Anfragebeantwortung zum Irak: Informationen zu Zoroastriern: Anzahl der Mitglieder, Verbreitung, Menschenrechtslage; Zoroastrische Gebetshäuser in Kurdistan, Leiterin der Glaubensgemeinschaft namens Awat Husamudeen Taieb; Beitritt, Aufnahmeritual, Beitrittsurkunde; Ministry of Endowment and Religious Affairs; Spiegelverkehrtes Faravahar-Symbol [a-10419]

21. Dezember 2017

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Allgemeine Informationen: Anzahl der Mitglieder, Verbreitung, Menschenrechtslage

Die staatliche US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit (US Commission on International Religious Freedom, USCIRF), eine staatliche Körperschaft zur Beobachtung des Zustands der Meinungs- und Gewissens-, sowie der Religions- und Glaubensfreiheit im Ausland, schreibt in ihrem Bericht zur Lage religiöser Minderheiten im Nordirak vom Mai 2017, dass es eine kleine Anzahl von Zoroastriern in der Autonomen Region Kurdistan gebe. Es gebe Berichte über eine steigende Zahl von Konversionen zum Zoroastrismus, möglicherweise angeregt durch dessen angenommene Verbindungen zum kurdischen Nationalismus. Zoroastrier würden in mehreren Gegenden von Kurdistan und auch in anderen Teilen des Irak leben. Laut dem Anführer der irakischen Zoroastrier seien die meisten von ihnen in der Provinz Dohuk (dort insbesondere in Zakho) und in der Provinz Sulaimaniya (insbesondere in den Distrikten Darbandikhan, Ranya, Qalaat Daza und Chamchamal) angesiedelt. Es gebe jedoch keine genauen Schätzungen zur Anzahl der Zoroastrier und sie seien immer noch als Muslime in ihren Identitätspapieren ausgewiesen, obwohl sie zoroastrischen Ritualen folgen würden. Der Sprecher des Ministeriums für Stiftungen und religiöse Angelegenheiten (Ministry of Endowment and Religious Affairs) habe angegeben, dass laut zoroastrischen Führungspersönlichkeiten es bis zu 100.000 Zoroastrier gebe, er habe aber dazu angemerkt, dass er diese Zahl für übertrieben halte. Zoroastrier würden in Kurdistan mehr Anerkennung finden als im Rest des Landes. In Sulaimaniya gebe es ein zoroastrisches Kulturzentrum (Zoroastrian Cultural and Heritage Center) sowie einen kleinen Tempel, in dem zoroastrische Rituale abgehalten würden. Luqman Karim, der Anführer der Zoroastrier im Irak, lebe in Sulaimaniya. Der Zoroastrismus werde im kurdischen Gesetz über Minderheitsrechte von 2015 als Religion in Kurdistan anerkannt. Es gebe auch NGOs wie das Zentrum für Zoroastrisches Erbe und Kultur (Zoroastrian Cultural and Heritage Center), die die Interessen der Gemeinschaft vertreten würden. Jedoch mit dem Stand vom Februar 2016 sei das Zentrum trotz Anstrengungen der Zoroastrier noch nicht von der kurdischen Regionalregierung als Kultstätte anerkannt worden. Das Ministerium für Stiftungen und religiöse Angelegenheiten zeige sich dem Anschein nach willig, die Zoroastrier zu unterstützen. Laut dem Ministerium hänge die mangelnde Anerkennung mit Uneinigkeit hinsichtlich der Miete zusammen. Ein mögliches Problem für Zoroastrier könne aus der Tatsache entstehen, dass in letzter Zeit Muslime zum Zoroastrismus übertreten würden. Zoroastrier hätten berichtet, dass zunehmend muslimische Kurden zum Zoroastrismus konvertieren würden. Über die Anzahl der Konvertiten sei man sich nicht einig, lokalen Medienberichten zufolge habe es im Jahr 2015 10.000 bis 100.000 Übertritte gegeben. Manchen Berichten zufolge hätten diese Konversionen zu Anstiftungen zu Hass und Diffamierungen vonseiten einiger sunnitischer Geistlicher geführt. Darunter sei zum Beispiel ein Geistlicher in Sulaimaniya, der im Jänner 2016 öffentlich vor einem Publikum Zoroastrier diffamiert habe. Einige bekannte Anhänger des Zoroastrismus hätten von Drohungen und Schikanen vonseiten islamischer Gruppen berichtet. Zoroastrische Konvertiten würden zudem riskieren, gegen das irakische Personalausweisgesetz zu verstoßen, dass es Muslimen verbieten würde, ihre Religion zu ändern:

Zoroastrianism is a monotheistic religion with small numbers of followers residing in Kurdistan. There are reports of growing numbers of converts into the religion, possibly fueled by its perceived links with Kurdish nationalism.” (USCIRF, Mai 2017, S. 12-13)

„Today, Zoroastrians are present in several areas of the KRI [Kurdistan Region of Iraq] and other areas of Iraq. According to a leader of the Iraqi Zoroastrians, Zoroastrians are mainly found in Duhok (specifically in Zakho) and in Sulaimaniya (in the Darbandikhan, Ranya, Qalaat Daza and Chamchamal districts). Nevertheless, there are no accurate estimates of their numbers; they are still referred to as ‘Muslims’ on identity documents despite engaging in Zoroastrian religious rituals. The spokesperson for the Ministry of Endowment and Religious Affairs told researchers that Zoroastrian leaders have reported up to 100,000 members, although the official stressed that this number may be exaggerated. Zoroastrians enjoy more recognition in Kurdistan than other regions. Sulaimaniya is home to not only the Zoroastrian Cultural and Heritage Center, but also a small temple where Zoroastrian rituals are being held for the first time in modern Iraqi history. Luqman Karim, the leader of the Zoroastrians in Iraq, currently lives in Sulaimaniya. Zoroastrianism is recognized as one of Kurdistan’s religions in 2015’s Minority Rights Law. In addition, the presence of NGOs such as the Zoroastrian Cultural and Heritage Center represent the community’s interests. However, as of February 2016, the Center has yet to be recognized by the KRG [Kurdish Regional Government] as a place of worship despite repeated attempts by Zoroastrians to lobby the KRG Ministry of Endowments and Religious Affairs to do so. Yet, the Ministry appears to have outwardly expressed goodwill and the intention to help Zoroastrians prosper. The Ministry told researchers that the reason for the lack of recognition was due to a rental disagreement. A potential issue for Zoroastrians arises out of the recent trend in conversions from Islam to Zoroastrianism. Zoroastrians claim increasing numbers of Kurdish Muslims are converting to Zoroastrianism. There is little agreement about the numbers of converts; local media reports estimate the number of converts in the year of 2015 as ranging from 10,000 to 100,000. […]

According to some reports, a result of these conversions has been the incitement of hatred and defamation by some Sunni clerics. Recent examples of this backlash include Mullah Abdul-Latif Ahmad of Sulaimaniya defaming Zoroastrians publicly in front of an audience in January 2016, and prominent followers of Zoroastrianism reporting threats and harassment from Islamic groups. Zoroastrians converts also risk falling afoul of the Iraqi ID card laws, which do not permit Muslims to change their religion.“ (USCIRF, Mai 2017, S. 19-20)

Das US-Außenministerium (US Department of State, USDOS) schreibt in seinem Bericht zur Religionsfreiheit vom August 2017 (Berichtszeitraum: 2016), dass in der Autonomen Region Kurdistan religiöse Gruppen eine offizielle Anerkennung erlangen könnten, wenn sie sich beim kurdischen Ministerium für Stiftungen und Religiöse Angelegenheiten (Ministry of Endowment and Religious Affairs, MERA) registrieren würden. Um sich registrieren zu lassen müsse eine Gruppe mindestens 150 Anhänger haben, Dokumente über ihre Finanzierung vorlegen sowie beweisen, dass sie nicht anti-islamisch gesinnt sei. Unter den acht religiösen Gruppen, die beim Ministerium registriert seien, seien auch die Zoroastrier. Das Gesetz der kurdischen Autonomieregion zum Schutz nationaler und religiöser Minderheiten erkenne die zoroastrische Religion offiziell an und verbiete religiöse, politische oder mediale Rede individueller Personen oder Gruppen, die zu Hass, Gewalt, Terror, Ausgrenzung oder Marginalisierung auf Basis nationaler, ethnischer, religiöser oder linguistischer Ansprüche anstiften würden. Zoroastrische Aktivisten hätten betont, dass es wichtig sei, ein breites Verständnis von Religions- und Glaubensfreiheit anzunehmen, welches ihnen das Recht einräumen würde, ihre Religion zu wählen und ohne Schikanen oder Diskriminierung vonseiten der Regierung oder der Gesellschaft von einer Religion zu einer anderen zu konvertieren. Laut Journalistenberichten hätten Zoroastrier, die vom Islam zum Zoroastrismus übergetreten seien, weiterhin islamische Personaldokumente besessen, da Muslimen mehr Rechte zustehen würden:

In the IKR [Iraqi Kurdistan Region], religious groups obtain recognition by registering with the KRG Ministry of Endowment and Religious Affairs (MERA). To register, a group must have a minimum of 150 adherents, provide documentation of the sources of its financial support, and demonstrate it is not anti-Islam. Eight faiths are registered with the KRG MERA: Islam, Christianity, Yezidi, Judaism, Bahai, Sabean-Mandean, Zoroastrian, and Kaka’i (Yarsan). […]

The Rights of National and Religious Minorities Protection Law in the IKR, which formally recognized the Bahai, Zoroastrian, and Sabean-Mandean faiths, promotes equal political, cultural, societal, and economic representation of all minority groups and forbids ‘religious, or political, media speech individually or collectively, directly or indirectly that brings hate and violence, terror, exclusion, and marginalization based on national, ethnic, or religious or linguistic claims.’ (USDOS, 15. August 2017, Section 2)

Zoroastrian activists stressed the importance of adopting the broad concept of freedom of religion or belief, giving them the right to choose their religion and the right to convert from one religion to another without harassment or discrimination from the government and society. Journalists reported Zoroastrians who converted from Islam to Zoroastrianism continued to carry their Islamic identity cards because of the additional rights afforded to Muslims.“ (USDOS, 15. August 2017, Section 3)

Niqash, eine auf Englisch, Arabisch und Kurdisch publizierende Informationswebseite zum Irak, die Beiträge zu Politik, Medien und Kultur in der Region veröffentlicht und die von der Medienorganisation Media in Cooperation and Transition mit Sitz in Berlin betrieben wird, berichtet im Mai 2015, dass eine der ältesten und kleinsten Religionen in der Region Kurdistan wiederbelebt werde. Zum ersten Mal in über tausend Jahren hätten Bewohner einer ländlichen Gegend der Provinz Sulaimaniya am 1. Mai 2015 eine uralte Zeremonie durchgeführt, in der Teilnehmer einen speziellen Gürtel umgelegt hätten, der verdeutliche, dass sie bereit seien, dem Zoroastrismus zu dienen und dessen Weisungen zu befolgen. Diese Zeremonie komme einer Taufe im christlichen Glauben gleich. Die neu angelobten Zoroastrier hätten angegeben, dass sie weitere Zeremonien dieser Art in anderen Teilen Kurdistans planen würden und bereits um eine Erlaubnis angesucht hätten, 12 weitere Gebetshäuser in der Region Kurdistan zu errichten. Viele Einheimische würden zoroastrischen Zeremonien beiwohnen und in den sozialen Medien zoroastrische Organisationen und zoroastrische Internetseiten besuchen. Obwohl es derzeit keine offiziellen Zahlen dazu gebe, wie viele Kurden sich dem Zoroastrismus zuwenden würden, so gebe es doch viel Diskussion über dieses Thema. Zudem würden Zoroastrier ihre Religion anpreisen, indem sie sie im Vergleich zu anderen Religionen als „kurdischer“ bezeichnen würden. Dies sei in einer Gegend, in der den Einwohnern die ethnische Identität wichtiger sei als konfessionelle Spaltungen, eine reizvolle Idee. Laut Mariwan Naqshbandi, dem Sprecher des kurdischen Ministeriums für Stiftungen und Religiöse Angelegenheiten, würde das Ministerium den Zoroastriern helfen, ihre Ziele zu erreichen. Das Recht auf freie Religionsausübung sei im kurdischen Gesetz verankert und Zoroastrier würden laut Naqshbandi auch eine Vertretung im Ministerium erhalten:

One of the smallest and oldest religions in the world is experiencing a revival in the semi-autonomous region of Iraqi Kurdistan. The religion has deep Kurdish roots – it was founded by Zoroaster, also known as Zarathustra, who was born in the Kurdish part of Iran and the religion's sacred book, the Avesta, was written in an ancient language from which the Kurdish language derives. However this century it is estimated that there are only around 190,000 believers in the world - as Islam became the dominant religion in the region during the 7th century, Zoroastrianism more or less disappeared. Until – quite possibly – now. For the first time in over a thousand years, locals in a rural part of Sulaymaniyah province conducted an ancient ceremony on May 1, whereby followers put on a special belt that signifies they are ready to serve the religion and observe its tenets. It would be akin to a baptism in the Christian faith. The newly pledged Zoroastrians have said that they will organise similar ceremonies elsewhere in Iraqi Kurdistan and they have also asked permission to build up to 12 temples inside the region, which has its own borders, military and Parliament. Zoroastrians are also visiting government departments in Iraqi Kurdistan and they have asked that Zoroastrianism be acknowledged as a religion officially. They even have their own anthem and many locals are attending Zoroastrian events and responding to Zoroastrian organisations and pages on social media. Although as yet there are no official numbers as to how many Kurdish locals are actually turning to this religion, there is certainly a lot of discussion about it. And those who are already Zoroastrians believe that as soon as locals learn more about the religion, their numbers will increase. They also seem to selling the idea of Zoroastrianism by saying that it is somehow ‘more Kurdish’ then other religions – certainly an attractive idea in an area where many locals care more about their ethnic identity than religious divisions. […]

‘The people of Kurdistan no longer know which Islamic movement, which doctrine or which fatwa, they should be believing in,’ Mariwan Naqshbandi, the spokesperson for Iraqi Kurdistan's Ministry of Religious Affairs, told NIQASH. He says that the interest in Zoroastrianism is a symptom of the disagreements within Islam and religious instability in the Iraqi Kurdish region, as well as in the country as a whole. ‘For many more liberal or more nationalist Kurds, the mottos used by the Zoroastrians seem moderate and realistic,’ Naqshbandi explains. ‘There are many people here who are very angry with the Islamic State group and it's inhumanity.’ Naqshbandi also confirmed that his Ministry would help the Zoroastrians achieve their goals. The right to freedom of religion and worship was enshrined in Kurdish law and Naqshbandi said that the Zoroastrians would be represented in his offices.“ (Niqash, 28. Mai 2015)

Raseef 22, eine in Beirut ansässige Onlinemedienplattform, die sich selbst als eine Seite beschreibt, die vom Arabischen Frühling inspiriert worden sei, und die versuche, durch für arabische Länder relevante Nachrichten eine kulturelle Lücke in der arabischen Medienlandschaft zu füllen, veröffentlicht im August 2015 einen Artikel über den Zoroastrismus in der Region Kurdistan. Hier bemühe sich der zoroastrische Geistliche Luqman Hadschi darum, den zoroastrischen Glauben in Kurdistan zu verbreiten, indem er an Dialogen und kulturellen Veranstaltungen teilnehme und dort die Religion seiner Vorfahren vorstelle. Seit dem Jahr 2015 gebe es wieder Zoroastrier in Kurdistan und im Mai 2015 habe man beim Ministerium für Stiftungen und Religiöse Angelegenheiten um die Erlaubnis für den Bau von zoroastrischen Tempeln angesucht. Laut Luqman sei der Zoroastrismus die ursprüngliche Religion der Kurden gewesen, was man an den vielen Resten alter zoroastrischer Tempel in den Gebieten erkennen könne, die historisch von Kurden besiedelt worden seien. Kürzlich sei in Sulaimaniya ein zoroastrisches Zentrum offiziell eröffnet worden. Dies sei das einzige seiner Art im Irak und habe zum Ziel, die Religion und ihre Kultur zu verbreiten. Mariwan Naqshbandi, der Leiter der Abteilung für religiöse Beziehungen im kurdischen Ministerium für religiöse Angelegenheiten, habe gesagt, dass das Ministerium derzeit an der Ernennung von Vertretern der einzelnen Glaubensgemeinschaften, darunter die Gemeinschaft der Zoroastrier, arbeite, gleich den Religionsgemeinschaften der Christen, Jesiden und Sabäer-Mandäer, die bereits Vertretungen innerhalb des Ministeriums hätten. (Raseef 22, 29. August 2015)

 

Der in Doha ansässige arabische Nachrichtensender Al-Jazeera schreibt im September 2015, dass vor dem Hintergrund konfessioneller Auseinandersetzungen im Irak der Zoroastrismus wiederbelebt würde, der von seinen Anhängern aufgrund seiner kurdischen Wurzeln als passender angesehen werde. Der Vorsitzende des höchsten Rates der Zoroastrier in Kurdistan, Luqman Hadschi Hakim habe Al-Jazeera gegenüber erwähnt, dass die Wiederbelebung dieser Religion das kurdische Selbstvertrauen gestärkt habe. Das Fehlen dieser Religion sei auch ein Grund dafür, dass es bis dato keinen kurdischen Staat gebe. Laut Hakim würden Heranwachsende erst mit einem Alter von 15 Jahren in die zoroastrische Religion eingeführt. Als man die Bildung eines höchsten Rates verkündet habe, seien tausende Menschen in einer Zeremonie beigetreten, bei der ein religiöser Ältester, genannt Pir, ihnen den zoroastrischen Gürtel umgelegt habe. Der höchste Rat plane, neben den Tempel in Sulaimaniya noch weitere Gebetshäuser in Kurdistan zu errichten, nachdem man die offizielle Erlaubnis des Ministeriums für Stiftungen und Religiöse Angelegenheiten eingeholt habe. Al Jazeera habe versucht, muslimische Kleriker in Kurdistan zu kontaktieren, diese hätten sich jedoch geweigert, zu diesem Thema Stellung zu beziehen und hätten angegeben, dass das Thema eher politische als religiöse Dimensionen habe. Manche hätten ihre Verwunderung darüber ausgedrückt, dass diese Religion wiederbelebt werde, die bei der kurdischen Bevölkerung vormals überhaupt nicht mehr vertreten gewesen sei. (Al-Jazeera, 8. September 2015)

 

Al-Monitor, eine auf Berichterstattung zum Nahen Osten spezialisierte Medienplattform, veröffentlicht im Februar 2016 einen Artikel von Saad Salloum, einem irakischen Journalisten und Mitglied des Irakischen Rates für Interreligiösen Dialog, zu Zoroastriern im Irak. Zoroastrier seien in verschiedenen Teilen der Region Kurdistan vertreten, aber auch in anderen Gebieten, die administrativ zur irakischen Zentralregierung gehören würden. Es gebe jedoch keine genauen Angaben zu ihrer Anzahl und in ihren Personaldokumenten würden sie weiterhin als Muslime geführt, obwohl sie zoroastrische Riten befolgen würden. Ihre Religionsfreiheit sei daher eingeschränkt, insbesondere aufgrund der Tatsache, dass die Konversion vom Islam zu einer anderen Religion gemäß dem Personenstandsrecht eine Straftat darstelle:

„Zoroastrians today are present in several areas of Iraqi Kurdistan and other areas administratively affiliated with the Iraqi federal government. But there are no accurate figures of their numbers as they are still referred to as ‘Muslims‘ on their identity documents, even though they engage in Zoroastrian religious rituals. This represents a restriction on their right to freedom of belief, especially since converting from Islam to another religion is considered a crime according to the Personal Status Law.“ (Al-Monitor, 17. Februar 2016)

Der Artikel enthält im Weiteren ein Interview mit Peer Luqman Hadschi, dem religiösen Anführer der irakischen Zoroastrier, über die Verbreitung und die religiösen Riten des Zoroastrismus. Laut Hadschi sei die Religion durch das Gesetz Nr. 5 zum Schutz von Bestandteilen der Region Kurdistan anerkannt worden. Dies habe die zoroastrische Gemeinde dazu ermutigt, das zoroastrische Kulturzentrum zu eröffnen. Die Gemeinschaft verfüge auch über einen offiziellen Vertreter im Ministerium für Stiftungen und Religiöse Angelegenheiten. Das Ministerium habe jedoch noch nicht das zoroastrische Kulturzentrum offiziell als eine Kultstätte anerkannt, und daher habe die Einrichtung nicht den gleichen Status wie Moscheen oder Kirchen. Die zoroastrische Gemeinde fordere aber eine solche Anerkennung, damit die Gemeinde eine offizielle Kultstätte sowie den damit verbundenen Rechtsschutz erlange. Hadschi kenne nicht die genaue Anzahl der Zoroastrier in der Region Kurdistan. Jeden Tag empfange er jedoch neue Anhänger im Tempel. Diese würden nach Jahrzehnten des Versteckens ihre wahre Religionszugehörigkeit preisgeben. Jeden Tag erfahre er von ihm unbekannten Zoroastriern in Kurdistan und im restlichen Irak. Die meisten Zoroastrier würden in der Stadt Zakho der Provinz Dohuk und in den Distrikten Darbandikhan, Ranya, Qalaat Daza and Chamchamal der Provinz Sulaimaniya leben. Es gebe sie aber auch in den Provinzen Halabdscha und Erbil, insbesondere im Distrikt Koysinjaq und dem nahegelegenen Koja. Darüber hinaus würden Zoroastrier in Altun Kupri in der Provinz Kirkuk, in Khanaqin und Kafri in der Provinz Diyala, in Tuz Khurmatu der Provinz Salahuddin, im Distrikt Kalar sowie in Bagdad leben:

Haji: Zoroastrianism is recognized as one of the religious beliefs as per Law No. 5 of Protecting Components of Iraqi Kurdistan of 2015, which is new and positive. This encouraged us to officially establish this place [Zoroastrian Cultural and Heritage Center] representing Zoroastrians, after an absence of centuries. We also have an official representative at the Ministry of Endowments and Religious Affairs, and this is considered a step forward on the path to official recognition. But we do not think these steps are enough for us to act freely, as the ministry has yet to recognize this place as a house of worship for Zoroastrianism, just like mosques and churches. We demand this, so we can have a house of worship that symbolizes our existence and therefore earns us legal protection. […]

Haji: The number of Zoroastrians in Iraqi Kurdistan and other regions is unknown, and I don’t intend to hide these figures because I actually have no idea about the approximate number of public or secret adherents to the Zoroastrian faith. I receive new adherents each day in this temple. They are revealing their true religious beliefs after decades of hiding them or inheriting them from their fathers and grandfathers without being able to go public, until they now finally get the opportunity. […]

Each day, we discover new stories about Zoroastrians in many areas of Iraqi Kurdistan and others that are administratively part of the [Iraqi] federal government. Zoroastrians are [mainly] found in Dahuk province, in the city of Zakho in the far north [near the northern borders with Turkey] and in Sulaimaniyah province, notably the districts of Darbandikhan, Ranya, Qalaat Daza and Chamchamal. They are also concentrated in Halabja province and in Erbil province, notably Koysinjaq district and Koya near Koysinjaq. Zoroastrians reside in Daquq [district] and Altun Kupri [northwest of Kirkuk] in Kirkuk province; in Khanaqin and Kafri in Diyala province; in Tuz Khormato [administratively part of Salahuddin province] in Kalar district linking between several Kurdish, Arab and Turkmen areas such as Sulaimaniyah, Diyala, Kirkuk, Salahuddin and Baghdad. Kalar is bordered by Darbandikhan district [Sulaimaniyah] to the north, Khanaqin district [Diyala] to the east, the town of Jalawla [Diyala] and Kifri district [Salahuddin]. There are other areas as well that I am currently visiting and where I am discovering new adherents.“ (Al-Monitor, 17. Februar 2016)

Al-Sumaria News, ein unabhängiger irakischer Fernsehsender, meldet im April 2016, dass Mitglieder der zoroastrischen Gemeinde in Kurdistan religiöse Fatwas einiger Geistlicher kritisiert hätten, die gegen die Gemeinde Hetze betreiben würden. Dies verletze die Religionsfreiheit, die ihnen die Verfassung der Region Kurdistan gewähre. Pir Luqman Karim, der spirituelle Führer der Zoroastrier in Kurdistan habe gesagt, dass man dem Agitieren einiger Fundamentalisten gegen Zoroastrier keine Beachtung schenke, man habe bereits das kulturelle Zentrum in Sulaimaniya, das zoroastrisches Denken weitergebe und man plane die Eröffnung weiterer solcher Zentren in den Städten Kurdistans. Der Vorsitz der Vereinigung Muslimischer Gelehrter in Sulaimaniya habe die Notwendigkeit betont, rechtliche Schritte gegen jedweden zu unternehmen, der andere Religionen verunglimpfe. Gleichzeitig habe er seien Respekt für alle Religionen bekundet. (Al-Sumaria News, 6. April 2016)

 

Kurdistan 24, ein in der Autonomen Region Kurdistan (Irak) ansässiger Nachrichtensender erwähnt im April 2017, dass der Zoroastrismus im Jahr 2015 offiziell als eine Religion gemäß Gesetz Nr. 5 zum Schutz von Bestandteilen der Region Kurdistan anerkannt worden sei. Ein neuer zoroastrischer Tempel sei 2016 in Sulaimaniya (Sulaimani) eröffnet worden. Laut Mariwan Naqshbandi, einem hohen Beamten im kurdischen Ministerium für Stiftungen und Religiöse Angelegenheiten, sei die Autonome Region Kurdistan die einzige Region, in der die Regierung mehrheitlich muslimisch sei und es Gesetze gebe, die offiziell die Rechte aller religiöser Gemeinschaften schützen würden. Dies stehe im Kontrast zur irakischen Zentralregierung, die nur eine Religion offiziell anerkenne:

 

In 2015, Zoroastrianism gained official recognition as one of the beliefs as per Law No. 5 of Protecting Components of Kurdistan Region. A new Zoroastrian temple was opened in Sulaimani in 2016. […]

Mariwan Naqshbandi, a top official with Kurdistan’s Ministry of Endowment and Religious Affairs, was in the United States as a guest of the State Department to spread peaceful coexistence among all religious groups that were prosecuted at different times in history. While religious diversity is now facing increasing danger in Middle Eastern countries, especially in Syria and Iraq where the Islamic State took over, Kurds are embracing religious diversity. Kurdistan Region is the only Muslim-majority government where the laws officially protect the rights of all religious groups, Naqshbandi told Kurdistan24. ‘This is in contrast with the Federal Government of Iraq that recognizes only one religion,’ he added.“ (Kurdistan 24, 10. April 2017a)

Zoroastrische Gebetshäuser in Kurdistan, Leiterin der Glaubensgemeinschaft dort namens Awat Husamudeen Taieb

Das USDOS erwähnt in seinem Bericht zur Religionsfreiheit vom August 2017, dass im September 2016 Zoroastrier mit der Zustimmung und Unterstützung des Ministeriums für Stiftungen und Religiöse Angelegenheiten einen Tempel in Sulaimaniya eröffnet hätten. Darüber hinaus seien Vertretern der Glaubensgemeinschaften der Zoroastrier und der Bahai Büros im Ministerium zur Verfügung gestellt worden:

The KRG [Kurdistan Regional Government] provided several religious groups with offices within the KRG MERA [Ministry of Endowment and Religious Affairs, MERA] following the passage of the KRG Rights of National and Religious Minorities Protection Law. In September Zoroastrians opened a temple in Sulaimaniya with KRG MERA approval and support. Additionally, representatives from the Zoroastrian and Bahai faiths were provided with offices housed within MERA.“ (USDOS, 15. August 2017, Section 2)

Das in der Autonomen Region Kurdistan (Irak) ansässige kurdische Mediennetzwerk Rudaw berichtet im September 2016 ebenfalls über die Eröffnung des ersten offiziellen zoroastrischen Tempels in Kurdistan. Awat Hussamaddin Tayib, die Leiterin der zoroastrischen Gemeinschaft in Kurdistan, habe Rudaw erzählt, dass Dutzende Kurden zum Zoroastrismus zurückkehren würden, manche dies jedoch aus Angst geheim halten würden. Tayib habe keine genauen Zahlenangaben zu Zoroastriern in Kurdistan machen können, da manche „aus Sicherheitsbedenken oder gesellschaftlichen Gründen“ nur im Geheimen praktizieren würden. Ihren Schätzungen zufolge könne sich die Zahl der Zoroastrier bis in die Hundertausende belaufen. Ein Bericht der New York Times habe jedoch die Anzahl der Zoroastrier weltweit auf höchstens 190.000 geschätzt:

Zoroastrians in the Kurdistan Region hope that their first official temple in the region, opened on Wednesday, will provide the right environment to reintroduce Kurds to their ancestral religion. Awat Hussamaddin Tayib, the chief of the followers of the Zoroastrians in the Kurdistan Region—she calls it Bashur, Southern Kurdistan, in Kurdish—told Rudaw English that dozens of Kurdish people are returning to Zoroastrianism, but that some keep it secret out of fear. The Zoroastrians opened their first temple in the Kurdish city of Suleimani on Wednesday. They lit a fire and played the frame drum or daf to celebrate the occasion, two elements of their rituals. […]

Tayib could not give an exact number of Zoroastrians in the Kurdistan Region as some followers do so only secret for their own safety or social considerations, but she estimated it could be in the hundreds of thousands. A 2006 report by the New York Times put the number of Zoroastrians worldwide at 190,000 at the most.“ (Rudaw, 21. September 2016a)

Rudaw schreibt in einem weiteren Artikel vom Februar 2017, dass die Vertretung der zoroastrischen Gemeinde in Kurdistan Strafanzeige gegen einen kurdischen islamischen Prediger erstattet habe, der ihrer Angabe zufolge ein Dekret erlassen habe, dass alle Konvertiten zum präislamischen Zoroastrismus getötet werden sollten, wenn sie sich nicht innerhalb weniger Tage Buße tun würden. Die Strafanzeige richte sich laut Angaben von Awat Hussamaddin Tayyib, der Vertreterin der Zoroastrier am Ministerium für Religiöse Angelegenheiten der Region Kurdistan, gegen Mala Hasib, einen islamischen Prediger. Seit 2015 gebe es in der Region Kurdistan ein Gesetz, dass die Rechte religiöser Gruppierungen schütze, darunter auch die der Zoroastrier. Sie hätten damit das Recht, ihre religiösen Riten auszuführen und Kultstätten zu errichten. Daher, so Tayyib, praktiziere man seit 2015 zoroastrische Riten. Das 2015 erlassene Gesetz enthalte allerdings Regelungen zu Konversionen von einer Religion zu einer anderen. Es habe jedoch keine Berichte zu Fällen der Strafverfolgung aufgrund von Konversion in der Region Kurdistan gegeben. Awat Hussamaddin Tayyib habe bis vor vier Jahren in Europa gelebt. Als der Zoroastrismus 2015 offiziell anerkannt worden sei, habe sie die Vertretung der Religionsgemeinschaft innerhalb des Ministeriums für Religiöse Angelegenheiten übernommen:

The Zoroastrian representation in the Kurdistan Region has filed a legal complaint against a Kurdish Islamic preacher whom they claim has issued a decree that all converts to the pre-Islamic faith must be killed if they did not repent within days. ‘We filed a lawsuit against Mala Hasib, the [Islamic] preacher at Mala Rasul mosque, before the public prosecutor’s office today,’ said Awat Hussamaddin Tayyib, the representative of the Zoroastrians at the Kurdistan Region’s ministry of religious affairs, ‘He has given a three-day deadline to all the Zoroastrians,’ she claimed. ‘He says ‘if they [the Zoroastrians] do not return to Islam’, which he described as the religion of our ancestors, while our ancestral religion is Zoroastrianism [then] they have to be killed as he issued against all the Zoroastrians,’ Tayib explained. […]

The Kurdish region has passed a law to protect the rights of the different ethnic and religious groups in 2015, including Zoroastrianism, under which followers of the religion have the right to declare their religion, practice the rituals, and found their places of worship. ‘That is why we have been practicing our rituals ever since. We have not posed a threat against anyone,’ Tayyib said in reference to the law passed by the Kurdish parliament. The law does not address the issue of converting from one religion to another, as claimed by Tayyib in a press conference in Sulaimani after she and several others filed the complaint. However, there are no reported cases of anyone being tried in Kurdish courts for changing their religion. […]

Tayyib, who was living in Europe until four years ago, is the representative of the Zoroastrians at the Kurdistan Region’s ministry of religious affairs. She assumed the position after Zoroastrians received official recognition in 2015.“ (Rudaw, 5. Februar 2017)

Kurdistan 24 berichtet im Juli 2017, dass Zoroastrier in der Region Kurdistan ihre Unterstützung für das Unabhängigkeitsreferendum der Region kundgetan hätten. Die Leiterin der Glaubensgemeinschaft, Awat Hussamaddin Tayib, habe Kurdistan 24 gesagt, dass die Zoroastrier ein unabhängiges Land bevorzugen würden, um den kommenden Generationen bessere Lebensumstände zu ermöglichen. Kurdistan müsse von Unterdrückung befreit werden:

Zoroastrians in the Kurdistan Region expressed their support for the independence referendum, stating benefits for future generations in the region should be highly considered. ‘We have to put forth efforts to obtain better living conditions for our future generations,’ the chief of Zoroastrian followers in the Kurdistan Region Awat Hussamaddin Tayib told Kurdistan24 on Sunday. ‘Such efforts should continue generation after generation,’ she said. ‘Therefore, we believe it is better to have an independent land.’ ‘Kurdistan is the most beloved and sacred treasure we have and requires us to protect it with our souls if needed. We have to free it from oppression,’ she added. Qadirok Zardashti, one of the followers of Zoroastrianism, called on all the followers of the religion in the Kurdistan Region to vote in favor of independence on Sep. 25, 2017. ‘I urge all Zoroastrian followers to support the independence of the Kurdistan Region,’ Zardashti declared.“ (Kurdistan 24, 10. Juli 2017b)

Die irakische Zeitung Assabah Aljadeed berichtet im August 2017 über ein zoroastrisches Fest, das an einem Heiligtum im Nordwesten der Provinz Sulaimaniya stattgefunden habe. Bei dem Heiligtum handle es sich um eine Höhle, die mehrere Gräber aus der Meder-Dynastie [iranische Volksgruppe im Altertum, Anm. ACCORD] enthalte. An diesem Ort hätten bereits die zoroastrischen Vorfahren Rituale abgehalten. Laut einer anwesenden Zoroastrierin stelle dieses Fest bei der Höhle die nächste Stufe zur Erweiterung der Aktivitäten der zoroastrischen Gemeinde dar, nachdem im vorigen Jahr der Tempel in Sulaimaniya eingeweiht worden sei. (Assabah Aljadeed, 16. August 2017)

 

Project for the Study of the 21st Century, das sich selbst als unabhängiger, globaler und thematisch weit gefächerter Think Tank beschreibt, veröffentlicht im November 2015 den Artikel von Lara Fatah, einer Korrespondentin in Kurdistan, über die Wiederbelebung des Zoroastrismus in der Region. Eine Aktivistin namens Awat Taeeb habe 2006 in London eine NGO namens Yasna gegründet, um kulturelle Aspekte des Zoroastrismus zu fördern. Im März 2015 habe man es geschafft, eine Vertretung von Yasna zu eröffnen. Taeeb sei im zoroastrischen Glauben aufgewachsen und würde leidenschaftlich über bestimmte Aspekte der Religion sprechen, darunter zum Beispiel die Gleichberechtigung von Mann und Frau. In den letzten Monaten habe die Organisation Seminare abgehalten und soziale Medien dazu genutzt, ihre Anliegen voranzubringen und neue Anhänger zu gewinnen. Die Seminare seien in Sulaimaniya und den umliegenden ländlichen Gebieten Darbandikhan, Rania Kifri, aber auch in Städten wie Erbil (Hawler) und Kirkuk abgehalten worden.

Der Übertritt vom Islam zu einer anderen Religion sei umstritten, und die islamische Gesellschaft sei dieser Tatsache gegenüber nicht wohlwollend eingestellt. Ein islamischer Geistlicher namens Mullah Faradsch habe jedoch gesagt, er gehe nicht davon aus, dass Konvertiten Repressalien ausgesetzt seien. Niemand verliere gerne Gläubige, aber man müsse deren Entscheidung respektieren. Awat habe jedoch Vorbehalte, ob es einfach sein werde, die Konversion einer großen Anzahl von Personen durchzuführen. Obwohl der Zoroastrismus das Potential habe, einen großen Anreiz zu entfalten, würden die vorherrschenden Religionsgemeinschaften in der Region sich gegen Konversion sträuben. Laut Awat habe die Organisation bereits Drohungen von verschiedenen islamischen Gruppen erhalten und sich daher bis dato darauf beschränkt, über die zoroastrische Kultur zu sprechen. Laut Awat würden Personen versuchen, Unwahrheiten über die Zoroastrier zu verbreiten und sie als „Feueranbeter“ darzustellen. Die NGO müsse langsam und vorsichtig vorgehen:

„One activist, Awat Taeeb, along with a friend set up the NGO Yasna (which is the name of one of the texts in the Zoroaster holy book the Avesta) to promote the cultural aspects of Zoroastrianism. The NGO was started in London in 2006 and after a failed attempt to open a branch in 2012 in the KRG, a branch of Yasna was successfully opened in March. Taeeb, who was raised as a Zoroastrian, is passionate about her religion, talking animatedly about its peaceful and environmentally friendly nature as well as pointing out that it promotes equality between men and women, as it doesn’t differentiate between the roles and status of the sexes in the same way Islam does. In recent months, they have used a combination of seminars and social media to promote their cause and recruit new followers. ‘We have held a number of seminars in Sulaimania and also in the surrounding rural areas such as Darbandikhan, Rania and Kifri, as well as cities such as Hawler and Kirkuk,’ she says. […]

Converting from Islam is controversial, and society in the Islamic world will not be sympathetic. Asked his opinion on the matter, Mullah Faraj said that he did not feel people would face reprisals and that, whilst no one likes to lose followers, one had to accept their decision. ‘You cannot force someone to follow you. If they believe they will choose to follow you,’ he explains. However, both Awat Xan and Rahman have reservations as to how easy it will be for large numbers to convert. Despite the potential for broad appeal, conversions will no doubt be resisted by the dominant religious forces in the region. Awat Xan says that they have already received threats from various Islamic groups and for that reason they have so far stuck to preaching about the culture of Zoroastrianism. The NGO focuses its efforts solely in this direction. ‘We have received many threats and people try to spread falsehoods that we are fire worshipers, but that is not true,’ she says. ‘We will have to work slowly and cautiously, but we are a peaceful religion and we believe in free will.’” (PS 21, 26. November 2015)

Beitritt, Aufnahmeritual, Beitrittsurkunde, Ausstellung einer solchen Urkunde

Im oben bereits erwähnten Artikel von Al-Monitor vom Februar 2016, der ein Interview mit dem religiösen Führer der Zoroastrier enthält, wird auch die Aufnahme in die zoroastrische Glaubensgemeinschaft geschildert. Im zoroastrischen Kulturzentrum in Sulaimaniya, das auch einen kleinen Tempel enthalte, in dem zoroastrische Rituale durchgeführt würden, würde Pir Luqman Hadschi, der religiöse Führer der Zoroastrier, Konversionen vom Islam zum Zoroastrismus durchführen. Dies geschehe im Rahmen der Kuschti-Bindungszeremonie, die das Binden eines heiligen Gürtels namens Kuschti, den Zoroastrier um die Taille tragen würden, enthalte. Es gebe laut Luqman Hadschi viele Kurden, die durch die Kuschti-Bindungszeremonie zum zoroastrischen Glauben zurückkehren würden. Die Zeremonie komme im muslimischen Glauben dem Aufsagen der Schahada-Formel (Es gibt keinen Gott außer Gott, Mohammad ist der Gesandte Gottes) gleich, durch die man zum Islam übertrete. Bei der zoroastrischen Zeremonie werde ein Gürtel dreimal um die Taille gebunden. Dieser Prozess heiße „Tathbit“ und bedeute, dass die betreffende Person nun mit dem Zoroastrismus verbunden sei und nicht einfach von einer Religion zu einer anderen übergetreten sei:

At the Zoroastrian Cultural and Heritage Center in Sulaimaniyah — which contains a small temple where Zoroastrian rituals are being held for the first time in modern Iraqi history — Peer Luqman Haji, the spiritual leader of Iraqi Zoroastrians, administers the conversion from Islam to Zoroastrianism through the Kushti tying ceremony (a Kushti is the sacred girdle worn by Zoroastrians around their waists) and marriage ceremonies according to the Zoroastrian tradition. […]

There are high rates of returning to the religion among Kurds through the Zoroastrian Kushti tying ritual, which is the equivalent of reciting the Shahada [Shahada consists of the recitation of ‘There is no god but God. Muhammad is the messenger of God.‘] for Muslims before converting to Islam. The ceremony includes the tying of a girdle three times around the waist, which is called Tathbeet [binding], meaning the person has now become bound to Zoroastrianism and has not just converted from one religion to another.“ (Al-Monitor, 17. Februar 2016)

Al Mada, eine irakische Tageszeitung mit Sitz in Bagdad, veröffentlicht im Jänner 2016 ebenfalls einen Artikel des Journalisten Saad Salloum über die zoroastrische Gemeinde. Laut Salloum habe in der spirituelle Führer der Zoroastrier, Pir Luqman Hadschi, persönlich im zoroastrischen Tempel in Sulaimaniya empfangen. Dort habe er der Konversion einer muslimischen Kurdin zum Zoroastrismus beigewohnt, oder Luqmans Beschreibung zufolge, einer „Rückkehr zu ihrer ursprünglichen Religion“. Luqman habe einen zoroastrischen Gürtel um die Taille der Frau als Zeichen ihrer Konversion gelegt. Es seien laut Salloum keine Behörden präsent gewesen, die den festlichen Akt im Tempel gestört hätten, obwohl die Personen im Tempel doch gerade einen Akt vollzogen hätten, den das Gesetz als Apostasie bestrafe. Einem Muslim sei es nämlich, anders als einem Anhänger einer anderen Religion, nicht erlaubt, seine Religion zu wechseln. Nur Stunden vor dem Treffen mit Salloum sei Luqman Hadschi aus Chanaqin zurückgekehrt, wo er ebenfalls eine Konversion vollzogen habe. (Al Mada, 13. Jänner 2016)

 

Assabah Aljadeed erwähnt im August 2017 im oben angeführtem Artikel über ein zoroastrisches Fest an einem Heiligtum im Nordwesten der Provinz Sulaimaniya, dass 15 junge Männer aus der Provinz Erbil ebenfalls dort gewesen seien, um durch eine Zeremonie mit einem „Beitrittsgürtel“ in den zoroastrischen Glauben aufgenommen zu werden. (Assabah Aljadeed, 16. August 2017)

 

Es konnten keine Informationen zu Bescheinigungen beziehungsweise Urkunden über den Beitritt zum Zoroastrismus gefunden werden.

Gibt es das Ministry of Endowment and Religious Affairs in Kurdistan?

Über die in den obigen Quellen enthaltenen Erwähnungen des Ministeriums hinaus unterhält das Ministerium eine offizielle Website, die es nur auf Kurdisch gibt:

·      Ministry of Endowment and Religious Affairs [وەزارەتی ئەوقاف و كاروباری ئایینی]: Homepage, ohne Datum
http://mera-krg.org/

 

Auf der Website der kurdischen Regionalregierung findet sich eine Auflistung aller Minister. Als Minister für Stiftungen und Religiöse Angelegenheiten (Minister of Endowment and Religious Affairs) wird eine Person namens Kamal Muslim inklusive Foto angezeigt. (Kurdistan Regional Government, ohne Datum)

Ist ein spiegelverkehrtes Faravahar-Symbol mit dem Kopf der Figur nach rechts ebenfalls in Gebrauch?

Auf der Website von Rudaw findet sich bei einem Artikel zur Einweihung des zoroastrischen Tempels in Sulaimaniya auch ein Link zu Bildern eines Fotografen namens Sartip Osman von besagter Einweihung. Auf mehreren Bildern lassen sich Faravahar-Symbole erkennen, die entweder an der Wand angebracht sind oder auf einem Tisch stehen, und bei denen der Kopf der Figur nach rechts zeigt. Bei der Frau auf den Bildern handelt es sich übrigens wahrscheinlich um Awat Hussamaddin Tayib:

 

[Bild entfernt]

 

(Rudaw, 21. September 2016b)

 

Der oben angeführte Artikel von Raseef 22 enthält ebenfalls ein Bild, auf dem eine Faravahar-Statue auf der Straße vor einer zoroastrischen Einrichtung zu sehen ist, die vom Blickwinkel des Betrachters gesehen nach rechts blickt:

 

[Bild entfernt]

 

(Raseef 22, 29. August 2015)

Namentliche Liste von Zoroastiern, die sich den Peschmerga angeschlossen haben

Es konnten keine Informationen dazu gefunden werden, ob sich Zoroastrier den Peschmerga angeschlossen haben. Dies bedeutet nicht notwendigerweise, dass es keine Zoroastrier unter den Peschmerga-Kämpfern gibt. Gesucht wurde mittels ecoi.net, Refworld, Factiva, und Google nach einer Kombination aus folgenden Suchbegriffen: peshmerga, fighters, list, register, enlist, zoroastrian, البيشمركة, مقاتلين, زرادشتيين, زرادشتية, قائمة, أسماء

 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 21. Dezember 2017)

·      Al-Jazeera: az-zaradashtiya bi-kurdistan al-ciraq: siyasa bi-thawb ad-din [Zoroastrismus in Kurdistan: Politik in religiösem Gewand], 8. September 2015
http://www.aljazeera.net/news/reportsandinterviews/2015/9/8/%D8%A7%D9%84%D8%B2%D8%B1%D8%A7%D8%AF%D8%B4%D8%AA%D9%8A%D8%A9-%D8%A8%D9%83%D8%B1%D8%AF%D8%B3%D8%AA%D8%A7%D9%86-%D8%A7%D9%84%D8%B9%D8%B1%D8%A7%D9%82-%D8%B3%D9%8A%D8%A7%D8%B3%D8%A9-%D8%A8%D8%AB%D9%88%D8%A8-%D8%A7%D9%84%D8%AF%D9%8A%D9%86

·      Al Mada: hakatha takallam zaradasht fi kurdistan [Also sprach Zarathustra in Kurdistan], 13. Jänner 2016
http://www.almadapaper.net/ar/news/502497/%D9%87%D9%83%D8%B0%D8%A7-%D8%AA%D9%83%D9%84%D9%85-%D8%B2%D8%B1%D8%A7%D8%AF%D8%B4%D8%AA-%D9%81%D9%80%D9%8A--%D9%83%D8%B1%D8%AF%D8%B3%D8%AA%D8%A7%D9%86

·      Al-Monitor: Zoroastrianism in Iraq seeks official recognition (Autor: Saad Salloum), 17. Februar 2016
https://www.al-monitor.com/pulse/en/contents/articles/originals/2016/02/iraq-kurdistan-religious-minorities-zoroastrianism.html

·      Al-Sumaria: fatawa tahridhiya dhidd ad-diyana az-zaradashtiya fi iqlim Kurdistan [Hetzerische Fatwas richten sich gegen die zoroastrische Gemeinschaft in der Region Kurdistan], 6. April 2016
http://www.alsumaria.tv/news/164930/%D8%B7%C2%A8%D8%B7%C2%A7%D8%B8%E2%80%9E%D8%B8%D9%BE%D8%B8%D9%B9%D8%B7%C2%AF%D8%B8%D9%B9%D8%B8%CB%86-%D8%B8%D9%BE%D8%B7%DA%BE%D8%B7%C2%A7%D8%B8%CB%86%D8%B8%E2%80%B0-%D8%B7%DA%BE%D8%B7%C2%AD%D8%B7%C2%B1%D8%B7%C2%B6%D8%B8%D9%B9%D8%B7%C2%A9-%D8%B7%C2%B6%D8%B7%C2%AF-%D8%B7%C2%A7%D8%B8%E2%80%9E%D8%B7%C2%AF%D8%B8%D9%B9%D8%B7%C2%A7%D8%B8%E2%80%A0%D8%B7%C2%A9-%D8%B7%C2%A7%D8%B8%E2%80%9E%D8%B7%C2%B2%D8%B7%C2%B1%D8%B7%C2%A7%D8%B7%C2%AF%D8%B7%C2%B4/ar

·      Assabah Aljadeed: attibac ad-diyana az-zaradashtiya fi-l-iqlim yuqimuna marasim cahd al-wila‘ li-n-nar [Anhänger der zoroastrischen Religionsgemeinschaft in Kurdistan begehen Zeremonie des Treueschwurs an das Feuer], 16. August 2017
http://newsabah.com/newspaper/131293

·      Kurdistan 24: Kurdistan, the only government in Middle East that recognizes religious diversity, 10. April 2017a
http://www.kurdistan24.net/en/culture/321804d4-5b58-4008-848d-e1cc263230b4

·      Kurdistan 24: Support for Kurdistan independence benefits future generations: Zoroastrians, 10. Juli 2017b
http://www.kurdistan24.net/en/news/2b0119ae-4a1c-4e90-bf78-7929e272b2f4

·      Kurdistan Regional Government: Kamal Muslim - Minister of Endowment and Religious Affairs, ohne Datum
http://cabinet.gov.krd/p/page.aspx?l=12&s=030000&r=315&p=579&h=1

·      Ministry of Endowment and Religious Affairs [وەزارەتی ئەوقاف و كاروباری ئایینی]: Homepage, ohne Datum
http://mera-krg.org/

·      Niqash: The One, True Kurdish Prophet? Thanks To Extremism, Iraqis Revive Ancient Religion, 28. Mai 2015
http://www.niqash.org/en/articles/society/5014/

·      PS 21 – Project for the Study of the 21st Century: The Curious Rebirth Of Zoroastrianism In Iraqi Kurdistan (Autor: Lara Fatah), 26. November 2015
https://zoroastrians.net/2017/07/18/the-curious-rebirth-of-zoroastrianism-in-iraqi-kurdistan/

·      Raseef 22: muhawalat li-nashr ad-diyana az-zaradashtiya fi iqlim Kurdistan [Versuche, die zoroastrische Religion in der Region Kurdistan zu verbreiten], 29. August 2015
https://raseef22.com/life/2015/08/29/attempts-to-spread-zoroastrianism-in-the-kurdistan-region/

·      Rudaw: Hopes for Zoroastrianism revival in Kurdistan as first temple opens its doors, 21. September 2016a
http://www.rudaw.net/english/kurdistan/210920163

·      Rudaw: Sartip Osman, 21. September 2016b
http://www.rudaw.net/sorani/kurdistan/2109201622

·      Rudaw: Converts must die: Kurdistan’s Zoroastrians outraged by Islamic preacher, 5. Februar 2017
http://www.rudaw.net/english/kurdistan/050220171

·      USCIRF - US Commission on International Religious Freedom: Wilting in the Kurdish sun; the hopes and fears of religious minorities in Northern Iraq, Mai 2017 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1503987556_kurdistan-report-long.pdf

·      USDOS - US Department of State: 2016 Report on International Religious Freedom - Iraq, 15. August 2017 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/345221/489014_de.html