folgende Archivversion dieses Themendossiers:
http://www.ecoi.net/local_link/249674/373383_de.html
Für Entwicklungen im Jahr 2013 siehe folgende Archivversion dieses Themendossiers:
http://www.ecoi.net/local_link/270108/398606_de.html
Für Entwicklungen im Jahr 2014 siehe folgende Archivversion dieses Themendossiers:
http://www.ecoi.net/local_link/304849/442013_de.html
2015
Wie der UNO-Generalsekretär in seinem Bericht vom März 2016 an die UNO-Generalversammlung ausführt, kam es im Jahr 2015 zu einer weiteren Verschlechterung der Sicherheitslage im Land. Die Vereinten Nationen hätten während des Jahres 22.634 sicherheitsrelevante Vorfälle verzeichnet, was einen dreiprozentigen Anstieg zum Jahr 2014 und zugleich die zweithöchste Zahl an derartigen Vorfällen darstellt, die seit 2001 innerhalb eines Jahres dokumentiert wurden. In den vergangenen Monaten kam es zu verstärkten Kampfhandlungen in den Provinzen Helmand und Baghlan, und die Lage in der Provinz Kundus sei weiterhin volatil. 70 Prozent der im Jahr 2015 dokumentierten sicherheitsrelevanten Vorfälle ereigneten sich in den südlichen, östlichen und südöstlichen Landesteilen. Bewaffnete Kampfhandlungen und Detonationen unkonventioneller Spreng- und Brandvorrichtungen machten 79 Prozent aller Vorfälle aus, was insgesamt ein erhöhtes Ausmaß an aufständischen Aktivitäten im Vergleich zum Vorjahr aufzeigt. Obwohl die Taliban den 24. April 2015 zum Beginn ihrer Frühjahrsoffensive erklärt hatten, war während des Frühjahrs (bzw. des gesamten Jahres) im Unterschied zu vergangenen Jahren keine klare Veränderung im Muster des Vorkommens sicherheitsrelevanter Vorfälle zu erkennen. Die Taliban weiteten im Jahr 2015 ihre territoriale Reichweite aus und eroberten – zusätzlich zur vorübergehenden Eroberung der Provinzhauptstadt von Kundus – zeitweise 24 Distriktzentren im Norden (in den Provinzen Badakhshan, Baghlan, Faryab, Jawzjan, Kundus, Sari Pul und Tachar), im Westen (in Badghis und Farah), im Osten (in Nuristan) und im Süden (in Helmand und Kandahar ) des Landes. Dies stellt eine beträchtliche Zunahme in der territorialen Präsenz der Taliban dar, die im Jahr 2014 lediglich drei Distriktzentren erobern konnten. Obwohl die meisten Distriktzentren innerhalb kurzer Zeit von Regierungstruppen zurückerobert wurden, blieben mehrere Zentren wochenlang unter Taliban-Kontrolle. Die gegen die Regierung gerichteten Aktivitäten der Taliban haben auch angesichts der internen Spannungen in Zusammenhang mit dem Führungswechsel hin zu Mullah Mansoor nicht abgenommen.
Wie der UNO-Generalsekretär in seinem Bericht weiter anführt, haben die Vereinten Nationen zwischen 1. Dezember 2015 und 15. Februar 2016 insgesamt 4.014 sicherheitsrelevante Vorfälle im Land dokumentiert. Dies stellt einen 8,3-prozentigen Anstieg zum Vergleichszeitraum Ende 2014/Anfang 2015 sowie die höchste Zahl an Vorfällen für die beiden Monate Jänner und Februar seit 2001 dar. Im Einklang mit bisherigen Trends bildeten bewaffnete Kampfhandlungen mit einem Anteil von 57,4 Prozent den Großteil der sicherheitsrelevanten Vorfälle, gefolgt von Detonationen unkonventioneller Spreng- und Brandvorrichtungen (19,2 Prozent). Darüber hinaus gab es weiterhin eine hohe Zahl an gezielten Tötungen. So wurden zwischen 1. Dezember 2015 und 15. Februar 2016 insgesamt 154 Anschläge bzw. Anschlagsversuche gegen Einzelpersonen dokumentiert, was eine 27-prozentige Abnahme zum Vergleichszeitraum Ende 2014/Anfang 2015 darstellt. Während des Berichtszeitraums (10. Dezember 2015 bis Anfang März 2016) wurden 20 Selbstmordanschläge verzeichnet, während im Vergleichszeitraum Ende 2014/Anfang 2015 insgesamt 30 derartige Anschläge dokumentiert wurden. (
UNGA, 7. März 2016, S. 4-6)
Das Assessment Capacities Project (ACAPS) schreibt in einer Briefing Note vom Oktober 2015, dass die Taliban seit Dezember 2014 und dem ISAF-Abzug, durch den die Anzahl der internationalen Sicherheitskräfte von 130.000 auf rund 12.000 gesunken ist, an Stärke gewonnen hat. Trotz eines Führungswechsels im Juli 2015, einer Zunahme an Kämpfen zwischen verschiedenen Taliban-Fraktionen und einer zunehmenden Zahl an Aufständischen, die mutmaßlich dem IS angehören, ist es den Taliban gelungen, ihre Aktivitäten auf den Norden Afghanistans auszuweiten. Im Jahr 2015 hat die Gruppe eine gestiegene Anzahl an Selbstmord- und Bombenanschlägen im ganzen Land verübt. (
ACAPS, 13. Oktober 2015, S. 3)
Dem UNO-Generalsekretär zufolge hat die UNO im Zeitraum vom 1. August bis 31. Oktober 2015 insgesamt 6.601 sicherheitsrelevante Vorfälle verzeichnet. Dies stellt einen 19-przentigen Anstieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum dar. Die Mehrheit der Vorfälle (62 Prozent) ereignete sich im Süden, Südosten und Osten des Landes. Im Norden und Nordosten kam es zu einer bedeutenden Verschlechterung der Sicherheitslage, unter anderem durch die vorübergehende Einnahme der Stadt Kundus durch die Taliban und eine Zunahme der Vorfälle in diesen Regionen. (
UNGA, 10. Dezember 2015, S. 5)
Wie Obaid Ali vom Afghanistan Analysts Network (AAN) in einem Artikel vom Jänner 2016 bemerkt, haben die ANSF [Afghan National Security Forces] in den letzten beiden Monaten des Jahres 2015 eine groß angelegte Gegenoffensive durchgeführt, mit dem Ziel, die Taliban sowohl aus dem unmittelbaren Umland der Stadt Kundus sowie aus einigen der entlegeneren Distrikte zu vertreiben. Seit der Wiedereinnahme der Stadt Kundus durch Regierungskräfte am 13. Oktober 2015 haben derartige Maßnahmen jedoch kaum Wirkung gezeigt. Dies gilt besonders für die entlegeneren Distrikte. (
Ali, 30. Jänner 2016)
Das US-amerikanische Verteidigungsministerium (US Department of State, USDOD) führt in einem Bericht vom Dezember 2015 (Berichtszeitraum 1. Juni 2015 bis 30. November 2015) an, dass die Anzahl der Opfer auf Seiten der afghanischen Sicherheitskräfte und der Taliban während des Berichtszeitraums bzw. während des gesamten Jahres 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bzw. im Vergleich zum Jahr 2014 angestiegen ist. In den typischen Aufständischen-Hochburgen wie Helmand und Kandahar erreichte die Gewalt das erwartete Ausmaß, allerdings waren die afghanischen Sicherheitskräfte auch in anderen Landesteilen, wie beispielsweise Kundus, mit einem größeren Gewalt-Ausmaß konfrontiert als erwartet. (
USDOD, Dezember 2015, S. 17)
Die Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UN Assistance Mission in Afghanistan, UNAMA) führt in ihrem im Februar 2016 veröffentlichten Jahresbericht an, dass sie im Jahr 2015 die höchste Zahl an zivilen Opfern seit 2009 dokumentiert hat. Nachdem es bereits in den Jahren 2013 und 2014 einen Anstieg in der Zahl der zivilen Todesopfer und Verletzten gegeben hatte, stieg im Jahr 2015 die Zahl der durch konfliktbedingte Gewalt getöteten und verletzten ZivilistInnen im Vergleich zum Jahr 2014 um vier Prozent. Zwischen 1. Jänner und 31. Dezember 2015 verzeichnete UNAMA 11.002 zivile Opfer (3.545 Tote und 7.457 Verletzte). Dies stellt einen vierprozentigen Rückgang in der Zahl der zivilen Todesopfer sowie einen neunprozentigen Anstieg der Zahl der verletzten ZivilistInnen dar. (
UNAMA, Februar 2016, S. 1)
Wie UNAMA erläutert, ist der Anstieg in der Gesamtzahl der zivilen Opfer vor allem durch eine Zunahme an komplexen Anschlägen und Selbstmordanschlägen sowie gezielten Tötungen durch regierungsfeindliche Kräfte zu erklären. Darüber hinaus stieg auch die Zahl von Opfern, die durch Regierungskräfte im Zuge von Luft- und Bodengefechten verursacht wurden. Insbesondere in der Provinz Kundus geriet zudem eine steigende Zahl von ZivilistInnen zwischen die Frontlinien der Konfliktparteien. (
UNAMA, Februar 2016, S. 2)
Laut UNAMA sind 62 Prozent aller ziviler Opfer den Aktivitäten regierungsfeindlicher Gruppen, sowie weitere 17 Prozent jenen regierungsnaher Kräfte zuzurechnen (14 Prozent der ANSF, zwei Prozent den internationalen Streitkräften sowie ein Prozent regierungsnahen bewaffneten Gruppen). 17 Prozent aller zivilen Opfer wurden im Zuge von Bodengefechten zwischen regierungsfeindlichen Kräften und der ANSF verletzt bzw. getötet und lassen sich keiner bestimmten Partei zurechnen. Vier Prozent der zivilen Opfer wurden durch Sprengkörper verursacht, die ebenfalls keiner bestimmten Gruppe zugerechnet werden können. (
UNAMA, Februar 2016, S. 3)
Zwischen 1. Jänner und 31. Dezember 2015 dokumentierte UNAMA insgesamt 6.859 zivile Opfer (2.315 Tote und 4.544 Verletzte), die durch Aktivitäten regierungsfeindlicher Gruppen verursacht wurden. Dies stellt einen zehnprozentigen Rückgang zum Jahr 2014 dar. Diese Entwicklung lässt sich durch einen Rückgang an zivilen Opfern durch unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen und Bodengefechte erklären, welche regierungsfeindlichen Kräften zugerechnet werden konnten. Indes verzeichnete UNAMA einen 16-prozentigen Anstieg an zivilen Opfern durch komplexe Anschläge und Selbstmordanschläge, die durch regierungsfeindliche Akteure verübt wurden, sowie einen 27-prozentigen Anstieg an zivilen Opfern durch gezielte Tötungen. (
UNAMA, Februar 2016, S. 4)
Weiters dokumentierte UNAMA im Jahr 2015 1.854 zivile Opfer (621 Tote und 1233 Verletzte), die durch regierungsnahe Kräfte verursacht worden seien. Dies bedeutet im Vergleich zum Jahr 2014 einen Anstieg um 28 Prozent (
UNAMA, Februar 2016, S. 4).
UNAMA und das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF schreiben in einem gemeinsamen Bericht vom April 2016, dass die beiden Organisationen im Jahr 2015 insgesamt 132 konfliktbedingte Vorfälle verzeichneten, die MitarbeiterInnen im Bildungssektor betrafen. Dies entspricht einem 86-prozentigen Anstieg zum Jahr 2014 sowie einen 110-prozentigen Anstieg zum Jahr 2013. Dieser Anstieg lässt sich durch eine Zunahme von Fällen von Bedrohung und Einschüchterung von MitarbeiterInnen erklären. (
UNAMA/UNICEF, April 2016, S. 6)
Weiters dokumentierten UNAMA und UNICEF im Jahr 2015 insgesamt 125 Vorfälle, die den Gesundheitssektor betrafen. Im Vergleich dazu ereigneten sich in den Jahren 2014 und 2013 jeweils 59 bzw. 33 Vorfälle dieser Art. Auch hier machten Bedrohungen und Einschüchterungen den Großteil der dokumentierten Fälle aus. (
UNAMA/UNICEF, April 2016, S. 7)
2- Sicherheitslage in Kabul
Für Informationen aus den Jahren 2012 und 2013, siehe folgende Archivversion dieses Themendossiers:
http://www.ecoi.net/local_link/270108/398606_de.html
Das norwegische Herkunftsländerinformationszentrum Landinfo schreibt in einem Bericht vom Jänner 2014, dass sich verschiedene Quellen bei Gesprächen in Kabul im Oktober 2013 einig gewesen sind, dass die Regierung, die afghanische Nationalarmee und die afghanische Nationalpolizei die Lage in Kabul relativ gut unter Kontrolle haben. Landinfo führt weiters an, dass es immer noch keine Entwicklungen erkennen kann, auf Basis derer die Situation in Kabul als instabil bezeichnet werden könnte. Die Situation hinsichtlich des Risikos konfliktbezogener, gewalttätiger Vorfälle ist laut Landinfo durch Unvorhersehbarkeit geprägt. (
Landinfo, 9. Jänner 2014, S. 6)
Wie AFP in einem Artikel vom April 2014 anführt, haben sich in Kabul im Vorfeld der Wahlen eine Reihe öffentlichkeitswirksamer Angriffe („high-profile attacks“) ereignet (
AFP, 2. April 2014). Auch IWPR berichtet wenige Tage vor den Wahlen, dass es in Kabul in den vorangegangenen zwei Wochen zu zahlreichen Angriffen sowohl auf zivile Ziele als auch auf für die Wahlen benötigte Infrastruktur gekommen ist. (
IWPR, 2. April 2014)
In einem im Juli 2014 veröffentlichten Bericht, der auf verschiedenen Quellen basiert, schreibt die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) Folgendes zur Sicherheitslage in Kabul:
“Es gibt keine öffentlich zugänglichen, umfassenden Statistiken oder Berichte zur Sicherheitslage in Afghanistan, sondern nur punktuelle Untersuchungen. Auch ein anderer Experte weist auf die vage Informationslage bezüglich der Sicherheitssituation in Kabul hin. Thomas Ruttig meint, die Aussage sei zu generell und kaum haltbar, wonach die Sicherheitslage in Kabul besser als irgendwo sonst im Lande sei. Die Sicherheitslage sei schwer voraussagbar und variiere je nach Zeitpunkt selbst innerhalb von Städten, Provinzen oder Distrikten.” (
SFH, 22. Juli 2014, S. 7)
Mitte Dezember 2014 erwähnt AFP, dass die Taliban im Vorfeld des Abzugs des Großteils der ausländischen Truppen ihre Angriffe in und um die afghanische Hauptstadt intensiviert haben (
RFE/RL, 13. Dezember 2014).
Die UNAMA erwähnt in ihrem Halbjahresbericht vom August 2015 (Berichtszeitraum 1. Jänner bis 30. Juni 2015), dass Selbstmordanschläge und komplexe Angriffe in Städten einen extrem großen Schaden („extreme harm“) verursacht haben, vor allem in den Städten Kabul, Laschkar Gah und Dschalalabad. In Kabul wurden bei zwölf Vorfällen 42 ZivilistInnen getötet und 260 weitere verletzt. (
UNAMA, August 2015, S. 49)
Borhan Osman vom AAN berichtet in einem Artikel von Ende September 2015, dass sich seit der formalen Übernahme der Funktion des Taliban-Anführers durch Mullah Achtar Mansur (Ende Juli 2015, Anm. ACCORD) eine Reihe öffentlichkeitswirksamer Angriffe in Kabul ereignet haben, bei denen hunderte Personen, mehrheitlich ZivilistInnen, getötet oder verletzt wurden (
Osman, 30. September 2015). Auch der UNO-Generalsekretär schreibt in seinem Bericht von Anfang September 2015, dass es im Anschluss an die Bestätigung des Todes von Mullah Omar zu einem spürbaren Anstieg der öffentlichkeitswirksamen Sicherheitsvorfälle in Kabul gekommen ist (
UNGA, 1. September 2015, S. 4).
BBC News berichtet in einem Artikel vom August 2015, dass sich die Sicherheitslage in Kabul in den letzten Monaten deutlich verschlechtert hat. So ereignete sich im Monat August die größte Anzahl („the most intense number“) an Angriffen in der afghanischen Hauptstadt. Die Stadt ist eine Stadt im Zustand der Anspannung („on the edge“), so BBC News. In Folge einer Welle von Angriffen in den letzten Wochen, bei denen Dutzende Personen getötet wurden, wurden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Laut BeobachterInnen ist der jüngste Anstieg der Gewalt Ergebnis eines Machtkampfes innerhalb der Taliban, bei denen der neue Anführer Mullah Achtar Mansur von anderen Fraktionen herausgefordert wird. Offizielle in Afghanistan gehen davon aus, dass der neue Taliban-Anführer mittels der Angriffe zeigen will, dass die Aufständischen mächtig sind und weiterhin in der afghanischen Hauptstadt zuschlagen können. Der Artikel zitiert weiters den Kabuler Polizeichef, der von weiteren Anschlägen ausgeht. Dem Polizeichef zufolge schlagen die Aufständischen jetzt häufiger in der Hauptstadt zu, da sie wüssten, dass die Medien darüber berichten. Er erwartet weitere Anschläge, die sich zu jeder Zeit, an jedem Ort ereignen können. (
BBC News, 31, August 2015)
Dem US-amerikanischen Verteidigungsministerium (USDOD) zufolge ereigneten sich im Zeitraum von 1. Jänner bis 16. November 2015 insgesamt 28 öffentlichkeitswirksame Angriffe in Kabul. Dies stellt einen Anstieg um 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum dar. (
USDOD, Dezember 2015, S. 17)
In einem Bericht zur allgemeinen Sicherheitslage in Afghanistan vom November 2015 schreibt das norwegische Herkunftsländerinformationszentrum Landinfo unter Bezugnahme auf Angaben einer internationalen Organisation in Kabul im September 2015, dass die afghanische Hauptstadt in vielerlei Hinsicht ein Ort zur Machtdemonstration ist. So sind Angriffe so konzipiert, dass sie die Leistungsfähigkeit und Relevanz der aufständischen Gruppen unter Beweis stellen. Dies erklärt vermutlich die relativ unregelmäßige Frequenz der Angriffe in Kabul. Zu den Angriffszielen in Kabul gehören hochrangige internationale Institutionen, sowohl ziviler als auch militärischer Natur, die afghanischen Behörden sowie die Sicherheitskräfte. Wie Landinfo weiters anführt, sind komplexe und koordinierte Angriffe ein wirksames Mittel, um die Aufmerksamkeit der internationalen Medien zu erhalten. Aufständische haben oftmals Granaten und Raketen auf Kabul abgefeuert, normalerweise von Orten nördlich oder östlich der Stadt. Diese Angriffe haben bislang aber nur geringe Schäden verursacht, weil es ihnen an Genauigkeit mangelt und es völlig willkürlich ist, wo die Granaten und Raketen einschlagen. Ein Diplomat hat im September 2015 in Kabul angegeben, er glaubt deswegen nicht, dass diese Angriffe grundlegende Veränderungen („game-changer“) herbeiführen könnten. Der Diplomat erklärte dies mit einer Kombination aus Unfähigkeit und schlechter Ausrüstung. Neben konfliktbedingter Gewalt ist auch Kriminalität für viele in Kabul ein Problem. Zwar gibt es keine verlässlichen Statistiken zu Verbrechen, doch hat eine internationale Organisation in Kabul im September 2015 angegeben, seit Beginn des Jahres sieben Entführungen in der Stadt registriert zu haben. Normalerweise werden AusländerInnen und AfghanInnen, bei denen davon ausgegangen wird, dass sie reich sind, entführt. Auf die Frage, ob es in Kabul nicht gemeldete Entführungsfälle gegeben haben könnte, führte die internationale Organisation an, dass die meisten Entführungsfälle „High-Profile“-Fälle sind und es unwahrscheinlich ist, dass Fälle nicht gemeldet werden. (
Landinfo, 20. November 2015, S. 14-15)
Wie UNAMA in seinem Jahresbericht vom Februar 2016 schreibt, führten komplexe Anschläge und Selbstmordanschläge in der Zentralregion, insbesondere in der Stadt Kabul, zu einem 18-prozentigen Anstieg in der Zahl der zivilen Opfer im Jahr 2015. (
UNAMA, Februar 2016, S. 8)
Sicherheitsrelevante Ereignisse in Kabul seit Jänner 2015
Für eine Chronologie von Jänner 2011 bis Dezember 2012 siehe folgende Archivversion dieses Themendossiers:
http://www.ecoi.net/local_link/249674/373383_de.html
Für eine Chronologie für das Jahr 2013 siehe folgende Archivversion dieses Themendossiers:
http://www.ecoi.net/local_link/270108/398606_de.html
Für eine Chronologie für das Jahr 2014 siehe folgende Archivversion dieses Themendossiers:
http://www.ecoi.net/local_link/304849/442013_de.html
APRIL 2016
Am 19. April wurden bei einem Anschlag mittels eines an einem LKW angebrachten Sprengsatzes gegen ein Gebäude im Zentrum Kabuls 64 Menschen, bei denen es sich zum Großteil um ZivilistInnen handelte, getötet und 347 weitere verletzt, so ein Sprecher des Innenministeriums. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag, der sich ihren eigenen Angaben zufolge gegen den wichtigsten Geheimdienst des Landes, das National Directorate of Security (NDS), richtete. Laut afghanischen Behörden handelte es sich indes beim Anschlagsziel um ein Gebäude, das in der Vergangenheit vom NDS genutzt worden war, in dem nun jedoch eine Sicherheitsagentur zum Schutz hochrangiger Regierungsbeamter untergebracht war. (
AFP, 20. April 2016)
Am 11. April wurde eine Person bei einem Bombenanschlag auf einen Bus mit MitarbeiterInnen des Bildungsministeriums getötet. Fünf weitere Personen wurden verletzt. Bislang hat sich keine Gruppe zu dem Anschlag bekannt. (
RFE/RL, 11. April 2016)
MÄRZ 2016
Am 29. März wurde eine Person bei der Explosion einer unter einer Brücke angebrachten Bombe getötet. Neun weitere Menschen wurden dabei verletzt. Bislang hat niemand die Verantwortung für die Explosion übernommen. (
RFE/RL, 29. März 2016)
Am 28. März feuerten Taliban-Mitglieder laut Behördenangaben mehrere Raketen auf das Parlamentsgebäude ab, während eine Sitzung im Gange war, bei welcher der Chef des Geheimdienstes sowie der Interimsminister für Inneres Reden halten sollten. Bei dem Anschlag, für den sich die Taliban verantwortlich zeichneten, kam niemand zu Schaden. (
RFE/RL, 28. März 2016)
Am 18. März 2016 vereitelten Sicherheitskräfte einen Anschlag auf Masood Andrabi, den amtierenden Chef des Geheimdienstes National Directorate of Security (NDS). Der Angreifer hatte versucht, in dessen Haus einzudringen, sei jedoch vom Sicherheitspersonal bemerkt und getötet worden. Der Vorfall ereignete sich in einem schwer befestigten Gebiet im Stadtzentrum, in dem sich Ministerien und ausländische Botschaften befinden. Bisher hat sich keine Gruppe zum geplanten Anschlag bekannt. (
RFE/RL, 18. März 2016)
FEBRUAR 2016
Am 27. Februar kam es nahe des Verteidigungsministeriums im Zentrum Kabuls zu einem Selbstmordanschlag, bei dem laut Angaben des Ministeriums zwölf Personen, darunter zwei afghanische Soldaten, getötet wurden. Die Taliban bekannten sich später zu den Abschlag. (
AFP, 27. Februar 2016)
Am 1. Februar ereignete sich vor dem Hauptquartier der National Civil Order Police im Westen Kabuls ein Selbstmordanschlag, bei dem 20 Personen getötet wurden. Mindestens 29 weitere Menschen wurden dabei nach Angaben des Innenministerium verletzt. (
BBC News, 1. Februar 2016)
JÄNNER 2016
Am 20. Jänner 2016 wurden mindestens sieben Personen bei einem Selbstmordanschlag auf einen Kleinbus mit Mitarbeitern des afghanischen Nachrichtensenders Tolo TV getötet. Mindestens 25 weitere Menschen wurden dabei verletzt. Hierbei handelt es sich um den ersten größeren Anschlag auf einen Medienorganisation in Afghanistan. Einige Monate zuvor hatten die Taliban Tolo TV zu einem legitimen „militärischen Ziel“ erklärt. Keine Gruppe bekannte sich zu dem Anschlag. (
RFE/RL, 20. Jänner 2016)
Am 17. Jänner schlug laut Angaben eines Polizeibeamten eine Rakete unweit der italienischen Botschaft in Kabul ein. Dem Beamten zufolge wurde bislang nichts über mögliche Opfer oder einen eventuell verursachten Schaden gemeldet. Lokale Medien berichteten allerdings, dass bei dem Vorfall zwei Sicherheitsbeamte verletzt wurden. Es ist noch unklar, ob die italienische Botschaft, die neben anderen ausländischen Vertretungen gelegen ist, Ziel des Angriffs gewesen ist. (
Reuters, 17. Jänner 2016)
Am 17. Jänner schlug laut Angaben eines Polizeibeamten eine Rakete unweit der italienischen Botschaft in Kabul ein. Dem Beamten zufolge wurde bislang nichts über mögliche Opfer oder einen eventuell verursachten Schaden gemeldet. Lokale Medien berichteten allerdings, dass bei dem Vorfall zwei Sicherheitsbeamte verletzt wurden. Es ist noch unklar, ob die italienische Botschaft, die neben anderen ausländischen Vertretungen gelegen ist, Ziel des Angriffs gewesen ist. (
Reuters, 17. Jänner 2016)
Am 5. Jänner explodierte eine an einem Fahrzeug befestigte Bombe im Kabuler Bezirk Wazir Akbar Khan, einer Gegend mit vielen ausländischen Botschaften und Regierungsgebäuden. Über mögliche Opfer ist laut Polizeiangaben nichts bekannt. Am 4. Jänner ereigneten sich zwei Selbstmordanschläge in Kabul, darunter einer unweit des Flughafens der Stadt mit Dutzenden Opfern. (
Reuters, 5. Jänner 2016)
Am 1. Jänner ereignete sich ein Selbstmordanschlag auf ein französisches Restaurant in Kabul, bei dem laut Behördenangaben ein zwölfjähriger Junge getötet und mehr als ein Dutzend weitere Personen verletzt wurden, so AlertNet (
AlertNet, 1. Jänner 2016). BBC News berichtet ebenfalls über den Anschlag, führt allerdings an, dass dabei zwei Personen getötet wurden. Bei allen Opfern handelte es sich um afghanische ZivilistInnen (
BBC News, 1. Jänner 2016)
DEZEMBER 2015
Am 28. Dezember wurde bei einem Selbstmordanschlag auf einen Konvoi ausländischer Truppen in der Nähe des internationalen Flughafens mindestens eine Zivilperson getötet. Berichten zufolge wurden darüber hinaus zwischen vier und 13 weitere ZivilistInnen verletzt. Allerdings könnte sich die Opferzahl laut Polizeiangaben weiter erhöhen, da der Anschlag, zu dem sich die Taliban bekannten, in einem Wohnviertel ereignete. (
RFE/RL, 28. Dezember 2015)
Am 21. Dezember wurden Berichten zufolge mindestens drei Raketen auf das Kabuler Stadtgebiet abgefeuert (
BAAG, Jänner 2016)
Am 11. Dezember ereignete sich ein Angriff auf ein Gästehaus in der Nähe der spanischen Botschaft, der bis zum Folgetag andauerte. Neben den vier Angreifern wurden bei dem Vorfall Behördenangaben zufolge vier Polizisten und zwei spanische Wachmänner getötet. Mindestens sieben Personen wurden mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Die Taliban bekannten sich zu dem Angriff. (
RFE/RL, 12. Dezember 2015)
NOVEMBER 2015
Am 28. November wurde ein Selbstmordanschlag auf Hawliya Rodwal, einen Vertreter der Unabhängigen Wahlkommission, verübt. Während Rodwal den Angriff überlebte, wurde einer seiner Sicherheitsbediensteten getötet und sein Fahrer verletzt. Darüber hinaus wurde bei dem Anschlag, der sich in einem Wohnviertel ereignete und zu dem sich niemand bekannt hat, eine Reihe von Häusern beschädigt. (
RFE/RL, 28. November 2015)
Am 24. November wurde der bekannte politische Analyst Ahmad Syedi in Kabul von einer unbekannten Person mit einer Schusswaffe angegriffen und verletzt. (
BAAG, Dezember 2015
OKTOBER 2015
Am 11. Oktober ereignete sich ein Sprengstoffanschlag auf einen britischen Militärkonvoi in einem Kabuler Wohngebiet unweit eines Marktes. Bei dem Anschlag wurden sieben Personen, darunter eine Frau und ein Kind, verletzt. Britische Staatsangehörige befanden sich nicht unter den Verletzten. Bezüglich der Ursache der Explosion gab es widersprüchliche Berichte. Während das britische Verteidigungsministerium von einem Angriff mittels einer unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtung sprach, gaben Offizielle in Kabul an, dass es sich um einen Selbstmordanschlag handelte. Zu dem Anschlag bekannten sich die Taliban, laut denen es sich um eine Vergeltungstat für Luftangriffe in Kundus gehandelt habe. (
BBC News, 11. Oktober 2015)
Am 9. Oktober explodierten laut Polizeiangaben drei Bomben unweit des religiösen Versammlungsortes Chendawol in Kabul. Bei dem Anschlag, zu dem sich unmittelbar danach niemand bekannte, wurden ein(e) ZivilistIn getötet und drei weitere verletzt. Am Abend des 8. Oktober verhinderten Sicherheitskräfte einen Angriff auf ein Kabuler Restaurant, indem sie zwei Männer, die Sprengstoffwesten trugen, erschossen. (
RFE/RL, 9. Oktober 2015)
Am 5. Oktober kam es zu Explosionen und Schusswechseln in einem im Westen der Stadt gelegenen Gebiet. Die Taliban bekannten sich zu der Gewalt und gaben an, es habe sich um einen Selbstmordanschlag auf eine Einrichtung des Geheimdienstes („intelligence center“) gehandelt. Laut Angaben eines Sicherheitsbeamten wurden bei dem Vorfall das Haus eines Stammesältesten sowie das benachbarte, einem ehemaligen Gouverneur der Provinz Helmand gehörende Haus von zwei bewaffneten Männern angegriffen. Unklar ist, ob bei dem Angriff Menschen verletzt oder getötet wurden. (
Reuters, 5. Oktober 2015)
SEPTEMBER 2015
Am 8. September „starb ein Polizist in Kabul nach der Explosion einer an seinem Fahrzeug angebrachten Bombe“. Außerdem wurde am 10. September „der Chef der Afghan Local Police (ALP) der zentralen Provinz Logar in Kabul von Unbekannten erschossen“. (
BAMF, 14. September 2015, S. 1)
AUGUST 2015
Am 22. August wurden bei einem Selbstmordanschlag auf einen NATO-Konvoi unweit eines Kabuler Krankenhauses zwölf Personen getötet und mindestens 60 weitere verletzt. Bei dem Angriff wurden drei US-amerikanische Mitarbeiter des US-Unternehmens DynCorp International getötet, bei den meisten Opfern handelt es sich allerdings um afghanische ZivilistInnen. (
RFE/RL, 23. August 2015)
Am 10. August ereignete sich Behördenangaben zufolge ein Selbstmordanschlag auf einen Kontrollposten vor dem Kabuler Flughafen, bei dem sieben ZivilistInnen getötet wurden. Einem Vertreter des Innenministeriums zufolge befinden sich sowohl ZivilistInnen als auch Angehörige der Sicherheitskräfte unter den Opfern. (
RFE/RL, 10. August 2015)
Am 7. August wurden bei mehreren Bombenexplosionen in Kabul 51 Personen getötet. Es handelte sich damit um den Tag mit den meisten Todesopfern in der afghanischen Hauptstadt seit dem Ende des Kampfeinsatzes der NATO im Dezember 2014 und um die ersten großangelegten Angriffe Aufständischer in Kabul seit der Verkündung des Todes von Taliban-Anführer Mullah Omar.
Bei der ersten Explosion, die sich kurz nach Mitternacht im Zentrum Kabuls unweit einer Militärbasis ereignete, wurden 15 ZivilistInnen getötet und 240 weitere verletzt. Weniger als 24 Stunden später wurden 27 PolizeischülerInnen und ZivilistInnen getötet, als sich ein mit Polizeiuniform bekleideter Selbstmordattentäter vor dem Eingang der Kabuler Polizeiakademie in die Luft sprengte. Auch Camp Integrity, eine Basis US-amerikanischer Spezialkräfte, wurde zum Ziel eines Angriffs. Bei dem Angriff auf die Basis wurden neun Personen getötet, darunter ein NATO-Soldat.
Die Taliban haben sich, wie meistens, wenn viele ZivilistInnen zu den Opfern zählen, vom ersten Bombenangriff distanziert, sich jedoch zu den beiden anderen Angriffen bekannt. (
AFP, 8. August 2015)
JULI 2015
Am 16. Juli wurden bei einem Bombenanschlag auf ein Polizeifahrzeug in Kabul zwei ZivilistInnen verletzt (
BAMF, 20. Juli 2015, S. 1).
Am 13. Juli berichtet RFE/RL, dass in Kabul zwei unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen unmittelbar hintereinander explodiert sind. Bei den Explosionen wurde niemand verletzt. (
RFE/RL, 13. Juli 2015)
Am 7. Juli haben Bewaffnete ein Gebäude in einem Gebiet, das sich unweit einer Einrichtung des afghanischen Geheimdienstes befindet, gestürmt. Der Vorfall ereignete sich nur Stunden nachdem ein Selbstmordattentäter einen NATO-Konvoi angegriffen hatte. Bei dem Selbstmordanschlag, zu dem sich die Taliban bekannten, waren laut Polizeiangaben drei Personen verletzt worden, darunter mindestens ein(e) ZivilistIn. (
RFE/RL, 7. Juli 2015)
JUNI 2015
Am 30. Juni ereignete sich ein Selbstmordanschlag auf einen NATO-Konvoi auf der Kabuler Flughafenstraße, unweit der US-amerikanischen Botschaft. Laut Angaben des Innenministeriums wurden bei dem Anschlag, zu dem sich die Taliban bekannten, mindestens ein(e) ZivilistIn getötet und 19 weitere verletzt. (
RFE/RL, 30. Juni 2015)
Am 22. Juni berichtet BBC News, dass laut Angaben des Innenministeriums ein koordinierter Taliban-Angriff auf das afghanische Parlament in Kabul mit der Tötung aller sechs Angreifer geendet hat. Die Angreifer hatten zuvor eine Autobombe gezündet, das Parlamentsgelände gestürmt und ein Gebäude neben dem Parlament eingenommen. Berichten zufolge wurden bei dem Angriff mindestens 18 Personen verletzt (
BBC News, 22. Juni 2015). AFP schreibt über denselben Vorfall, dass laut Angaben der Polizei bzw. des Gesundheitsministeriums zwei ZivilistInnen, ein Kind und eine Frau, getötet und 31 weitere Personen verletzt wurden. Dem stellvertretenden Sprecher des Innenministeriums zufolge wurde der Angriff von sieben Bewaffneten verübt
(AFP, 22. Juni 2015).
MAI 2015
Am frühen Morgen des 27. Mai endete laut Angaben des stellvertretenden Innenministers ein mehrstündiges Feuergefecht mit Aufständischen, die ein Gästehaus im diplomatischen Viertel angegriffen hatten, mit dem Tod der vier Angreifer. Bei dem Angriff, zu dem sich die Taliban bekannten, wurde niemand verletzt oder getötet, da es der Polizei anscheinend gelungen war, die Aufständischen vor Erreichen des Gästehauses zu stoppen. Laut Angaben aus afghanischen und westlichen Sicherheitskreisen handelte es sich bei dem angegriffenen Gästehaus um das Rabbani-Gästehaus, einem Hotel, das der Familie des früheren Präsidenten und derzeitigen Außenministers Afghanistans Salahuddin Rabbni gehört. Das Rabbani-Gästehaus, auch als Hotel Heetal bekannt, ist bei AusländerInnen beliebt. (
RFE/RL, 27. Mai 2015)
Am 19. Mai wurden bei einer Explosion in der Nähe eines belebten Einkaufsviertels mindestens fünf Personen getötet. Laut Angaben des Sprechers der Kabuler Polizei ereignete sich die Explosion auf dem Parkplatz des Justizministeriums. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag und gaben an, weitere RichterInnen und Staatsanwälte und Staatsanwältinnen töten zu wollen. (
RFE/RL, 19. Mai 2015)
Am 17. Mai ereignete sich in der Nähe des Eingangs des internationalen Flughafens in Kabul ein Selbstmordanschlag, bei dem drei Personen, darunter ein britischer Staatsangehöriger und zwei afghanische Jugendliche, getötet und 18 weitere verletzt wurden. Der Anschlag, zu dem sich die Taliban bekannten, zielte auf ein Fahrzeug der Europäischen Polizeimission. (
BBC News, 17. Mai 2015)
Am 14. Mai wurde der oberste Staatsanwalt der Provinz Paktia, Najibullah Sultanzoi, von einem unbekannten Angreifer vor seinem Haus in Kabul erschossen. Die Taliban bekannten sich zu der Tat. (
RFE/RL, 15. Mai 2015)
Am 13. Mai ereignete sich ein Angriff auf das Hotel Park Palace, in dem viele AusländerInnen auf den Beginn eines Konzerts warteten. Bei dem Angriff, zu dem sich die Taliban bekannten, wurden 14 Personen, darunter sowohl afghanische ZivilistInnen als auch ausländische StaatsbürgerInnen, getötet. Noch fünf Stunden nach Beginn des Angriffs wurden Schüsse aus der Richtung des im Zentrum Kabuls gelegenen Gästehauses vernommen. Einigen Berichten zufolge befanden sich unter den Toten auch zwei mutmaßliche Angreifer, die laut Polizei erschossen wurden, bevor sie einen Selbstmordanschlag verüben konnten. (
BBC News, 14. Mai 2015)
Am 10. Mai wurden bei einem Selbstmordanschlag der Taliban auf einen Bus laut offiziellen Angaben drei Personen getötet und mindestens 16 weitere verletzt. Der Bus transportierte Angestellte der Generalstaatsanwaltschaft von ihrer Arbeit nach Hause. Bei dem Vorfall handelte es sich um den zweiten derartigen Vorfall in Kabul innerhalb einer Woche. (
AFP, 10. Mai 2015)
Am 4. Mai ereignete sich ein Selbstmordanschlag auf einen Bus, in dem Angestellte der Generalstaatsanwaltschaft zur Arbeit transportiert wurden. Bei dem Anschlag, zu dem sich die Taliban bekannten, wurden laut offiziellen Angaben ein(e) ZivilistIn getötet und 15 weitere verletzt. (
AFP, 4. Mai 2015)
APRIL 2015
Am 10. April wurden laut Polizeiangaben bei einem Selbstmordanschlag auf einen NATO-Konvoi in der Hauptstadt Kabul drei umstehende Personen verletzt. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. (
RFE/RL, 10. April 2015)
MÄRZ 2015
Am 29. März wurden bei einem Selbstmordanschlag auf einen Parlamentsabgeordneten aus der Provinz Paktia drei Personen getötet. Laut Angaben des Innenministeriums wurden der Parlamentsabgeordnete selbst sowie sieben weitere Personen bei dem Anschlag verletzt. Nach dem Vorfall bekannte sich zunächst niemand zu der Tat. (
RFE/RL, 29. März 2015)
Am 25. März berichtet RFE/RL, dass laut offiziellen Angaben mindestens sieben Personen bei einem Selbstmordanschlag im Distrikt Muradkhani, in dem sich der Präsidentenpalast, das Verteidigungsministerium und das Finanzministerium befinden, getötet wurden. Mindestens 22 weitere Personen wurden dem Chef der Kabuler Krankenhäuser zufolge bei dem Anschlag verletzt. (
RFE/RL, 25. März 2015)
Am 18. März wurde laut offiziellen Angaben der Polizeichef der Provinz Uruzgan in Kabul durch einen Selbstmordattentäter, der mit einer Burka bekleidet war, getötet. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. (
RFE/RL, 19. März 2015)
Am 7. März drangen vier bis fünf bewaffnete Angreifer in eine Moschee der Sufi-Minderheit ein und eröffneten das Feuer. Dabei wurden elf Personen getötet. (
BBC News, 10. März 2015)
FEBRUAR 2015
Am 26. Februar wurden unweit der iranischen Botschaft bei einem Selbstmordanschlag auf ein türkisches Diplomatenfahrzeug, das zur NATO-Mission gehörte, zwei Personen getötet. Laut Polizeiangaben handelte es sich bei den Getöteten um einen türkischen Staatsbürger und einen afghanischen Passanten. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. (
AFP, 26. Februar 2015)
Am 17. Februar wurde bei der Explosion einer an einem Fahrzeug befestigten Bombe ein(e) ZivilistIn getötet (
RFE/RL, 17. Februar 2015).
JÄNNER 2015
Am 29. Jänner hat ein afghanischer Soldat Berichten zufolge drei US-amerikanische Unternehmer am Militärflughafen von Kabul getötet und eine weitere Person verletzt. Laut Angaben eines Beamten der afghanischen Luftwaffe ist das Motiv für die Tat unklar. (
RFE/RL, 29. Jänner 2015)
Am 25. Jänner explodierte am Stadtrand von Kabul ein Lastwagen, der zuvor von der Polizei an der Einfahrt in die Stadt gehindert worden war. Laut Angaben des stellvertretenden Innenministers wurden bei der Explosion, die in der Nähe des Militärflughafens stattfand, zwei Personen verletzt. (
RFE/RL, 25. Jänner 2015)
Am 13. Jänner wurden laut Polizeiangaben bei der Explosion einer am Straßenrand platzierten Bombe eine Person getötet und drei weitere verletzt. Einem Polizeisprecher zufolge handelte es sich bei allen Opfern um ZivilistInnen. Die Taliban haben sich zu dem Anschlag bekannt. (
RFE/RL, 13. Jänner 2015)
Am 10. Jänner wurde der Trainer der afghanischen Fußball-Nationalmannschaft, Mohammad Yousef Kargar, von Unbekannten mit einem Messer angegriffen und verletzt. Zu dem Vorfall, bei dem es sich um das Resultat eines persönlichen Konflikts handeln könnte, wurde eine Untersuchung eingeleitet. (
RFE/RL, 11. Jänner 2015)
Am 5. Jänner ereignete sich offiziellen Angaben zufolge ein Selbstmordanschlag auf ein Fahrzeug der EU-Polizeimission in Kabul, bei dem ein Passant getötet wurde. Der Anschlag war der erste größere Angriff seit Beginn des neuen Jahres, so AFP. (
AFP, 5. Jänner 2015)