Anfragebeantwortung zu Pakistan: Lage von Homosexuellen [a-8955]

5. Dezember 2014
 

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Rechtlicher Rahmen

Das US-amerikanische Außenministerium (US Department of State, USDOS) erwähnt in seinem Länderbericht vom Feburar 2014 (Berichtszeitraum 2013), dass einvernehmliche sexuelle Handlungen zwischen Personen des gleichen Geschlechts eine Straftat darstellen würden. Allerdings seien solche Fälle nur selten strafrechtlich verfolgt worden. Laut USDOS gebe es kein Gesetz, das vor Diskriminierung aus Gründen der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität schütze:

„Consensual same-sex sexual conduct is a criminal offense; however, the government rarely prosecuted cases. […] No laws protect against discrimination on the basis of sexual orientation or gender identity.” (USDOS, 27. Februar 2014, Section 6)

Die im Jahr 2010 veröffentlichte Ausgabe des Spartacus Gay Guide, einem Reiseführer für homosexuelle Männer, gibt an, dass homosexuelle Handlungen in Pakistan illegal seien und gemäß den im Jahr 1990 wiedereingeführten islamischen Gesetzen und dem Paragraph 377 des Strafgesetzbuchs von 1860 mit einer lebenslangen Haftstrafe, 100 Peitschenhieben oder Steinigung bestraft werden könnten:

„Homosexuality activity is illegal, punishable according to Islamic Laws which were re-introduced in 1990 and according to paragraph 377 [of Pakistan’s Penal Code of 1860] with life in prison, corporal punishment of 100 lashes or even death by stoning.” (Spartacus, 2010, S. 670)

Paragraph 377 („Unnatürliche Vergehen“) des pakistanischen Strafgesetzbuchs von 1860 führt an, dass jeder, der freiwillig „widernatürlichen Geschlechtsverkehr“ („carnal intercourse against the order of nature“) mit einem Mann, einer Frau oder einem Tier praktiziert, mit lebenslanger Haft oder einer Haftstrafe zwischen zwei und zehn Jahren bestraft werden soll. Außerdem wird die entsprechende Person mit einer Geldstrafe belegt:

„377. Unnatural offences:

Whoever voluntarily has carnal intercourse against the order of nature with any man, woman or animal, shall be punished with imprisonment for life, or with imprisonment of either description for a term which shall not be less than two years nor more than ten years, and shall also be liable to fine.

Explanation: Penetration is sufficient to constitute the carnal intercourse necessary to the offence described in this section.” (Pakistanisches Strafgesetzbuch, 6. Oktober 1860, mit Abänderungen bis 2012, Section 377)

Auf der Website der Gay & Lesbian Archives of the Pacific Northwest (GLAPN), einer in den USA ansässigen Non-Profit-Organisation, finden sich von der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) zusammengestellte und zuletzt im November 2007 aktualisierte Informationen zu rechtlichen Bestimmungen in Zusammenhang mit Homosexualität in Pakistan. Den Informationen zufolge bestrafe das pakistanische zivile Recht gleichgeschlechtlichen Sex mit Freiheitsstrafen zwischen zwei Jahren und lebenslang. Das islamische Recht, das auch angewendet werden könne, sehe dagegen bis zu 100 Peitschenhiebe oder die Steinigung vor. Während es unwahrscheinlich erscheine, dass der Paragraph 377 des Strafgesetzbuchs auch auf Lesben angewendet werde, erscheine dies beim islamischen Recht wahrscheinlich:

„Islamic law was re-introduced in 1990. ‘Pakistani civil law punishes those who have gay sex with two years to life in prison, while Islamic law, which also can be enforced legally, calls for up to 100 lashes or death by stoning.’ (RW/886) [While it seems unlikely that Section 377 would apply to lesbians, it seems likely that Islamic law would]” (GLAPN, 24. November 2007)

Das kanadische Immigration and Refugee Board (IRB) geht in einer Anfragebeantwortung vom Jänner 2014 unter Berufung auf verschiedene Quellen ebenfalls auf die rechtliche Lage von Homosexuellen in Pakistan ein. So habe ein für Pakistan zuständiger Länderspezialist der International Gay and Lesbian Human Rights Commission (IGLHRC) mitgeteilt, dass sich der in Paragraph 377 des pakistanischen Strafgesetzbuchs zu findende Ausdruck „widernatürlich“ auf männliche Homosexualität beziehe. Während einige Quellen gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen als generell illegal bezeichnen würden, würden andere Quellen anführen, dass gleichgeschlechtlicher Sex von Frauen nicht rechtswidrig sei. Der Vorsitzende der Neengar Society, einer von Jugendlichen geführten NGO in Pakistan, die sich für die Rechte sexueller und religiöser Minderheiten einsetze, habe angegeben, dass sich Paragraph 377 des Strafgesetzbuchs nicht auf lesbische Paare beziehe. Ebenso habe der Länderspezialist der IGLHRC mitgeteilt, dass das Gesetz nicht auf gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen von Frauen anwendbar sei und diese Handlungen innerhalb des pakistanischen Rechts ein „noch sehr unerschlossenes Territorium“ darstellen würden:

„In correspondence with the Research Directorate, the Pakistan country advisor for the International Gay and Lesbian Human Rights Commission (IGLHRC) explained that the terminology ‘against the order of nature’ refers to male homosexuality (IGLHRC 17 Dec. 2013). While some sources say that same-sex sexual acts are illegal, in general (US 19 Apr. 2013, 53; BBC 26 Aug. 2013; The Independent 27 May 2013), other sources say that same-sex activity between women is not illegal (ILGA May 2013, 71; Neengar Society 20 Dec. 2013). In correspondence with the Research Directorate, the President of Neengar Society, a youth-led NGO in Pakistan promoting rights for sexual and religious minorities (4 Dec. 2011), explained that since Section 377 cites carnal intercourse, it is not applicable to lesbian couples (Neengar Society 20 Dec. 2013). The country advisor for IGLHRC similarly stated that the law does not apply to same-sex sexual acts between women, which he said is ‘still a very unexplored territory’ in Pakistani law (IGLHRC 17 Dec. 2013). (IRB, 13. Jänner 2014)

In einem Artikel über Homosexualität in Pakistan, der im Februar 2013 in der elektronischen Zeitrschrift Viewpoint veröffentlicht wurde, schreibt der in Pakistan ansässige Menschenrechtsaktivist Waseem Altaf, dass verschiedene Rechtsschulen im Islam Homosexualität verschieden behandeln würden. So betrachte die Hanafi-Rechtsschule gleichgeschlechtlichen Sex nicht als Ehebruch und überlasse das Strafmaß deshalb dem zuständigen Richter. Die schafiitische Rechtsschule sehe gleichgeschlechtlichen Sex als vergleichbar mit anderen Formen der Zina (außerehelicher Geschlechtsverkehr, Anm. ACCORD) an. Deshalb müsse gemäß dieser Rechtsschule eine verheiratete Person, die gleichgeschlechtlichen Sex gehabt habe, als Ehebrecher(in) gesteinigt werden. Eine unverheiratete Person solle hingegen ausgepeitscht werden. Laut der Maliki-Rechtsschule solle jeder (verheiratet oder nicht), der gleichgeschlechtlichen Sex gehabt habe, als Ehebrecher(in) bestraft werden. Dieselbe Ansicht vertrete auch die dschafaritische Rechtsschule:

„[...] various schools in Islam treat homosexuality differently. For instance the Hanafi School does not consider same-sex intercourse to constitute adultery, and therefore leaves punishment up to the judge's discretion. Most early scholars of this school specifically ruled out the death penalty, others allow it for a second offence. Imam Shafi'i considers same-sex intercourse as analogous to other zina; thus, a married person found to have done so is punished as an adulterer by stoning to death, and an unmarried one, as a fornicator, is left to be flogged. The Maliki School says that anyone (married or unmarried) found to have committed same-sex intercourse should be punished as an adulterer. Within the Ja'fari schools, Sayyid al-Khoi says that anyone (married or unmarried) found to have committed same-sex intercourse should be punished as an adulterer.” (Viewpoint, 14. Februar 2013)

Die Hudood-Verordnung aus dem Jahr 1979 (mit Hudood wird eine bestimmte Gruppe an Straftaten des islamischen Rechts bezeichnet, die besondere Strafen nach sich ziehen, Anm. ACCORD) verbietet Zina, was als außerehelicher Geschlechtsverkehr definiert wird. Der Volltext der Verordnung ist unter folgendem Link verfügbar:

·      Offence of Zina (Enforcement of Hudood) Ordinance, 1979 (Ordinance No. VII of 1979), 9. Februar 1979, mit Abänderungen bis 2006 (verfügbar auf Pakistani.org)

http://www.pakistani.org/pakistan/legislation/zia_po_1979/ord7_1979.html

 

Das norwegische Herkunftsländerinformationszentrum Landinfo schreibt allerdings, dass die Hudood-Verordnung von 1979 seinem Verständnis nach sexuelle Handlungen als Zina klassifiziere, wenn die beteiligten Personen entweder unverheiratet oder nicht miteinander verheiratet und zusätzlich verschiedenen Geschlechts seien. Freiwillige sexuelle Handlungen zwischen Personen gleichen Geschlechts würden deshalb nicht unter diese Bestimmungen fallen. Die Informationen, die Landinfo über gerichtliche Verfahren in Zusammenhang mit homosexuellen Handlungen habe, würden ebenso darauf hindeuten, dass die Hudood-Bestimmungen für Zina nicht angewendet würden:

The restrictions on personal relations authorised in § 4 and 5 in The Offence of Zina (Enforcement Of Hudood) Ordinance (referenced above) suggest, as Landinfo understands it, that sexual acts which may constitute zina must take place between persons who either (1) are unmarried or (2) are not married to each other, and - in addition - (3) are of different genders. Voluntary sexual acts between persons of the same gender are not covered by the provisions. The information Landinfo has on legal proceedings in connection with homosexual acts also indicates that the Hudood legislation provisions for zina are not used […].” (Landinfo, 3. Mai 2013, S. 6-7)

Der in der bereits weiter oben angeführten Anfragebeantwortung des IRB zitierte Vorsitzende der Neengar Society habe angegeben, dass Paragraph 294 des pakistanischen Strafgesetzbuchs manchmal auf Transgender-Personen und männliche Sexarbeiter angewendet werde:

„The President of Neengar Society noted that Section 294 of the Pakistan Penal Code is sometimes applied to transgender people or male sex workers (20 Dec. 2013). (IRB, 13. Jänner 2014)

Paragraph 294 („Obszöne Handlungen und Lieder”) des Strafgesetzbuchs sieht vor, dass jeder, der zum Ärger anderer eine obszöne Handlung in der Öffentlichkeit begeht oder in der Öffentlichkeit oder in der Nähe eines öffentlichen Ortes ein obszönes Lied oder obszöne Wörter vorträgt bzw. äußert, mit einer Haftstrafe bis zu drei Monaten, oder einer Geldstrafe, oder beidem bestraft werden soll:

„294. Obscene acts and songs:

Whoever, to the annoyance of others, --

(a) does any obscene act in any public place, or

(b) sings, recites or utters any obscene songs, ballad or words, in or near any public place, shall be punished with imprisonment of either description for a term which may extend to three months, or with fine, or with both.” (Pakistanisches Strafgesetzbuch, 6. Oktober 1860, mit Abänderungen bis 2012, Section 294)

Der Vorsitzende der Neengar Society habe allerdings angegeben, dass diese Bestimmungen (Paragraphen 294 und 377) nur selten durchgesetzt würden. Stattdessen würden diese Bestimmungen dazu genutzt, Leuten zu drohen und sie zu erpressen:

„The Neengar Society President noted that: these laws [Sec. 294 and Sec. 377] are rarely enforced, instead these laws are used to threaten and blackmail people.” (IRB, 13. Jänner 2014)

In einem Artikel vom August 2013 schreibt BBC News, dass homosexuelle Handlungen in Pakistan formal rechtswidrig seien. Sowohl die von den Briten während der Kolonialzeit eingeführten Gesetze als auch die auf der Scharia basierenden Gesetze würden gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen unter Strafe stellen. Allerdings würden diese Gesetze in der Praxis nur selten durchgesetzt. Homosexualität sei ein Problem, das eher innerhalb der Familie ausgetragen werde:

„Technically, homosexual acts are illegal in Pakistan. The British introduced laws criminalising what is described as sex ‘against the order of nature’ in the colonial era. Sharia-based laws dating from the 1980s also lay down punishments for same-sex sexual activity. In practice, though, these laws are rarely enforced, and the issue tends to be dealt with inside the family.” (BBC News, 26. August 2013)

In einem im Juni 2014 veröffentlichten Artikel für die vom Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) unterstützte Website für Nachrichten, Meinungen und Kampagnen, Equal Times, erwähnt der in Karatschi ansässige Journalist Shadi Khan Saif ebenfalls, dass es in Pakistan zwar Gesetze gebe, die homosexuelle Handlungen verbieten würden, diese jedoch nur selten durchgesetzt würden (Equal Times, 17. Juni 2014).

Situation von Homosexuellen

In seinem bereits weiter oben zitierten Bericht vom Mai 2013 erwähnt Landinfo, dass Homosexualität trotz eines relativ hohen Maßes an Toleranz gegenüber Geschlechtsverkehr zwischen Männern in Pakistan nicht akzeptiert werde. In einem Gespräch mit Landinfo habe die Menschenrechtsanwältin Hina Jilani betont, dass über das Thema Homosexualität schlicht nicht gesprochen werden könne. Selbst eine in der Öffentlichkeit stehende („high-profile“) Person wie sie könne nicht über Themen in Zusammenhang mit sexueller Orientierung und Homosexualität sprechen.

Wie der Bericht weiters anführt, gebe es in Pakistan keinen Raum zur Offenbarung homosexueller Identität. Landinfo glaube, dass dies, wie auch die stillschweigende Tolerierung homosexueller Handlungen, auf vorherrschende Familien- und Ehetraditionen zurückgeführt werden könne. Anders als homosexuelle Handlungen stelle Homosexualität eine permanente Bedrohung der Ehetraditionen dar und vermindere die Möglichkeit der Familie, ihre Lage durch eine Eheschließung zu konsolidieren. Homosexualität sei eine Quelle der Zerstörung der erweiterten, patriarchalischen Familie und missachte die wichtigste Institution der pakistanischen Gesellschaft. Es werde wahrscheinlich als sehr viel schwerwiegender wahrgenommen, eine homosexuelle Identität zu offenbaren, als wenn homosexuelle Handlungen öffentlich würden:

„Despite a relatively high degree of tolerance for sex between men, homosexuality, like homosexual acts, is not accepted in Pakistan. The human rights lawyer Hina Jilani emphasised in her conversations with Landinfo that the issue of homosexuality simply cannot be discussed in Pakistan. Not even a high-profile person like her can discuss issues related to sexual orientation and homosexuality.

There is no room for exposure of a gay identity in Pakistan. Landinfo believes that this, as with the tacit tolerance for homosexual acts, can be seen in the light of ruling family and marriage traditions. Unlike homosexual acts, homosexuality represents a permanent threat to marriage and reduces a family group’s opportunity for consolidation through marriage. Homosexuality carries a sense of and is in itself a source of the destruction of the patriarchal extended family. Homosexuality violates the Pakistani community’s most important institution and it would probably be perceived as far more serious to come out with a homosexual identity than if homosexual acts were to come into public awareness.” (Landinfo, 3. Mai 2013, S. 13)

In seinem bereits weiter oben zitierten Artikel vom August 2013 schreibt BBC News, dass die pakistanische Gesellschaft streng patriarchalisch sei und von PakistanerInnen erwartet werde, dass sie eine Person des anderen Geschlechts heiraten (was die große Mehrheit auch tue). Das Ergebnis sei, so ein Forscher namens Qasim Iqbal, zu dem der Artikel keine weiteren Informationen anführt, eine Kultur der Unehrlichkeit und Doppelleben. Homosexuelle Männer würden sich darum bemühen, nicht in gleichgeschlechtliche Beziehungen zu investieren, da sie wissen würden, dass sie eines Tages eine Frau würden heiraten müssen. Nach der Heirat würden sie ihre Ehefrau gut behandeln, aber weiterhin Geschlechtsverkehr mit anderen Männern haben.

Geschlechtsverkehr zwischen Männern ereigne sich an einigen sehr öffentliche Plätzen, darunter dem Abdullah-Shah-Ghazi-Schrein in Karatschi, bei dem es sich um den bedeutendsten Cruising-Platz (Cruising bezeichnet die aktive Suche homosexueller Männer nach Sexualpartner, Anm. ACCORD) der Stadt handle.

Laut Qasim Iqbal werde über Geschlechtsverkehr zwischen Männern hinweggesehen, solange keiner der Meinung sei, dass dadurch Tradition oder Religion in Frage gestellt würden. Schlussendlich heirate jeder eine Person des anderen Geschlechts und über alles andere werde nicht gesprochen:

„Pakistani society is fiercely patriarchal. Pakistanis are expected to marry a member of the opposite sex, and the vast majority do. The result is a culture of dishonesty and double lives, says researcher Qasim Iqbal. ‘Gay men will make every effort to stop any investment in a same-sex relationship because they know that one day they will have to get married to a woman,’ he says. ‘After getting married they will treat their wives well but they will continue to have sex with other men.’

Sex between men occurs in some very public places - including, surprisingly, Karachi's busiest shrine. Families go to the Abdullah Shah-Ghazi shrine to honour the holy man buried there and to ask for God's blessings, but it is also Karachi's biggest cruising ground. […]

‘Sex between men will be overlooked as long as no-one feels that tradition or religion are being challenged. At the end of it all, everyone gets married to a member of the opposite sex and nothing is spoken about.’” (BBC News, 26. August 2013)

Der bereits weiter oben zitierte USDOS-Bericht vom Februar 2014 führt an, dass LGBT-Personen nur selten ihre sexuelle Orientierung offenbart hätten. Zwar sei im Privaten weithin eingeräumt worden, dass es zu Diskriminierungen von LGBT-Personen komme, jedoch seien die Daten nicht ausreichend gewesen, um über diese Formen der Diskriminierung zu berichten. Dies liege teilweise an dem großen gesellschaftlichen Stigma, mit dem Personen, die sich zu ihrer sexuellen Orientierung bekennen würden, konfrontiert seien, sowie der Angst vor Anschuldigungen. Im September 2013 habe die pakistanische Telekommunikationsbehörde die erste Online-Plattform für die LGBT-Gemeinschaft des Landes blockiert.

Wie das USDOS weiters berichtet, habe die Gesellschaft die als „Hijras“ bezeichneten Transgender-Personen, Eunuchen und Hermaphroditen im Allgemeinen gemieden. Hijras hätten oftmals zusammen in Slum-Gemeinschaften gelebt und ihr Überleben durch Betteln und Tanzen gesichert. Einige hätten auch als Prostituierte gearbeitet. Hijras seien oftmals Plätze in Schulen und die Aufnahme in Krankenhäusern verweigert worden. Außerdem hätten sich Vermieter oftmals geweigert, ihnen Eigentum zu vermieten oder zu verkaufen. Die Familien von Hijras hätten ihnen häufig ihren Anteil an Erbschaften vorenthalten. Durch ein im Jahr 2012 erlassenes Urteil des Obersten Gerichtshofs seien Hijras als „drittes Geschlecht“ anerkannt und ihnen erlaubt worden, korrekt ausgestellte Personalausweise zu erhalten. Aufgrund des Urteils hätten Hijras am 11. Mai 2013 zum ersten Mal sowohl als KandidatInnen als auch als WählerInnen an Wahlen teilnehmen können:

„Lesbian, gay, bisexual, and transgender (LGBT) persons rarely revealed their sexual orientation. […] Discrimination against LGBT persons was widely acknowledged privately, but insufficient data existed for accurate reporting on these forms of discrimination, due in part to severe societal stigma and fear of recrimination for those who came forward. In September the PTA [Pakistan Telecommunications Authority] blocked the country’s first online platform for the LGBT community to share views and network.

Society generally shunned transgender persons, eunuchs, and hermaphrodites, referred to as ‘hijras,’ who often lived together in slum communities and survived by begging and dancing at carnivals and weddings. Some also were involved in prostitution. Hijras often were denied places in schools or admission to hospitals, and landlords often refused to rent or sell property to them. Hijras’ families often denied them their fair share of inherited property. A 2012 Supreme Court ruling recognized hijras as a ‘third gender’ and allowed them to obtain accurate national identification cards. Because of the ruling, hijras fully participated in the May 11 elections for the first time as candidates and voters.” (USDOS, 27. Februar 2014, Section 6)

Die Anfragebeantwortung des IRB vom Jänner 2014 führt an, sowohl der Länderspezialist der IGLHRC als auch der Vorsitzende der Neengar Society hätten angegeben, dass LGBT-Personen in Lahore, Karatschi und Islamabad, die offen mit ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität umgehen würden, diskriminiert würden. Dem Vorsitzenden der Neengar Society zufolge sei es für ein Mitglied der LGBT-Gemeinschaft schwierig, Wohnraum, einen guten Job oder Gesundheitsdienstleistungen zu erhalten, ohne ihre Sexualität offenzulegen oder aus Angst vor Diskriminierung zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen zu treffen:

„Both the IGLHRC country advisor and the Neengar Society President said that LGBT people in Lahore, Karachi and Islamabad who are open about their sexual orientation or gender identity are subject to discrimination (IGLHRC 17 Dec. 2013; Neengar Society 20 Dec. 2013). The Neengar Society President said that ‘it is difficult for a member of LGBT community to access housing, a good job, and health care without concealing their sexuality or taking extra precautions with a fear of discrimination.’ (ibid.).” (IRB, 13. Jänner 2014)

Die in Washington, D.C. ansässige NGO Freedom House schreibt in ihrem Jahresbericht zu politischen Rechten und bürgerlichen Freiheiten vom Jänner 2014 (Berichtszeitraum 2013), dass die LGBT-Gemeinschaft weiterhin mit gesellschaftlicher und rechtlicher Diskriminierung konfrontiert sei. Das Strafgesetzbuch sehe Freiheitsstrafen für einvernehmlichen „widernatürlichen“ Geschlechtsverkehr vor. Obwohl strafrechtliche Verfolgungen selten seien, würden solche Gesetze LGBT-Personen davon abhalten, ihre sexuelle Orientierung zu offenbaren oder Missbräuche zu melden:

„[…] the LGBT (lesbian, gay, bisexual, and transgender) community continues to face societal and legal discrimination. The penal code prescribes prison terms for consensual sex ‘against the order of nature.’ Although prosecutions are rare, such laws deter LGBT from acknowledging their orientation or reporting abuses.” (Freedom House, 23. Jänner 2014)

The Diplomat, eine in Japan herausgegebene Zeitschrift für internationale Politik in der Asien-Pazifik-Region, führt in einem Artikel vom Dezember 2013 an, dass Pakistan trotz der großen Homosexuellen-Gemeinschaft mit einer zunehmend konservativen Gesellschaft konfrontiert sei, in der religiöse Gruppen an Popularität und Stärke gewinnen würden. Angesichts dieses Umstandes sei es sehr gefährlich, seine homosexuelle Identität zu offenbaren. Ein LGBT-Aktivist aus Lahore habe mitgeteilt, dass, obwohl alles verfügbar sei, die meisten Teile der Gesellschaft Homosexuellen-Rechte ablehnen würden. Dem Aktivisten zufolge gebe es in großen Städten wie Karatschi, Lahore, Islamabad und selbst Peschawar eine riesige Homosexuellen-Gemeinschaft. Wohin er auch gehe, er finde immer einen Partner. Die meisten dieser Männer würden allerdings außerhalb der im Untergrund stattfindenden „Gruppensex-Partys“ ihre sexuelle Identität nicht offenbaren, so der Artikel:

Despite the huge gay community across Pakistan, the country faces an increasingly conservative society where religious groups are gaining popularity and strength. Given this, it’s highly risky to reveal one’s gay identity. ‘Although everything is available, and in some cities more so, gay rights are opposed from most sections of society,’ Faisal, an LGBT activist from Lahore, told The Diplomat. ‘In big cities, Karachi, Lahore, Islamabad and even Peshawar, there is a huge gay community. I always find a partner wherever I go.’ Under a veneer of strict social conformity, most of these men do not reveal their identity outside of the underground ‘group sex parties.’” (The Diplomat, 21. Dezember 2013)

Im bereits weiter oben zitierten Artikel für Equal Times führt der in Karatschi ansässige Journalist Shadi Khan Saif an, dass sich die LGBTI-Bevölkerung Karatschis bei den häufige stattfindenden Partys und Zusammenkünften in der gut organisierten, geheimen Untergrund-Szene der Stadt treffe. LGBTI-Personen würden online miteinander kommunizieren. Darüber hinaus sei ihre einzige Option, ihre Identität geheim zu halten oder eine neue anzunehmen.

Homosexualität werde von der konservativen pakistanischen Gesellschaft als Tabu angesehen und es gebe Gesetze, die, auch wenn sie nur selten durchgesetzt würden, homosexuelle Handlungen verbieten würden. Trotzdem sei Pakistan im vergangenen Jahr bei der Google-Suche nach dem Begriff „shemale sex“ weltweit führend gewesen. Bei den Begriffen „man fucking man“ und „gay sex pics“ habe das Land den zweiten bzw. dritten Platz belegt.

Der Artikel zitiert weiters einen LGBTI-Aktivisten namens Wajid, dem zufolge es in fast jeder pakistanischen Stadt ein wachsendes Netzwerk von AktivistInnen gebe. Obwohl es keine offizielle Statistik zu Pakistans LGBTI-Bevölkerung gebe, glaube Wajid, dass allein in Karatschi über 50.000 LGBTI-Personen leben würden. Mit Verweis auf einen Fall, bei dem ein homosexuelles Paar von der Polizei aufgegriffen worden sei, habe Wajid angegeben, dass für Homosexuelle in Pakistan der einzige Weg zur Vermeidung ernster Gefahr darin bestehe, sich als Transgender auszugeben, da dies gesellschaftlich akzeptierter sei.

Im Jahr 2012 habe der Oberste Gerichtshof erlaubt, dass dem pakistanischen Personalausweis die Kategorie “drittes Geschlecht” hinzugefügt werde, und so die gesetzlichen Rechte der Transgender-Personen in Pakistan gestärkt. Allerdings würden sich rechtliche Bestimmungen nicht immer auch in alltägliche Praxis übersetzen. So sei ein privater TV-Sender vor einigen Monaten nachts in das Haus einer Transgender-Frau eingedrungen und habe dies live bei einer Sendung über Verbrechen gezeigt. Laut einer Sprecherin der Transgender-Gemeinschaft spiegele dies Missachtung und einen Mangel an Akzeptanz gegenüber Transgender-Personen wider.

Der Artikel führt weiters an, dass lesbisch zu sein vielleicht die mit den meisten Schwierigkeiten verbundene sexuelle Orientierung darstelle, da der Raum für die Freiheiten von Frauen bereits beschränkt sei. Rana Asif von der Gender Interactive Alliance (GIA), einer Organisation, die sich für die Rechte von Transgender-Personen in Pakistan einsetzt, habe angegeben, dass die Verfassung die Rechte von Homosexuellen zwar nicht direkt einschränke, die Kernidee der Verfassung, dass kein Gesetz den Grundprinzipien des Islam widersprechen dürfe, allerdings den Homosexuellen das Recht auf Identität, das Recht, eine Ehe einzugehen, sowie weitere Rechte abspreche:

„Things are a bit different for Karachi’s more affluent lesbian, gay, bisexual, transgender and intersex (LGBTI) population, who meet at the frequent parties and gatherings in the city’s well-organised, secret underground scene. They don’t have to worry about meeting up in parks; they communicate online. But for the rest, keeping one’s identity secret – or adopting a new one – is the only option.

Homosexuality is considered a taboo in conservative Pakistani society and there are laws which, although rarely enforced, render homosexual acts illegal. That didn’t stop Pakistan from being named the world leader for Google searches of the term ‘shemale sex’, second for searches of ‘man fucking man’, and third for ‘gay sex pics’ last year.

Wajid, who is a LGBTI rights activist, told Equal Times that there is a burgeoning network of activists in almost every city in Pakistan. While there are no official statistics about Pakistan’s LGBTI population, Wajid predicts that in Karachi alone – a city of nearly 20 million people – the number is over 50,000. […] Stating the case of a gay couple caught by police, Wajid tells Equal Times that the only way to avoid serious danger is for homosexuals in Pakistan to pretend to be transgender, as this is more socially accepted. […]

In 2012, the Pakistani Supreme Court allowed for a ‘third gender’ category to be added to national identity cards, bolstering their [Pakistan transgender population’s] legal rights. But legislation doesn’t always translate to everyday life. A few months ago, a private TV crew conducted a night-time raid of the house of a transgender woman and broadcast it live on a TV crime show. According to [transgender community leader Bindya] Rana, this humiliating episode reflectes an underlying attitude of disrespect and a lack of acceptance towards transgender people, despite the laws. […]

In the male dominated Pakistani society, being a lesbian is perhaps the most challenging sexual orientation because the space for women’s freedom is already limited – never mind for women who love other women. According to Rana Asif, of the Gender Interactive Alliance (GIA), while there is no legal basis for the discrimination of the LGBTI, religion tends to muddy that water. ‘The Pakistani constitution does not curb the rights of gays or lesbians directly but the core idea of the constitution, which states that there should be no law against the basic principle of Islam, denies gays and lesbians the right of identity, the right to marry and other rights that homosexuals enjoy in some other countries of the world.’” (Equal Times, 17. Juni 2014)

In einem Artikel vom August 2014 berichtet BBC News über den Fall von Azra Ahmed, einer Frau, die in einem kleinen Ort in einer lesbischen Partnerschaft lebe. Wie der Artikel anführt, sei die Beziehung mit einer anderen Frau in Pakistan, wo Homophobie eine breite soziale und religiöse Zustimmung erfahre, nicht förderlich für ihre Jobaussichten. Bereits seit jungen Jahren habe Azra Ahmed sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen wollen, allerdings sei sie aufgrund ihres abgelegenen Wohnortes dazu nicht in der Lage gewesen. Auch sei es dadurch schwieriger geworden, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, Pakistan zu verlassen und in einem Land, in dem dies möglich sei, ihre Freundin zu heiraten. Gegenwärtig sitze sie in einer kleinen Stadt fest und versuche gemeinsam mit ihrer Freundin, nicht aufzufallen.

Die Geschichte von Azra Ahmed und ihrer Freundin sei im Jänner 2014 öffentlich geworden, als eine kleine pakistanische Menschenrechtsorganisation einen Online-Aufruf zur Unterstützung des Paares initiiert habe. Zwar habe der Aufruf kaum Beachtung durch Bürgerrechtsgruppen erfahren, doch habe der Mann hinter dem Aufruf, der ehemalige Journalist Arshad Sulahri berichtet, Drohanrufe erhalten zu haben.

Laut Azra Ahmed versuche sie seit vier Jahren, eine operative Geschlechtsumwandlung zu erhalten, allerdings ständen ihr dabei Hürden im Weg. So dauere der Prozess mehrere Jahre und verlange die Involvierung medizinischen Personals, wie die eines Chirurgen, eines Endokrinologen und eines Psychiaters. Azra Ahmeds Psychiater habe ihr gesagt, dass sie und ihre Freundin sich selbst nach einer Geschlechtsumwandlung verstecken müssten, da ihre Familien sie suchen und wegen Verletzung der Familienehre möglicherweise töten könnten:

„Ms [Azra] Ahmed, 29, is in a lesbian relationship - and in a country where homophobia has wide social and religious sanction, that may not help your job prospects. Ever since she was a little girl she has also wanted to pursue gender reassignment surgery but her remote location has prevented her from doing this. This has also made it more difficult to explore moving to another country where she can lawfully marry her girlfriend. Now she is keeping a low profile with her partner, stuck in a small town which offers few economic opportunities for her skills as a sales executive. The story of Ms Ahmed and her partner, Lubna Jamal, broke in January when a little known Pakistani human rights group launched an online appeal seeking support for the couple. Both women's names have been changed in this article to protect their identity. The appeal went largely unnoticed by civil rights groups, but the man behind it, former journalist Arshad Sulahri, says he received phone calls from unidentified quarters warning him not to promote homosexuality. […]

Ms Ahmed says she has been contemplating two options: ‘We can either seek asylum in a country which allows gay marriages, or I undergo sex change surgery and marry Lubna.’ […] The couple don't have the money and the connections to wade through a maze of human smugglers and immigration lawyers to win asylum. As for gender reassignment surgery, Ms Ahmed has been trying to get an operation over the last four years, but there have been hurdles. It is a complicated process, says Dr Fida Malik (not his real name), a psychiatrist who has been counselling Ms Ahmed for gender identity disorder and pre-surgery evaluation: ‘It takes several years and involves various medical practitioners, such as a surgeon, an endocrinologist, a psychiatrist, and in a country like Pakistan, preferably also a religious scholar if the transition is to get social acceptance.’ […] Ms Ahmed says she was told by her psychiatrist that even after a sex change, she and her girlfriend would have to elope and live a secret life because their families could find them and possibly kill them, believing that they had breached family honour.” (BBC News, 18. August 2014)

Der bereits weiter oben angeführte Spartacus International Gay Guide von 2010 schreibt, dass homosexuelle Männer, Transvestiten und Transsexuelle trotz strenger islamischer Gesetze in Zusammenhang mit moralischen Standards relativ ungestört von der Polizei leben würden. Andererseits könnten sie nicht viel Schutz von den Behörden erwarten:

Despite the strict laws of Islam regarding moral standards, gay men, transvestites and transsexuals live relatively undisturbed from the police. On the other hand they cannot expect much protection from the authorities.” (Spartacus, 2010, S. 670)

Laut der Anfragebeantwortung des IRB vom Jänner 2014 habe der Länderspezialist der IGLHRC die Meinung geäußert, dass, wenn sich eine LGBT-Person, die von Familienangehörigen oder Gemeinschaftsmitgliedern bedroht werde, an die Polizei wende, die Polizei eher zum Komplizen werde als Schutz zu bieten.

Dem Vorsitzenden der Neengar Society zufolge würden Fälle von Drohungen oder Gewalt durch Familienangehörige, die sich gegen LGBT-Personen richten würden, normalerweise nicht berichtet und innerhalb der Familie gelöst. Es gebe meistens eine unausgesprochene Vereinbarung, dass sich niemand an die Polizei wende und eine LGBT-Person Vorfälle nicht melde, selbst wenn sie „schwer geschlagen“ werde:

„The IGLHRC country advisor expressed the opinion that if an LGBT person who faced threats from family or community members went to the police, that the police ‘may become an accomplice rather than protector’ (17 Dec. 2013). […]

According to the President of Neengar Society, incidents of threats or violence from family members against LGBT people are usually unreported and are resolved within the family; there is usually an unspoken agreement that no one will involve the police, and an LGBT person will not report incidents, even if they are ‘badly beaten’ (Neengar Society 20 Dec. 2013).” (IRB, 13. Jänner 2014)

In einem Artikel vom April 2014 berichtet die britische Tageszeitung Daily Mail, dass in Lahore ein 28-jähriger Sanitäter drei homosexuelle Männer, die er im Internet kennengelernt habe, ermordet habe. Laut Aussagen des Täters habe er damit eine Botschaft gegen das „Übel“ der Homosexualität anbringen wollen. Die Morde hätten für Entsetzen in der im Untergrund agierenden Homosexuellen-Gemeinschaft gesorgt, die befürchte, dass der Täter in der konservativen islamischen Gesellschaft, in der Homosexualität stigmatisiert sei, als Held verehrt werde.

Wie der Artikel weiters anführt, würden sich Homosexuelle oftmals davor fürchten, sich ihren Familien zu offenbaren. In Ermangelung von Treffpunkten für Homosexuelle würden diese vom Internet und von Mobile Apps Gebrauch machen, um geheime Treffen zu vereinbaren:

„The case of Muhammed Ejaz, the Pakistani paramedic who murdered three gay men he met online - has sent shockwaves through the country's already persecuted gay community. Ejaz, a 28-year-old father-of-two, was arrested last week and confessed to three brutal murders, saying he wanted to send a message about the 'evils' of homosexuality, though police insist he had sex with his victims first. The killings have sent shockwaves through the underground gay community in the eastern city of Lahore, which fears Ejaz could be lionised as a hero in a conservative Islamic society where homosexuality is stigmatised and sodomy is punishable by up to 10 years in jail. […]

The case has shone an unwelcome spotlight on Pakistan's closeted gay community, who are often afraid to come out to their families. In the absence of gay venues they rely on the Internet and mobile apps to arrange clandestine dates.” (Daily Mail, 28. April 2014)

Die in den USA ansässige Online-Nachrichtenagentur GlobalPost berichtet in einem Artikel vom Mai 2014 ebenfalls über die Morde in Lahore. Wie der Artikel anführt, könnten Homosexuelle in Pakistan nicht in Clubs für Homosexuelle gehen, da es solche nicht gebe. Laut einem in Lahore lebenden Mann namens Amir Shah, der für die bekannte Website manjam.com (ein soziales Netzwerk für homosexuelle Männer, Anm. ACCORD) arbeite, würden Homosexuelle in Ermangelung von Treffpunkten von Dating-Websites, Mobile Apps und Online-Gruppen Gebrauch machen, um Kontakte zu knüpfen. Mit den Morden in Lahore sei jedoch selbst dies unsicher geworden.

Allerdings, so der Artikel, würden homosexuelle Paare in Pakistan, wo jede Form des außerehelichen Geschlechtsverkehrs tabu sei, in einigen Fällen einer geringeren Kontrolle unterliegen als unverheiratete heterosexuelle Paare.

Der 29-jährige Ahmed Butt aus der Nähe von Lahore, bei dem es sich um einen Moderator auf onlylads.com, einer weiteren Website für Homosexuelle, handle, habe angegeben, dass er niemals mit Problemen bei der Partnerfindung oder bei Treffen in der Öffentlichkeit („dating openly“) konfrontiert gewesen sei, da seiner Meinung nach zwei Jungen weniger Aufmerksamkeit auf sich ziehen würden als ein Paar bestehend aus einem Jungen und einem Mädchen. Butt zufolge sei es in Pakistan nicht schwer, homosexuell zu sein. Zumindest er komme zurecht. Allerdings habe Butt auch angegeben, dass sich die Homosexuellen-Gemeinschaft zunehmend bedroht fühle, da die Hassverbrechen im Allgemeinen von der pakistanischen Gesellschaft begrüßt würden.

Wie der Artikel erwähnt, würden Mitglieder der Homosexuellen-Gemeinschaft berichten, dass Verfolgung eine dauernde Gefahr sei. Außerdem würden nur die schlimmsten Fälle bekannt. Die anderen würden nicht gemeldet oder gerieten nicht ins Blickfeld der Öffentlichkeit:

„Gay people in Pakistan can’t go to gay clubs: They don’t exist. Many say the internet was the best thing that ever happened to the community – until now.

‘In the absence of any type of gay hangouts, we only rely on the dating sites, mobiles apps and groups to make friends but with this incident even that has become unsafe,’ said [Amir] Shah [from Lahore, who belongs to the popular manjam.com site].

Still, in this conservative, Muslim country where any kind of sex outside marriage is taboo, gay partners in some cases receive less scrutiny than unmarried heterosexual couples.

‘I have never had any problems finding a partner for myself or dating openly because I guess when two boys are together and they draw less attention to themselves than the boy-and-girl couple,’ says 29-year-old Ahmed Butt from Chakwal, near Lahore. ‘I don’t think it is hard to be gay in Pakistan, at least it works for me.’

Still, Butt, who is also an active moderator on onlylads.com, another gay social site, says the gay community feels increasingly threatened because these hate-crimes are generally applauded by the society. […]

Persecution is a constant threat to the gay community, members say, even as all but the most egregious incidents remain unreported or out of the spotlight.” (GlobalPost, 12. Mai 2014)

Die Anfragebeantwortung des IRB sowie der Bericht von Landinfo enthalten darüber hinaus weitere detaillierte Informationen zur Lage von Homosexuellen in Pakistan:

·      IRB - Immigration and Refugee Board of Canada: Pakistan: Situation of sexual minorities in Islamabad, Karachi and Lahore, including treatment by society and authorities; state protection (2010-2013) [PAK104712.E], 13. Jänner 2014 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/local_link/268527/396496_de.html

·      Landinfo - Norwegian Country of Origin Information Centre: Pakistan: Homosexuals and homosexuality, 3. Mai 2013

http://www.landinfo.no/asset/2942/1/2942_1.pdf

 

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 5. Dezember 2014)

·      BBC News: Gay Pakistan: Where sex is available and relationships are difficult, 26. August 2013

http://www.bbc.com/news/23811826

·      BBC News: Gay Pakistan: Lesbians’ lives on the line, 18. August 2014

http://www.bbc.com/news/world-asia-28693456

·      Daily Mail: Pakistani killer murdered three gay men he met online by breaking their necks after having sex with them ‘to stop them spreading the evil of homosexuality’, 28. April 2014

http://www.dailymail.co.uk/news/article-2615267/Pakistani-killer-murdered-three-gay-men-met-online-breaking-necks-having-sex-stop-spreading-evil-homosexuality.html

·      Equal Times: The Secret Life of Pakistan’s LGBTI Community (Autor: Shadi Khan Saif), 17. Juni 2014

http://www.equaltimes.org/the-secret-life-of-pakistan-s?lang=en#.VHhFXXZn3jU

·      Freedom House: Freedom in the World 2014 - Pakistan, 23. Jänner 2014 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/local_link/280221/410328_de.html

·      GLAPN - Gay & Lesbian Archives of the Pacific Northwest: Sodomy Laws: Pakistan, letzte Aktualisierung 24. November 2007

http://www.glapn.org/sodomylaws/world/pakistan/pakistan.htm

·      GlobalPost: Being gay in Pakistan: Where anti-gay serial killers are applauded, 12. Mai 2014

http://www.globalpost.com/dispatch/news/regions/asia-pacific/pakistan/140509/being-gay-pakistan-where-anti-gay-serial-killers

·      IRB - Immigration and Refugee Board of Canada: Pakistan: Situation of sexual minorities in Islamabad, Karachi and Lahore, including treatment by society and authorities; state protection (2010-2013) [PAK104712.E], 13. Jänner 2014 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/local_link/268527/396496_de.html

·      Landinfo - Norwegian Country of Origin Information Centre: Pakistan: Homosexuals and homosexuality, 3. Mai 2013

http://www.landinfo.no/asset/2942/1/2942_1.pdf

·      Offence of Zina (Enforcement of Hudood) Ordinance, 1979 (Ordinance No. VII of 1979), 9. Februar 1979, mit Abänderungen bis 2006 (verfügbar auf Pakistani.org)

http://www.pakistani.org/pakistan/legislation/zia_po_1979/ord7_1979.html

·      Pakistanisches Strafgesetzbuch, 6. Oktober 1860, mit Abänderungen bis 2012 (verfügbar auf Pakistani.org)

http://www.pakistani.org/pakistan/legislation/1860/actXLVof1860.html

·      Spartacus International Gay Guide 2010, 39th edition, 2010

·      The Diplomat: Queer Pakistan Under Attack, 21. Dezember 2013

http://thediplomat.com/2013/12/queer-pakistan-under-attack/

·      USDOS - US Department of State: Country Report on Human Rights Practices 2013 - Pakistan, 27. Februar 2014 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/local_link/270793/400683_de.html

·      Viewpoint: Homosexuality and related issues (Autor: Waseem Altaf), 14. Februar 2013

http://www.viewpointonline.net/2014/09/homosexuality-and-related-issues