Anfragebeantwortung zum Sudan: Aktuelle Informationen zur Lage der Volksgruppe der Masalit [a-10031]

16. Februar 2017

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Die internationale Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) schreibt in einem im Jänner 2017 veröffentlichten Bericht zu Menschenrechtsverletzungen an Studenten aus Darfur, dass im Jänner 2016 Studenten mit Verbindungen zum sudanesischen Geheimdienst (National Intelligence and Security Service, NISS) und zur regierenden Nationalen Kongresspartei (National Congress Party, NCP) eine öffentliche Veranstaltung einer der oppositionellen Gruppe United Popular Front (UPF) angehörenden Studentenorganisation an der El-Geneina-Universität [Westdarfur] gewaltsam gestört hätten. Bei diesem Vorfall sei eine Reihe von Studenten schwer verletzt und ein Student getötet worden. Laut Angaben der sudanesischen Menschenrechtsorganisation African Centre for Justice and Peace Studies (ACJPS) seien die teilnehmenden Studenten festgenommen und in den Büros des NISS in El Geneina mit Wasserrohren und Metallstangen geschlagen worden. Ein interviewter Student habe gegenüber AI angegeben, dass 25 bis 27 Studenten verhaftet und vom NISS verprügelt worden seien. In den Verhören habe der NISS Fragen über politische Verbindungen und Stammesidentität gestellt, dabei habe er sich besonders auf die drei Volksgruppen Fur, Masalit und Zaghawa konzentriert. Nach drei Tagen harter Behandlung seien alle Festgenommenen, bis auf zwei Personen, ohne Anklage freigelassen worden:

„On 31 January 2016, the NISS and ruling party affiliated students violently disrupted a public seminar at El Geneina University organized by a student organization from the opposition United Popular Front (UPF). This is a student organization present in Sudanese universities affiliated to the SLM/AW [Sudan Liberation Movement – Abdul Wahid al-Nur]. During this incident, a number of students were seriously injured and one student, Salah al Din Qamar Ibrahim, was killed. […]

The ACJPS [African Centre for Justice and Peace Studies] reported that everyone arrested was beaten with ‘water pipes and metal bars‘ at the NISS offices in El Geneina. Abdel further told Amnesty International: ‘In total, 25-27 students were arrested and taken to the NISS headquarters in El Geneina. We were…[badly] beaten. They took our personal details, recorded our voices [in order to identify those who talk to the media], took photographs, confiscated mobile phones and other personal items. In the interrogations, they asked us about our political affiliations and tribal identity. They specifically focused on three tribes namely the Fur, Masalit, and Zaghawa. They also focused on UPF affiliation. This harsh treatment lasted for three days then we were all, apart from two, released without charges.‘” (AI, 18. Jänner 2017)

In einem Bericht des UNO-Generalsekretärs an den UNO-Sicherheitsrat vom Dezember 2016 zu Tätigkeiten der UNO in Darfur zwischen 28. September und 15. Dezember 2016 wird erwähnt, dass es infolge der versuchten Vergewaltigung von Mädchen der Masalit durch bewaffnete Stammesangehörige der Rizeigat zu Kämpfen zwischen den zwei Gruppen gekommen sei, bei denen am 8. November 2016 vier Rizeigat und zwei Masalit getötet worden seien. Der höchste Stammesführer der Rizeigat habe die Gegend besucht, um die Spannungen zu entschärfen und eine weitere Mobilisierung seiner Gemeinschaft zu verhindern, während lokale Behörden zum gleichen Zweck mit den Masalit Kontakt aufgenommen hätten. Trotzdem hätten am 16. November Bauern der Masalit zwei Rizeigat-Nomaden getötet, die angeblich ihr Vieh auf deren Ackerland in Dimasoya, südlich von Graida, geweidet hätten. Am 17. und 18. November sei es zu Vergeltungsschlägen der Rizeigat gekommen, bei denen weitere 21 Rizeigat und 10 Masalit getötet worden seien. Nach einem Treffen lokaler Behörden und der Einwohnerverwaltung sei beschlossen worden, dass die viehhaltenden Rizeigat-Nomaden das Land bis Mitte Jänner 2017 verlassen würden und im Dezember 2016 eine Aussöhnungssitzung stattfinden würde. Im Oktober 2016 habe sich die Sicherheitslage um das Sisi-Lager für Binnenflüchtlinge westlich von El Geneina in Westdarfur drastisch verschlechtert. Es habe Berichte über die Präsenz arabischer Milizen und Angriffe auf binnenvertriebene Masalit-Bauern und Bäuerinnen gegeben. Am 18. Oktober habe der Gouverneur von Norddarfur zusammen mit lokalen Führungspersonen eine Vereinbarung zwischen den Gemeinschaften der Masalit und der Tama ermöglicht und sich dazu verpflichtet, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen:

„In Graida, following the attempted rape of Masalit girls by armed Rizeigat tribespeople in Um Sharanah, clashes between the two groups on 8 November left four Rizeigat and two Masalit tribespeople dead. The paramount chief of the Rizeigat visited the area from Ed Daein to defuse tensions and prevent the further mobilization of his community, while local authorities engaged with the Masalit for the same purpose. Nonetheless, on 16 November, Masalit farmers killed two Rizeigat nomads who allegedly grazed their cattle on their farm in Dimasoya, south of Graida. On 17 and 18 November, Rizeigat retaliatory attacks in Joghana and Dimasoya resulted in the further killing of 21 Rizeigat and 10 Masalit tribespeople, bringing the total number of fatalities to 27 Rizeigat and 12 Masalit tribespeople. Following a meeting of local authorities and native administrations on the same day, it was agreed that all Rizeigat herders would leave the locality until the end of the farming season in mid-January 2017 and that a reconciliation meeting would be held in December 2016.” (UN Security Council, 23. Dezember 2016, S. 3)

„In October, the security situation in the vicinity of the Sisi camp for internally displaced persons, west of El Geneina in West Darfur, deteriorated significantly, with reports of the presence of armed Arab militias and attacks on internally displaced Masalit farmers, including women. On 18 October, the Governor of West Darfur and local leaders facilitated an agreement between the Masalit and Tama communities and committed themselves to ensuring that the perpetrators of criminal acts would be brought to justice.” (UN Security Council, 23. Dezember 2016, S. 4)

Radio Dabanga, ein von der niederländischen Nichtregierungsorganisation Free Press Unlimited betriebener Radiosender, der schwerpunktmäßig über die Region Darfur berichtet, schreibt in einem Beitrag vom Dezember 2016, dass am 10. Dezember eine Konferenz zwischen den Rizeigat und den Masalit geplant sei, um die wiederkehrenden Auseinandersetzungen zwischen Bauern und [nomadischen] Viehhaltern zu besprechen. Die zwei Parteien hätten sich darauf geeinigt, ihre Streitigkeiten beizulegen:

A conference between the Rizeigat and Masalit is planned to take place in Bielel on Saturday 10 December and will discuss the repeated clashes between farmers and herders. Commissioner Hamid Abdallah Hamad told reporters on Monday that the parties have agreed to put an end to the ongoing friction. Hamad said that both parties have come to the result ‘that there is no alternative to address the clashes other than through a tribal reconciliation conference’. The conference takes into account all aspects of the conflict in order to develop integrated solutions to all the problems – with broad participation from native administrations.“ (Radio Dabanga, 6. Dezember 2016)

In einem weiteren Bericht des UNO-Generalsekretärs vom September 2016 zu Tätigkeiten der UNO in Darfur zwischen 15. Juni und 15. September 2016 wird angeführt, dass in Um Assal in Süddarfur Viehhalter der Fallata mit Unterstützung der Rizeigat Bauern der Masalit angegriffen hätten. Drei Bauern seien dabei getötet und weitere am Zugang zu ihren Ackerflächen gehindert worden. Regierungstruppen seien daraufhin in die Region geschickt worden, um die Spannungen unter Kontrolle zu bekommen. Sieben Verdächtige seien festgenommen worden. Am 20. Juli hätten beide Gruppen durch Vermittlung des Gouverneurs von Süddarfur eine Beendigung der Kampfhandlungen unterschrieben und sich unter anderem dazu verpflichtet, die bereits in vorangegangenen Abkommen vom September 2015 und vom Mai 2016 beschlossenen Bestimmungen umzusetzen. Jedoch hätten im August 2016 Viehhalter der Fellata ein weiteres Mal Bauern der Masalit angegriffen, dieses Mal bei Towiel östlich und Nabbagaya westlich von Graida. Hierbei seien neun Masalit und 2 Staatspolizisten getötet sowie 12 Personen verletzt worden:

„In South Darfur, Fallata herders, aided by the Rezeigat, attacked Massalit farmers in Um Assal, west of Graida, South Darfur, killing three of the latter group and preventing other farmers from gaining access to farmland. Government forces were immediately deployed to the area to contain the tension and arrested seven suspects. On 20 July, under the facilitation of the Governor of South Darfur, the leaders of the two groups signed another cessation of hostilities agreement, committing themselves to implementing the terms of their previous accords from September 2015 and May 2016 and the state authorities’ decrees aimed at facilitating a peaceful migration and farming season. On 22 and 27 August, however, the situation deteriorated once again, with Fallata herders attacking Massalit farmers in the Towiel and Nabbagaya areas located, respectively, east and west of Graida, resulting in the death of 9 Massalit and 2 government police personnel and injuries to 12 people.” (UN Security Council, 27. September 2016, S. 3)

In einem gemeinsamen Bericht der dänischen Einwanderungsbehörde (Danish Immigration Service, DIS) und des UK Home Office vom September 2016 zu einer von Februar bis März durchgeführten Fact-Finding-Mission nach Khartum, Kampala und Nairobi zur Lage von Personen aus Darfur wird angeführt, dass der sudanesische Geheimdienst NISS ungestraft agieren würde. Personen unter anderem aus Darfur mit einem politischen Profil, darunter insbesondere Studentenaktivisten und Personen mit Verbindungen zu Rebellengruppen, würden Gefahr laufen, vom NISS oder dessen verbündeten Milizen in Khartum ins Visier genommen zu werden. Gemeinschaften aus Darfur würden in Khartum vom NISS überwacht, um diejenigen von ihnen mit einem politischen Profil zu identifizieren. Aktivisten von afrikanischstämmigen Volksgruppen aus Darfur wie Fur, Masalit und Zaghawa seien wahrscheinlich besonders gefährdet. Einer in Khartum ansässigen Menschenrechtsorganisation zufolge seien afrikanische, aus Darfur stammende Volksgruppen, etwa die Masalit, Fur und Tundschur, stärker von Diskriminierung im Hinblick auf Arbeitsanstellungen betroffen:

The National Intelligence and Security Service (NISS) acts with impunity. Persons from Darfur and the Two Areas with a political profile are at risk of being targeted by the NISS and its affiliated militias in Khartoum, particularly student activists and persons with an affiliation to rebel groups. The Darfuri and Two Areas communities in Khartoum are monitored by the NISS, principally to identify those with a political profile. Activists at most risk are likely to be those from the Darfuri African tribes of Fur, Masalit and Zaghawa, and persons from the Nuba Mountains.” (DIS, August 2016, S. 10)

The Khartoum based human rights organisation noted that Darfuri African tribes, such as the Masalit, Fur and Tunjur or (African) tribes from the Nuba Mountains were more likely to experience employment discrimination. Western embassy likened employment discrimination against African (non-Arabs) from Darfur and the Two Areas as similar to the difficulties faced by migrants / refugees seeking employment in Europe.” (DIS, August 2016, S. 28-29)

Die Menschenrechtsorganisation African Centre for Peace and Justice Studies (ACPJS), so der DIS-Bericht weiter, habe keine spezifischen Beweise für die Misshandlung normaler Bürger aus Darfur gehabt, jedoch habe ACPJS angegeben, dass Personen, die aus Darfur nach Khartum reisen würden, Schikanen oder Einschüchterung vonseiten der Behörden ausgesetzt sein könnten, insbesondere, wenn sie einer der Volksgruppen angehören würden, die hauptsächlich Verbindungen zu Rebellengruppen hätten. Dazu würden laut Angaben der Organisation die Fur, Masalit und Zaghawa aus Darfur zählen. Eine Quelle habe gegenüber DIS angegeben, dass Personen der Volksgruppen Fur, Masalit und Zaghawa aufgrund des Verdachts, Verbindungen zu Rebellengruppen zu haben, eher Gefahr laufen würden, überwacht und vom NISS ins Visier genommen zu werden. Die Quelle habe weiters bekräftigt, dass nicht alle Personen dieser Volksgruppen überwacht würden, sondern es sich dabei zumeist um Aktivisten handle, auf die die Regierung abziele. Es gebe Personen der Fur, Masalit und Zaghawa, die für die Regierung arbeiten würden. NISS würde den Angaben einer weiteren Quelle zufolge nur bestimmte Personen der Fur, Masalit und Zaghawa überwachen und ins Visier nehmen, nicht die Volksgruppen an sich. Beispielsweise werde die Quelle laut eigenen Angaben gerade überwacht, da sie sich gegen ein Referendum gestellt habe, das die Regierung plane.

ACPJS did not have any specific evidence about the mistreatment of ordinary civilians from Darfur and the Two Areas, but commented that persons travelling from one of these conflict areas to Khartoum could experience harassment or intimidation by the authorities, especially if they were from one of the main tribes commonly affiliated to the rebel groups. According to ACPJS, this included the Fur, Masalit or Zaghawa from Darfur, or Nuba from Southern Kordofan.” (DIS, August 2016, S. 34)

Asked whether the tribal and ethnic background had an impact on who was targeted, the source stated that persons from the Fur, Masalit and Zaghawa tribes were generally suspected of being connected to rebel groups and hence, were more likely to be monitored and at risk of being targeted by the NISS. The source emphasised though that not everyone from these tribes were monitored, and it was mainly activists who were under the government’s radar and targeted. Persons from other Darfuri tribes (i.e. not the Fur Masalit and Zaghawa) would not generally be perceived as opposed to the regime and so would be at no greater risk of being monitored. According to the source, there were persons from Fur, Masalit and Zaghawa tribes who worked for the government.” (DIS, August 2016, S. 40-41)

When asked whether the NISS monitored certain persons or groups in a community or everybody in that community, the source stated that there were only certain persons in the Fur, Zaghawa and Masalit communities whom the authorities monitored and targeted. As an example, the source mentioned himself, who was currently being monitored due to his opposition against a referendum that the government intended to hold.” (DIS, August 2016, S. 59)

Radio Dabanga berichtet in einem Artikel vom Juni 2016, dass laut Angaben eines Zuhörers sieben bewaffnete Männer die Dörfer Um Arda, Masalit und Mesel in der Region Tabit überfallen hätten. Mehrere Bewohner von Um Arda hätten Schusswunden erlitten. Die Angreifer hätten 100 Rinder gestohlen und beim Verlassen des Dorfes ein 16-jähriges Mädchen vergewaltigt. In Masalit hätten die Angreifer einer Frau mit einer Axt auf den Kopf geschlagen:

„A listener reported to Radio Dabanga that a group of seven gunmen raided the villages of Um Arda, Mesel, and Masalit in the administrative unit of Tabit. Um Arda residents Abdelmajid Ishag Yahya, Mahjoub Adam Yahya, and Hamed Omar Bakhit sustained serious bullet wounds. The attackers then seized about 100 cows and left. On their way out, they took a 16-year-old woman and raped her alternately. The victims have been taken to a hospital in El Fasher, capital of North Darfur. In Masalit, the attackers beat Halima Omar Saleh (40) on the head with an axe. Saleh had returned to the village from the Zamzam camp in El Fasher to tend her farmland. She was transferred back to the camp, the source added.“ (Radio Dabanga, 28. Juni 2016)

In einem Bericht von UNAMID (African Union - United Nations Mission in Darfur) an den UNO-Sicherheitsrat vom Juni 2016 zu Tätigkeiten der UNO in Darfur zwischen Juli 2015 und Mai 2016 wird erwähnt, dass es aufgrund von Viehdiebstahl Kämpfe zwischen den Masalit und Beni Halba, sowie zwischen den Awlad Rahma und Gimir südlich und östlich der Stadt El Geneina in Westdarfur gegeben habe. In Westdarfur habe die steigende Anzahl von Übergriffen arabischer Volksgruppen auf die Masalit, Fur, Tama und Burgo zu erneuten Fluchtbewegungen geführt. Obwohl die meisten neuerlich Vertriebenen an ihre Wohnorte zurückgekehrt seien, drohe weiterhin interkommunale Gewalt:

„Also as a result of cattle rustling, fighting occurred between the Beni Halba and Massalit, and between the Awlad Rahma and Gimir, in areas south and east of El Geneina in West Darfur.“ (UN Security Council, 8. Juni 2016, S. 5)

In West Darfur, increased attacks by Arab groups on Massalit, Fur, Tama and Burgo caused new displacements, including approximately 2,000 individuals from Shustah village in Beida locality in June 2015, approximately 5,000 from 12 villages in the Mouli area near El Geneina and another 3,000 from 17 villages in Umtajok in Kreinik locality in January 2016. Although most of the newly displaced persons in West Darfur have returned to their places of origin, the threat of further intercommunal violence remains.“ (UN Security Council, 8. Juni 2016, S. 10)

Die libanesische Tageszeitung The Daily Star berichtet im Jänner 2016 unter Berufung auf eine Meldung der Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP) über die oben bereits erwähnten Auseinandersetzungen zwischen den Masalit und den Beni Halba. Die Bewohner des Dorfes Mulli bei El Geneina seien aus ihren Häusern geflohen, nachdem sie vom Stamm eines Viehhalters, der in der Nähe tot aufgefunden worden sei, umringt gewesen seien. Der Gouverneur des Bundesstaates Westdarfur habe gegenüber einem Fernsehsender angegeben, dass es auf beiden Seiten insgesamt nicht mehr als sechs Todesopfer gegeben habe. Er habe diese Art von Vorfällen als „sporadisch“ eingestuft und angegeben, dass man die Situation unter Kontrolle habe. Der Anführer der Masalit habe jedoch berichtet, dass 13 Personen getötet worden seien, drei Angehörige der Beni Halba und 10 Angehörige der Masalit. Eine Demonstration der Masalit vor dem Regierungsgebäude in El Geneina sei von Sicherheitskräften aufgelöst worden:

„At least six people have been killed in unrest in Sudan's West Darfur, sources said Monday, the day after security forces dispersed protesters outside government buildings in the state capital Geneina. […]

The violence began Sunday when security forces broke up a rally outside government buildings by villagers from Mulli, near Geneina, who reportedly fled their homes after being surrounded by the tribe of a herder found dead nearby. ’The victims were from all sides, and there are no more than six,’ governor Khalil al-Sharif told the private Blue Nile television station by telephone.

But the leader of the Masalit ethnic group, to which the protesting villagers reportedly belonged, said 13 people died. ’The losses were 13 people killed -- three from the Arab Beni Halba tribe and 10 from the Masalit, and there were 10 people wounded,’ Saad Bahr al-Din told Blue Nile television.

The governor described the incidents as ’sporadic’ but said the situation was under control.” (The Daily Star, 11. Jänner 2016)

Sudan Tribune, eine Online-Zeitung mit Sitz in Paris, berichtet im April 2016, dass Bewohner von Darfur in Kürze in einem Referendum darüber entscheiden würden, ob die gegenwärtigen fünf Darfur-Bundesstaaten zu einem Bundesstaat zusammengefasst werden sollen. Dieses Referendum würde in Übereinstimmung mit dem Friedensabkommen von Doha 2011 abgehalten und sei bereits im Friedensabkommen von 2006 enthalten gewesen. Die Rebellengruppen hätten damals gefordert, die ursprünglichen neun Bundesstaaten wiederherzustellen. Diese Forderung habe darauf abgezielt, das Eingreifen der sudanesischen Regierung in Konflikte um Landbesitz zu beenden. Man habe die Zentralregierung beschuldigt, den nomadischen arabischen Stämmen zu Lasten von afrikanisch-stämmigen Bauern, darunter insbesondere die Volksgruppen der Fur und Masalit, Land zuzusprechen. Weiter sei die Regierung beschuldigt worden, die Landaneignung durch bewaffnete Nomaden zu ignorieren:

„Darfur resident will vote during three days (from 11-to 13 April) to determine whether they want to keep the current separate five states or to create an intermediate level of government for the province. The referendum is held in accordance with Doha Document for Peace in Darfur (DDPD) signed in July 2011 but it was also included in the Darfur Peace Agreement of 2006. The rebel groups at the time demanded to re-establish the old territorial administrative system where the Sudan was divided into nine province. The purpose of this demand is to end Khartoum’s interference in the landownership conflicts. The central government was accused of granting land to Arab pastoral tribes at the expense of African farmers, particularly the Fur and the Masalit ethnic groups. It was also accused of turning a blind eye to the land grabbing by the armed nomads.“ (Sudan Tribune, 1. April 2016)

Im Februar 2016 meldet Radio Dabanga, dass im Dorf Masalit in der Region Tawila eine ältere Frau beim Angriff einer Miliz getötet worden sei, vier Kinder würden vermisst. Ein geflohener Dorfbewohner habe dem Radio berichtet, dass Kämpfer einer Regierungsmiliz in Geländewagen mit aufmontierten Maschinengewehren sowie auf Kamelen reitend das Dorf überfallen hätten. Die Schüsse der Maschinengewehre hätten eine Reihe von Strohdächern in Brand gesetzt. Die ältere Frau sein in ihrem Haus verbrannt, die vier Kinder habe man im Chaos aus den Augen verloren:

„An elderly woman died and four children went missing in a militia attack on the village of Masalit in Tawila locality today. A fleeing villager reported to Radio Dabanga that members of a government militia in six Land Cruisers mounted with Dushka machineguns and others riding camels raided the village, 15 kilometres west of Tabit, this afternoon. ‘They fired around them with their machineguns which ignited a number of straw roofs. Aisha Ibrahim (75) burned to death in her one-room hut. We all fled towards Tabit,‘ he said. ‘Four children went missing in the chaos.‘” (Radio Dabanga, 24. Februar 2016)

Radio Dabanga berichtet in einem weiteren Artikel vom Februar 2016, dass der Darfur Bar Association (DBA) zufolge die Behörden in Westdarfur nicht in der Lage seien, die Bewohner zu schützen und von der Regierung gestützte Milizen mit Straflosigkeit agieren würden. Die DBA, ein Zusammenschluss von Rechtsanwälten aus Darfur, habe einen Bericht über die Vorfälle in Westdarfur vom 8. bis 15. Jänner in El Geneina und einer Anzahl umliegender Dörfer vorgelegt. Das Untersuchungsteam der DBA habe herausgefunden, dass 14 Dörfer von Viehhaltern angegriffen worden seien. Alle diese Dörfer seien von Angehörigen der Masalit und anderen kleinen Stammesgruppen bewohnt gewesen, die lange Zeit friedlich koexistiert hätten:

„The killing of 14 and wounding of 167 others in El Geneina locality in West Darfur in January is attributable to the inability of the authorities to protect the people in the state and the impunity government-backed militiamen enjoy, says the Darfur Bar Association (DBA). The DBA published a preliminary report on 25 January on the events that took place between 8 and 15 January in the West Darfur capital El Geneina and a number of villages, 8-15 kilometres south of the town.

The DBA investigation team found that about 14 villages were attacked by the herdsmen. All these villages are inhabited by members of the Masalit tribe and some small tribal groups that have lived in peaceful coexistence with them for a long time.“ (Radio Dabanga, 1. Februar 2016)

In einem älteren Bericht des UNO-Generalsekretärs an den UNO-Sicherheitsrat über die Aktivitäten der UNAMID in Darfur vom Mai 2015 bis September 2015 wird erwähnt, dass es besonders in Ost- Süd- und Westdarfur während der Weide- und Anbausaison zu Konflikten zwischen nomadischen und sesshaften Gemeinschaften über die Nutzung und den Zugang zu landwirtschaftlicher Nutzfläche gekommen sei. Am 18. und 19. Juli seien in Süddarfur zwei Angehörige der Masalit bei Zusammenstößen mit den südlichen Rizeigat nahe bei Greida getötet worden:

„Conflicts over the use of and access to farmland between nomadic and sedentary communities were particularly prominent in East, South and West Darfur during the ongoing migration and farming season. […] In South Darfur, two Masalit tribesmen were killed in a confrontation with Southern Rezeigat in Goertobak area near Graida, on 18 and 19 July.” (UN Security Council, 22. September 2015, S. 4)

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 16. Februar 2017)

·      AI - Amnesty International: ‘Uninvestigated, unpunished’: human rights violations against Darfuri students in Sudan [AFR 54/4848/2017], 18. Januar 2017 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1484726133_afr5448482017english.pdf

·      DIS - Danish Immigration Service; UK Home Office: Sudan; Situation of Persons from Darfur, Southern Kordofan and Blue Nile in Khartoum; Joint report of the Danish Immigration Service and UK Home Office fact finding missions to Khartoum, Kampala and Nairobi Conducted February – March 2016, August 2016 (veröffentlicht von DIS, verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/90_1472796566_sudanffmreportjune2016.pdf

·      Radio Dabanga: ‘West Darfur authorities unable to protect civilians’: DBA, 1. Februar 2016
https://www.dabangasudan.org/en/all-news/article/west-darfur-authorities-unable-to-protect-civilians-dba

·      Radio Dabanga: Woman burns to death in North Darfur village attack, 24. Februar 2016
https://www.dabangasudan.org/en/all-news/article/woman-burns-to-death-in-north-darfur-village-attack

·      Radio Dabanga: Farmers driven-off, villagers robbed in Tawila, North Darfur, 28. Juni 2016
https://www.dabangasudan.org/en/all-news/article/farmers-driven-off-villagers-robbed-in-tawila-north-darfur

·      Radio Dabanga: Tribal meeting to address South Darfur farmers-herders tension, 6. Dezember 2016
https://www.dabangasudan.org/en/all-news/article/tribal-meeting-to-address-south-darfur-farmers-herders-tension

·      Sudan Tribune: Outcome of Darfur referendum will be implemented in the whole Sudan: official, 1. April 2016
http://www.sudantribune.com/spip.php?article58505

·      The Daily Star: Six dead in Sudan's West Darfur after protest crackdown, 11. Jänner 2016
https://www.dailystar.com.lb/News/Middle-East/2016/Jan-11/331370-six-dead-in-sudans-west-darfur-after-protest-crackdown.ashx

·      UN Security Council: Report of the Secretary - General on the African Union - United Nations Hybrid Operation in Darfur [S/2015/729], 22. September 2015 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1444195121_n1528644.pdf

·      UN Security Council: Letter dated 8 June 2016 from the Secretary-General addressed to the President of the Security Council [S/2016/510], 8. Juni 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1465548183_n1614703.pdf

·      UN Security Council: Report of the Secretary-General on the African Union-United Nations Hybrid Operation in Darfur [S/2016/812], 27. September 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1475739993_n1629204.pdf

·      UN Security Council: Report of the Secretary-General on the African Union-United Nations Hybrid Operation in Darfur [S/2016/11099, 23. Dezember 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1484208818_n1644528.pdf